Albert Zeller – Kommt er wohl morgen, kommt er heut,

Kommt er wohl morgen, kommt er heut,
Den meine Seele liebt,
Dem sie so gerne hocherfreut
Ihr Ein und Alles gibt?

Von dem sie selber Alles hat,
Was ihr gehört, gefällt;
Daran sie sich auch nimmer satt
Erquickt und stündlich hält;

Den sie mit keinem Aug gesehn,
Und dessen göttlich Bild
Sie immer siehet vor sich stehn
Von Lieb und Dank erfüllt.

Wie schmückt sich festlich Herz und Haus
Für solchen teuren Gast!
Man wirket still, blickt froh hinaus
Und achtet keine Last.

Die Arbeit fliegt, sie ist für ihm,
Der Liebe glückt es leicht;
Ihr wird, wenn er noch will verziehn,
Ein süßer Trunk gereicht.

Da weiß man nichts von Ungeduld;
Wie viel ist noch zu tun,
Bis man in seiner ganzen Huld
Darf von der Arbeit ruhn!

Und köstlich wird der Augenblick,
Der uns noch übrig bleibt,
Wo uns ein göttliches Geschick
Allmächtig vorwärts treibt.

Wem so in stiller Herrlichkeit
Die Hochzeitlampe brennt,
Dem wird die ganze Erdenzeit
Zum fröhlichen Advent.

Johann Anastasius Freylinghausen – Aufforderung zur Adventsfreude.

Eigene Weise.

1. Auf, auf, weil der Tag erschienen,
Der uns muss zur Freude dienen!
Auf, es kommt das frohe Jahr,
Das der frommen Alten Schar
Mit so sehnlichem Verlangen
Hat erwartet, hergegangen.
Hallelujah, Hallelujah.

2. Nunmehr ist die Zeit erwachet,
Da die Tochter Zion lachet,
Da sie jauchzt und jubiliert,
Weil sie den im Fleisch verspürt,
Der ihr Bräutigam und König,
Ob ihn gleich erkennen wenig.
Hallelujah, Hallelujah.

3. Den so viele Majestäten,
So viel Väter und Propheten
Ehmals anzuschaun begehrt
Und des doch nicht sind gewährt,
Der hat sich nun eingefunden;
O der angenehmen Stunden!
Hallelujah, Hallelujah.

4. Der zum Heiland war erkoren
Und dem Abraham geschworen,
Israelis Kron und Sonn,
Aller Heiden Trost und Wonn,
Stehet nun in unser Mitten,
Kommt gen Zion sanft geritten.
Hallelujah, Hallelujah.

5. Er ist da, des Vaters Willen
In Gehorsam zu erfüllen;
Er will durch sein eigen Blut
Alles wieder machen gut,
Und durch schmerzlichs Todesringen,
Was verloren, wiederbringen.
Hallelujah, Hallelujah.

6. Er will sich als deinen Bürgen
An dem Holze lassen würgen;
Dass der liebliche Geruch
Seines Segens deinen Fluch
Ganz verjage, will er werden
Selbst ein Fluch auf dieser Erden.
Hallelujah, Hallelujah.

7. Nunmehr muss der Schatten fliehen
Und das Bilderwerk abziehen;
Was soll Opfer und Altar?
Schauet her, er ist es gar;
Was soll uns die Bundeslade?
Wahrheit wird durch ihn und Gnade.
Hallelujah, Hallelujah.

8. Was soll der Versöhnungsdeckel?
Was des Heiligtumes Seckel?
Was das Räuchwerk, Licht und Öl
Und das Lamm, das ohne Fehl?
Die Figur dem Wesen weichet,
Alles jetzt sein End erreichet.
Hallelujah, Hallelujah.

9. Moses hat nun ausregiere,
Christi freier Geist uns führet,
Die Gefangenschaft ist aus;
Wer gehört in Gottes Haus,
Kann durch unsers Goels1Heilands Büßen
Freier Kindschaft nun genießen.
Hallelujah, Hallelujah.

10. Nun der Vorhang ist zerrissen,
Darf ein jeder sein geflissen,
In das Heilge einzugehn
Und vor Gott ohn Furcht zu stehn;
Der, so zu uns ist gekommen,
Hat uns alle Furcht benommen.
Hallelujah, Hallelujah.

11. Drum auf, Zion, dich des freue,
Deinen König benedeie!
Gib ihm Herz und Mund zugleich;
Du bist Braut, er will das Reich
Mit dir teilen, darum bringe
Dich ihm selbst zum Opfer, singe:
Hallelujah, Hallelujah.

Johann Franck – I. Advent.

Veni redemtor gentium.

Aus dem Lateinischen des h. Ambrosius.)

In seiner eignen Weise.
Oder: Von Adam her so lange Zeit.

1. Komm, Heiden- Heiland, Lösegeld,
Komm, schönste Lilie dieser Welt!
Lass abwärts flammen deinen Schein,
Denn so will Gott geboren sein.

2. Nicht von des Mannes Kraft und Lieb‘,
Ach nein, bloß durch des Geistes Trieb
Empfängt die keusche Jungfrau hier;
Es wohnt ein göttlich Heil in ihr.

3. O Wunder, das kein Mensch versteht,
Dass eine Jungfrau schwanger geht!
Der Leib wird schwer durch Gottes Kraft,
Doch unverletzt der Jungfrauschaft.

4. Komm an, dir steht der Keuschheit Thron
Schon offen, Jesu, Gottes Sohn,
Komm an, du zweigestammter Held,
Geh mutig durch dies Tal der Welt.

5. Du nahmest erdwärts Deinen Lauf
und stiegst auch wieder himmelauf,
Dein Abfahrt war zum Höllental,
Die Rückfahrt in den Sternensaal.

6. O höchster Fürst, dem Vater gleich,
Besieg‘ hier dieses Fleischesreich,
Denn unsres siechen Leibes Haft
Sehnt sich nach deiner Himmelskraft.

7. Es glänzet deiner Krippen Strahl,
Ein Licht leucht’t durch dies finstre Tal,
Es gibt die Nacht so hellen Schein,
Der da wird unverlöschlich sein.

Ringwald, Bartholomäus – Ein Gebet nach dem Evangelium am 4. Advent.

Im Ton: Nun freut euch, liebe Christen gmein.

1. O Jesu Christ, des Vaters Glanz,
Ein Licht der armen Heiden,
Gib, dass wir unsre Herzen ganz
In deiner Fülle weiden,
Und stracks auf dich, dein Wort und Tod
Uns halten in der letzten Not
Und fröhlich darauf sterben.

2. Denn du bist durch dein Gerechtigkeit
In deiner Kraft und Stärke
Ein Ursach unsrer Seligkeit,
Nicht unser Tun und Werke;
Du, du allein mit deinem Blut
Hast uns von Sünd und Höllenglut
Gewaltiglich erlöset.

3. Hilf, dass solch Amt und Ehre dein
Wird allenthalb gerühmet,
Und nicht durch losen Heuchelschein
So jämmerlich vertümet1verwerfen, verdammen,
Als wohl der Papst aus stolzem Mut
Mit seinen Jesuiten tut,
Die hin und wieder schleichen.

4. Behüt uns, HErr, vor ihrem Gift,
Vor ihrem Mord und Lügen,
Und gib, dass wir an Pauli Schrift
uns lan allein genügen,
Die uns dein Knecht Lutherus klar,
Welcher der deutsch Elias war,
Recht gründlich hat erkläret. Amen.

Ringwald, Bartholomäus – Ein Gebet nach dem Evangelium am 3. Advent.

Im Ton: Es ist das Heil uns kommen her.

1. O du getreuer Jesu Christ,
Wahr Gott in unserm Fleische,
Der du der recht Messias bist,
Der ganzen Welt verheißen,
Und außer dir kein ander Held
zu warten steht auf dieser Welt,
Als wohl die Juden sagen.

2. Hilf, dass wir dich als Diener treu
Mit Herz und Mund bekennen,
Und uns von dir kein Lieb noch Scheu
Durch Ärgernis lan trennen,
Sondern stracks bei dem Worte dein
Verharren und drauf schlafen ein,
Wie Sankt Johann der Täufer.

Blaul, Georg Friedrich – Adventlied.

Mel. Kommt her, spricht Christus rc.

Mach‘ auf dein Thor, du Sünderwelt,
Es kommt des Friedens starker Held,
Das Heil dir zu gewähren.
Zeuch mit des Friedens Palmen aus,
Ruf in dein Herz, ruf in dein Haus
Den großen Herrn der Ehren.

Zeuch, ein, zeuch ein, du Gottessohn,
Mach‘ unser Herz zu deinem Thron,
Du großer Fürst des Lebens!
Ohn‘ dich ist unser Kampf und Streit,
Das Ringen nach der Reinigkeit
Des Herzens all‘ vergebens.

Nur du mit deiner Gotteskraft,
Du bists, der reine Herzen schafft,
Nach Gottes Ebenbilde.
D’rum bleib‘ nicht langer draußen stehn,
Gesegneter des Herrn, wir fleh’n:
Zeuch ein mit deiner Milde!

Und wenn du zu uns kommen bist,
Bleib‘ bei uns dann, Herr Jesu Christ,
Erhalt und rein von Sünden,
Dass wir an deiner Führerhand
Den Weg aus unserm dunkeln Land
Zum Himmel sicher finden.

Behm, Martin – Am ersten Sonntage des Advents, aus dem Evangelio Matthäi 21.

Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
Daß du vom Himmel kommen bist,
Und dich zum Menschen hast gewendt,
Bei uns gehalten dein Advent.

Wie gnädig hast du uns besucht,
Da wir durch Sünden warn verflucht,
Und hast dich unser angenommen,
Daß wir bei Gott zu Gnaden kommen.

Dein Zukunft hast du bei den Altn
Durch dein Erschaffung oft gehaltn,
Hast dich ihn offenbart im Wort,
Daß sie dich kannten, ihren Hort.

Und als die Zeit erfüllet ward,
Hast du verricht die schwere Fahrt,
Nahmst an dich unser Fleisch und Blut,
Damit du stürbest uns zu gut;

Kommst auch noch zu uns bis ans End
Durch dein Wort und die Sacrament;
Solchs ist der Welt verborgen zwar,
Doch ists dem Glauben offenbar.

Komm auch zu mir; ich räum dir ein
Mein Herz, das soll dein Wohnung sein.
Wahr, daß der böse Geist mit List
Ja nicht in meinem Herzen nist.

Du bist ein König überall,
Auf Erd, Meer und im Himmels Saal.
Nimm mich zum Reichsgenossen an,
Ich will dir gern sein unterthan.

Du bist gerecht, mich drückt die Sünd,
Tröst und erhlat mich armes Kind;
Rechn mir zu dein Gerechtigkeit
Nach deiner großen Gütigkeit.

Du bist der Helfer, ich bin schwach,
Drum dich zu meinem Heil aufmach;
Wenn du mich nimmst in deinen Schutz,
So biet ich Tod und Teufel Trutz.

Dein Sanftmuth ist mein Trost und Freud,
Wenn ich hab Kreuz und Herzenleid;
Hilf, daß ich nach dem Vorbild dein
Sanftmüthig mög von Herzen sein.

Du kömmst zwar arm, doch machst du reich,
Die an dich gläuben, all zugleich.
Mein Nothdurft wollst du mir beschern
Und mir das ewig Gut gewährn.

Bei deinem Häuflein mich erhalt,
Da dich erkennen Jung und Alt,
Daß ich dir Hosianna sing,
Mein Leben mit deim Lob zubring.

Komm zu mir an meim letzten End,
Und nimm mein Seel in deine Händ,
Dieweil sie ist dein Purpur gut,
Die du erkauft hast mit deim Blut.

Wenn du wirst kommen zum Gericht,
So wollst du mich verlassen nicht.
Hilf, daß ich mög vor dir bestehn
Und mit dir ein zum Leben gehn.

Gerhardt, Paul – Wie soll ich dich empfangen

Wie soll ich dich empfangen
und wie begegn’ ich dir,
o aller Welt Verlangen,
o meiner Seelen Zier?
O Jesus, Jesus, setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze,
mir kund und wissend sei.

Dein Zion streut dir Palmen
und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen
ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen
in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen,
so gut es kann und weiß.

Was hast du unterlassen
zu meinem Trost und Freud?
Als Leib und Seele saßen
in ihrem größten Leid,
als mir das Reich genommen,
da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen
und hast mich froh gemacht.

Ich lag in schweren Banden,
du kamst und machst mich los;
ich stand in Spott und Schanden,
du kommst und machst mich groß
und hebst mich hoch zu Ehren
und schenkst mir großes Gut,
daß sich nicht läßt verzehren,
wie irdisch Reichtum tut.

Nichts, nichts hat dich getrieben
zu mir vom Himmelszelt,
als dein getreues Lieben,
damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen
und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen,
so fest umfangen hast.

Das schreib dir in dein Herze,
du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze
sich häufet mehr und mehr.
Seid unverzagt, ihr habet
die Hülfe vor der Tür;
der eure Herzen labet
und tröstet, steht allhier.

Ihr dürft euch nicht bemühen,
noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen
mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen,
ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen,
die ihm an euch bewußt.

Auch dürft ihr nicht erschrecken
vor eurer Sündenschuld;
nein, Jesus will sie decken
mit seiner Lieb und Huld.
Er kommt, er kommt den Sündern
zum Trost und wahren Heil,
schafft, daß bei Gottes Kindern
verbleib ihr Erb und Teil.

Was fragt ihr nach dem Schreien
der Feind und ihrer Tück?
Der Herr wird sie zerstreuen
in einem Augenblick.
Er kommt, er kommt, ein König,
dem alle Macht und List
der Feinde viel zu wenig
zum Widerstande ist.

Er kommt zum Weltgerichte,
zum Fluch dem, der ihm flucht,
mit Gnad und süßem Lichte
dem, der ihn liebt und sucht.
Ach komm, ach komm, o Sonne,
und hol uns allzumal
zum ewgen Licht und Wonne
in deinen Freudensaal.

Samuel Grosser – Liebster Jesu, sei willkommen

Liebster Jesu, sei willkommen
Hier in dieser bösen Welt,
Da du nicht wirst angenommen,
Da man dich verächtlich hält,
Ich, ich will dich nicht verscherzen,
Wohne nur in meinem Herzen.
Refrain:
Du bist mein, und ich bin dein,
Allerliebstes Jesulein.

2. Zwar du kommest gar nicht prächtig,
Aber ich bin schon vergnügt,
Du bist dennoch reich und mächtig,
Hast mir alles zugefügt,
Was mich Sünder, was mich Schwachen
Kann gerecht und selig machen.
Refrain:

3. Dein so armes Kummerleben
Soll mein Reichtum allzeit sein,
Drum bin ich dir ganz ergeben
Und vertraue dir allein,
Daß du dort mich werdest laben
Mit den besten Himmelsgaben.
Refrain:

4. Will dich alle Welt gleich meiden,
Dennoch find ich mich zu dir;
Dich und mich soll nichtes scheiden,
Sondern ich will für und für
Unverrückt an dir bekleiben,
Tot und lebend dein verbleiben.
Refrain:

5. Deine Schmach und deine Schande,
So dir diese Welt antut,
Dienet mir zum höchsten Pfande
Und versichert meinem Mut,
Daß du mir in jenem Leben
Wirst die Ehrenkrone geben.
Refrain:

6.Nun mein Herze steht dir offen,
Zeuch, mein Heiland, bei mir ein,
Laß mich nicht vergeblich hoffen,
Laß mich nur dein eigen sein;
Tilge du all mein Verbrechen,
So kann ich stets fröhlich sprechen:
Refrain:

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States

Michael Schirmer – Nun jauchzet all, ihr Frommen

Nun jauchzet all, ihr Frommen,
In dieser Gnadenzeit,
Weil unser Heil ist kommen,
Der Herr der Herrlichkeit,
Zwar ohne stolze Pracht,
Doch mächtig zu verheeren
Und gänzlich zu zerstören
Des Teufels Reich und Macht.

2. Er kommt zu uns geritten
Auf einem Eselein
Und stellt sich in die Mitten
Für uns zum Opfer ein.
Er bringt kein zeitlich Gut,
Er will allein erwerben
Durch seinen Tod und Sterben,
Was ewig währen tut.

3. Kein Scepter, keine Krone
Sucht er auf dieser Welt,
Im hohen Himmelsthrone
Ist ihm sein Reich bestellt.
Er will hie seine Macht
Und Majestät verhüllen,
Bis er des Vaters Willen
Im Leiden hat vollbracht.

4. Ihr großen Potentaten,
Nehmt diesen König an,
Wenn ihr euch wollet raten
Und gehn die rechte Bahn,
Die zu dem Himmel führt.
Sonst, wo ihr ihn verachtet
Und nur nach Hoheit trachtet,
Euch Gottes Zoren rührt.

5. Ihr Armen und Elenden
In dieser bösen Zeit,
Die ihr an allen Enden
Müßt haben Angst und Leid,
Seid dennoch wohlgemut.
Laßt eure Lieder klingen,
Und tut dem König singen,
Der ist eur höchstes Gut.

6. Er wird nun bald erscheinen
In seiner Herrlichkeit
Und all eur Klag und Weinen
Verwandelen in Freud.
Er ist, der helfen kann,
Halt eure Lampen fertig,
Und seid stets sein gewärtig,
Er ist schon auf der Bahn.

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States