Salomon Frank – Es ist vollbracht

Es ist vollbracht! Er ist verschieden,
Mein Jesus schließt die Augen zu;
Der Friedensfürst schläft ganz mit Frieden,
Die Lebenssonne geht zur Ruh‘,
Und sinkt in stille Todesnacht;
O theures Wort: es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! wie Gott gesprochen,
Des Lebens Wort muß sprachlos seyn.
Das Herz der Treue wird gebrochen,
Den Fels des Heils umfaßt ein Stein.
Die höchste Kraft ist nun verschmacht’t;
O wahres Wort: es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! Schweig‘, mein Gewissen,
Ihr Sünden schreit nicht allzusehr.
Habt ihr die Wolken oft zerrissen,
Das Blut des Lammes schreit vielmehr.
Nun ist getilgt der Sünden Macht.
O süßes Wort: es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! mein Herzverlangen,
Du allerliebste Liebe, Du,
Die Engel wünschen zu umfangen,
Nimm auch in meinem Herzen Ruh‘,
Wo Liebe Dir ein Grab gemacht:
Trostvolles Wort: es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! Ich will mich legen
Zur Ruh‘ auf Christi Grabesstein,
Die Engel sind allhie zugegen,
Ich schlumm’re sanft mit Jakob ein.
Die Himmelspfort‘ ist aufgemacht;
O Lebenswort: es ist vollbracht!

Franck, Salomo – So ruhest du

So ruhest du, oh meine Ruh,
in deiner Grabeshöhle,
und erweckst durch deinen Tod
meine todte Seele.

Man senkt dich ein nach vieler Pein,
du meines Lebens Leben!
Dich hat jetzt ein Felsengrab,
Fels des Heils, umgeben.

Ach, bist du kalt, mein Aufenthalt?
Das macht die heiße Liebe,
die dich in das kalte Grab
durch ihr Feuer triebe.

O Lebensfürst, ich weiß, du wirst
mich wieder auferwecken:
sollte denn mein gläubig Herz
vor der Gruft erschrecken?

Sie wird mir sein ein Kämmerlein,
da ich auf Rosen liege,
weil ich nun durch deinen Tod
Tod und Grab besiege.

Gar nichts verdirbt, der Leib nur stirbt;
doch wird er auferstehen,
und in ganz verklärter Zier
aus dem Grabe gehen.

Indes will ich, o Jesu, dich
in meine Seele senken,
und an deinen bittern Tod
bis ins Grab gedenken.

Geistliche Lieder

Franck, Salomo – Vermahnungslied zum Glauben und zur Geduld im Kreuz.

Mel. Meine Armuth macht mich schreien.
oder: Unter Liljen jener Freuden.
Gedruckt 1685

Sei getrost bei trüben Tagen,
Dulde Plagen,
Armes Herz, verzage nicht!
Gott kann Last in Lust verkehren,
Gott will hören,
Setz auf Gott die Zuversicht!

Alles Kreuz wird endlich scheiden;
Dulde Leiden!
Auf den Sturm folgt Sonnenschein.
Sollte denn dein Gott dich hassen,
und verlassen?
Leide nur die kurze Pein!

Gold wird durch die Gluth bewähret
Und verkläret.
Kreuz bewährt das Glaubensgold.
Gott probieret seine Lieben
Durch Betrüben;
Gott ist den Gepressten Gold.

Nach der Angst wirst du vergnüget;
Glaube sieget,
Glaube bindet unsern Gott;
Glaube bringet Heil und Segen
Allerwegen;
Glaube macht den Feind zu Spott.

Gott zerbricht die Kreuzesketten;
Gott kann retten;
Rufe nur, geplagtes Herz!
Gottes Huld wird dich erfreuen
Nach dam Schreien!
Freude folgt auf Leid und Schmerz

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Seid gegrüßt, ihr schönsten Lichter

Ueberschrift: „Als er die Sterne betrachtete.
Gedruckt 1685

Seid gegrüßt, ihr schönsten Lichter,
Die ihr jetzt den Himmel schmückt!
Seid gegrüßt, ihr Angesichter,
Die ihr jetzt die Welt beblickt:
Laßt mir euren güldnen Schein
Jener Lichter Vorbild sein,
Die im wahren Himmel funkeln,
Und zu keiner Zeit verdunkeln!

Euer Glanz muß doch erbleichen,
Eure Pracht muß letzt vergehn;
Eure Schöne muß entweichen,
Die so lieblich anzusehn!
In dem höhern Himmel lacht
Schönste Zier, und Licht und Pracht;
Dort ist Gott, der Seelen Wonne,
Stern und Mond, und wahre Sonne.

Ach, wann werd ich hingerücket
an den Ort der Herrlichkeit,
Welchen Gottes Glanz beschmücket?
Ach, wann werd ich dort erfreut?
Unsers Gottes Ehrenreich
Machet uns den Sternen gleich;
Jesu, komm, mich heimzuführen,
Und mit Klarheit auszuzieren!

Stern aus Jakob, meine Wonne,
Licht, das uns zum Himmel führt,
Leite mich zur wahren Sonne,
Welche nie den Glanz verliert!
Komm, mein Schönster, meine Zier,
Liebster Jesu, leuchte mir!
Tod und Nacht hat mich umgeben,
Führe mich zum Licht und Leben!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – O Flüchtigkeit

Mel. eigene Melodie
Gedruckt 1685

O Flüchtigkeit, der Erde Glanz vergeht!
Allhier wird nichts, als Wind und Rauch gefunden.
Wie bald zerfällt, was hoch und herrlich steht!
Dem Glücke bleibt das Unglück stets verbunden.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, was ist der Menschen Pracht!
Ein schöner Strick, der Sinn und Seele bindet,
Ein heller Stern bei schwarz gewölkter Nacht,
Ein klarer Blitz, der Augenblicks verschwindet!
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, die Wollustrose stirbt,
Und hinterläßt den Stachel im Gewissen!
Das Gut vergeht, das man mit Angst erwirbt;
Was uns ergötzt, wird plötzlich weggerissen.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, wir suchen Lustgenieß,
Und wollen uns auf Lasternesseln weiden!
Die wüste Welt ist unser Paradies;
Wie bald vergehn die Blumen unsrer Freuden!
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit! Der Mensch ist Gras und Laub;
Er fällt und welkt, und muß gar bald vergehen;
Sein Leben ist ein Dampf, ein leichter Staub;
Der Todessturm kann plötzlich uns verwehen.
Ach Leid, ach Schmerz, ach Unbeständigkeit,
Ach kurze Zeit!

O Flüchtigkeit, verlaß das Lasterfeld,
Entreiß dich bald den Banden dieser Erden!
Auf, scheide dich von dieser schnöden Welt,
Soll Ewigkeit mit dir vermählet werden!
Hier ist nur Schmerz, nur Unbeständigkeit,
Und kurze Zeit!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Nur wie Gott will

Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711

Nur wie Gott will, so mag es gehen
In Wohl und Weh, in Freud und Pein!
Nur wie Gott will, mag mir geschehen,
Nur wie Gott will, so stimm ich ein!
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will, das ist das Beste,
Ob es gleich noch so widrig scheint.
Ich bin gewiß und glaube feste,
Daß er es allzeit herzlich meint.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will, laß ich mich lenken,
Mein Herz, Gemüth, und ganzer Sinn
Soll sich in seinen Willen senken,
Weil ich in Gott nur leb und bin.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will, so will ich glauben,
Daß es mir nütz und selig sei.
Kein Zweifel soll den Trost mir rauben,
Daß Gott, mein Gott, allein getreu.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will; will er mir geben
Glück, Ehr und Güter dieser Welt:
Ich nehm es und bitt ihn daneben,
Mit mir zu thun, wie ihm gefällt.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will; in Gottes Willen
Soll meine Seele ruhig sein.
Soll ich mein Maaß mit Thränen füllen,
So geb ich mich auch willig drein.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Nur wie Gott will, in Freud und Leiden;
Nur wie Gott will, so will auch ich;
Im Leben, Leiden und Verscheiden
Dem Höchsten überlaß ich mich.
In Gott ist meine Seele still,
Dieß ist mein Schluß: nur wie Gott will.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Nunmehr verbleicht die güldne Sonne

Mel. Wer nur den lieben Gott.
Gedruckt 1685

Nunmehr verbleicht die güldne Sonne,
Und geht zur sanften Abendruh.
Ach komm, Herr Jesu, meine Wonne,
Steh still, du Lebenssonne du!
Bleib doch bei mir, du Seelenfreund,
So weicht von mir der arge Feind!

Laß mir die Flamme deiner Liebe
Die starke Feuersäule sein,
Damit der Feind mich nicht betrübe,
Bewahre mich vor aller Pein!
Komm, decke mich, o meine Ruh,
Mit deinen Gnadenflügeln zu!

Mein Schutz, beschütze doch mein Leben,
Mein Licht, bestrahle Geist und Sinn!
So werd ich nicht im Finstern schweben,
Ob ich gleich in Egypten bin.
Du bist allein das wahre Licht,
Du bleibest meine Zuversicht.

Du bist mein Trost, und mein Verlangen,
Vertreib des Feindes List und Macht!
Ich bin in Sünden ganz gefangen,
Erscheine mir in dieser Nacht!
Komm, großer Engel, komm herbei,
Und mache mich von Banden frei!

Erlaß die wohlverdiente Strafe,
Und schaffe mir Gewissensruh!
Verbleib bei mir, als deinem Schafe,
Du treuer Seelenhirte du!
Wenn deine Liebe mich bewacht,
So schlaf ich sanft in dieser Nacht.

Ermuntre, Jesu, meine Seele,
Laß sie die kluge Jungfrau sein,
Beschenke sie mit Glaubensöle,
Gieb ihrer Lampe Glanz und Schein;
Ach, führe sie nach dieser Zeit
Zum Lichte deiner Herrlichkeit!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Mein Vater in der Höhe

Mel. In allen meinen Thaten
Gedruckt 1711

Mein Vater in der Höhe,
Ich weiß, daß Wohl und Wehe
In deinen Händen ruht!
Schick es mit mir in Allen
Nach deinem Wohlgefallen,
Wie es mir nütz und gut.

Herr, dir ist nichts verborgen,
Drum werf ich meine Sorgen
Auf deiner Weisheit Macht!
Du wirst es Alles lenken;
Denn eh ich konnte denken,
Hast du an mich gedacht.

Regiere meine Sinnen,
Mein Denken, mein Beginnen,
Wenn mich das eitle Spiel
Der irdischen Gedanken
Verführt von deinen Schranken;
Dein Wille sei mein Ziel!

Willst du in diesem Leben
Ein zeitlich Glück mir geben,
So sei dirs heimgestellt!
Dein Will allein geschehe,
Mein Gott, wie in der Höhe,
So auch in dieser Welt!

Soll ich bei trüben Tagen
Mein Kreuze nach dir tragen,
So gieb Geduld und Muth,
Und laß mich deinen Willen
In Wohl und Weh erfüllen;
So ist mir Alles gut.

Schick es in Freud und Leiden,
Im Leben, im Verscheiden,
Herr, wie du willst, mit mir:
So kann ich christlich leben,
So sterb ich dir ergeben,
Und lebe stets bei dir!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder

Franck, Salomo – Mein Gott, wie bist du so verborgen

Mein Gott, wie bist du so verborgen!
Wie ist dein Rat so wunderbar!
Was helfen alle meine Sorgen?
Du hast gesorget, eh ich war.
Mein Gott und Vater,
Führe mich nur selig,
Obgleich wunderlich.

2. Man kann dich nicht von vorne sehen,
Wir blicken dir nur hinten nach.
Was du bestimmt, das muß geschehen
Bei unserm Glück und Ungemach.
Mein Gott und Vater,
Führe mich nur selig,
Obgleich wunderlich.

3. Herr, wer kann deinen Rat ergründen?
Dir bleibt allein der Weisheit Preis;
Du kannst viel tausend Wege finden,
Wo die Vernunft nicht einen weiß.
Mein Gott und Vater,
Führe mich nur selig,
Obgleich wunderlich.

4. Dein allerheiligste Gedanken
Sind himmelweit von Menschenwahn;
Drum leite mich in deinen Schranken
Und führe mich auf rechter Bahn.
Mein Gott und Vater,
Führe mich nur selig,
Obgleich wunderlich.

5. Dir will ich mich ganz überlassen
Mit allem, was ich hab und bin.
Ich werfe, was ich nicht kann fassen,
Auf deine Macht und Weisheit hin.
Mein Gott und Vater,
Führe mich nur selig,
Obgleich wunderlich.

6. Hilf, daß ich nimmer von dir kehre
In Glück und Unglück, Freud und Leid.
Schick alles, Herr, zu deiner Ehre
Und meiner Seelen Seligkeit.
Mein Gott und Vater,
Führe mich nur selig,
Obgleich wunderlich.

Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home

Franck, Salomo – Gott Lob! Es ist von meinem Leben

Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711

Gott Lob! Es ist von meinem Leben
Nun abermal ein Tag vorbei;
Die sanfte Nacht hat mich umgeben,
Und macht mein Herz von Sorgen frei.
Das ist mein Trost, der mich erfreut:
Stets näher zu der Ewigkeit.

Jedweder Abend kann mir zeigen,
Es werde sich mein Lebenslicht
Zum stillen Todesabend neigen.
Dieß ist mein Trost, und schreckt mich nicht:
Ich komm aus dieser kurzen Zeit
Stets näher zu der Ewigkeit.

Ob sich gleich Leib und Seele scheiden,
Obgleich mein Leibeskleid zerreißt,
Wird Jesus doch die Seele kleiden
Mit dem, was unverweslich heißt.
Dies ist mein Ziel bei Freud und Leid:
Stets näher zu der Ewigkeit.

Ich finde nur im kühlen Grabe
Das beste Bette meiner Ruh,
Und wenn ich ausgeschlafen habe,
Führt Jesus mich zum Himmel zu.
So bringt auch jeder Blick der Zeit
Stets näher zu der Ewigkeit.

So lieg und schlaf ich ganz mit Frieden,
Dieweil mein Hirte bei mir wacht;
Von Jesu bleib ich ungeschieden
Auch in der letzten Todesnacht.
Er lenket meiner Tage Zeit
Stets näher zu der Ewigkeit.

So kommt, ihr sanften Abendstunden;
Ihr müden Augen, schließt euch zu!
Die Seele ruht in Christi Wunden,
So hat der Leib auch seine Ruh.
Mein Wunsch und Ziel ist jederzeit:
Stets näher zu der Ewigkeit.

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder