Mit einem zarten Sehnen,
Mit stillen Herzenstränen
Erwart ich Deine Flamm‘
An jedem Segenstage,
Und, wenn ich Dir was klage,
Dein offnes Ohr, mein Bräutigam!
Gib mir ein lichtes Wesen,
Das völlige Genesen
Um Geiste des Gemüts,
Beim Grundgefühl der Sünden
Ein tiefgebeugt Empfinden,
Kein Sünde tun, ach, Gott verhüt’s!
Geneigtes Herz zum Staube,
Ein‘ unbefleckte Taube
Zu sein nach Geistesart;
Zum Mühen unverdrossen,
In’s Armsein eingeschlossen,
Vor aller fremden Kraft verwahrt;
Mit Jedermann in Friede,
Treu mit des Lammes Liede,
Auch im Gebete treu,
Fürs Volk bei Dir zu sprechen,
Des Feindes Zweck zu brechen;
Den Freunden Gottes täglich neu:
Mir immer gegenwärtig;
Dir alle Stunden fertig
Zu alle Deinem Wink;
Im heiligen Abendmahle
Gerührt von Dessen Strahle,
Von dem ich wahrlich, ess‘ und trink‘.
Den Feinden Gottes schrecklich,
Dem Hausgesind‘ erwecklich,
Der Brüder aller Knecht;
Im Zuge schnell und glücklich,
Im Predigen erquicklich,
In allem Wandel schlecht und recht.
Den Seelen, die’s verstehen,
Erfreulich anzusehen,
Was Deine Liebe kann;
Zum Segen armer Sünder,
Zum Dienste Deiner Kinder
In Jesu ein vollkommner Mann.
Ganz ernsthaft und doch kindlich,
Einfältig, und doch gründlich,
Und ein getreues Ohr;
Ein zuverlässig Herze,
Gerührt von allem Schmerze,
Der unter Gliedern hier kommt vor.
Dem Satanas ein Schrecken;
Den Orten zum Bedecken,
Wo Du mich grade hast;
Den Engeln eine Freude,
Den Brüdern eine Weide,
Den falschen Geistern eine Last;
Der Salbung übergeben,
Geschickt zum Pilgerleben,
Gesund an Leib und Seel;
Vergnügt von aus- und innen,
Geübt in allen Sinnen,
Gesalbet mit dem Freudenöl!
Ihr Teufel, lasst mich machen!
Ihr Engel, helft mir wachen!
Geschwister, habt mich lieb!
Ihr Feinde, lasst mich lieben!
Gehilfen, helft mir schieben!
Mein Wirken ist kein eigner Trieb.
Und was ich für mich bitte,
Das bitt‘ ich für die Hütte,
Für Seele und für Geist
Der Andern, die sich wagen,
Zu geh’n in unsern Tagen,
Wohin sie Dein Erwählen heißt.
O Vater! freu‘ Dich meiner,
Ich bin des Sohnes Einer;
Geist Jesu, segne mich!
Und tu‘ an mir als Kinde;
Versöhner meiner Sünde,
Nimm und behalt‘ mich ewiglich!
(21. Novbr. 1741.)