Joh. Angelus – Mir nach! spricht Christus.

Mir nach! spricht Christus, unser Held,
Mir nach ihr Christen alle,
Verleugnet euch, verlasst die Welt,
Folgt meinem Ruf und Schalle;
Nehmt euer Kreuz und Ungemach
Auf euch, folgt meinem Wandel nach!

Ich bin das Licht; ich leucht euch für
Mit heilgem Tugendleben:
Wer zu mir kommt und folget mir,
Darf nicht im Finstern schweben.
Ich bin der Weg; ich weise wohl,
Wie man wahrhaftig wandeln soll.

Mein Herz ist voll Demütigkeit,
Voll Liebe meine Seele:
Mein Mund der fleußt zu jeder Zeit
Von süßem Sanftmutsöle:
Mein Geist, Gemüte, Kraft und Sinn
Ist Gott ergeben, schaut auf ihn.

Ich zeig euch das, was schädlich ist,
Zu fliehen und zu meiden,
Und euer Herz von Argelist
Zu reingen und zu scheiden.
Ich bin der Seelen Fels und Hort,
Und führ euch zu der Himmelspfort.

Fällts euch zu schwer? Ich geh voran,
Ich steh euch an der Seite;
Ich kämpfe selbst, ich brech die Bahn,
Bin alles in dem Streite.
Ein böser Knecht, der still darf stehn,
Wenn er den Feldherrn an sieht gehn.

Wer seine Seel zu finden meint,
Wird sie ohn mich verlieren;
Wer sie hier zu verlieren scheint,
Wird sie in Gott einführen.
Wer nicht sein Kreuz nimmt und folgt mir,
Ist mein nicht wert und meiner Zier.

So lasst uns denn dem lieben Herrn
Mit Leib und Seel nachgehen
und wohlgemut, getrost und gern
In allen Leiden stehen!
Wer nicht gekämpft, trägt auch die Kron
Des ewgen Lebens nicht davon.

Johann Angelus – Aufopferung des Herzens.

Höchster Priester, der du dich
Selbst geopfert hast für mich:
Lass doch, bitt ich, noch auf Erden
Auch mein Herz dein Opfer werden.

Denn die Liebe nimmt nichts an,
Was du, Liebe, nicht getan:
Was durch deine Hand nicht gehet,
Wird zu Gott auch nicht erhöhet.

Drum so töt und schlachte hin
Meinen Willen, meinen Sinn:
Reiß mein Herz aus meinem Herzen,
Sollts auch sein mit tausend Schmerzen.

Trage Holz auf den Altar,
Und verbrenn mich ganz und gar,
du allerliebste Liebe:
Wenn doch nichts mehr von mir bliebe!

Also wird es wohl geschehn,
Dass der Herr es wird ansehn;
Also werd ich noch auf Erden
Gott ein Liebesopfer werden.

Joh. Angelus – Ich will dich lieben!

Ich will dich lieben, meine Stärke,
Ich will dich lieben, meine Zier;
Ich will dich lieben mit dem Werke
und immerwährender Begier.
Ich will dich lieben, schönstes Licht,
Bis mir das Herze bricht.

Ich will dich lieben, o mein Leben,
Als meinen allerbesten Freund;
Ich will dich lieben und erheben,
So lange mich dein Glanz bescheint.
Ich will dich lieben, Gotteslamm,
Als meinen Bräutigam.

Ach, dass ich dich so spät erkennet,
Du hochgelobte Schönheit, du!
und dich nicht eher mein genennet,
Du höchstes Gut, und wahre Ruh!
Es ist mir leid und bin betrübt,
Dass ich so spät geliebt.

Ich lief verirrt und war verblendet;
Ich suchte dich und fand dich nicht.
Ich hatte mich von dir gewendet
und liebte das geschaffue Licht:
Nun aber ists durch dich geschehn,
Dass ich dich hab ersehn.

Ich danke dir, du wahre Sonne,
Dass mir dein Glanz hat Licht gebracht;
Ich danke dir, du Himmelswonne,
Dass du mich froh und frei gemacht;
Ich danke dir, du güldner Mund,
Dass du mich machst gesund.

Erhalte mich auf deinen Stegen
Und lass mich nicht mehr irre gehu:
Lass meinen Fuß in deinen Wegen
Nicht straucheln oder stille stehn.
Erleucht mir Leib und Seele ganz,
Du starker Himmelsglanz.

Gib meinen Augen süße Tränen,
Gib meinem Herzen keusche Brunst.
Lass meine Seele sich gewöhnen
Zu üben in der Liebeskunst.
Lass meinen Geist, Sinn und Verstand
Stets sein zu dir gewandt.

Ich will dich lieben, meine Krone,
Ich will dich lieben, meinen Gott;
Ich will dich lieben ohne Lohne,
Auch in der allergrößten Not;
Ich will dich lieben, schönstes Licht,
Bis mir das Herze bricht.