Burghard von Kramm – Christus, der Säemann.

Du bist der Säemann, Herr Jesu Christ,
Der, in der Hand den reichen Himmelssamen,
Auf unser irdisch Feld gekommen bist
In Deinem und in unsers Vaters Namen.

Du streuest aus, o Herr, das süße Wort,
Das von der Welten Anfang ist erklungen
Und das vor Gottes Throne fort und fort
Die Cherub und die Seraphim gesungen.

Du, Herr, eröffnest Deine Hand so reich,
Um alle Welt mit Samen anzufüllen,
Der, wenn er Wurzel in uns fasst, sogleich
Erhebt und heiligt Herz, Gemüt und Willen.

O lass den Teufel nicht mit schnöder List
Ausreißen jenen teuren Himmelssamen,
O gib dem Bösen keine lange Frist,
Zu pflanzen ein statt Deines seinen Namen.

O lass‘ das Herz nicht sein ein steinig Feld,
Auf dem in heller Lust entkeimt der Samen,
Dann aber bald, vom gift’gen Tau der Welt
Getränket, muss erschlaffen und erlahmen.

O lasse nicht Dein Wort, das teure Pfand,
Bei uns tief in die dichten Dornen fallen,
Die Dornen sind die Lust und eitler Tand,
An Gold und ird’scher Ehre groß Gefallen.

O lass die Dornen nicht das teure Wort
In unsers Herzens Schreine leicht ersticken, –
Nein, lass‘ es wuchern reichlich fort und fort,
Uns stark zu machen, himmlisch zu erquicken.

Du bist der Säemann, Herr Jesu Christ,
Du aber bist auch, der das Land bereitet,
Auf dessen Wink der Regen niederfließt,
Die Sonne scheint und Tau vom Himmel gleitet.

Herr, deshalb sich uns voll Mitleid an
Und mache unser Herz zu gutem Boden,
Weis‘ selbst uns an die vorgeschrieb‘ne Bahn
Und wache über uns mit Deinem Odem.

Da wird das Herz ein köstlich, fruchtbar Land
Und bringt hundertfältig volle Ähren
Und findet einst im wahren Vaterland
Durch Deine Gnade Himmelskron‘ und Ehren.

Salom. Liscovius – Jesus der beste Schatz.

Schatz über alle Schätze,
Jesu, liebster Schatz,
An dem ich mich ergötze,
Hier hab ich einen Platz
In meinem treuen Herzen Dir,
Schönster, zugeteilt,
Weil du mit deinen Schmerzen
Mir meinen Schmerz geheilt.

Ach Freude meiner Freuden,
Du wahres Himmelbrot;
Damit ich mich kann weiden,
Das meine Seelennot
Ganz kräftiglich kann stillen
Und mich in Leidenszeit
Erfreulich überfüllen
Mit Trost und Süßigkeit.

Lass, Liebster, mich erblicken
Dein freundlich Angesicht,
Mein Herze zu erquicken;
Komm, komm, mein Freudenlicht.
Denn ohne dich zu leben
Ist lauter Herzeleid:
Vor deinen Augen schweben
Ist wahre Seligkeit.

O reiche Lebensquelle,
Jesu, süße Ruh:
Du treuer Kreuzgeselle,
Schlag nach Belieben zu.
Ich will geduldig leiden,
und soll mich keine Pein
Von deiner Liebe scheiden
Noch mir beschwerlich sein.

Mein Herze bleibt ergeben
Dir immer für und für,
Zu sterben und zu leben,
und will vielmehr mit dir
Im tiefsten Feuer schwitzen,
Als, Schönster, ohne dich
Im Paradiese sitzen
Veracht und jämmerlich.

Herrlichkeit der Erden,
Dich mag und will ich nicht:
Mein Geist will himmlisch werden,
Und ist dahin gericht,
Wo Jesus wird geschauet;
Da sehn ich mich hinein,
Wo Jesus Hütten bauet;
Denn dort ist gut zu sein.

Nun, Jesu, mein Vergnügen,
Komm, hole mich zu dir,
In deinem Schoß zu liegen;
Komm, meiner Seelen Zier.
und setze mich aus Gnaden
In deine Freudenstadt:
So kann mir niemand schaden,
So bin ich reich und satt.

Albert Knapp – Jesus über Alles.

Eines wünsch ich mir vor allem Andern,
Eine Speise früh und spät;
Selig lässt im Tränental sichs wandern,
Wenn dies Eine mit uns geht:
Unverrückt auf einen Mann zu schauen,
Der mit blutgem Schweiß und Todesgrauen
Auf sein Antlitz niedersank
und den Kelch des Vaters trank.

Ewig soll er mir vor Augen stehen,
Wie er, als ein stilles Lamm,
Dort so blutig und so bleich zu sehen,
Hängend an des Kreuzes Stamm;
Wie er dürstend rang um meine Seele,
Dass sie ihm zu seinem Lohn nicht fehle,
Und dann auch an mich gedacht,
Als er rief: Es ist vollbracht!

Ja, mein Jesu, lass mich nie vergessen
Meine Schuld und deine Huld!
Als ich in der Finsternis gesessen,
Trugest du mit mir Geduld;
Hattest längst nach deinem Schaf getrachtet,
Eh es auf des Hirten Ruf geachtet,
und mit teurem Lösegeld
Mich erkauft von dieser Welt.

Ich bin dein! – sprich du drauf Amen!
Treuster Jesu, du bist mein!
Drücke deinen süßen Jesusnamen
Brennend in mein Herz hinein!
Mit dir alles tun und alles lassen,
In dir leben und in dir erblassen:
Das sei bis zur letzten Stund
Unser Wandel, unser Bund.

Christian Gregor. – In Jesu Nähe selig.

Ach, mein Herr Jesu, dein Nahesein
Bringt großen Frieden ins Herz hinein
und dein Gnadenanblick
Macht uns so selig,
Dass auchs Gebeine
Darüber fröhlich
Und dankbar wird.

Wir sehn dein freundliches Angesicht
Voll Huld und Gnade wohl leiblich nicht;
Aber unsre Seele
Kanns schon gewahren:
Du kannst dich fühlbar
Gnug offenbaren,
Auch ungesehn.

O wer nur immer bei Tag und Nacht
Dein zu genießen recht wär bedacht!
Der hätt ohn Ende
Von Glück zu sagen,
und Leib und Seele
Müsst immer fragen:
Wer ist wie du?

Barmherzig, gnädig, geduldig sein,
Uns täglich reichlich die Schuld verzeihn,
Heilen, stilln und trösten,
Erfreun und segnen,
und unsrer Seele
Als Freund begegnen,
Ist deine Lust.

Ach, gib an deinem kostbaren Heil
Uns alle Tage vollkommen Teil,
und lass unsre Seele
Sich immer schicken,
Aus Not und Liebe
Nach dir zu blicken
Ohn Unterlass.

Und wenn wir weinen, so tröst uns bald
Mit deiner blutigen Todsgestalt;
Ja, die lass uns immer
Vor Augen schweben
und dein wahrhaftiges
In uns Leben
zu sehen sein.

Ein herzlichs Wesen und Kindlichkeit
Sei unsre Zierde zu aller Zeit,
Und die Blutbesprengung
Aus deinen Wunden
Erhalt uns solche
Zu allen Stunden
Bei Freud und Leid.

So werden wir bis in Himmel ’nein
Mit dir vergnügt wie die Kindlein sein.
Muss man gleich die Wangen
Noch manchmal netzen;
Wenn sich das Herz nur
An dir stets lezen
und stillen kann.

Du reichst uns deine durchgrabne Hand,!
Die so viel Treue an uns gewandt,
Dass wir beim dran denken
Beschämt da stehen
und unser Auge
Muss übergehen
Vor Lob und Dank.

Der Kuss von deinem erblassten Mund
Macht und erhält unser Herz verwundt,
und die Überströmung
Mit deinem Blute
Macht uns nach Seele,
Leib, Sinn und Mute
Dir ähnlich sein.

Johann Anastasius Freylinghausen – Es ist in keinem andern Heil.

Weise: Mein Herzens-Jesu, meine Lust.

1. Wir Menschen sind in Adam schon
Gefallen und verdorben,
Dadurch wir den gerechten Lohn
Des Todes uns erworben;
Das macht, dass man uns Sünder nennt,
Die sich aus eigner Schuld getrennt
Von Gott, dem wahren Leben.

2. Dies ist der Name, der uns macht
Vor Gott zu Spott und Schande,
Der uns um unsern Schmuck gebracht,
Gelegt in Strick und Bande,
Mit Fluch und Finsternis bedeckt
Und uns mit Tod und Hölle schreckt;
O jammervoller Name!

3. Niemand war in der ganzen Welt,
Der uns durch seinen Namen
Befreien konnt, denn nur der Held,
Der als des Weibes Samen
Sich bei uns in der Füll der Zeit
Aus der verborgnen Ewigkeit
Im Fleisch hat eingestellet.

4 Sein Name heißet Jesus Christ,
Von Gott selbst so genennet,
Der mir und dir und wer es ist
Dies große Heil gegönnet.
Ach, nimm es ungesäumet an,
Es freue sich, wer immer kann,
Des freudevollen Namen.

5. Dies ist der Name, der uns bringt
Vor Gott aufs neu zu Ehren;
Der, wie der Chor der Engel singt,
Uns Freude kann bescheren;
Der uns in Fried und Freiheit setzt,
Mit Gnad und Gaben uns ergetzt
Und in den Himmel hebet.

6. Denn Jesus ists, der unsre Schuld
Samt aller Straf und Plagen,.
O unerhörte Lieb und Huld!
Hat willig wollen tragen.
Er war gerecht und ließ doch sich
Zur Sünde machen, dass du dich
In ihm gerecht könntst nennen.

7. So heißt er denn nicht Jesus nur,
Er ist auch was er heißet,
Indem er unsere Natur
Aus allem Jammer reißet;
Die Tat stimmt mit dem Namen ein,
Wies billig auch bei uns soll sein,
Er heißt und ist auch Jesus.

8. Er ist der rechte Josua,
Der uns zur Ruhe bringet;
Er als der Priester ist nun da,
Dem es so wohl gelinget,
Dass er des Herren Tempel baut,
An welchem man ihn selbsten schaut
Als Grund und Eckstein liegen.

9. Drum ist in keinem andern Heil,
Ist auch kein Nam gegeben,
Daran wir könnten nehmen Teil
Zur Seligkeit und Leben.
Nur Jesus ist derselbe Mann,
Der uns das Leben schenken kann;
Gelobet sei sein Name!

10. O Name, werde doch in mir
Durch Gottes Geist verkläret!
Denn was verborgen liegt in dir,
Kein menschlich Herz erfähret.
Vernunft kann es begreifen nicht,
Ohn Gottes Glanz und Gnadenlicht
Bleibt es unaufgeschlossen.

11. Lass mich empfinden deine Kraft
Und innre Süßigkeiten;
Und was er sonsten Gutes schafft,
Lass sich in mir ausbreiten;
So wird der Sünden Not gewehrt,
So wird die Last in Lust verkehrt,
So bin ich selig. Amen.

Schmolck, Benjamin – Die schönste Losung: Jesus.

Mel. Meinen Jesum lass ich nicht.

1. Nur ein Wort, mein Jesus, steht
Mir allein ins Herz geschrieben;
Weil noch Odem von mir geht,
Will ich diesen Namen lieben.
Dieser Name soll allein
Aller Namen Krone sein.

2. Alles, was ich red und tu,
Das gescheh in diesem Namen;
Dem schreib ich den Anfang zu,
Und er ist auch End und Amen,
Dass, wo dieses Siegel steht,
Alles wohl von Statten geht.

3. Jesu Name öffnet mir
Gottes Herz, des Himmels Pforte;
Zeig ich diesen Namen für,
Hör ich lauter Gnadenworte.
Dieser Name ist mein Schild,
Wenn der Höllen Rachen brüllt.

4. Auch des Kreuzes Gallentrunk
Macht mir dieser Namen süße,
Denn er gibt mir Trost genung,
Wenn ich ihn ins Herze schließe.
Er treibt, wie ein Sonnenblick,
Alle Finsternis zurück.

5. Jesus soll mein letztes Wort
Auch in meinem Sterben bleiben;
Mit der Losung zieh ich fort,
Und man soll aufs Grab mir schreiben:
Jesus Wort war mein Panier,
Jesus dort und Jesus hier.

Benjamin Schmolck – Der beste Freund.

Mel. Wer nur den lieben Gott lässt walten.

1. Der beste Freund ist in dem Himmel,
Auf Erden sind die Freunde rar;
Denn bei dem falschen Weltgetümmel
Ist Redlichkeit oft in Gefahr.
Drum hab ichs immer so gemeint:
Mein Jesus ist der beste Freund.

„Die Menschen sind wie eine Wiege,
Mein Jesus stehet felsenfest,
Dass, wenn ich gleich darnieder liege,
Mich seine Freundschaft doch nicht lässt.
Er ists, der mit mir lacht und weint:
Mein Jesus ist der beste Freund.

3. Die Welt verkaufet ihre Liebe
Dem, der am meisten nützen kann;
Und scheinet denn das Glücke trübe,
So steht die Freundschaft hinten an.
Doch hier ist es nicht so gemeint:
Mein Jesus ist der beste Freund.

4. Er lässt sich selber für mich töten,
Vergeußt für mich sein eigen Blut.
Er steht mir bei in allen Nöten,
Er spricht für meine Schulden gut.
Er hat mir niemals was verneint:
Mein Jesus ist der beste Freund.

5. Mein Freund, der mir sein Herze gibet,
Mein Freund, der mein, und ich bin sein;
Mein Freund, der mich beständig liebet,
Mein Freund bis in das Grab hinein.
Ach hab ichs nun nicht recht gemeint?
Mein Jesus ist der beste Freund.

6. Behalte, Welt, dir deine Freunde,
Sie sind doch gar zu wandelbar;
Und hätt ich hunderttausend Feinde,
So krümmen sie mir nicht ein Haar.
Hier immer Freund und nimmer Feind:
Mein Jesus ist der beste Freund.

Johann Anastasius Freylinghausen – So ist denn nun die Hütte aufgebauet.

Johannes 1,14.

Eigene Weise.

1. So ist denn nun die Hütte aufgebauet,
Die Hütte, die der Cherubinen Heer
Und was sich sonst von Engeln findet mehr
Mit wundervoller Freud und Luft beschauet,
Weil ihres Gleichen diese weite Welt
An Herrlichkeit und Schmuck nicht in sich hält.

2. Zwar das Vernunftsaug weiß hier nichts zu preisen,
Der Schein ist schlecht, der sich von außen zeigt;
Das macht, dass der Vernunft ihr Urteil treugt,
Sie richtet nur nach den gewohnten Weisen.
Die Trefflichkeit ist hier gar sehr versteckt,
Ohn Gottes Licht bleibt sie unaufgedeckt.

3. Die Gottheit selbst hat schöners nichts gesehen,
So lange diese Erd und Himmel steht.
Seht, wie die Lust zu diesem Bau nur geht,
Vor ihm muss jene Hütte untergehen,
Weil, was dort nur in dunkeln Schatten war,
Sich hier im Wesen zeiget offenbar.

4. Die Menschheit ist die Hütte, die ich meine,
Die sich das Wort in Gnaden auserkiest,
(Das Wort, davon man schon im Mose liest)
Dass es mit ihr persönlich sich vereine,
Und seiner Gottheit Pracht und Majestät
An ihr ein Zelt, ein Haus und Tempel hätt.

5. Nicht Menschenhand, Gott selbst hat sie erbauet,
Die Werkstatt war der keuschen Jungfraun Leib;
Maria ist das benedeite Weib,
Der sich der Geist in reiner Zucht vertrauet.
Des Wortes keusche Überschattung macht,
Dass dieser Bau wird an das Licht gebracht.

6. O großes Werk, Geheimnis sonder Gleichen!
Wer hat doch, frag ich, jemals dies gehört,
Dass Gott bei Menschen also eingekehrt?
Vernunft, sei still, du wirst es nicht erreichen;
Verehre nur die unumschränkte Kraft,
Die Allmacht, die dies große Wunder schafft.

7. Gesegnet seist du, allerschönste Hütte!
Die ganze Füll der Gottheit wohnet hier,
Sie weichet nun und nimmermehr von dir,
Des Vaters Wort bleibt stets in deiner Mitte;
Und ob dich gleich der Tod in Stücken bricht,
So weicht nach solchem Bruch das Wort doch nicht.

8. Man riecht an dir die edlen Spezereien,
Des Geistes übertrefflichs Balsamöl,
Mit welchem dich dein Gott nach Leib und Seel
Zu seiner Hütte hat gewollt einweihen.
Dir ist kein Maß der Gaben angesetzt,
Was dir geschenkt, ist ohne Maß geschätzt.

9. Hier findet man den rechten Altar stehen
Zusamt dem Opfer, das uns Gott versöhnt,
Der von uns Sündern schändlich ist verhöhnt;
Das Opfervieh muss nun bei Seite gehen.
Hier ist der Born, draus Lebenswasser springt,
Das unsern Geist zur Reinigung durchdringt.

10. Hier siehet man ohn Unterlass aufsteigen
Vom Räuchaltar das priesterlich Gebet;
Man findet Brot an dieser heilgen Stätt;
Der güldne Leuchter ist nicht zu verschweigen,
Der hier mit seinen sieben Lampen brennt
Und aller Welt die lichten Strahlen gönnt.

11. Hier ist der Thron der Heiligkeit und Gnaden,
Den Engel auch gelüstet anzuschaun;
Der Glaube tritt hinzu ohn Furcht und Graun,
Empfänget Heil und Stärk für Adams Schaden.
Was Gottes Wohlgefallen an uns sei,
Wird hier durchs Licht und Recht entdecket frei.

12. Mit einem Wort: das Wort, das Fleisch geworden,
Des höchsten Vaters eingeborner Sohn,
Der in der Ewigkeit hat seinen Thron
Und huldreich sich vermählt mit unserm Orden,
Hat, was ehmals in Bildern eingehüllt
Verborgen war, in und durch sich erfüllt.

13. Gelobet sei, Jehovah, deine Treue,
Die Gnad und Wahrheit nunmehr hergestellt,
Wodurch, was Satan vormals hat gefällt,
Gerettet wird; o Seele, dich des freue!
Stimm mit der Engel Chor ein Danklied an,
Erhebe ihn um das, was er getan!

14. Du aber, der du vormals angenommen
Dies Fleisch, die arme menschliche Natur,
(O nie verspürte Heils- und Liebesspur!)
Und aus der Höh zu uns herab gekommen,
Lass auch, bitt ich, bewegen deinen Sinn
Und nimm mein Herz zu deiner Hütte hin.

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Bildnisse Jesu.

Wer Dein Porträte
Gesehen hätte,
Und wer recht wüsste,
O Jesu Christe!
Wie Du auf Erden
Warst an Gebärden,
Der bliebe stehen,
Wollt Nichts mehr sehen.

Doch ach, ich bleibe
Nun noch im Leibe,
Und sehe Glieder,
Schwestern und Brüder.
In diesen Chören
Glänzt hinter Flören
Nicht voll im Lichte
Dein Angesichte.

Des Vaters Segen,
Des Geistes Pflegen
Woll‘ uns zur G’nüge,
Lamm, Deine Züge
und Dein Erblassen
Anschauen lassen,
Bis wir zu Füßen
Einst dort Dich grüßen!

Xylotectus, Johann – Wie Christus den Lazarum vom Todt aufferweckt hat.

Inn Hertzog Ernst thon

Christus rüffet mit lauter stimm (Johan.xi.)
Lazare kumb herauß
und der verstorbe kam herauß
gebunden mit grabtüchern an henden und füssen.

ACh Got verleyh mir dein genad
das ich dein grosse wunderthat
mit freuden mög verkünndenn.
Durch unnsern Herren Jhesum Christ
als im Johane geschriben ist
am ailfften wir das finden.
Es leyt ain stat in Jude
als ich das hab gelesen
die selbig hieß Bethania
ist Lazarus gewesen
der selb ein junger Christi was
wie es jhm aber weyter gieng
nun höret mich fürbaß.

Er ward auch krannck biß auff den todt
als er was in der gröstenn not
gar bald thet er da senden.
Biß in die stat Jerusalem
zum Herren das er zu jm kem
sein lebenn wolt er enden.
Jesus verzoch die selben fart
von wegen der umbstennder
vil volcks da zu ihm kommen war
auß allen stet und lender
als unns die schrifft das meldet klar
das Gotes krafft und herrlichkait
solt werdenn offenbar.

Als nun der annder tag verschin
da wolt er ziehenn auch dahin
het er jm fürgenommen
Das volck da zu dem Herren sprach
bist du nicht vor in ungemach
mit disem Juden kommen.
Jesus jm die antwort gab
red von dem rechtenn grunnde
warlich erschrick ich nicht darab
es seind im tag zwölff stunnde
welcher dann darinnen wandlen wirdt
der hat das liecht der ganntzen welt
das er sich nicht verirrt

Das urtayl Gottes Kainer erkanndt
es was jr grosser unverstand
das sy in wolten straffen.
Als er jn die meynung bricht
noch weyter er zu jnen spricht
und sagt er ist entschlaffen.
Darumb ich zu jm kommen wil
und will jn aufferwecken
damit ich Gotes werck erfüll
mein hand will ich außstrecken
ein grosse meng mit jhm gadt
die wort so er mit jnen redt
jr kain der verstat.

Als sy vom Herren hörten das
das Lazarus entschlaffenn was
da sprachenn sy mit freudenn.
Sein sach noch besser werdenn möcht
Jesus sagt jhn die meynung recht
und sprach er ist verscheyden.
Das bin ich gar von hertzen fro
das ich nicht was zu gegen
darumb ich des so lanng verzoch
allain von jrent wegen
wie jhr vor habt von mir gehört
das Gottes krafft und herrlichkait
dadurch geprysen werd.

Als er nah zu dem flecken kam
und Martha dise ding vernam
da lieff sy jm entgegen.
Die Maria dahaimen saß
und auch in grossem jammer wz
von jres Bruders wegen
Die Martha wz in kümernuß
und auch in hertzen leiden
Umb jren Bruder Lazarus
das er da was verscheiden
als sy Christum den Herren sach
von stund an sy jm entgegenn lieff
hört wie sy zu jm sprach.

Ja Herr den glauben hab ich fest
und werest du vor hie gewest
so wer er noch bey leben
Doch weiß ich wol in meiner not
was du begerst von deinem Gott
daselb wirdt er dir geben.
Jesus gab jr die antwort schon
das sag ich dir firware
dein Bruder der wirt aufferstan
dann wirdt dir offenbare
yetzund inn deiner grossen not
das alles stet inn Gottes gwald
das leben und der tod.

Jesus noch weyter redt mit jhr
ich bin fürwar das glaub du mir
die Urstend unnd das leben.
Yetzund erkenn ich das du bist
unser heylande Jesus Christ
der uns von Gott ist geben.
In dem sy jrer schwester rufft
als sie das her vernommen
das sie auffstünd eylends lieff
der Meister wer schon kommen
ehr ist auch selbs personlich hie
als sye zum Herren Jesus kam
fiel sy auff jre knye.

Denn Herren sye gar noch empfieng
der unnmutt jhr zu hertzen gienng
fienng an gar haiß zu weynen.
Ir gantze freundschaft bey jr was
nach dem sy hörten alles das
da weyntens all gemeine.
Auß liebe ward seyn hertz bewegt
gedult mit jhn zu habenn
er sprach wo hat man hingelegt
und wo ist er begraben
er zayget sein barmhertzigkait
die augen theten jm ubergon
auß grossem hertzen layd.

Sy fürten jn mit grosser klag
da Lazarus vergrabenn lag
als sy das hetten funden.

Ein grosser stain auff seinem grab
Jhesus d‘ sprach hebt jn herab
die Martha sprach zu stunde.
Nyemand jm yetzt helffen mag
vor laid möcht ich versinckenn
dann er ligt yetz am vierten tag
vnnd fecht schon an zu stincken
darumb so bemüh dich nit so sehr
ain klaine hoffnung hab ich mer
das er nun kumb wider her.

Nein sprach der Herr biß unverzagt
gedenck dz ich dir hab gesagt
wann du an mich wirst glauben.
So wirdt dein Bruder auferstan
daran solt du keinn zweifel han
Got wirt jn hoch begaben.
Er wirt sein kraft und herlichkeit
in diser stund beweysen
darumb wir jn in unserm leid
auch darumb sollen preissen
den stein legtenn sy an ein ort
der Herr sach bald gehn Hymmel auff
sagt mir ein eings wort.

Also sprach er mit lauter stimm
O Lazare sprach er zu jm
stehe auff zu diser stund.
Als er nun die wort vernam
gar bald er zu jhm fürher kam
sein hend waren gebunden.
Mit leynwatt was er schön beklaidt
damit er wz umbfangen
gleych wie man eins zum grab bereyt
also kam er gegangenn
Jesus auch seine Junger hieß
das sy jn solten lösen auff
was man jn ledig ließ.

Also end ich dise gschicht
als mich die schrifft des hat bericht
vnnd mir verstand hat geben.
Hört wie das wunder zeychenn bschach
so bald der Herr dz wort außsprach
da het er schon das leben.
Also hatt er sein Götlich krafft
vor allem volck bewisen
darumb er dise ding verschafft
darinnen Got wirt geprisen
darbey erkent ein yeder Christ
das Jesus Christus Gottes Sun
allein dz leben ist.

Amen.

Aus dem Original abgeschrieben