Blaul, Georg Friedrich – Ruhe in Christo.

Mel. Wer ist wohl wie du rc.

Ach! aus tiefer Not
Und betrübt zum Tod,
Rief ich oft nach Ruh‘ und Frieden,
Doch in wem sie mir beschieden,
Hab‘ ich nicht gefragt,
Hab‘ nur laut geklagt.

Und viel schwerer noch
Ward des Elends Joch.
Seit ich Jesum dich erkenne,
Meinen Herrn und Heiland nenne,
Nehmen Fried‘ und Ruh‘
Stündlich wieder zu.

Ja, du bester Freund,
Nur mit dir vereint
Bin ich frei von allen Lasten,
Darum will ich ruh’n und rasten,
Jesu, nur bei dir,
Komm! ach, komm zu mir!

Jesu, ohne dich
Ist kein Friede da für mich.
Welt, du machst mich matt und müde,
Mein Erlöser nur bringt Friede,
Und wenn er mich hält,
Trotz‘ ich dir, o Welt.

Send‘ mir deinen Geist,
Den du mir verheißt,
Dass sein Odem mich berühre,
Mich den Weg des Lebens führe;
Nur durch ihn allein
Bist du mein, ich dein.

Ja, Herr Jesu, komm!
Mach‘ mich rein und fromm.
Nimm hinweg, was mich noch drücket,
Gib, was ewig mich beglücket,
Meine Last nimm du,
Mir gib deine Ruh‘!

Blaul, Georg Friedrich – Freudigkeit im Sterben.

Mel. Wenn mein Stündlein vorhanden ist

Du hast mein Ziel mir nah gerückt,
Herr über Tod und Leben!
Ich fühl’s, und fühl mich ganz beglückt,
Und will darob nicht beben;
Nein, alles was ich von dir hab‘,
Leib, Seel und jede gute Gab‘
Sei dir zurückgegeben!

Nimm’s hin, mein Gott! ich bin bereit,
Sei’s heute oder morgen,
Bei dir ist’s ja vor allem Leid
Und Schaden wohl geborgen.
Und wer auch hier zurücke bleib‘,
Sei’s Vater, Mutter, Kind und Weib,
Du, Herr, wirst sie versorgen.

Fahr‘ hin denn, Erdenherrlichkeit!
Wer mag an dir noch hangen?
Komm, letztes Leiden dieser Zeit!
Mir soll vor dir nicht bangen.
Mit Freuden hör‘ ich deinen Ruf,
Mein Gott und Herr, der mich erschuf,
Nach dir steht mein Verlangen.

Mit Freuden, Herr, fahr‘ ich dahin,
Verlasse diese Erde,
Wo ich nur Gast und Pilger bin
Voll Kummer und Beschwerde.
Mit Freuden, Herr, fahr ich dahin
Weil ich durch dich erlöset bin,
Mit dir vereinet werde.

Blaul, Georg Friedrich – Tischlied.

Mel. Allein Gott in der Höh‘.

Für deine Gaben dank ich dir,
Mein Gott, von ganzer Seele.
Du hast bisher gesorgt, dass mir,
Was ich bedarf, nicht fehle.
Es ist ja nichts mein eigen Gut,
Du, der uns alles Gute tut,
Du hast es mir gegeben.

D’rum will ich stets voll Dankbarkeit
Nur dich, den Geber, ehren,
Und fleh’n, du woll’st mir allezeit,
Was ich bedarf, bescheren:
Mein täglich Brot, dein göttlich Wort,
Damit ich weder hier, noch dort
An Leib und Seel verderbe.

Blaul, Georg Friedrich – Schullied.

Mel. Kommt her, spricht Christus

Gott, gib uns deines Geistes licht,
Lass jeden guten Unterricht
Zu unserm Heil gedeihen.
Dein Wort mach‘ uns vor allem klar,
Gib, dass wir jetzt und immerdar
Dir unsre Herzen weihen.

Und wann dein Wort wir recht erkannt,
Dann setz‘ uns alle in den Stand,
Es treulich zu vollbringen.
Auf Jesum Christum hinzusehn
Mit ihm zu dir, o Vater, gehn,
Das, Herr, lass uns gelingen.

Blaul, Georg Friedrich – Gehe nicht ins Gericht mit mir!

Herr, der jedes Herz ergründet,
Ob sich’s noch so tief verdeckt,
Was du vom Gericht verkündet,
Hat mein armes Herz erschreckt,
Und ein Feuer angezündet,
Das vom Schlaf mich aufgeweckt.

Wie gefährlich ist’s zu schlafen,
Und nicht wissen Stund‘ und Tag,
Wo der Herr, die Welt zu strafen,
Endlich wiederkommen mag!
Solche Donnerworte trafen
Mich, da ich noch schlafend lag.

Schlafend auf dem Ruhekissen,
Das ich selbst mir unterschob,
Das ich nannt mein gut Gewissen,
Weil’s mich vor mir selbst erhob,
Und zu preisen war beflissen
Immerfort mein eig’nes Lob.

Wie verschwand vor deinen Worten
Alle die Vortrefflichkeit,
Die ich einstens allerorten
Schnell zu rühmen war bereit!
Wie befleckt ist vor dir worden,
Herr, mein glänzend Ehrenkleid!

Was die Welt als fromm gepriesen,
War vielleicht nur Heuchelei,
Was die Leute Tugend hießen,
Gleicht vor dir der leeren Spreu;
Du, Herr, hast mir erst bewiesen,
Dass der Schein nicht Wahrheit sei.

Herr, an deinem großen Tage
Wird dies alles offenbar,
Jedes Wort, das ich hier sage,
Ob es falsch sei oder wahr,
Das ist selbst schon ohne Frage
Deinem Richterauge klar.

Wolltest du es heut ergründen,
Wie ich meinen Gott geliebt,
Ach! du würdest leider finden,
Das ich ihn so oft betrübt,
Weil ich wohl so viele Sünden,
Aber Tugend nicht geübt.

Fragst du, ob ich nie gekränket
Meinen Nebenmenschen hab‘?
Ob ich ihn gespeist, getränket,
Gern ihm, was ich konnte, gab?
Dem, der tief in Not versenket,
Rechte Stütze war und Stab?

Fragtest du, ob meine Liebe
Auch die Feinde selbst umfasst,
Ob ich niemals Rache übe
Gegen den, der mich gehasst?
Da, mein Jesu, ach, da bliebe
Viel, gar viel mir noch zur Last.

Denn auf tausend solcher Fragen
Dir antworten kann ich nicht,
Nur das Eine muss ich sagen:
Geh‘ mit mir nicht ins Gericht,
Denn ich könnte nicht ertragen,
Herr, dein Richterangesicht.

O wie kann ich würdig danken,
Dass du Frist mir noch geschenkt?
Dass dein Wort mir die Gedanken
Hin auf dein Gericht gelenkt?
Nimm dies Herz, das ohne Wanken
Deines Worts fortan gedenkt.

Aber hilf du selbst vollbringen,
Gib mir Kraft von deiner Kraft,
Lass die Heiligung gelingen,
Eh‘ der Lob dahin mich rafft.
Hilf, Herr, der in allen Dingen
Wollen und Vollbringen schafft.

Blaul, Georg Friedrich – Trost im Tode.

Christ, du stehst am Todestore
Unerquickt und unerfrischt,
Gleich dem ganz zerstoß’nen Rohre,
Gleich dem Docht, der bald erlischt;
Hast du denn an keiner Stelle
Je geseh’n die Lebensquelle?
Hast du denn für deine Wunden
Keinen Balsam noch gefunden?

Komm, ich will den Born dir zeigen,
Draus das ew’ge Leben quillt:
Unter Zions Palmenzweigen
Wird dein dürstend Herz gestilt.
Dort nur kannst du ganz gesunden,
Wo dein Herr voll Schmach und Wunden
Auch für dich am Kreuz gestorben,
Ew’ges Heil auch dir erworben.

Tritt ans Kreuz, er wird dich lehren,
Auch im Tod getrost zu sein,
Nichts wird fürder dich beschweren,
Wenn er ganz im Glauben dein.
D’rum, o Christ, vor deinem Ende
Hin zu deinem Herrn dich wende;
Such‘ ihn auf, er lässt sich finden,
Hilft den Tod dir überwinden.

Musst dein Herr nicht alles leiden,
Dass du selig könntest sein?
Und du möchtest gern vermeiden
Kreuz und Trübsal, Angst und Pein?
Du, den Schulden viel beschweren,
Willst ein besser Lor begehren,
Als dein Herr, der nichts verschuldet,
Und so viel für dich geduldet?

Fordre nicht, dass du verschonet
Seist mit Kreuz und Todesnot,
Der als Herr im Himmel thronet,
Führt zum Leben durch den Tod.
Warst bisher doch nur gefangen,
Wirst nun frei, und ganz zergangen
Sind die Tränen, und dein Hoffen
Sieht den Himmel selig offen.

Steh‘ getrost am Todestore
Neu erquickt und neu erfrischt,
Gleich‘ nicht dem zerstoß’nen Rohre,
Nicht dem Docht, der bald erlischt.
In der Stunde deines Scheidens
Denk des Lebens und des Leidens
Dessen, der für dich gestorben,
Ew’ges Heil auch dir erworben.

Blaul, Georg Friedrich – Verleugnung.

Mel. O du Liebe meiner Liebe.

Ach! wie oft hab‘ ich versprochen,
Dein zu sein in Freud‘ und Not,
Und wie oft mein Wort gebrochen,
Wenn Versuchung mir gedroht!
Saß, wie Petrus, oft am Feuer,
Deine Feinde fragten mich:
Bist nicht du auch sein Getreuer?
Da verleugnete ich dich.

Deine Lieb‘ ist unergründlich;
Weil sie mich noch nicht verstieß,
Ob ich gleich so oft und sündlich
Deine Fahne, Herr, verließ.
Wie ein einz’ger deiner Blicke
Petrum tief zu Tränen rührt,
Ach! so hast du mich zurücke
Mit demselben Blick geführt.

Wie in Petro wirke Reue,
Buße, die mich neu erhebt,
Meinen Glauben, meine Treue
Mehr als je zuvor belebt;
Das ich deinem Jünger gleiche,
Und ob alle Welt mir droht,
Ewig nicht mehr von dir weiche,
Nicht in Banden, nicht im Tod.

Deinen Diener mich zu nennen,
Dich den Herrn, mein höchstes Gut,
Mich verleugnen, dich bekennen,
Dazu gib mir Kraft und Mut,
Dass an jenem großen Tage,
Wo du kommst zum Weltgericht,
Nicht dein Donnerwort mir sage:
Weiche! dich erkenn‘ ich nicht!

Blaul, Georg Friedrich – Ach! du Herr, wie lange!!

Mel. Warum sollt‘ ich mich denn grämen.

Mach dich auf, du Licht der Heiden,
Morgenstern,
Glanz vom Herrn,
Uns zu ihm zu leiten.
Dunkel ist’s um uns und bange
Rufen wir,
Herr, zu dir
Ach! du Herr, wie lange!

Ach wie lange nach dir sehnen
Wir uns schon,
Davids Sohn,
Unter Leid und Tränen!
Komm doch, komm, von allem Bösem,
Aller Qual
Uns einmal
Gänzlich zu erlösen!

Eiteln Götzen hingegeben
Ist der Sinn,
Ganz dahin
Christlich Tun und Leben.
Herr, aus solcher Knechtschaft Ketten
Wollest du
Uns zur Ruh‘
Unsre Seelen retten.

Erdensinn und heidnisch Leben
Treibe fern,
Dass wir gern
Dir uns ganz ergeben.
Stärkung, dass wir kräftig ringen,
Dir vereint
Jeden Feind
Unsres Heils bezwingen.

D’rum verzeuch nicht, zu erscheinen,
Starker Held
Zieh ins Feld,
Streite für die Deinen!
Ohne dich ist ja dem Leben
In der Zeit
Lauter Streit,
Doch kein Sieg gegeben.

Du nur hilfst uns überwinden
Alle Not;
Selbst der Tod
Wird uns freudig finden.
Jede Stunde mag er kommen,
Sind wir doch
Seinem Joch,
Herr, mit dir entnommen.

Blaul, Georg Friedrich – Über Nacht.

Mel. O du Liebe meiner Liebe.

Ist mir doch auf dieser Erden,
Nur als blieb‘ ich über Nacht.
Bald wird’s heller Morgen werden,
Wo ich, aus dem Traum erwacht,
Ungesäumt von dannen schreite,
Neu gestärkt und neu belebt,
Nach dem Ziel, das in der Weite
Mir im Traume vorgeschwebt.

Bin ich doch wie in der Wüste
Unter einem leichten Zelt,
Wie ein Schiff, das an der Küste
Über Nacht nur stille steht.
Wenn der Hahn am Morgen krähet,
Bricht man ab das leichte Zelt,
Wenn ein Morgenlüftchen wehet,
Fährt das Schiff zur andern Welt.

Dämmre denn, du heller Morgen,
Lass dich hören, Hahnenschrei!
Dann die bange Nacht der Sorgen
Bald, ach bald! vorüber sei.
Brich hervor, du Himmelssonne,
Leuchte hell, du ew’ger Tag!
Dass ich bald im Land der Wonne
Ew’ge Wohnung finden mag.

Blaul, Georg Friedrich – Kommet her!

Mel. Ach bleib‘ mit deiner Gnade.

Mühselig und beladen
Komm‘ ich vor deinen Thron,
Du Brunnquell aller Gnaden,
Du teurer Gottessohn.

Mit Freundesstimm‘ und Blicken
Riefst du ja Allen zu:
Kommt, ich will euch erquicken,
Bei mir ist rechte Ruh‘.

Nach Ruh‘ steht mein Verlangen,
Drum wend‘ ich, Jesu, mich
Mit Zagen und mit Bangen
In meiner Not an dich.

Wohl kennst du meine Bürde,
Wohl weißt du, was mir fehlt,
Dir, treuer Seelenhirte,
Dir ist ja nichts verhehlt.

Doch wolle nicht verachten
Ein arm zerschlagen Herz,
O lass es nicht verschmachten
In seinem tiefen Schmerz!

Du kamst ja nicht, zu fluchen
Der irren Menschenschaar,
Du gingst nur aus, zu suchen.
Das, was verloren war.

Du hast auch mich gefunden;
Ich hab‘ dich oft gehört,
Sogar in solchen Stunden,
Wo mich die Welt betört.

Da klang dein freundlich Rufen
Herein in meine Nacht;
Zu deines Thrones Stufen
Hab‘ ich mich aufgemacht.

Die Welt hat mich betrogen
Bisher mit ihrem Schein,
Von dir mich abgezogen,
Jetzt bin ich wieder dein.

Nun sollen weder Leiden,
Noch Freuden dieser Zeit
Von dir mich wieder scheiden,
Dem ich mich neu geweiht.

Dein sanftes Joch zu tragen
Und deine leichte Last,
Das sei in künft’gen Tagen
Mir rechte Ruh‘ und Rast.