Johann Franck – Seele sei zufrieden!

Psalm 116,7-9.
Weise: Erhör‘, o Herr, mein Bitten.

Ach sei, nur sei zufrieden,
Du meine liebe Seel‘,
Hör‘ auf, dich zu ermüden,
Denn dein Immanuel
Zerbricht dein‘ Elendsketten
Drum sei nur gutes Mut’s,
Der Herr will dich erretten,
Er, er, er tut dir Gut’s.

2. Du, du hast meine Seele,
Mein Heiland, losgemacht
und aus der Todeshöhle
Auf Neu‘ an’s Licht gebracht.
Mein Herz darf nicht mehr stöhnen,
Die Angst ist nun vorbei,
Mein Aug‘ ist frei von Tränen,
Mein Fuß vom Gleiten frei.

3. Ich will, ich will nur wandeln
Im Lande, wo die sein,
Die wohl und redlich handeln.
Ja, ja, ich will allein
Zu denen mich begeben,
Die ohne Ziel und Zahl
Stets ewig, ewig leben
Im hohen Himmelssaal.

4. Drum sei, o sei zufrieden,
Du, meine liebe Seel‘,
Hör‘ auf, dich zu ermüden,
Denn dein Immanuel
Zerbricht dein‘ Elendsketten,
Ei, sei nur gutes Muts,
Der Herr will dich erretten,
Ja er, er tut dir Gut’s.

Johann Franck – Ich will des Herrn Zorn tragen.

Micha 7, 9.
Weise: Wer ist der, dessen heller Schein.

Ich will des Herren Zorn und Grimm
Gern mit Geduld ertragen,
Ob mich gleich seine Schreckensstimm‘
Jetzt will zu Boden schlagen;
Ob alle Plagen auf mich gehn
Und hie und da wie Berge stehn,
Die auf mich wollen fallen;
Ob über mir
Gleich für und für
Die Donnerkeile knallen.

2. Ob mich der Herr durch Kreuz und Not
Gleich jetzt anheim lässt suchen,
Ja, würd‘ er endlich gar den Tod
Mir auf den Hals gleich fluchen:
So steh‘ ich hier und halt ihm still,
Er mach‘ es mit mir, wie er will,
Weil wegen meiner Sünde
Der Strafen Last,
Die mich umfasst,
Ich billig jetzt empfinde.

3. Komm Unglück, Elend, Angst und Graus,
Komm, weil es Gott befiehlet,
Ich halt ihm gern geduldig aus,
Bis sich sein Zorn verkühlet,
Und bis, dieweil ich mich zu schwach
Befind‘, er selber meine Sach‘
Ins Künft’ge aus wird üben,
Und mir mit Kraft
Da Recht verschafft,
Wo man mich will betrüben.

4. Ob meiner Feinde starke Rott‘
Jetzt über mich will springen,
So weiß ich, dass dennoch mein Gott
Mich wird zu Ehren bringen.
Ich weiß, er hat sein Angesicht
Schon dergestalt auf mich gericht’t,
Dass es bald wird geschehen,
Dass nach dem Leid
Ich Lust und Freud‘
An ihm noch werde sehen.

Franck, Johann – Gott ist mein Trost und Zuversicht.

Weise: Ich bin darüber freudenvoll.

Gott ist mein Trost und Zuversicht
Sobald ich ward geboren;
Ihm hab‘ ich alle Treu‘ und Pflicht
Vom Taufstein an geschworen.
Auch hat er bis auf diese Zeit
Mich gnädiglich beschirmet,
In Trübsal mich gar oft erfreut,
Hat gleich die Not gestürmet.

2. Gott ist mein Trost und Zuversicht
Von Jugend an gewesen,
Auf ihn hab‘ ich mein Tun gericht’t
Und ihn zum Schatz erlesen.
Er gab sich mir an Vaters Statt,
Als mich noch in der Wiegen
Mein Vater schon gesegnet hat
Und mich ließ trostlos liegen.

3. Gott ist mein Trost und Zuversicht
Auch in der Fremde blieben,
Wie oft hat doch sein Gnadenlicht
Gestillet mein Betrüben.
Wie hat er doch so traulich mich
Behüt’t auf meinen Wegen,
Er ließ mein Tun ihm väterlich
Stets bleiben angelegen.

4. Gott ist mein Trost und Zuversicht
In allen meinen Nöten,
Ob mich oft Sünd‘ und Angst anficht
Und Elend mich will töten:
Dennoch vertrau ich ihm allein,
Er kann aus Unfalls Ketten,
Von Sünden, Krankheit, Not und Pein,
Ja, auch vom Tod erretten.

5. Gott ist mein Trost und Zuversicht,
Wenn Freunde mich verlassen,
Wenn mir es sonst an Trost gebricht
Und mich die Menschen hassen.
Wenn alle Welt gleich tobt und brüllt
Und mich vermeint zu dämpfen,
So ist er doch mein sichrer Schild,
Der mich lehrt mutig kämpfen.

6. Gott ist mein Trost und Zuversicht,
Wird es auch ewig bleiben,
Er will auch, wie sein Wort verspricht,
Des Todes Qual vertreiben.
Drum glaub‘ ich fest und bin verg’wisst,
Ich soll den Himmel erben,
Weil Gott mein Trost und Helfer ist
Im Leben und im Sterben.

Franck, Johann – Meinen Jesum lass ich nicht!

(Über die letzten Worte des Churfürsten Joh. Georg I. von Sachsen.)

Weise: Ach, was ich soll Sünder.

Meinen Jesum will ich lieben;
Weil ich noch im Leben bin,
Ihm ergeb‘ ich Mut und Sinn,
Er bleibt mir in’s Herz geschrieben;
Wenn mir Alles sonst gebricht,
Lass ich meinen Jesum nicht.

2. Meinen Jesum will ich lieben,
Ob mich Angst und Unfall plagt,
Ob mich mein Gewissen nagt,
Nichts, ja nichts kann mich betrüben.
Ob mich Sünd‘ und Höll‘ anficht,
Meinen Jesum lass ich nicht.

3. Meinen Jesum will ich lieben,
Meinem Jesu halt ich still,
Mir geschehe, was er will.
Weil ich hauchen kann und gieben,
Bleib‘ ich ihm getreu verpflicht’t;
Meinen Jesum lass ich nicht.

4. Meinen Jesum will ich lieben,
Meinen Jesum halt ich fest,
Ob mich alle Welt verlässt.
Wollt auch aller Trost verstieben,
Ob der Tod durch’s Herze sticht,
Dennoch lass ich Jesum nicht.

5. Meinen Jesum will ich lieben,
Bis man mich in’s Grab hinstreckt,
Und bis er mich auferweckt.
Mir werd‘ auf den Sarg geschrieben:
Jesus ist mein Heil und Licht,
Meinen Jesum lass ich nicht!

Franck, Johann – Verachtung der Welt und Verlangen nach Jesu

In seiner eignen Weise.

Du, o schönes Weltgebäude,
Magst gefallen, wer du willt,
Deine scheinbarliche Freude
Ist mit lauter Angst umhüllt.
Denen, die den Himmel hassen,
Will ich ihre Weltlust lassen,
Mich verlangt nach dir allein,
Allerschönstes Jesulein.

2. Müde, die der Arbeit Menge
Und der heiße Strahl beschwert,
Wünschen, dass des Tages Länge
Werde durch die Nacht verzehrt,
Dass sie nach so vielen Lasten
Könnten sanft und süße rasten:
Mein Wunsch ist: bei dir zu sein,
Allerschönstes Jesulein.

3. Ach, möcht ich in deinen Armen,
So wie ich mir wünschen wollt,
Allerliebster Schatz, erwarmen:
So wollt ich das feinste Gold,
Das in Ophir wird gegraben,
Nicht für dies Ergötzung haben,
Wenn ich könnte bei dir sein,
Allerschönstes Jesulein.

4. Andre mögen durch die Wellen
Und durch Wind und Klippen gehn,
Ihren Handel zu bestellen,
Und da Sturm und Not ausstehn:
Ich will meine Glaubensflügel
Schwingen an die Sternenhügel,
Ewig da bei dir zu sein,
Allerschönstes Jesulein.

5. Tausendmal pfleg‘ ich zu sagen
Und noch tausendmal dazu:
Ach, würd‘ ich in’s Grab getragen,
Ei, so käm‘ ich ja zur Ruh,
Und mein beste Teil, dass würde,
Frei von dieses Leibes Bürde,
Heut und ewig um dich sein,
Allerschönstes Jesulein.

6. Komm, Tod, du Schlafes Bruder,
Komm und führe mich nun fort,
Löse meines Schifflein’s Ruder
Bringe mich in sichern Port.
Es mag, wer da will, dich scheuen,
Du kannst mich vielmehr erfreuen,
Denn durch dich komm ich herein
Zu dem schönsten Jesulein.

7. Ach dass ich des Leibes Kerker
Heute noch verlassen müsst‘,
Und käm‘ an den Sternenerker,
Wo das Haus der Freuden ist:
Da wollt ich mit Wortgepränge,
Bei der Engel großen Menge,
Rühmen deiner Gottheit Schein,
Allerschönstes Jesulein.

8. Doch weil ich die Seelenauen
Und den güldnen Himmelssaal
Jetzt nicht kann nach Wünschen schauen,
Sondern muss im Tränental
Noch am Kummerfaden spinnen:
Ei, so sollen meine Sinnen
Unterdes doch bei dir sein,
Allerschönstes Jesulein.

Franck, Johann – Jesu, meine Freude

In seiner eignen Weise.

Jesu, meine Freude,
Meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier!
Ach, wie lang‘, ach lange
Ist dem Herzen bange
Und verlangt nach dir.
Gottes Lamm,
Mein Bräutigam!
Außer dir soll mir auf Erden
Nichts sonst Liebers werden.

2. Unter Deinen Schirmen
Bin ich vor den Stürmen
Aller Feinde frei.
Lass den Satan wittern,
Lass die Welt erschüttern,
Mir steht Jesus bei.
Ob es itzt
Gleich kracht und blitzt,
Ob gleich Sünd‘ und Hölle schrecken,
Jesus will mich decken.

3. Trotz dem alten Drachen,
Trotz dem Todesrachen,
Trotz der Furcht dazu!
Tobe, Welt, und springe,
Ich steh‘ hier und singe
In gar sichrer Ruh.
Gottes Macht
Hält mich in Acht.
Erd‘ und Abgrund muss verstummen,
Ob sie noch so brummen.

4. Weg mit allen Schätzen,
Du bist mein Ergötzen,
Jesu, meine Lust.
Weg ihr eitlen Ehren,
Ich mag euch nicht hören,
Bleibt mir unbewusst.
Elend, Not,
Kreuz, Schmach und Tod
Soll mich, muss ich gleich Viel leiden,
Nicht von Jesu scheiden.

5. Gute Nacht, o Wesen,
Das die Welt erlesen,
Mir gefällst du nicht.
Gute Nacht, ihr Sünden,
Bleibet weit dahinten,
Kommt nicht mehr an’s Licht.
Gute Nacht,
O Stolz und Pracht,
Dir sei ganz, o Lasterleben,
Gute Nacht gegeben.

6. Weicht, ihr Trauergeister,
Denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben,
Muss auch ihr Betrüben
Lauter Jubel sein.
Duld‘ ich schon
Hier Spott und Hohn,
Dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.

Franck, Johann – Vorbereitung zum heiligen Abendmahl.

In seiner eignen Weise.

Schmücke dich, liebe Seele,
Lass die dunkle Sündenhöhle,
Komm an’s helle Licht gegangen,
Fange herrlich an zu prangen,
Denn der Herr voll Heil und Gnaden
Will dich jetzt zu Gaste zu laben,
Der den Himmel kann verwalten,
Will jetzt Herberg‘ in dir halten.

2. Eile, wie Verlobte pflegen,
Deinem Bräutigam entgegen,
Der da mit dem Gnadenhammer
Klopft an Deine Herzenskammer.
Öffn‘ ihm bald die Geistespforten,
Red‘ ihn an mit schönen Worten:
Komm, mein Liebster, lass dich küssen,
Lass mich deiner nicht mehr missen.

3. Zwar‘ in Kaufung teurer Waren
Pflegt man sonst kein Geld zu sparen,
Aber du willst für die Gaben
Deiner Huld kein Geld nicht haben,
Weil in allen Bergwerksgründen
Kein solch Kleinod ist zu finden,
Das die blutgefüllte Schalen
Und dies Manna kann bezahlen.

4. Ach wie hungert meine Gemüte,
Menschenfreund, nach deiner Güte;
Ach, wie pfleg‘ ich oft mit Tränen
Mich nach deiner Kost zu sehnen!
Ach, wie pfleget mich zu bürsten
Nach dem Trank des Lebensfürsten!
Wünsche stets dass mein Gebeine
Sich durch Gott mit Gott vereine.

5. Beides, Lachen und auch Zittern,
Lässet sich in mir jetzt wittern.
Das Geheimnis dieser Speise
Und die unerforschte Weise
Machet, dass ich früh vermerke,
Herr, hie Größe Deiner Stärke.
Ist wohl auch ein Mensch zu finden,
Der dein‘ Allmacht sollt ergründen?

6. Nein, Vernunft hie muss hier weichen,
Kann dies Wunder nicht erreichen,
Dass dies Brot nie wird verzehret,
Ob es gleich viel Tausend nähret,
Und dass mit dem Saft der Reben
Uns wird Christi Blut gegeben.
O der großen Heimlichkeiten,
Die nur Gottes Geist kann deuten!

7. Jesu, meine Lebenssonne,
Jesu, meine Freud‘ und Wonne,
Jesu, du mein ganz Beginnen,
Lebensquell und Licht der Sinnen,
Hier fall‘ ich zu deinen Füßen,
Lass mich würdiglich genießen
Dieser deiner Himmelsspeise
Mir zum Heil und dir zum Preise.

8. Herr, es hat dein treues Lieben
Dich vom Himmel abgetrieben,
Dass du willig hast dein Leben
In den Tod für uns gegeben,
Und dazu ganz unverdrossen,
Herr, dein Blut für uns vergossen,
Das uns jetzt kann kräftig tränken,
Deiner Liebe zu gedenken.

9. Jesu, wahres Brot des Lebens,
Hilf, dass ich doch nicht vergebens
Oder mir vielleicht zum Schaden
Sei zu deinem Tisch geladen.
Lass mich durch dies Seelenessen
Deine Liebe recht ermessen,
Dass ich auch, wie jetzt auf Erden,
Mag dein Gast im Himmel werden.

Franck, Johann – Um Abwendung der Türkengefahr.

Weise: Zion klagt mit Angst.

Wahrer Gott, du Gott der Götter,
Immer, immer hochgepreist,
Unser Schutzherr und Erretter,
Vater, Sohn und Heilger Geist!
Ach, erhör‘ jetzt unsre Stimm,
Und vernimm, o Herr, vernimm,
Ach, vernimm das große Schrecken,
Drinnen wir jetzt leider stecken.

2. Ach, ach! ach, hat deine Güte
Sich denn ganz von uns gewandt?
Steht dein väterlich Gemüthe
Jetzt in lauter Zorn entbrannt?
Bist du so auf uns verstürzt,
Ober ist dein Arm verkürzt?
Liegt denn deine Macht an Ketten,
Oder willst du gar nicht retten?

3. Weh! o weh, o weh der Sünden,
Weh, o weh der Üppigkeit!
Denn hie, hie lässt uns empfinden,
Was uns längst ist prophezeit.
Weh, o weh der Missetat,
Welche dies verschuldet hat,
Dass uns Gott durch Türk‘ und Tartern
Jetzt so grausam dräut zu martern.

4. Nun, zwar unser böses Leben
Hat verdient, dass unser Land,
Weib und Kind und wir daneben
Jetzt gerat‘ in Feindes Hand.
Doch bedenk‘ auch, Herr, dabei,
Dass die Schmach dein eigen sei,
Es trifft deines Namens Ehre,
Jesu, drum erhör‘, erhöre!

5. Zwar wir sind wohl große Sünder,
Doch so sind wir auch verg’wisst,
Dass wir deine lieben Kinder,
Und du unser Vater bist:
Drum verschaffe, dass das Schwert
Wieder in die Scheide fährt,
Straf‘ uns lieber. bis aufs Bluten
Mit der trauten Vaterruten.

6. Kehr‘ jetzt alle Bäum‘ in Besen
und schlag‘ tapfer auf uns drein,
Strafe das verruchte Wesen,
Nur das Schwert, das, das steck‘ ein.
Stürze diesen Goliath,
Der dich selbst gelästert hat,
Und mit donnergleichem Pochen
Deinem Zug hat Hohn gesprochen.

7. Konnte dich doch dort erweichen
Jen’s Geschrei in Ninive:
Ei, so hör‘ auch jetzt ingleichen
Das erbärmlich Ach und Weh,
Das aus kleiner Unschuld geht,
Die noch links, noch rechts versteht;
Lass doch diese, die kaum lallen,
Nicht in’s Feindes Säbel fallen.

8. Gib nicht zu, dass deine Herde,
Die auf dein Blut ist getauft,
Jetzt, als wie das Schlachtvieh, werde
In der Heiden Hand verkauft.
O du Hüter Israel,
Gib, ach gib doch nicht die Seel
Deiner zarten Turteltaube
Diesem grimmen Tier zum Raube!

9. Schrecke sie mit Angst und Zagen
Lass sie, Herr, dein‘ Allmacht sehn,
Lass‘ sie deinen Hagel schlagen,
Wie bei Aseka geschehn,
Da die Sonn‘ um Gibeon
Und der Mond an Ajalon
Auf der Stelle stehen blieben,
Bis der Feind war aufgerieben.

10. Herr, lass sie samt ihren Bassen
Untergehn wie Pharao,
Und wie Siffera erblassen;
Ja lass ihnen auch also,
Wie Oreb und Seeb, tun,
Und wie Seba und Zalmun;
Also mach‘ all‘ ihre Fürsten,
Die nach Christenblute dürsten.

11. Leg‘ in ihrem größten Rasen
Dieser gottvergessnen Rott
Einen Ring in ihre Nasen,
Führe sie mit Schand‘ und Spott
In ihr eigen Land zurück.
Und hingegen lass das Glück
Unsern Helden sich erweisen,
So soll unser Mund dich preisen.

Franck, Johann – Habt nicht lieb die Welt!

1 Joh. 2,15-17.

Weise: Valet will ich dir geben.

Hier habt ihr, fromme Christen,
Ihr die ihr wissen wollt,
Wie ihr den argen Lüsten
Der Welt entgehen sollt,
Was euer Tun und Lassen,
Was euer Stand soll sein,
Damit ihr durch die Straßen
Des Himmels gehet ein.

2. Des Leibes kurze Freude
Und was dem Fleisch gefällt,
Der Augen schnöde Weide,
Die Wollust dieser Welt,
Das eitle Ehrenstreben
Und was den Geiz antrifft:
Das ist dem Christenleben
Ein schädlich Seelengift.

3. Tracht’t nicht den Leib zu kleiden,
Nach Geld und großem Gut,
Nach Edelstein und Seiden,
Wie sonst ein Weltkind tut.
Wollt ihr mit Schönheit prahlen,
So lasst das Seelenreich
Mit Gottesfurcht durchmalen
Das ist ein Schmuck für euch.

4. Was sind die Purpurwangen,
Was ist ein Seideng’wand?
Was ist das schnöde Prangen,
Was ist ein hoher Stand?
Was ist das viele Schinden,
Was ist das eitle Geld?
Ein Schein, der bald muss schwinden,
Ein Schaum, der bald zerfällt.

5. Gleichwie vom kalten Wetter
Das Blumwerk leicht erstirbt,
Gleich wie die Zier der Blätter
Im feuchten Herbst verdirbt:
Also muss auch vergehen
Des Fleisches kurze Frist,
Nur diese kann bestehen,
Was geist- und göttlich ist.

6. Dein Wort, o Herr der Scharen,
Das ist das feste Schloss,
Drauf man sich kann verwahren
Vor aller Feinde Schoß.
Da soll ein Christ hinlaufen,
Wer dieser Straße fehlt,
Hat mit dem rohen Haufen
Den breiten Weg erwählt.

Franck, Johann – Um wahre Weisheit.

Eigne Weise.

Christe, der du selbst die Rechte
Und des Vaters Weisheit heißt,
Gib mir, deinem armen Knechte,
Deine Weisheit, Gnad‘ und Geist.
Du nur bist der Brunn des Lebens,
Draus die wahre Weisheit rinnt,
Dessen Müh‘ ist nicht vergebens,
Der von dir den Schmack gewinnt.

2. Ach, welch dicker Torheitschatten,
Ach, welch eitler Menschentand
Pflegt den Sinn mir abzumatten!
Wo bekomm ich nun Verstand?
Und wer will den Weg, mir weisen
Wie ich durch dies Lügental
Ungeirret könne reifen
In den wahren Weisheitssaal?

3. Dir hab‘ ich mich zugekehret,
Der du Licht und Leben bist,
und das Alles hast verkläret,
Was allhier erschaffen ist.
Lass mit Deiner Gottheit Strable
Mich umleuchten jederzeit,
Treib‘ aus meines Herzens Tale
Die gedickte Dunkelheit.

4. Lass mich deine Gunst erleuchten
und den Halberloschnen Sinn
Mit dem Lebensöl befeuchten,
Dass er vollen Glanz gewinn‘.
O du Satans Überwinder,
Zwar ich beicht‘ hier rund und frei,
Dass ich als ein armer Sünder,
Deiner Huld nicht würdig sei.

5. Doch so bin ich gutes Mutes,
Weil mich dieser Trost erfrischt,
Dass ein Tröpflein deines Blutes
Alle meine Sünd‘ abwischt.
Auch such‘ ich nicht eignen Nutzen,
Will mit dieser Weisbeit Blum‘
Hier nicht übermütig stutzen,
Herr, sei du nur bloß mein Ruhm.

6. Flamme du in mein Gemüte
Durch das schöne Himmelsrund,
Denn nur bloß von seiner Güte
Fließet aller Wohlfahrt Grund.
Ich will dir für solche Gaben
Herzlich danken jeder Frist,
Weil wir Menschen nichts sonst haben,
Was dir angenehmer ist.