Emil Quandt – Geh‘ nicht allein!

Geh‘ nicht allein durchs Leben,
Das ist dir viel zu schwer;
Es gibt so viel zu heben,
Allein drückt dich’s so sehr.
Es gibt so viel zu klagen,
Du darfst nicht einsam sein;
Es gibt so viel zu tragen –
Geh‘ nicht allein.

Geh‘ nicht allein, das Leben
Ist einem viel zu reich;
Man muß dem andern geben,
Sonst bricht der eigne Zweig.
Man muß die Freude teilen
Und teilen seine Pein
Und miteinander weilen –
Geh‘ nicht allein!

Geh‘ nicht allein, im Leben
Schlägt manches Herz wie dein’s,
Find’st du nicht alle eben,
So findest du doch eins;
Und hast du es gefunden,
So sollst du dich ihm weihn,
Ihm bleiben treu verbunden –
Geh‘ nicht allein!

Emil Quandt – Das grosse Herzeleid.

Es gibt im Leben ein Herzeleid,
Das ist wie die weite Welt so weit,
Das ist wie Bergeslasten schwer,
Das ist so tief wie das tiefe Meer.

Das ist das grosse Herzeleid,
Wenn um die Sünde die Seele schreit,
Wenn die Träne rinnt um der Sünde Last
Und um die Sünde die Wang erblasst.

Das ist des Lebens Herzeleid,
Das heilet kein Balsam dieser Zeit,
Das bannet kein Zauber von Lieb und Luft.
Das tötet kein Tod in der Menschenbrust.

Und ist es erwacht, dies Herzeleid,
Dann nagt es am Herzen in Fried und Streit,
Dann trübt es den Blick in der Sonne Pracht,
Dann macht es so laut die stille Nacht.

Das ist das grosse Herzeleid:
Dafür hat der Mittler sein Leben geweiht.
Durch Christ Blut und Gerechtigkeit
Wird uns gestillt das Herzeleid.

Rappard-Gobat, Dora – Durch Leiden zur Herrlichkeit