Jochen Klepper – Zum Heldengedenktag

Wie fielen die Helden im Streit!
Wie seufzen die Herzen vor Leid!
Doch Christus tröstet, die betrübt:
„Niemand hat so wie der geliebt,
der sich für seine Freunde gibt!“

Der Herr, der uns gibt und uns nimmt,
hat selbst sich zum Opfer bestimmt.
Gott opfert sich in seinem Sohn!
In ihm hat jedes Opfer Lohn.
Wisst, Frucht und Ernte reifen schon!

Die Hoffnung ist euch nicht geraubt.
Ihr beugt euch voll Demut und glaubt.
Einst kommt der Herr mit Feldgeschrei,
der Osterheld, vom Tode frei!
Leid, Schmerz und Tränen sind vorbei.

Und alles, was alt war, wird neu.
O seht, die ihm sterbend getreu!
Mit Kronen sind sie reich geschmückt!
Auch ihr, die euch noch Schwermut drückt,
seid allem Jammer bald entrückt.

Wie sind nun die Helden erhöht!
Wie sind schon die Klagen verweht!
Der starken Helden Opfertat,
der stillen Dulder Tränensaat
sind hochgerühmt in Gottes Stadt.

Jochen Klepper – Johannes 15,3

Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Es ist geschehen, Gott, es ist von dir vollbracht.
Du hast mich schon ans Ziel der Zeit getragen.
In deinem Sohn bin ich zu deinem Kind gemacht,
leb‘ ich auch noch in Sünde und Versagen.
Im Werke gilt nur noch dein Werk an mir.
Im Wort zeugt nur dein eigenes Wort von Dir.
Ich wollte fliehen, aber du, Herr, hast gewacht.

Das weitere Leben kann nur noch ein Sterben sein.
Die Stunden rinnen dennoch nicht vergebens.
Ich wandere aus der Welt und ziehe bei dir ein,
vergehend schon teilhaftig allen Lebens.
Noch häuft sich stündlich aller Sünden Last.
Doch durch das Wort, das du geredet hast –
um dieses deines Wortes willen bin ich rein.

Nun weiß ich die Gerechtigkeit, die vor dir gilt!
Was sollte ich noch auf der Welt erfahren?
Des Menschseins müde – dennoch Gottes Ebenbild:
in diesem Glauben hilf, Herr, mich bewahren!
Die Erdenzeit und ihre Schuld versinkt.
Du bist’s, der fordert – und zugleich vollbringt.
Das Unerfüllbare hast du allein erfüllt!

So komme, lieber Jüngster Tag! Weich, letzte Nacht!
Und wenn ich auch dahin durch Leiden gehe,
hat deine Weisheit es für mich schon vorbedacht,
dass unterm Kreuz ich erst das Kreuz verstehe.
Nur unterm Kreuze bin deinem Sohn ich nah;
nur wo dein Sohn ist, bist du, Vater, da.
Es ist geschehen, Gott, es ist von mir vollbracht.

Jochen Klepper – Trostlied am Morgen

Wenn ihr stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.
Jesaja 30,15

Wenn ihr stille bliebet,
wo dem Herzen graut,
wo euch Angst betrübet,
dass kein Heil ihr schaut:
so wäret ihr in Sorgen,
wie sie keiner sah,
stark und fest geborgen
und der Hilfe nah.

Wenn ihr stille würdet,
nun ihr nicht ertragt,
was euch aufgebürdet,
ohne Maß euch plagt:
so würdet ihr errettet –
sei kein Weg, kein Licht, –
dem im Schoß gebettet,
dem das Herze bricht.

Seid ihr hoffend stille,
strömt die Kraft euch zu.
Stets bleibt Gottes Wille,
dass er Wunder tu.
Durch Stillesein und Hoffen
werdet stark und fest,
seht den Himmel offen,
der euch nicht verlässt.

Jochen Klepper – Sonntag vor Ostern: Palmarum

Die Stürme sind kalt,
voller Schatten und Härten.
Doch duften die Veilchen wie niemals zuvor.
Die Bäume sind alt.
Doch senden sie glänzende Knospen empor
den Amseln und Bienen.
Mit freudigem Qualmen
glimmt dürres Geäst,
brennt gehäuft in den Gärten.
Die Blüten rings flammen noch lodernder auf.
Da kehrt sich zum Fest
vergangener Jahre begeisterter Lauf,
dem Gleichnis zu dienen
am Tage der Palmen.

Jochen Klepper – Erster März

Heute ist der milde Glanz erwacht.
Der Mond schien und ein klarer Stern.
Erfüllt von Ahnung schwieg die Nacht,
und nirgends war ein Hügel fern.

Der Baum – als wüsste er sein Blühn –
neigt sich zur Erde, atmet tief,
als wollte er sein Sommergrün
dort trinken, das im Acker schlief.

Wen gab es, der verlassen war?
Der Nacht vertraut sich jedes Ding.
Wie wenn die Sonne ihn gebar,
Schwebt morgens leicht ein Schmetterling.

Jochen Klepper – Kosakenjunge

Ich will kein Buch, ich will kein Spiel,
ich will nicht Schutz, ich will nicht Ziel,
nur Weite!

Ich brauche nur ein kleines Pferd,
und Freunde sind mir gar nichts wert,
ich reite!

Ich frage nicht, ob Zeit vergeht,
ich reite, wo der Wind hinweht,
ins Leere!

Ich bin nicht klug, ich bin nicht brav.
Das Reiten ist mir Kost und Schlaf
und Ehre!

Jochen Klepper – Altes Haus

Ich habe dich wie sonst getroffen
Nun hast du alles gut gefügt,
und wieder wird mein Herz so offen,
dass es sich nur mit dir begnügt.

Die anderen Städte, die ich kannte?
Vielleicht hat jede Glück gebracht.
Nur: Keine hatte das Verwandte,
und ihr Geschenk war kühl gedacht.

Und jedes Jahr, wie falsche Zeilen,
strich undankbar ich wieder aus,
als sei die Welt ein Kreis von Meilen,
nur um dies eine alte Haus.