Müller, Georg – Meine Zeit stehet in Deinen Händen

Abendläuten nah und ferne
Hör ich klingen trüb und bang –
Fragend blick ich zu den Sternen:
Währt mein Leben denn noch lang?

Und die Antwort will nicht kommen,
Ob gespannt ich lauschen mag;
Nirgend hab ich sie vernommen,
Lebe weiter Tag um Tag.

Doch kann ich bestimmt dies sagen
– es hat festes Unterpfand –
Meine Zeit, mein Tun und Treiben,
Alles ist in Gottes Hand!

Alles ruht in seinen Händen,
Er bestimmt den Weltenlauf –
Auch mein Leben wird noch enden,
Wenn er spricht: Nun höre auf!

Drum will ich mich ihm ergeben,
Willig, restlos, froh und frei,
Großer Gott, mein Leib und Leben
Ganz in deinen Händen sei!