Christoph Knoll – Verlangen nach dem Tode.

Herzlich tut mich verlangen
Nach einem sel‘gen End;
Weil ich hie bin umfangen
Mit Trübsal und Elend.
Ich hab Lust, abzuscheiden
Von dieser argen Welt;
Sehn mich nach ewiger Freuden:
Jesu, komm nur bald.

Du hast mich ja erlöset
Von Sünd, Tod, Teuft und Höll;.
Es hat dein Blut gekostet:
Drauf ich mein Hoffnung stell.
Warum sollt mir denn grauen
Vorm Tod und höllisch‘m G‘sind?
Weil ich auf dich tu bauen,
Bin ich ein selig‘s Kind.

Wenn gleich süß ist das Leben,
Der Tod sehr bitter mir:
Will ich mich doch ergeben,
Zu sterben willig dir.
Ich weiß ein besser Leben,
Da meine Seel fährt hin:
Des freu ich mich gar eben;
Sterben ist mein Gewinn.

Der Leib zwar in der Erden
Von Würmern wird verzehrt:
Aber erwecket werden
Durch Christum, schön verklärt;
Wird leuchten als die Sonne
Und leb‘n ohn‘ alle Not
In himmlischer Freud und Wonne:
Was schadet mir der Tod?

Ob mich die Welt auch reizet,
Länger zu bleiben hier,
und mir auch immer zeiget
Ehr, Geld, Gut, all ihr Zier:
Doch ich das gar nicht achte;
Es währt ein kleine Zeit:
Das Himmlisch ich betrachte;
Das bleibt in Ewigkeit.

Wenn ich auch gleich nun scheide
Von meinen Freunden gut,
Das mir und ihn‘ bringt Leide,
Doch tröst mir meinen Mut,
Dass wir in großen Freuden
Zusammen werden komm‘n,
und bleiben ungescheiden
Im himmelischen Thron.

Ob ich auch hinterlasse
Betrübte Waiselein,
Der‘ Not mich über die Maße
Jammert im Herzen mein:
Will ich doch gerne sterben
und trauen meinem Gott,
Er wird sie wohl ernähren,
Retten aus aller Not.

Was tut ihr so sehr zagen,
Ihr armen Waiselein?
Sollt euch Gott Hilf versagen,
Der speist die Raben klein?
Frommer Witwen und Waisen
Ist er der Vater treu:
Trotz dem, der sie beleidet,
Das glaubt ohn‘ alle Scheu.

Gesegn‘ euch Gott der Herre,
Ihr Vielgeliebten mein!
Trauret nicht allzu sehre
Über den Abschied mein.
Beständig bleibt im Glauben!
Wir wird‘n in kurzer Zeit
Einander wieder schauen
Dort in der Ewigkeit.

Nun will ich mich ganz wenden
Zu dir, Herr Christ, allein:
Gib mir ein selig‘s Ende,
Send mir dein Engelein;
Führ mich ins ewig Leben,
Das du erworben hast
Durch dein Leiden und Sterben
Und blutiges Verdienst.

Hilf, dass ich gar nicht wanke
Von dir, Herr Jesu Christ;
Den schwachen Glauben stärke
In mir zu aller Frist.
Hilf mir ritterlich ringen,
Dein Hand mich halt in Acht,
Dass ich mag fröhlich singen:
Gott Lob, es ist vollbracht!

Franz Joachim Burmeister. – Es ist genug!

Es ist genug! So nimm, Herr, meinen Geist
Zu Zion’s Geistern hin;
Lös auf das Band, das allgemächlich reißt,
Befreie diesen Sinn,
Der sich nach seinem Gotte sehnet,
Der täglich klagt und nächtlich tränet:
Es ist genug!

Es ist genug des Jammers, der mich drückt;
Des Adams Apfelgier,
Das Sündengift hat kaum mich nicht erstickt,
Nichts Gutes wohnt in mir:
Was kläglich mich von Gotte trennet,
Was kläglich mich beflecket nennet,
Des ist genug!

Es ist genug des Kreuzes, das mir fast
Den Rücken wund gemacht.
Wie schwer, o Gott, wie hart ist diese Last!
Ich schwemme manche Nacht
Mein hartes Lager durch mit Tränen,
Wie lang, wie lange muss ich sehnen?
Wenn ists genug?

Es ist genug! wenn nur mein Jesus will,
Er kennet ja mein Herz.
Ich harre sein und halt indessen still,
Bis er mir allen Schmerz,
Der meine sieche Brust abnaget,
Zurücke legt und zu mir saget:
Es ist genug!

Es ist genug! Herr, wenn es dir gefällt,
So spanne mich doch aus.
Mein Jesus kommt, nun gute Nacht, o Welt!
Ich fahre ins Himmelshaus,
Ich fahre sicher hin in Frieden,
Mein großer Jammer bleibt danieden.
Es ist genug!

Johannes Hermann Schein. – Williges Sterben

Machs mit mir, Gott, nach deiner Güt,
Hilf mir in meinem Leiden.
Ruf ich dich an, versag mirs nicht:
Wenn sich mein Seel will scheiden,
So nimm sie, Herr, in deine Händ;
Ist alles gut, wenn gut das End.

Gern will ich folgen, liebster Herr,
Du wirst mirs nicht verderben.
Ach du bist doch von mir nicht fern,
Wenn ich gleich hie muss sterben,
Verlassen meine liebste Freund,
Dies mit mir herzlich gut gemeint.

Ruht doch der Leib sanft in der Erd,
Die Seel sich zu dir schwinget;
In deine Hand sie unversehrt
Durch‘n Tod ins Leben dringet.
Hier ist doch nur ein Tränental:
Angst, Not, Müh, Arbeit überall.

Tod, Teufel, Höll, die Welt, die Sünd
Mir können nichts mehr schaden.
An dir, o Herr, ich Rettung sind;
Ich tröst mich deiner Gnaden.
Dein ein‘ger Sohn aus Lieb und Huld
Für mich bezahlet alle Schuld.

Was wollt ich denn lang traurig sein,
Weil ich so wohl bestehe,
Bekleid‘t mit Christi Unschuld rein,
Wie eine Braut hergehe?
Gehab dich wohl, du schnöde Welt:
Bei Gott zu leben mir gefällt.

Aemilia Juliana, Gräfin zu Schwarzburg-Rudolstadt. – Wer weiß, wie nahe mir mein Ende!

Wer weiß, wie nahe mir mein Ende!
Hin geht die Zeit, her kommt der Tod:
Ach, wie geschwinde und behände
Kann kommen meine Todesnot!
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Es kann vor Nacht leicht anders werden,
Als es am frühen Morgen war;
Denn weil ich leb auf dieser Erden,
Leb ich in steter Todsgefahr.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Herr, lehr mich stets mein End bedenken
Und, wenn ich einstens sterben muss,
Die Seel in Jesu Wunden senken
Und ja nicht sparen meine Buß.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Lass mich bei Zeit mein Haus bestellen,
Dass ich bereit sei für und für
und sage frisch in allen Fällen:
Herr, wie du willt, so schicks mit mir!
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Mach mir stets zuckersüß den Himmel
Und gallenbitter diese Welt;
Gib, dass mir in dem Weltgetümmel
Die Ewigkeit sei vorgestellt.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Ach Vater, deck all meine Sünde
Mit dem Verdienste Christi zu,
Darein ich mich festgläubig winde;
Das gibt mir recht gewünschte Ruh.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Ich weiß, in Jesu Blut und Wunden
Hab ich mir recht und wohl gebett;
Da sind ich Trost in Todesstunden
Und alles, was ich gerne hätt.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Nichts ist, das mich von Jesu scheide,
Nichts, es sei Leben oder Tod.
Ich leg die Hand in seine Seite
und sage: mein Herr und mein Gott!
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Ich habe Jesum angezogen
Schon längst in meiner heil‘gen Tauf;
Du bist mir auch daher gewogen,
Hast mich zum Kind genommen auf.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Ich habe Jesu Fleisch gegessen,
Ich hab sein Blut getrunken hier:
Nun kannst du meiner nicht vergessen!
Ich bleib in ihm und er in mir.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

So komm mein End heut oder morgen:
Ich weiß, dass mirs mit Jesu glückt.
Ich bin und bleib in deinen Sorgen,
Mit Jesu Blut schön ausgeschmückt.
Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Machs nur mit meinem Ende gut!

Ich leb indes in Gott vergnüget
Und sterb ohn alle Kümmernis.
Mir gnüget, wie mein Gott es füget;
Ich glaub und bin es ganz gewiss:
Durch deine Gnad und Christi Blut
Machst dus mit meinem Ende gut.

Herman, Nikolaus – Der Gottesacker.

Gottsacker heißt der weite Platz.
Darein Gott sät sein höchsten Schatz,
Viel tausend Weizenkörnelein
Die Leib der lieben Christen sein;
Die sollen all: zu seiner Zeit
Grünen in aller Herrlichkeit;
Ihr Asch und Staub, Bein, Haut und Haar
Soll Alls spanneu werden und klar.
Ihr Körper wie Kristall so rein
Werden aufstehn und solln sein
Gleichwie der Sonnenschein und Glanz,
Unsterblich und vollkommen ganz.

Jetzt han sie hie ihr Rast und Huh.
Warten, bis geht die Zeit herzu,
Da sie Christus, der treue Hirt
Vom Tod wiedr auferwecken wird,
Ihr Leib und Seel, beide zugleich
Mit sich führen ins Himmelreich;
Denn solchs er ihn erworben hat
Am frohnen1heiligen Kreuz mit seinem Tod.
Der Acker ists Ruhbettelein,
Das Christus hat gewärmet fein,
Da er drin bis an dritten Tag
Im Grab für unser Sünden lag.

Hie verleußt 2verliert all sein Recht der Tod,
Im Grab verscharrt wird Angst und Not,
Jammer, Elend man hieher trägt,
Und als Unglück in d‘ Erden legt.
Aber zu der Posaunen Schall
Sollen vom Tod erstehen all,
Herrlich und verneut werden die,
So jetzt in Christo schlafen hie.

Den Gottsacker in Ehren halt,
Wer darauf geht, jung oder alt;
Denn er Gotts treuer Zehntner ist,
Was ihm vertraut der Herre Christ,
Das wird er als bei Carols Gwicht
Am jüngsten Tag bringen ans Licht.

Wer nun sein Brüdern hergibt sGleit,
Mach sich gerüst, und sei bereit;
Denn er weiß weder Stund noch Tag,
Wenn man ihn auf den Acker trag.
Ob er gleich jetzt ist frisch und gsund,
Doch kann der Tod kommen die Stund
Und ihn fordern von dieser Welt.
Dafür hilft kein Gwalt, Kunst noch Geld,
Drum Jedermann sich zeitlich schick,
Und wart des Tods all Augenblick.

Weil wir denn kein Stund haben Frist,
So sprech ein Jeder, der das liest:
Schlaft in Fried, lieben Brüder mein,
Gott helf mir schier zu euch herein,
Dass ich neben euch wart der Zeit
Unser Urständ3Auferstehung und Seligkeit.
Denn wollen wir das helle Licht
Mit Freuden sehn Gotts Angesicht
Mit Leib und Seel das Himmelreich
Erben mit allen Engeln zugleich.
Herz Christ, hilf, dass es bald geh an,
Das wünscht der alt Niclas Herman.

Herman, Nikolaus – Ein geistliches Lied von Dürftigkeit menschlichen Geschlechts und vom Tode, wie ihn Christus überwunden, derwegen auch nicht soll gefürchtet werden rc.

In Sterbenszeiten tröstlich zu singen.

Der Mensch wird von eim Weib geborn,
Mit Weh und Schmerzen in Gotts Zorn,
Und lebt alhie ein kleine Zeit
In Jammer, Not und Dürftigkeit.

2. Jetzt blüht er, wie ein Blümlin schon,
Bald fleucht er wie Schatten darvon.
Sein Tun und Werk hat kein Bestand,
Im Augenblick ists Alls gewandt.

3. Sein Leben ist nichts, denn Unruh,
Welchs er mit Angst und Not bringt zu,
Bis kommt der Sünden Sold, der Tod,
Und erlöst ihn aus aller Not.

4. Derselbige kommt uns Allen gleich,
Wir sind jung, alt, arm oder reich;
Denn über uns das Recht er hat
Durch Adams Schuld und Missetat.

5. Da er aber griff Christum an
Und würget ihn wie sonst ein Mann,
Der doch ohn Sünd was und gerecht,
Verlor sein Recht der Höllenknecht,

6. Und blieb ihm nichts, denn Todesg’stalt,
Ihm wurd geschwächet all sein Gwalt;
Die währt nur bis an jüngsten Tag,
Darnach er Nichts mehr würgen mag.

7. Denn wird der Tod vertilget gar,
Kein Leich wird mehr sein noch kein Bahr.
Denn werd wir all vom Tod aufstehn,
Und lebend aus den Gräbern gehn.

8. In solcher Form und gleicher Gstalt,
Wie Christ erstund durch eigne Gwalt,
So werden wir auch durch sein Kraft
Auch wiederum zum Leben bracht.

9. Was hilft sein Würgen denn den Tod?
Er wird doch Jedermann ein Spott
Sein an demselben großen Tag.
Keim Christen er nicht schaden mag.

10. Er sei so gräßlich als er woll,
Doch länger er nicht herrschen soll,
Denn bis kommen wird Christ der Herr;-
Der wird ihm nehmen Harnisch und Wehr.

11. Denn kommt ein Stärkrer über ihn,
Der wird sein Raub ihm nehmen hin,
Sein Stachel, Spieß, sein Bogen und Seng.
Gelt, ob ihn der wird helfen eing.

12. Drum lasst uns, o ihr Christenleut,
Solchs wohl bedenken allezeit,
Auf dass wir sein beherzt und keck,
Damit der Tod uns nicht erschreck,

13. Gleichwie er allen Heiden tut;
Denn er nimmt all ihr Freud und Mut,
Drum dass sie gar kein Hoffnung han,
Dass sie vom Tod solln wiedr aufstan.

14. Lasst uns nicht werden ihnen gleich,
Und so bekümmern um ein Leich,
Dass, wenn Eins stirbt aus unsrem Haus,
Wir denken: nu ists mit ihm aus.

15. Wir wolln dort sehen unser Freund,
Die in dem Herrn entschlafen sind,
Herrlich in aller Freud und Wonn
Leuchten gleichwie die helle Sonn.

16. Dort werden alle Kinderlein,
Die auf Christum getaufet sein,
Ihr Eltern sehen in Gottes Reich,
Und sein den lieben Engeln gleich.

17. Auch wird ein Vater seine Kind,
So in Gotts Furcht erzogen sind,
Mit Freuden sehen immerdar.
Bei Christo und der Engel Schaar.

18. Drum bitt wir dich, Herr Jesu Christ,
Wenn unser Stündlin kommen ist,
Lass uns in deiner Zuversicht
Hinfahren, und verzagen nicht

19. Für Höllenangst, für Sünd und Tod.
Dein Osterbild in letzter Not
Uns scheinen lass ins Herz und Sinn,
Auf dass wir fröhlich fahrn von hinn.

20. Denn du doch überwunden hast
Tod, Teufel, Höll und Sündenlast.
Dass uns der keines schaden wird.
Du bist ja unser treuer Hirt,

21. Der für sein Schaf das Leben gab;
Darum du Tod bist, gar schabab1aus, weg;
Denn sterben wir, so sterben wir ihm,
Und bist du, Tod, nur unser Gwinn.

22. Ein bessers Leben ist uns bereit,
Darein Herr Christe uns geleit,
Auf dass wir durch ein seligs End
Zu dir kommen aus dem Elend.

Amen.

Simon Dach – Raffet auch der tod die greisen haare,

Raffet auch der tod die greisen haare,
Hilfft nicht alte weißheit vieler jahre?
Was kan denn stehen
Oder seiner grossen macht entgehen?

Wo ist Salomon, der weise, blieben,
Ist er durch den tod nicht aufgerieben?
Was sol die jugendt
Und der zarten jahre frische tugendt?

Trotzt ihr reichen nur auff eure schätze,
Könnt ihr auch entgehn des todes netze?
Er wird nicht hören,
Sitzt ihr auch dazu in grossen ehren.

Hat er nicht auch an den starcken riesen
Seines zorns und eyfers macht bewiesen?
Was pocht ihr helden?
Schaut, der tod wil euch das end anmelden.

Darumb lasst uns all‘ in allen fällen
Stets des todes bild vor augen stellen,
Auch stehn und wachen,
Uns in Christo von der welt zu machen.

Simon Dach – Mein abschied aus der bösen welt

Mein abschied aus der bösen welt
Und auß den schweren banden
Ist nun einmal vorhanden,
Ich bin dem tode vorgestellt,
Und muß, das reich zu erben,
Gleich wie ein opffer sterben.
Ich habe ritterlich gekämpfft
Und meinen lauff vollendet,
Der feinde wütten ist gedempfft
Und alle noht geendet.

In diesem lauff und hartem streit
Hat mir der feind den glauben
Dennoch nicht können rauben.
Die krone der gerechtigkeit
Die jenes leben heget,
Ist mir schon beygeleget,
Got, der im letzten weltgericht
Das richter-ampt wird führen,
Wird selbst mich in dem wahren liecht
Mit solcher krone zieren.

Drumb, meine liebsten, lasset ab,
Viel jämmerliches klagen
Umb meinen tod zu tragen,
Diß sterben, dieses finstre grab
Ist mir auf allem leiden
Der richtsteig zu den freuden.
Ihr müsset auch von hinnen ziehn,
Doch bleibet euch das leben,
Wo ihr die sünde werdet Aiehn
Und Christo euch ergeben.

Denn das gewünschte himmelgut
Ererben alle frommen,
Die Christum angenommen,
Die hie sich gründen auff sein blut,
In seiner furcht sich üben
Und seine ankunfft lieben.
Mit solchem trost bin ich verwahrt,
Und wil das heil gewinnen,
Begebe drauff mich auff die fahrt,
Und scheide so von hinnen.

Simon Dach – O, wie selig seydt ihr doch, ihr frommen,

O, wie selig seydt ihr doch, ihr frommen,
Die ihr durch den todt zu Gott gekommen!
Ihr seyd entgangen
Aller noth, die uns noch helt gefangen.

Muß man hie doch wie im kercker leben,
Da nur sorge, furcht und schrecken schweben;
Was wir hie kennen,
Ist nur müh und hertzeleid zu nennen.

Ihr hergegen ruht in euer kammer,
Sicher und befreyt von allem jammer,
Kein creutz und leiden
Ist euch hinderlich in euren freuden.

Christus wischet ab euch alle thränen,
Habt das schon, wornach wir uns erst sehnen,
Euch wird gesungen,
Was durch keines ohr alhie gedrungen.

Ach, wer wolte dann nicht gerne sterben
Und den himmel vor die welt ererben?
Wer wolt hie bleiben,
Sich den jammer länger lassen treiben?

Komm, o Christe, komm uns auszuspannen.
Löß uns auff und führ uns bald von dannen!
Bey dir, o sonne
Ist der frommen seelen freud und wonne.

Simon Dach – Eh all wir aus der hölen

Eh all wir aus der hölen
Des finstern körpers ziehn,
Und zu den leichten seelen
Der abgeleibten fliehn,
Steht uns die thür der gnaden
Noch immer auffgethan,
Dahin der, so beladen
Mit sünden, Aiehen kan.

Kommt, klopffet an, ihr sünder,
Durch ware reu‘, und sprecht:
Du bist, o Gott, nicht minder
Gedultig, all gerecht,
Denn wirst du ohn‘ erbarmen
Mit uns zu rechten gehn,
Wer wird wol von uns armen
Alsdann für dir bestehn?

Ist nicht dein sohn gestorben
Den sündern nur zu gut,
Und hat uns ihm erworben
Durch sein selbst eigen blut?
Nur einig dich zu stillen
Geschahe dieser kauff,
Darumb umb seinet willen
Nimb uns zu gnaden auff!

Wie wollen wir uns freuen
Alsdann der gütigkeit,
Die du aus vater-treuen
Uns zeigst zu rechter zeit!
Du solt gepriesen werden
Dan, wan die sonn‘ erwacht,
Und mit den schnellen pferden
Sich wieder von uns macht.

Nur laß uns das verüben,
Worauff du uns geweist,
Und nicht die zeit verschieben,
Die wie ein strom hinfleust;
Du wirst es wol belohnen,
Ob wir’s wol nicht verdient,
Und ewig unser schonen,
Weil Gott uns dir versühnt.