Christoph Vischer – Dank für Christi Leiden und Sterben.

Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
Dass du für uns gestorben bist,
und hast uns durch dein teures Blut
Gemacht vor Gott gerecht und gut.

Wir bitten dich, wahr Mensch und Gott,
Durch dein heilig fünf Wunden rot:
Erlös uns vom ewigen Tod
Und tröst uns in der letzten Not.

Behüt uns auch vor Sünd und Schand,
Reich uns dein allmächtige Hand,
Dass wir im Kreuz geduldig sein,
Uns trösten deiner schweren Pein;

Und draus schöpfen die Zuversicht,
Dass du uns werdst verlassen nicht,
Sondern ganz treulich bei uns stehn,
Dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.

Joh. Euseb. Schmidt – Es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! vergiss ja nicht
Dies Wort, mein Herz, das Jesus spricht,
Da er am Kreuze für dich stirbet,
und dir die Seligkeit erwirbet,
Da er, der alles, alles wohl gemacht,
Nunmehro spricht: Es ist vollbracht!

Es ist vollbracht am Kreuze dort
Gesetz und der Propheten Wort:
Was wir niemals vollbringen konnten,
Ist nun vollbracht durch Jesu Wunden:
Was Gottes Rat von Ewigkeit bedacht,
Das ist durch seinen Tod vollbracht.

Es ist vollbracht und gnug getan,
Dass man nicht mehr verlangen kann,
Gott ist versöhnt und ganz gestillet,
Weil sein Sohn alles hat erfüllet:
Was ists, dass man in Angst und Sorgen wacht?
Man glaube nur: Es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! Was soll ich nun
Dazu noch, o mein Jesu, tun?
Nichts, nichts: denn was von dir geschehen,
Wird schon als mein Werk angesehen;
Auch das, was ich vollbringe Tag und Nacht,
Wird von dir selbst in mir vollbracht.

Es ist vollbracht! ich bin befreit,
Ich habe schon die Seligkeit:
Weil Sünd und Tod sind weggenommen,
Ist Gnad und Leben wiederkommen:
Darum, wenn auch gleich alles bricht und kracht,
Sag ich getrost: Es ist vollbracht!

Es ist vollbracht: vergiss ja nicht
Dies Wort, mein Herz, das Jesus spricht.
und lass es dir auch dazu dienen,
Dass du vollbringst, was dir will ziemen:
So lang du lebst, lass dies nicht aus der Acht,
Dass Jesus spricht: Es ist vollbracht!

Victor von Strauß – Maria und Johannes am Kreuze.

Seht den Herrn am Kreuze schweben,
Seht, die Mutter steht daneben,
Durch die Seel ihr dringt ein Schwert;
Bluten sieht sie ihn, erblassen:
und ihr Herz ist ganz verlassen,
Da er nun von hinnen fährt.

Bei ihr steht in bitterm Leiden,
Dass er von dem Herrn soll scheiden,
Steht der Jünger, den er liebt,
Und sein Herz ist ganz verlassen:
Wen soll seine Lieb umfassen,
Wenn den Herrn der Tod umgibt?

Treuer Jesu, so in Schmerzen
Denkst du noch der armen Herzen,
Eh‘ ihr ganzer Trost zerrann,
Sprichst vom blutgen Kreuzesthrone:
Mutter, nimm ihn an zum Sohne
Sohn, nimm sie zur Mutter an.

Und von Stund an sind verbunden,
Die sich treu am Kreuz gefunden;
Hör’s, o Herz, das einsam fleht:
Keiner darf auf Lieb verzichten,
Keinem fehlts an teuern Pflichten,
Der bei Jesu Kreuze steht.

Woll‘ uns Alle, Herr, die Deinen
unter deinem Kreuz vereinen
Treugesellt zu Freud und Schmerz,
Mit der Mutter reinem Triebe,
Mit des Kindes frommer Liebe
Lass uns schließen Herz an Herz.

Größre Scheidung ist bezwungen:
Kindschaft hast du uns errungen
Allen, die dein eigen sind.
und dein Blick vom Kreuz erhoben
Weist auf Gott im Himmel droben;
Sieh, das ist dein Vater, Kind.

Herr voll Liebe bis zum Sterben,
Deine Liebe lass uns erben,
Dass sie heilge Herz und Sinn,
Dass du, wenn wir überwunden,
Sagest: Sie sind treu erfunden;
Vater, nimm die Kinder hin!

Gottfr. Wilh. von Leibniz – Zueignung des Leidens Christi.

Jesu, dessen Tod und Leiden
Unsre Freud und Leben ist,
Der du abgeschieden bist,
Auf dass wir nicht von dir scheiden,
Sondern durch des Todes Tür
Zu dem Leben folgen dir!

Als der scharfe Speer gestochen,
Herr, in deine Seite dort,
und dein Blut, des Glaubens Hort,
Aus der Seit hervorgebrochen,
Lässt du sehen uns dein Herz
Voll von Lieb und voll von Schmerz.

Deine Arme, ausgestrecket,
Zeigen deine Freundlichkeit,
zu empfangen die bereit,
So dein Kreuz zur Lieb erwecket;
Wer nicht unempfindlich ist,
Sich in deine Arme schließt.

Als sich, Herr, dein Haupt geneiget,
War es, um zu segnen mich;
Da der Geist von dannen wich,
Noch sich deine Liebe zeiget.
Selig, wer auch Zeichen gibt,
Dass er bis in Tod dich liebt.

Lass die matte Seel empfinden
Deiner Liebe süße Flut;
Wem nicht deines Leidens Glut
Kann sein kaltes Herz entzünden,
Jesu, der muss wie ein Stein,
Ohne Lieb und Leben sein.

Albert Zeller – Ich sink an seinem Kreuze nieder

Ich sink an seinem Kreuze nieder
Und knie mit Maria hin,
Wir Alle sind ja Schwestern, Brüder;
Ein Leid beweget unsern Sinn.

Da hängt Er zwischen Erd und Himmel,
Der Sohn, der Erd und Himmel schuf!
Ein rohes, tosendes Getümmel
Verschlingt fast seinen Abschiedsruf.

Ich hab ihn mit ans Kreuz geschlagen,
Und klage mich des jammernd an;
Er aber betet ohne Klagen:
„Sie wissen nicht, was sie getan!“

Der Retter stirbt, der Herr des Lebens,
Er stirbt für uns den Menschentod.
Lass ihn nicht sterben, Mensch, vergebens!
Der Herr des Lebens ist dein Gott!

Da fasst ein Jubel sonder Gleichen
Im Schmerz die Seele wunderbar;
Durch dunkle Wolken niederreichen
Sieht man den Himmel rein und klar.

Vergeben sind sie uns, vergeben,
Die Sünden unsrer Erdenlust:
Ein himmlisch Weinen, Danken, Beben
Erfüllt die sturmzerriss’ne Brust.

Aufs Neu geschenkt sind wir uns Alle;
Das Lied des Heils steigt himmelwärts,
Und den entsühnten Brüdern falle
Entsühnt ich selber an das Herz.

Albertini, Johann Baptist von – Du musstest leiden, Gottes Sohn!

Du musstest leiden, Gottes Sohn!
die Zeit war da – es stand geschrieben
im Buch – es drängte Dich Dein Lieben:
da tauschtest Du ums Kreuz den Thron.

Du musstest leiden! konnte je nur
Ein Gesicht verloren gehen,
was heilge Seher einst gesehen?
Du musstest nach Gethsemane!

Doch, Barmherziger! Warum
stand solche Schrift in Deinem Buche?
warum ward’s Segens Quell zum Fluche,
zur tiefsten Schmach der höchste Ruhm?

Warum beim Blick in künft’ge Zeit
durchbrechen jene Freudensszene
geheimnisvolle Leidenstöne
im Buche der Gerechtigkeit?

Warum, als ihm gelang die Tat,
das Joch des Starken zu zerbrechen,
warum musst ihm die Ferse stechen
der Schlangenkopf, den Er zertrat?

In dichtem Dunkel schreitest du
einher, allwaltendes Verhängnis!
und führst die Geister im Gefängnis:
dich decken Ewigkeiten zu.

Es musste sein! O Gott, umsonst
sahst Du Dich um! Du sannst vergebens
zu schonen Deines Sohnes Lebens,
der Du die Himmel überthronst!

O heiligs Muss! – Notwendigkeit,
der sich der Allmacht Kräfte neigen!
wir beten an in sel’gem Schweigen:
denn du bist unsre Seligkeit.

O seligs Muss der Ewigkeit!
manch hart unselig Muss des Lebens
drückt uns, und spottet Widerstrebens:
doch du, du stillest all dies Leid.

Wenn uns Dein Mund, o Heiland! sagt
in’s Herz hinein, „ich musste leiden!“
so gib, dass wir das Wort nicht meiden,
dass Stolz, Scham, Furcht uns nicht verjagt!

Nein! lernen lass uns an dem Wort,
bis unser Innerstes durchschüttert
von seiner Allgewalt, erzittert
bis uns sein Schwert das Herz durchbohrt!

O heiligs Licht! o seligs Recht!
dass auf der fluchbeladnen Erde
des ew’gen Segens fähig werde
der Menschen sündiges Geschlecht.

Das musste sein! so hilf uns nun,
dass wir zu Deiner Wahl zum Segen,
du Fluch für uns! die unsre legen,
und Dir am Segensbusen ruhn!

Behm, Martin – Schau an, mein Herz, wie Jesus Christ

Im Ton: Jesu Christe meins Lebens Licht rc.

1. Schau an, mein Herz, wie Jesus Christ
Zuletzt am Kreuz still worden ist,
Nachdem er hat sein Not verbracht,
Damit seins Lebens End gemacht.

2. Gar säuberlich sein Haupt er neigt,
Sich an Gebärden still erzeigt
Und schlief fein sanft und ruhig ein;
Das mag ein Fürst des Lebens sein.

3. Sein Haupt hat er zu uns geneigt,
Damit sein Lieb und Treu bezeigt,
Die er zu uns aus Gnaden trägt,
Weil er in Todes Staub sich legt.

4. Des dank ich dir, Herr Jesu Christ,
Weil mirs zu gut geschehen ist.
Hilf auch, dass ich mich zu dir neig
Und dir Gehorsam stets erzeig.

5. Doch so ich etwa mich verirrt,
Dass ich mein Glauben übel ziert,
So hilf, dass ich mich vor dir bück,
In Demut mich zu bessern schick.

6. Käm denn der Tod und griff mich an,
Des sich kein Mensch erwehren kann,
So hilf, dass ich mich neig zu dir,
Damit er fänd kein Recht an mir.

7. Ich halt mich an dein Testament,
Das ist mein Trost am letzten End.
Das himmlisch Reich ist mir bescheidn,
Das ist mein Trost in meinem Leidn.

8. Weil du geschwächt des Todes Macht
Und hast das Leben wiederbracht,
So bitt ich durch dein Gütigkeit,
Mach mich zum Sterben recht bereit.

9. Damit ich fein vernünftiglich
Einschlaf ganz fein und säuberlich
Und also komm zu guter Ruh,
Sobald ich tu mein Augen zu.

10. Auf dich mein Haupt ich niederleg,
Wenn ich im Leib kein Ader reg.
Hilf, dass mein Sterben so geling,
Dass ich vom Tod ins Leben dring.

Amen.

Elisa von der Recke – Bei dem Andenken des Lebens und der Leiden Jesu.

Durchdenk ich meines Heilands Leben,
Was fühlt für ihn mein liebend Herz!
Welch Beispiel hat er mir gegeben!
Wie heldenmütig ist sein Schmerz!
Wie menschenfreundlich seine Freuden!
Wie mitleidsvoll, wie groß gesinnt
Selbst gegen die, die seiner Leiden
Und seines Todes Stifter sind.

Zwar klagt er auch bei seinen Schmerzen
Doch, welche göttliche Geduld!
Mit seinem ganzen edlen Herzen
Traut er auf seines Vaters Huld.
Lass diesen Kelch vorüber gehn!
Ruft er in seiner Seelenpein,
Doch, Herr, dein Wille soll geschehn,
Der meine nicht, denn ich bin dein.

Die Freuden, die sein Herz empfindet,
Sie gründen bloß auf Wohltun sich.
Wo er Verlassne traurig findet,
Zeigt er als Rat und Helfer sich.
Die Blinden suchet er zu leiten;
Den Hungrigen bricht er das Brot;
Er hält die aufrecht, welche gleiten;
Und hilft den Kranken in der Not.

Und willig ist er zum vergeben!
Wiee fleht er selbst auch noch für die,
Die ihm den Kreuzestod gegeben,
„Erbarme, Herr, dich über sie!
Dies waren seine letzten Bitten,
Und so, so starb der Tugendheld,
Er, der zu unserm Heil gelitten,
zu sein ein Beispiel für die Welt.

Ja! dir, mein Heiland, nachzuahmen,
Verleih mit Stärke, Mut und Treu;
Dass ich nicht nur bloß nach dem Namen
Ein Christ, – nein! — auch durch Taten sei.
Lass mich nie von der Tugend weichen,
Auf dieser rauen Lebensbahn,
Und selbst dein hohes Bild erreichen,
So weit es meine Schwachheit kann.

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Danksagung für Christi Leiden.

Jesu, meines Lebens Bürge,
O, mein Licht!
Dass mich nicht
Höll‘ und Tod erwürge:
Ach, das hab‘ ich Dir zu danken!
Nimm mich an,
Denn ich kann
Nicht mehr von Dir wanken.

Kreuz und Dornen, Strick‘ und Bande,
Heiße Angst,
Drin Du rangst,
Ruten, Schmach und Schande,
Jammer, schmerzliche Beschwerden,
Sünd‘ und Tod,
Alle Not
Trugest Du auf Erden.

Ohne Dich wär‘ ich versunken;
Plag‘ und Pein
Schlügen drein,
Herz und Geist wär‘ trunken
Und von Schrecken eingenommen;
Ohne Dich
Wäre ich
Nicht dem Zorn entkommen.

Hast Du nun Dein teures Leben
An den Pfahl
Voller Qual
Also hingegeben:
So sei ebenfalls das meine,
Edler Hort,
Hier und dort
Nun und ewig Deine!

(1719 in Paris gedichtet.)

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Der Held im roten Gewand.

Sieh‘ da! wer kömmt voll Gottesehr‘
Im blutigen Gewand?
Ein Held, er gehet hoch daher,
Scheut keinen Widerstand!

Wer ist’s, so prächtig angekleid’t,
Daß ihr nichts Schön’res wisst?
Der unser Fried‘ und seiner Leut‘
Allmächtiger Heiland ist!

Warum sieht aber sein Talar
So blutbesprenget aus,
Als käm‘ der König unsrer Schar
Aus einem Kelterhaus?

Er spricht: Nicht ist’s verwunderlich,
Daß mein Kleid Flecken hat,
Weil Niemand da war, außer Ich,
Der Gottes Kelter trat!

Ach ja! Er hemmt den Wunderlauf,
Daß Er die Lasten nehm‘;
Er setzt den Kranz von Dornen auf,
Und lässt das Diadem.

Schweiß, Schrecken, Zähren, Angstgeschrei,
Die Wunden, die Er hat,
Sind, denk ich, Zeugen Seiner Treu‘,
Und Seiner Lieb‘ und Gnad‘.

O was ist doch für ein Beweis
Für Deine große Lieb‘,
O HErr, der blutige Todesschweiß,
Den Dir die Sünd austrieb!

Die Kelter drückte Dich für mich,
Daß Dir das Blut entging,
Wovon die Spur sich feierlich
An Deine Kleider hing!