Franz-Heinrich Härter – Der Abend

Luc. 24,29. „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und ader Tag hat sich geneiget.“

Ach bleib‘ bei uns, Herr Jesu Christ
Weil es nun Abend worden ist!
Dein göttlich Wort, das helle Licht,
Erlösch‘ in unsern Seelen nicht.

Mit Nacht umhüllet uns die Zeit;
gib uns, Herr, Beständigkeit,
Dass wir auf Dich im Glauben sehn
Und folgsam Deine Wege gehn.

Steh‘ Deiner Kirche mächtig bei,
Mach alle Christen fromm und treu,
Gib Deiner Lehre Glück und Heil,
Gib uns an Deiner Gnade Teil!

Auf dieser Erd‘ ist keine Ruh,
Es geht nicht wie es sollte zu:
Der Geist des Bösen waltet frei
Durch Zwietracht, und durch Schwärmerei;

Der freche Spott fährt hoch einher,
Der Wahn verfälschet Jesu Lehr,
Die Menge sucht das Neue nur,
Und folget nicht des Wortes Spur.

Herr Jesu, hilf! Dein Werk erhalt‘!
Wir sind gar sicher, faul und kalt.
Verteidige Dein Heiligtum,
Dein ewig Evangelium.

Laut werde durch der Boten Mund
Den Völkern Deine Gnade kund,
Und allen Heiden nah und fern
Geh auf, ein heller Morgenstern.

Durchleuchte so die Erdennacht,
Bis einst der große Tag erwacht,
Wo Du, Weltheiland, Jesu Christ,
Der ganzen Menschheit Sonne bist.

Franz Härter – Der Zug nach oben

Heimat meiner Liebe,
Ziel der heilgen Triebe,
Ort der sel’gen Ruh,
Wo mein Jesus weilet,
Friedenstadt, es eilet
Dir mein Sehnen zu!

Herr, wie lang
Werd‘ ich noch bang
an die Erdennot gebunden
Zählen Tag und Stunden?

Zwar sollt‘ ich nicht zählen,
Sollte mich nicht quälen,
Denn die Zeit entflieht;
Und ich kann mit Freuden
Sehn wie durch das Leiden
Mich mein Jesus zieht.

Näher stets
Zur Heimat geht’s; –
Folg‘ ich nur dem Liebeszuge
Auch im Liebesfluge!

Doch ich geh so träge
Auf dem Lebenswege
Meinem Jesu nach,
Dankend halb, halb zagend,
Nach dem Ausgang fragend
Und mit manchen Ach!

O, wie schwer
Ward mir’s bisher
Ganz mir selber abzusagen
Und mein Kreuz zu tragen!

Lehr‘ mich stiller gehen,
Treuer auf dich sehen,
Den ich oft betrübt!
Jesu, voll Erbarmen
Hast du ja mich Armen
Je und je geliebt!

Lauter Güt
Ist’s die mich zieht
Hin zum Ziel der heil’gen Triebe,
Zu dir, meine Liebe!