Ich sehe viele Geisterscharen;
Der weite Luftkreis ist erfüllt
Von Geistern, die einst Menschen waren,
Und die nun völlig sind enthüllt.
Sie schweben hin so leicht und schnelle,
Daß kaum mein Auge folgen kann;
Ich sehe nirgends eine Stelle,
Wo sie zur Ruhe langen an.
Sie sind gleich einem lichten Schatten;
Behende gehn sie auf und ab;
Auf allen Auen, allen Matten
Ich Tausende gesehen hab’.
Sie finden nirgends Fried’ und Ruhe,
Man höret keinen süßen Klang;
Sie haben Angst, sie haben Mühe;
Was machet ihnen denn so bang?
Ihr Herz war nicht zu Gott gekehret,
Ihr Sinn hing noch an dieser Welt;
Sie haben manches noch begehret,
Was dort sie nun gebunden hält.
Vorüber sind die Gnadenstunden,
Die sie verschwendet haben hier;
Sie haben nicht in Jesu Wunden
Geheiliget all ihr’ Begier.
Nun wohnen sie im Reich der Schatten,
Im leeren, düstern, öden Land,
Weil sie das Heil verschmähet hatten,
Nicht treu benützt den Gnadenstand.
Der Geister, die jetzt um dich schweben,
Hast du vielleicht vor kurzer Zeit
Noch viel gekannt im Erdenleben;
Ihr Nam’ und Ruf erstreckt’ sich weit.
Nun sind sie plötzlich abgeschieden,
Du hast gehört von ihrem Tod;
Und mancher glaubt, sie haben Frieden
Und ahnet nichts von ihrer Not.
So viele, die wir selig preisen,
Befinden sich im Hades nur;
Sie dürfen nicht mit frommen Weisen
Dort wandeln auf der Himmelsflur.
Wer rein ist, führet in die Höhe
Und eilt der lichten Heimat zu;
Wer unrein ist, fährt in die Tiefe,
Er sucht und findet nirgends Ruh’.
Je mehr ein Sünder sich gereinigt
Von allem, was ihm klebet an,
Je mehr sein Herze ist geheiligt,
Je höher er nun schweben kann.
Dort auf den schönen Himmelsauen,
Wenn ich errichtet hab’ mein Ziel,
Werd ich mit Geistesaugen schauen
Der sel’gen Überwinder viel.