Mel. O Gott du frommer Gott
Dein Wort befiehlt, o Herr
Daß wir uns prüfen sollen,
Wenn wir zu deinem Mahl
uns würdig nahen wollen.
Nun, Herr, du weißt es wohl,
Ich will gehorsam seyn;
Ach! dring‘, o helles Licht
Nur selber in mich ein.
2. Ach! gib, o Herr nur Ernst;
Komm, deinen Geist zu senden,
Und steure Satans List,
Der mich nur will verblenden,
Es werde mir durchs Wort
mein innrer Grund entdeckt,
Und wo ich da und dort
Vor dir noch bin befleckt.
3. Denn ich bin viel zu blind,
Mich selber zu ergründen.
Drum zeige du mir an
Die unerkannten Sünden.
Ach! prüfe du mich selbst,
Und siehe wie ich steh,
Und ob ich hier und da
Auf rechtem Wege geh?
4. Wie lange kann uns hier
So viel verborgen bleiben?
Wie? kann der eigne geist
Uns hinters Licht hier treiben?
Will selber David nicht
Dem eignen Herzen trau’n;
Wie? sollt ich Blinder denn
Auf mein Erkenntniß bau’n?
5. Nimm mich in scharfe Zucht,
Um mir nichts zu verhölen!
Such‘ alle Winkel aus,
Den tiefsten Grund der Seelen.
Ach! deck‘, o Herr, mir auf,
Auch den verborgnen Bann,
Wo etwas noch versteckt,
Das endlich quälen kann.
6. Als ich das letzte mal
Bey deinem mahl gewesen,
So gabst du Gnad und Kraft.
Wie? bin ich treu gewesen?
Wo ist die Frucht davon?
Ach! zeige mir es an,
Du bist es auch allein,
Der alles bessern kann.
7. Ich weiß ja nicht, wie oft
Dies Mahl mich noch wird laben;
Drum gieb mir großen Durst,
Und alle Schätz und Gaben,
Die mir zu meinem Heil
Nur immer nöthig seyn,
Und mache nur mein Herz
In dir gewiß und rein.
8. O Zeige, was nachdem
Schon wieder eingeschlichen;
Thu ferner ab in mir,
Was einmal abgewichen;
Und was noch in mir steckt,
Das räum‘ auch jetzo aus,
Und fege dir nur selbst
Des Herzens Tempelhaus.
9. Was mir dein Licht entdeckt,
Hilf auch bereun und hassen,
Und gieb mir neue Kraft,
Forthin es auch zu lassen.
O! gieb mir Glaubenskraft,
Recht würdig hinzugehn;
Denn meine Würde soll
In deinem Blut bestehn.
10. O! prüfe selbst mich erst,
Ob ich im Glauben stehe:
Damit ich ja nur nicht
Unwürdig hinzugehe.
O Herr! es sey mein Geist
Mit deinem Blut geschmückt;
So mache du mich selbst
Recht würdig und geschickt.
11. Ich bin es wol nicht werth,
Daß ich dich hier genieße;
Doch hilf nur, daß ich mich
Stets selber richten müsse:
So richtest du mich nicht;
Du nimmst den Sünder an,
Den Sünder, der sich nur
Selbst vor dir richten kann.
12. So prüf‘, o Herr! uns doch
Auch bey den besten Dingen,
Daß wir sie mehr und mehr
Ins rein‘ und lautre bringen.
Schneid‘, was nicht lauter, ab,
Hat’s noch so guten Schein,
Und laß dein Wort allein
Des Wandels Richtschnur seyn.
Bernheim – Das Abendmahl des Herrn
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