Harms, Claus – Wer Christo sich hat hingegeben

Wer Christo sich hat hingegeben,
Der hat bekommen Christi Kraft,
Der hat bekommen Christi Leben
Und alles Heiles Wissenschaft. 1 Joh. 2, 20.

Der weiß zu wirken und zu schaffen.
Bricht überall sich eine Bahn,
Er geht einher in Geisteswaffen
Und macht sich Alles unterthan. 2 Cor. 10, 4.

Der schmückt des Lebens großen Garten
Mit Blüthen schön, mit Fruchten voll,
Weiß ihn zu wässern und zu warten,
Was er nur macht, geräth ihm wohl. Joh. 7, 38.

Aus sich verherrlicht er die Zeiten,
Er bildet sie nach seinem Sinn,
Kann alle ihre Zeichen deuten;
Die Zeit ist seine Schülerin. Matth. 16, 3.

Sie wandelt sich, er bleibet stehen;
Sie richtet Alles, nur nicht ihn.
Mit hohem Muth aus seinen Höhen
Sieht er den Sturm vorüberziehn. 1 Cor. 6, 2.

Er stehet wie ein Fels im Meere,
Umschäumt und doch versenkt in Ruh,
So voll Vertrauen, o Gott, als wäre
Nichts auf der Welt, als er und tu. 2 Cor. 6, 8-10

((Dieser Vers ist von Tersteegen))

In seinem Innern herrscht die Stille
Der Friede, den die Welt nicht gibt.
Auch was ihm eigenst war, sein Wille,
Ward Wille dessen, den er liebt. Joh. 14, 27.

Die Sterne, die den Christen glänzen,
Sind Glaubenskinder, die er zeugt.
Man kennt sie an den fernsten Gränzen
Und horchet ihrer, wenn er schweigt. 2 Cor. 3, 3

So steht er viele lange Tage,
Den Vätern schon ein scheinend Licht,
Da wird es ihrer Kinder Sage:
Nein, dieser Jünger stirbet nicht. Joh. 21, 23

Wie viel er äußerlich verlieret,
So viel nimmt innerlich er zu, 2 Cor. 4, 16
Doch einmal kommt der Herr und führet
Ihn sanften Wegs in jene Ruh. Hebr. 4,9

Harms, Claus – Danklied

Nun danket alle Gott!
dieß ist ein Tag zum Danken.
Die Wolken teilen sich
und unsre Sorgen sanken.
Gewiß, das kam vom Herrn;
verkündiget sein Thun!
Mein Psalm, geh du voran
und lehr uns danken nun.

Nun danket alle Gott!
er hat uns zugemeßen!
Obs hie und da noch fehlt,
wird heute ganz vergeßen.
Die Bitten sind verstummt,
die Seufzer noch viel mehr,
das frohe Herz erscheint
mit Preis, Dank, Lob und Ehr.

Nun danket alle Gott
und keiner bleib zurücke,
Hat jedermann ja teil
an dem erfahrnen Glücke.
Erfreute Brüder kommt
und stellt euch denn zu hauf.
Wir singen unsern Dank
zu dir, o Gott, hinauf!

Nun danket alle Gott!
ihm,Gott, ihm gebt die Ehre!
Wie möcht es um uns stehn,
wenn er nicht kommen wäre!
Du bist es denn allein,
dem unser Opfer flammt.
Wirf, Herz, dich selber drein,
daß höher es noch flammt.

Kraus – Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert

Harms, Claus – Dennoch

Dennoch ist ein schönes Wort,
Dennoch heißt mein Glaube;
Dennoch sag ich fort und fort,
ob ich lieg im Staube,
ob ich steh‘
auf der Höh‘,
in des Glückes Schimmer:
Dennoch sag‘ ich immer.

Ob ich bleib‘ ein armer Mann
und die andern prangen,
da ich weder will noch kann,
wie sie es verlangen;
ob der Welt
es gefällt,
mich darum zu plagen:
Dennoch will ich sagen!

Dennoch will ich stille sein
und an Gott mich halten:
Dennoch laß ich ihn allein,
meinen Vater, walten;
Dennoch meint
er, mein Freund,
es mit mir aufs beste,
damit ich mich tröste.

Geistliche Lieder

Harms, Claus – Übersetzung des „De die Iudicii“

Übertragung von Celanos „De die iudicii“

1. Zorntag, grösster aller Tage,
Aller Bibeln ernste Sage,
Mit dem Feuer, mit der Waage:

2. Welches Heulen, welches Weinen,
Wenn Du einmal wirst erscheinen
Plötzlich, da wir es nicht meinen!

3. Eine Stimm’ wird sich erheben;
Die dann todt sind, die dann leben,
Sollen Red’ und Antwort geben.

4. Beide fahren sie zusammen,
Sehen sich bei Feuerflammen:
Wird er euch und uns verdammen?

5. Müssen stehn vor einem Buch:
Ach, sind wir auch in der Suche?
Oder angemerkt zum Fluche?

6. Jetzo wird der Richter sprechen,
Alle Siegel wird er brechen,
Die geheimsten Thaten rächen!

7. Ach, wie fürcht’ ich seine Ruthe!
Zeugt nicht Einer mir zu Gute?
Reinen selbst ist bang zu Muthe.

8. O du König solcher Schrecken!
Gnade kann allein mich decken.
Ich will dein Erbarmen wecken!

9. Hattest mich doch einst erkoren,
Bist doch ja für mich geboren.
Und ich wäre jetzt verloren?

10. Hast dich müd’ um mich gegangen,
Bist für mich am Kreuz gehangen,
Und das sollte nichts verfangen?

11. Wärest du denn bloss ein Rächer?
Gar kein, gar kein Gnadensprecher
Ueber reuige Verbrecher?

12. Noch ist nicht mein Spruch gefället;
Eh’ derselbe mich zerschellet,
Hör’ die Bitt’ an dich gestellet!

13. Hast Maria angeblicket,
Hast den Schächer selbst entzücket
Ich soll bleiben unerquicket?

14. O du Guter, Milder, Treuer,
Rette vor dem ew’gen Feuer,
Den du hast erlöst so theuer!

15. Zwar nicht auf mein Bitten steh’ ich,
Nein, zu deiner Gnade fleh’ ich,
Halte sie mich, sonst vergeh’ ich.

16. Du wirst scheiden, bannen, aechten,
Reisse mich noch aus dem Schlechten,
Rechts von dir zu den Gerechten!

17. Wenn die Bösen überwiesen,
Und den Flammen zugewiesen,
Sei ich in die Freud’ gewiesen!

18. Ach, ich schau die Höllenbrände,
Rufe, ringe meine Hände:
Mach es wohl mit mir am Ende!

Liscoo – Dies Irae