Weiße, Michael – Sorge für das Heil der Seele.

Weltlich‘ Ehr und zeitlich Gut,
Wollust und aller Uebermuth
Ist eben wie ein Gras;
Aller Pracht und stolzer Ruhm
Verfällt als ein‘ Wiesenblum‘.
O Mensch, bedenk‘ eben das,
Und versorge dich noch baß.

Dein End‘ bild‘ dir täglich für!
Gedenk: Der Tod ist für der Thür
Und will mit dir davon;
Er klopft an, und du mußt h’raus,
Da wird nu nit anders aus!
Hättest du nu recht gethon,
So findest du guten Lohn.

Wenn die Seel zur Höllen fährt
Und ihr Leib, von Würmern verzehrt,
Wieder wird auferstehn,
Alsdann für göttlicher Kraft
Geben sollen Rechenschaft:
O wie wird er da bestehn,
Weil er jetzt will müssig gehn?

Denn dort wird ein reines Herz
Viel mehr gelten denn alle Schätz‘
Und aller Menschen Gut.
Wer sich hie verfügt mit Gott,
Der wird dort nicht leiden Noth;
Wer jetzt Gottes Willen thut,
Der wird dort seyn wohlgemuth.

Ein gut Gewissen allein
Ist viel besser denn edle Stein
Und köstlicher denn Gold;
Wer es in Christo erlangt
Und ihm ordentlich anhangt,
Dem vergiebt Gott seine Schuld,
Steht ihm bey und ist ihm hold.

Kein Reichthum, auch keine G’walt,
Keine Zierheit noch schön‘ Gestalt
Hilft was zur Seligkeit,
Es sey denn das Herz zugleich
In göttlichen Gaben reich
Und geziert mit Geistlichkeit
In Christi Theilhaftigkeit.

Christus redet offenbar
Und spricht zu aller Menschen Schaar:
„Wer mit mir herrschen will,
Der nehm‘ auch sein Kreuz auf sich,
Unterwerf sich williglich,
Halt sich nach meinem Beyspiel,
Thu‘ nicht, wie sein Adam will.“

O Mensch, sieh an Jesum Christ,
So fern er dir zum Beispiel ist
Und untergieb dich gar,
Nim auf dich fein süßes Joch,
Und folg‘ ihm hie treulich nach;.
So kommst du zur Engelschaar,
Die des wartet immerdar.

Glaub‘ dem Herrn aus Herzengruud,
Und bekenn‘ ihn mit deinem Mund,
Und preis ihn mit der That;
Thu‘ ihm fleißig deine Pflicht,
Wie Dich sein Wort unterricht:
So wird er mit seiner Gnad‘
Dir beystehn in aller Noth.

Regier‘ dich nach seiner Lehr,
Und gieb ihm allzeit Lob und Ehr
Mit Unterthänigkeit;
Sprich Herzlich mit Innigkeit:
O Gott in Dreyfaltigkeit,
Dir sey Dank und Herrlichkeit
Hie und dort in Ewigkeit!

Weiße, Michael – Nachfolge Christi

Kommt her, kommt her, ihr Erwählten,
Ihr Elenden und Gequälten,
Die ihr dem Herren dienen wollt
Um viel bessers denn Gold!
O kommt, weil er sich läßt finden,
Sucht Ablaß der Sünden,
Ergebt euch ihm aus Herzensgrund
In sein’n gnadreichen Bund!

Sagt ab, sagt ab dem Bösenwicht,
Der euch nur zu Sünden anficht,
Geht aus und fliehet von sei’m Heer;
Denn sein Fall ist sehr schwer.
Er verheißt ihm zwar, zu geben
Freud‘ und herrlich Leben,
Führet’s aber durch Eitelkeit
Zur Höllen Bitterkeit.

Macht euch her von der breiten Bahn,
Und hanget Christo treulich an;
Denn er verheißet und giebet
Allen, so er liebet,
Aus seiner Füll‘ Gnad‘ und Wahrheit,
Und nach treuer Arbeit
Führet er sie zur Herrlichkeit,
Giebt ihn’n Freud‘ und Klarheit,

Er giebet nicht Silber noch Gold,
Sonder gar viel ein’n bessern Sold;
Er begehrt auch nicht Schwerdt und Schild,
Wie es bey der Welt gilt,
Sonder ein’n herzlichen Glauben;
Und den müßt ihr haben,
Mit starker Lieb‘ und Zuversicht,
Wider den Bösenwicht.

Denn ihr müßt auf allen Seiten
Mit geistlichen Waffen streiten,
Den Irrthumen widerstreben,
Dem Fleisch nicht nachgeben,
Die Welt und ihr Wollust meiden,
Derhalben viel leiden,
Also den Leib aller Sünden,
Die Welt, überwinden.

Der König läßt Sold ausschreyen,
Spricht zu Knechten und zu Freyen:
Will sich mir jemand ergeben,
Er soll ewig leben;
Und niemand ist, der sein achtet,
Nach sei‘m Besten trachtet:
Ach Gott, was wirst du doch sprechen,
Wenn du kommst zu rächen?

Weltlichen Herr’n ist man bereit,
Lauft in Krieg, hat Müh‘ und Arbeit,
Bringet doch gar selten davon
Ein’n klein’n vergänglich Lohn:
Warum lauft man denn nit auch zu
Dem König Jesu,
Daß man in ihm überwinde,
Fried‘ und Ruh‘ erfinde?

O wohl dem, der zum Herren kümmt
Und sein’n Dienst von Herzen annimt,
Sein’n Eigenwillen läßt fahren,
Daß er mögt bewahren,
Was ihm lieb ist, zu Tag und Nacht
Von aller Kraft and Macht!
Denn die Freud‘ ewiger Klarheit
Ist ihm längest bereit.

Ey nu, König vom höchsten Thron,
Du wolltest uns auch Beystand thun,
Daß wir zu allen Stunden,
In dein’n Dienst befinden,
Deiner Gnad‘ mögen genießen
Im Geist und Gewissen,
Zuletzt von hinnen verscheiden
Zur ewigen Freuden!

Weiße, Michael – Verlangen nach Jesu

O Herre Jesu Christ,
Der du ganz freundlich bist,
Ein Arzt von Gott gesandt,
Der sehr wohl hat erkannt,
Was unser Siechthum sey
Und was noth für Arzney,
Sieh heut an unser Dürftigkeit;
Und thu‘ mit uns Barmherzigkeit!

Adam bracht‘ uns den Tod,
Und Mose dein Gebot;
Aber du, Jesu Christ,
Bringest was besser ist,
Gnad‘ und Gerechtigkeit,
Leben und Seligkeit!
O wohl dem, der deß die geneußt,
Und dich mit seinem Wandel preist!

Wer mag seiner Seelen
Was bessers erwählen
Denn dich, o Jesu Christ,
Der du sehr tröstlich bist,
Den Seelen allermeist,
Die du durch deinen Geist
Verneuest, und aus Gnad‘ und Gunst
Entzündest mit heiliger Brunst?

Du bist heilig und rein,
Wir aber ingemein
Seynd voller Eitelkeit
Und Ungerechtigkeit.
Unser‘ Werk gelten nicht
Vor deinem Angesicht,
Es sey denn, daß du sie vorhin
Rechtfertigest nach deinem Sinn.

So bitten wir dich nu,
O gütiger Jesu,
Wolltest uns dir allein
Verfügen all‘ in Ein,
Waschen mit deinem Blut,
Unser Werk machen gut,
Daß wir mögten vor deinem Thron
Finden ein’n unvergänglich Lohn. (al. Kron)

O werther Gottes Sohn,
Denk was du hast gethan,
Wie du all unser‘ Schuld
Nicht mit Silber noch Gold,
Sonder mit bessrem Gut,
Mit deinem reinen Blut
Aus großer Lieb‘ bezahlet hast,
Und sey unser Arzt, Heil und Trost!

Thu mit uns deinen Fleiß,
Nach eines Arztes Weis‘,
Und hilf, daß wir gesund
Und stark in deinem Bund,
In Lieb‘ und Einigkeit
Zu unsrer Seligkeit
Deinem Namen gebenedeyt
Lob und Preis singen allezeit.

Michael Weisse – LOb vnd ehr mit stettem danckopffer

LOb vnd ehr mit stettem danckopffer
sey Gott vnsrem Vater, allmechtigen schöpffer,
sambt seinem Son,
der hie für vns hat genug gethan!
Dem heyligen Geyst gleycher weyse,
der mit seinen gaben die Seelen kan speysen
vnd sein Gesetz
schreyben inn der außerwelten hertz!
Diesem Got, dem einigen Sebaoth,
sey zu allen zeyten
lob vnd ehr vom gantzen himlischen heer
vnd auff allen seyten!
Auff dem gantzen erdtreych
dancksagung vnd klarheyt,
preyß, heyligkeyt,
benedeyung, krafft vnd herrligkeyt!

Wer kan dich, Herr, genugsamm preysen
vnd deim grösten Namen wirdig ehr beweysen!
du bist herrlich,
dein NAmen erschrecklich vnd ehrlich.
Wer kan doch deine gwallt außsprechen?
wer kan deine wunder vnd thatten außrechnen?
ey nu wolan,
lobe Gott den Herrn wer loben kan!
Von auffgang biß zur Sonnen nidergang
sey dir lob gesungen!
deine macht werd verkündet tag vnd nacht
frey von allen zungen!
Dein heyliger Namen
werd yetzt vnd alle zeyt
inn ewigkeyt
gelobt, gepreyst vnd gebenedeyt!

Wer mag dich, Herre Gott, durchgründen?
wer kan deines wesens ort vnd end erfinden?
wer kan entgehn
oder deiner gwalt sonst widerstehn?
Was kan on dich auf erden leben?
was inn lüfften schweben vnd inn wassern beben?
welch mensch kan sich
oder welch viech erneren on dich?
Herr Gott, Allmechtiger Sebaoth!
du bist der regieret,
der die Welt erhelt in jrer gestalt,
fruchtbar macht vnd zieret,
Den Himel vmbwendet,
lest donnern vnd regnen:
o Herr, on dich
kan nichts leben, beben noch schweben!

Wer kan dir, Herre, von vns krancken
deiner gnad vnd wolthat jmmermer verdancken,
welch vns dein Son
nach deim willen thut vnd hat gethan?
Diesen hast du für vns gegeben
vnd inn jm versprochen das ewige Leben,
gebenedeyt
vnd vom Todt, Sünd vnd Teuffel gefreyt.
Herre Gott! wie groß ist deine genad
vber so vil Sünder,
die du nu durch deinn Son fürest zur rhu,
machest vberwinder
Der Welt vnd des fleysches,
auch aller Sünden krafft,
durch den harisch
des glaubens inn stetter Ritterschafft.

Nu sey dir, Vater, danck gesaget,
das es deiner Weyßheyt also hat behaget,
durch deinen Son
deinem Völcklein so vil guts zu thun!
Diß durch deinen Geyst zu regieren
vnd durch vil anfechtung wie gold zu probieren,
daß alhie fein
vnd dort ewig wer inn hellem schein!
Frewt euch heut, o jr Christglaubigen leut,
denn euch ist gelungen!
Christus hat als ein Mensch vnd warer Gott
hier für euch gerungen,
Erlanget einn Namen
vber alle namen,
vnd diesem sey
lob vnd ehr inn ewigkeyt, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Michael Weiße – Grates nun omnes reddamus

LObet Gott, o lieben Christen,
singet jm mit dem Psalmisten
ein new frölich lied,
denn aus grosser lieb
macht Gott mit vns einen ewigen frid!
Der Son Gottes ist nu kommen,
hat vnser fleysch angenommen,
ist hie erschienen,
vns zu versünen
vnd ewige klarheyt zu verdienen.
Er ist kommen, vns zu heylen
vnd sein gut mit vns zu teylen,
vns zu entbinden
von allen sünden,
wie vns sein Engel frölich verkünden.
Dancksagung sey Gott,
der mit vns durch seinen Son
solche barmhertzigkeyt hat gethan!

Frolockt jr jungen vnd alten,
denn Gott hat sein Wort gehalten,
besucht sein Erbteyl,
auffgericht sein Heyl,
gesandt den verheypnen Emanuel!
Wer mag was bessers erdencken,
das vns Gott het mögen schencken,
denn diesen Heyland,
der Jesus genannt
vnd ein recht seligmacher wird erkannt?
Wer het vns sonst können helffen
vnd vnsren Feind nider werffen,
vns benedeyen
vnd gnad verleyhen,
dardurch vns von allem vbel freyen?
Lob sey Gott!
Denn er hat sein volk nicht verstossen,
sonder sein Son jm helffen lassen.

Frewt euch heut, jr außerkornen!
danckt Gott, o jr new gebornen!
denn jr habt erkannt
den waren Heyland,
vnd seine gnad ist gantz zu euch gewandt.
Er hat euch freundtschafft beweyset,
seine lieb an euch gepreyset;
jr waret verflucht,
er hat euch besucht
vnd benedeyt durch sein einige frucht.
Er hat nicht ewig gedrewet,
sonder euch höchlich erfrewet,
lest nu verkünden
Ablaß der sünden
vnd sich barmhertzig vnd mild erfinden.
Danck vnd preyß sey Gott
dem Vater zu aller zeyt,
der sein volck durch Christum benedeyt.

Preyset Gott, o lieben Kinder,
vnd Christum, den trost der Sünder,
der euch von torheyt
gefürt zur warheyt,
verheyst vnd gibet ewige klarheyt.
Lobsinget dem Herrn mit freuden
vnd preyset das liecht der Heyden,
welchs am tunckeln ort
leuchtet durch sein Wort,
den außerwelten zur newen geburt.
Rhümet Gott, alle gemeynen,
habt lust an Christo, dem reynen,
last jm den vorgangk,
sagt jm lob vnd danck
vnd singet frölich der Engel gesangk:
Preyß sey Gott!
auff erden sey frid, vnd vns allen
inn Christo hertzlich wolgefallen!
Amen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Michael Weisse – LOb sey dem Allmechtigen Got

LOb sey dem Allmechtigen Got,
der sich vnser erbarmet hat,
Gesandt sein aller liebsten Son
auß im geborn im höchsten thron.

Auff das er vnser Heyland würd,
vns freyet von der Sünden bürd
Vnd durch seine gnad vnd warheyt
füret zur ewigen klarheyt.

O grosse gnad vnd gütigkeyt!
o tieffe lieb vnd miltigkeyt!
Gott thut ein werck, das jm kein Man
auch kein Engel verdancken kan.

Got nimpt an sich vnser Natur,
der Schöpffer eine Creatur,
Er veracht nicht ein armes Weyb,
Mensch zu werden inn jrem leyb.

Des Vatern wort von ewigkeit
wird Fleysch in aller reinigkeyt,
Das A vnd O, anfang vnd end,
gibt sich für vns in groß ellend.

Was ist der Mensch, was ist sein thun,
das Gott für jn gibt seinen Son?
Was darff vnser das höchste gut,
das es so vnsrent halben thut?

O wee dem volck, das dich veracht,
der gnad sich nicht teylhafftig macht,
Nicht hören wil des Sones stimm,
denn auff jm bleybet Gottes grimm!

O mensch, wie, das du nicht verstehst
vnd dem König entgegen gehst,
Der dir so gantz demütig kömbt
vnd sich dein so trewlich annimbt!

Ey, nimb jn heut mit freuden an,
bereyt jm deines hertzen ban,
Auff das er komm inn dein gemüt
vnd du geniessest seiner güt.

Vnterwürff jm deine vernunfft
inn dieser gnadreychen zukunfft,
Vntergib seiner heyligkeyt
die werck deiner gerechtigkeyt.

Wo du diß thust, so ist er dein,
bewart dich für der Hellen pein;
Wo nicht, so sich diich eben für,
denn er schleust dir des Himmels thür!

Sein erste zukunfft inn die Welt,
ist in senfftmütiger gestalt,
Die ander wirt erschröcklich sein,
den gottlosen zu grosser pein.

Die aber yetzt inn Christo stehn,
werden alßdann zur frewden gehn
Vnd besitzen der Engel Chür,
das sie kein vbel mehr berür.

Dem Vater in dem höchsten thron,
sampt seinem eingebornen Son,
Dem heyligen Geyst gleycherweyß,
sey in ewigkeyt danck vnd preß!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Michael Weisse – Aue Hierachia

MEnschen kind, merck eben,
was da sey dein leben!
warumb Gott seinen Son
gesandt vom höchsten thron,
hat lassen mensch werden
hie auff dieser Erden.

Nemlich, das er leret,
dich zu sich bekeret,
für deine schuld stürbe,
dir genad erwürbe,
dich vor Gott vertrette
vnd stetz für dich bete.

Vnd das er durch sein geyst,
den er einn tröster heyst,
vnd durch sein wort, kommmen
dir zu trost vnd frommen,
möcht in deinem hertzen
wonen one schmertzen.

Ey, gib stat diesem geyst,
vnd thu was dich Gott heyst,
öffne des hertzens pfort,
das Christus durch sein wort
in dich möge kommen
vnd stets in dir wonen.

Alß dann sich gar eben,
das du dich ergeben
in gottselig leben,
jnt nicht wider streben,
sonder seinen willen
allzeyt wirst erfüllen;

Seine lieb beweysen,
mit der that jn preysen,
stetz in allen sachen
munter sein vnd wachen,
das du jm in allem
möchtest wolgefallen.

Wirst du dich recht halten,
so wird er dein walten,
dich lassen geniessen
fridsamer gewissen,
dir auch zeugnüß geben
zum ewigen leben.

Yetzt must du vil leyden,
deinen willen meyden,
vnd auff allen seyten
mit dem Sathan streyten,
doch es wirdt dir wolgehn,
so du diß wirst außstehn.

Denn der Herre wird dir
durch den Tod kommen schier,
deine seel abscheyden
zur ewigen freuden,
biß die posaun angeht
vnd alles fleysch auffsteht.

Denn wird er leybhefftig,
sehr herrlich vnd krefftig
von dem Himel steygen,
reden vnd nicht schweygen,
Dir vnd allen sagen
die jetzt sein joch tragen:

Kompt, ir benedeyten,
zu der rechten seyten!
kompt, jr außerkornen,
in mir newgebornen,
in meines Vatern reich,
langest fertig für euch!

Als denn wirstu fro sein
vnd ledig aller pein,
im verklertem leben
mit dem Herren schweben,
voller freud vnd wonne,
leuchten wie die Sonne.

Wol nun dem, den Gott zeucht
vnd durch seinn geyst erleucht,
das er Christum annimbt,
wenn er durch sein wort kömbt,
vnd bey jm sein fleyß thut,
denn seine sach ist gut.

Wer aber nichts achtet,
nach Christo nicht trachtet,
sein hie zu geniessen,
der sol diß mal wissen,
das ers dort wird müssen
in der Hellen büssen.

O komm, Herre Jhesu,
schick dein armes volck zu,
dz es deinn willen thu,
darnach in deiner rhu
lobe deinen Namen
in ewigkeyt, Amen!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Weisse, Michael – Vom jungsten Tag

ES wirt schier der letzte tag herkommen,
denn die boßheit hat ser zugenommen,
Was Christus hat vorgesagt,
das wirt ietz beklagt.

Der abfal vom glauben wirt erfuren,
das er sey geschehn vor langen jaren,
Wie Paulus der fromme man
klerlich zeiget an.

Der verdampte sohn hat lang gesessen
in dem tempel Gottes hoch vermessen,
Sich gerhümt vnnd sein gebot,
gleich als wer er Gott.

Vil falsche propheten seind erstanden,
ja noch rotten vnnd secten vorhanden,
Die mit ihrer that vnd leer
der welt schaden seer.

Weil vns nun der Antichristisch orden
durch Gottes wort offenbar ist worden,
So last vns fliehen mit fleiß
seine leer vnd weiß

Last vns in den bund des Herren tretten
vnd darinnen stetz wachen vnd beten,
Denn der letzte tag geht her,
kömpt vns immer nehr.

Die welt mehret sich in sünd vnd torheit
vnnd trachtet zu dempfen Gottes warheit;
Der herr wirts lassen geschehen,
ihr also zusehn.

Aber wenn sie maynt, sie hab gewonnen
vnd sey allem vngelück enttronnen,
Wirts ihr erst mit aller macht
kommen hundertfach.

Grosse plag wirt sie plötzlich vmgeben
vnnd ihr alle schepffung widerstrebenn,
Das sie auch für angst vnd not
wünschen wirdt den todt.

Sonn vnd monet wirt verfinstert werden
vnd ein groß weklagen sein auf erden,
Dann wirt Christus kommen frey
das er richter sey.

Vnnd er wirt seinen ertzengel schicken
vnd alle gestorbnen lassen wecken,
Daß sie allsampt auferstehn
vnd führ ihm gestehn.

Dann wirt er zu seinen Engeln sprechen:
nu wiel ich mich an meinn feinden rechen,
Wer wider mich hat gethan
wirt nehmen sein lohn!

Versamlet mihr her mein auserkornen,
alle glaubigen vnnd newgebornen,
Die meinenn bund wolbedacht
trewlich han verbracht.

Vnnd die werden sie zur rechten sellten,
wo der Herr ein lieblich vrteil fellen,
Sie wirt setzen gwaltiglich,
inn die lufft bey sich.

Aber zum Gottlosen wirt er sprechen:
nu wol an, ich werde mit euch rechen:
Warumb habt ihr meinen bund
genommenn jnn mund,

So ihr doch gotselikeit verachtet
vnd nur auf vntugent habst getrachtet?
Ich schwaig, vnd da maynet ihr,
es wer nichts für mihr.

Weicht vonn mihr, all ihr vermaledeitenn,
jnn das fewer, welchs vor langen zeiten
Allen teufeln ist bereit
für ihre bößheit!

Da mit werden sie zur hellen müssen
vnd da selbst ihr vntugent bussen
Inn vnaussprechlicher pein,
der kein end wirt sein.

Sein volck aber, von diesen gescheidenn,
wirt er füren zur himlischen frewdenn,
Wo es wie der sonnen schein
ewiglich wirt sein.

Ey nu, Herr, steh vns bey auf erden
vnd bereit vns, das wir wirdig werden
Zu schawen jnn ewikeit
deine herlikeit!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Weisse, Michael – Zum Begrebnis der Kinder

PReis sey dem allmechtigen Got,
der alle ding geschaffen hat,
Alles jnn seinen henden helt
vnd damit thut was jhm gefellt.

Er lest viel kinder auf erden
jnn sunden geboren werden,
Nimpt etliche iung von hinnen,
das sie nicht mehr sunden beginnen.

Wol denen allen, welchenn Got
nicht zutzeelt Adams missetat,
Denn sie werden nicht verlorenn
inn der sund ihn angeboren.

Got hilfft aus gnad vnd nicht aus pflicht,
nimpt ein kindt an, das ander nicht,
Vnd welchs er begabt, weis niemant,
biß an sein früchten wirt erkant.

Die tauff on geist vnd glaubens bund
macht keines menschen seel gesundt,
Ja auch kan durch frembd verbinden
niemandt los werden der sundenn.

Denn nicht am wollen vnd lauffen,
noch am predigen vnd tauffenn,
Sonder am Herren liegts allein,
der begabt vnd macht sein volck rein.

Niemant kan wissenn, welch kindt Got
auserwelte vnnd begabet hat,
Bis er an der frucht probire,
obs der geist Gottes regire.

Niemandt kennet des bawmes art,
eh sich seine frucht offenbart,
Vnd des kindes niemandt denn Got,
der es gantz jnn seiner gwalt hat.

Wo ers mit seinem geist anblest
vnd inn der iugent sterben lest,
So darffs nicht (wie wir) trubsal sehn,
ia ihm mag nimmer bas geschehnn.

Stierbt aber eins vons teufels heer,
dem, wirt die helle nicht so schwer,
Als dem, welchs lang auf erden bleibt
not leidet vnd viel böses treibt.

Nicht vber den todt der kinder,
sonder vber die todtsunder,
Die von Got zur hellen eilen,
solt man stetz weinen vnd heulen.

Viel harm, viel müh vnd vntugent
vertzert der todt inn der iugent,
Darumb ist besser jung sterben,
denn alt werden vnd verderben.

Wer aber lang vnnd wol lebet,
dem willen Gotes nachstrebet,
Der wirt auch zu letzt wol sterben
vnnd des lebens kron erwerben.

Wol dem menschen, der Gottes ioch
auf sich nimpt vnd tregts Christo nach,
Fecht an bald inn seiner kintheit,
denn einn gros lohn ist ihm bereit.

O Herre, hilff, das wir auch dein
vnnd dir alltzeit gehorsam sein,
Bestendig durch deine warheit
aufsteigen zur freud vnd klarheit!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer