Heinrich Albert. – Der geendigte Kampf. (2. Tim. 4,7)

Einen guten Kampf hab ich
Auf der Welt gekämpfet;
Denn Gott hat genädiglich
All mein Leid gedämpfet,
Dass ich meines Lebens Lauf
Seliglich vollendet,
und die arme Seel hinauf
Gott dem Herrn gesendet.

Forthin ist mir beigelegt
Der Gerechten Krone,
Die mir wahre Freud erregt
In des Himmels Throne:
Forthin meines Lebens Licht,
Dem ich hier vertrauet,
Nämlich Gottes Angesicht
Meine Seele schauet.

Dieser schnöden bösen Welt
Kümmerliches Leben
Mir nun länger nicht gefällt.
Drum ich mich ergeben
Meinem Jesu, da ich bin
Jetzt in lauter Freuden:
Denn sein Tod ist mein Gewinn,
Mein Verdienst sein Leiden.

Gute Nacht! ihr meine Freund,
Alle meine Lieben!
Alle, die ihr um mich weint,
Last euch nicht betrüben
Diesen Schritt, den ich nun tu
In die Erde nieder.
Schaut: die Sonne geht zur Ruh,
Kommt doch morgen wieder!

Johann Siegfried. – Selige Heimfahrt im Frieden Gottes.

Ich hab mich Gott ergeben,
Dem liebsten Vater mein.
Hier ist kein Immer – Leben;
Es muss geschieden sein.
Der Tod kann mir nicht schaden:
Er ist nur mein Gewinn.
In Gottes Fried und Gnaden
Fahr ich mit Freud dahin.

Mein Weg geht jetzt vorüber:
Welt, was acht ich dein?
Der Himmel ist mir lieber;
Da muss ich trachten ein,
Mich nicht zu sehr beladen,
Weil ich wegfertig bin.
In Gottes Fried und Gnaden
Fahr ich mit Freud dahin.

Ach, sel‘ge Freud und Wonne
Hat mir der Herr bereit,
Da Christus ist die Sonne,
Leben und Seligkeit!
Was kann mir doch nun schaden,
Weil ich bei Christo bin?
In Gottes Fried und Gnaden
Fahr ich mit Freud dahin.

Gesegn euch Gott, ihr Meinen,
Ihr Liebsten allzumal!
Um mich sollt ihr nicht weinen:
Ich weiß von keiner Qual.
Den rechten Port noch heute
Nehmt ja fleißig in Acht!
In Gottes Fried und Freude
Fahrt mir bald all hernach.

Unbekannter Autor – Philipp. 1. V. 21.

Christus der ist mein Leben,
Sterben ist mein Gewinn;
Dem tu ich mich ergeben,
Mit Fried fahr ich dahin.

Mit Freud fahr ich von dannen
Zu Christ, dem Bruder mein,
Auf dass ich zu ihm komme
und ewig bei ihm sei.

Ich hab nun überwunden
Kreuz, Leiden, Angst und Not:
Durch sein heilig fünf Wunden
Bin ich versöhnt mit Gott.

Wenn meine Kräfte brechen,
Mein Atem geht schwer aus,
und kann kein Wort mehr sprechen:
Herr, nimm mein Seufzen auf!

Wenn mein Herz und Gedanken
Zergeh‘n als wie ein Licht,
Das hin und her tut wanken,
Wenn ihm die Flamm‘ gebricht:

Alsdann fein sanft und stille,
Herr, lass mich schlafen ein
Nach deinem Rat und Willen,
Wenn kommt mein Stündelein;

und lass mich an dir kleben,
Wie eine Klett am Kleid,
und ewig bei dir leben
In himmlisch‘r Wonn und Freud!

Albert Zeller – Des Lebens Festmahl ist zu Ende

Des Lebens Festmahl ist zu Ende;
Die lieben Freunde sind zu Haus;
Ich gieße noch als heilge Spende
Die letzte Neige Weines aus.

Wie still und öd ists in dem Raume,
In dem erst Lieb und Lust gelebt!
Wie alles Das im schönsten Traume
An meinem Aug vorüber schwebt!

Wie flog der Geist von Mund zu Munde,
Von Herz zu Herz, von Blick zu Blick,
In unsrer frohen Tafelrunde,
Geliebt, gesegnet vom Geschick!

Des Alters Rat, der Jugend Rosen,
Des Mannes stillgehaltne Kraft,
Der Freundschaft und der Liebe Kosen,
Des Heilgen tiefe Wissenschaft

Wie schlangen sie sich leicht zusammen
Zu einem wundervollen Kranz!
Hoch loderten des Festes Flammen
Im reinsten, schönsten Himmelsglanz.

Weithin erglänzt in ihrem Strahle
Des Lebens frisch bewegtes Meer:
Von Hand zu Hand die Opferschale
Wie wär das Schwerste da noch schwer!

Verklungen sind die holden Worte,
Doch nicht des Herzens Wiederhall;
Geschlossen ist des Festes Pforte,
Und tiefes Schweigen überall.

Noch einen Blick auf all die Gaben,
Die mir der Freunde Hand beschert!
Die treuen Seelen, ach! was haben
Sie alles Liebes mir gewährt!

Tief sind, indes die Lust zerfließet,
Die Kerzen schon herabgebrannt;
Ich löschte sie, der Himmel gießet
Sein Sternenlicht auf alles Land.

Schlaft wohl ihr Lieben, schlaft in Frieden!
Träumt froh den Traum des Lebens aus!
Ein schönres Mahl wird uns beschieden
Dort in des ewgen Vaters Haus.

Elisa von der Recke – Sterbelied.

Das Ziel von meinen Tagen
Ist mir vielleicht bald nah
Doch soll mein Geist nicht zagen,
Wär’s auch schon heute da.
Des Todes Bitterkeiten
Wie bald verfliegen die!
Und gegen Ewigkeiten
Voll Wonne, was sind sie?

Ja, guten frommen Seelen
Gewährt der Tod nur Glück!
Was, kann sie weiter quälen?
Sie schaun befreit zurück.
Der Erden Kümmernisse
Kennt jene Heimat nicht:
Und alle Finsternisse
Verwandeln sich in Licht.

Des Himmels Wonne lehret
Zwar Menschen Weisheit nie:
Kein Ohr hat es gehöret,
Kein Aug‘ erblickte sie.
Wir kommen zu dem Freunde,
Der unser Glück erwarb,
Zu ihm, der selbst für Feinde
Noch flehte da er starb.

Zu dem uns zu erheben
Ist dies nicht wahres Glück?
Drum wart‘ ich ohne Beben,
Tod, deinen Augenblick!
Wann Freunde trostlos weinen,
Dann tröste dies ihr Herz!
Der Tod wird uns vereinen
Und gibt uns Glück für Schmerz.

Martin Behm – In der Todesnot.

1. O Mensch, Herr Jesu Christ,
Der du mein Heiland bist,
Hör mich zu dieser Frist.

2. Schau doch, mein Herr und Gott,
Wie bin ich hier in Not
Und seh vor mir den Tod.

3. Er blickt mich sauer an,
Du wollst mich nicht verlan,
Sonst niemand helfen kann.

4. Herr, leiste mir Beistand,
Lös mich vons Todes Band
Durch deine starke Hand.

5. Solls ja geschieden sein,
So lass mich nicht allein
In meiner Angst und Pein.

6. Komm selber zu mir her,
Den Glauben mir vermehr,
Und mich zu dir bekehr.

7. Send mir auch deinen Geist,
Der unser Tröster heißt
Und uns gen Himmel weist.

8. Führ mich aus der Gefahr,
und meine Seel bewahr,
Dass sie mit Frieden fahr.

9, Schick mir dein Engelein,
Dass sie stets bei mir sein,
Mein Seel zu tragen heim.

10. Tu auf dein Himmelstür,
Und mich zur Freuden führ,
Darnach steht mein Begier.

11. Bring mich ins Himmels Saal,
Da sind die Engelein all,
Die loben dich mit Schall.

12. Die Auserwählten dein
Auch da beisammen sein
Ohn alle Klag und Pein.

13. Mit den mach mich bereit,
Zu loben allezeit
Dich, Herr, in Ewigkeit.

Amen.

Rinkart, Martin – Testament- Schlaf- Valet- und Sterbe-Gebetlein.

1. In deiner Gnaden-Hand
Steht beides Tod und Leben,
In deine Gnaden-Hand
Will ich es beides geben.
In deiner Gnaden-Hand
Steht Glück- und Unglücks-Zeit:
Mit deiner Gnaden-Hand
Zu beiden mich bereit.

2. Und weil ich doch einmal,
So lang ich auch mag leben,
Die schwache Lebensburg
Den Würmern muss aufgeben,
Befehl ich Leib und Seel
In deine Gnaden-Hand:
Die Seel in deinen Schoß,
Den Leib in frischen Sand.

3. Was du erlöset hast,
Zu ewig süßen süßen Freuden,
Mein ewig-treuer Gott,
Durch ewig-kräftig Leiden,
Und diesen meinen Sinn
Erhalt mir bis ans End,
Dass dieses bleib und sei
Mein letztes Testament.

Recke, Elisabeth von der – Sterbelied.

Wie schnell verfließen sie, wie schnell
Die uns geliehnen Jahre!
Dem Frommen ist die Aussicht hell,
Er blicket seine Bahre,
Wie seinen Freund, so treulich an,
Ist froh in dieser Welt, froh, wann
Sein Gott hinaus ihn winket.

Die Jahre dieser Pilgerzeit
Sind uns zum Heil gegeben;
Wir sollen mit Zufriedenheit
Nach weiser Tugend streben;
Uns jeder Gabe Gottes freun,
Ihm unsre ganze Seele weihn,
Wie er die Menschen lieben.

Wenn wir sein göttliches Gebot
Gern zu befolgen eilen,
Wird er durch einen sanften Tod
Uns neues Glück erteilen;
Zu höhern Freuden gehen wir
Durchs Todestal, wenn wir schon hier
Die Tugend freudig übten.

Der Treubefundne jauchzt nun da,
Wo ewig Freude wohnet,
Und ist des Frommen Stunde nah,
Die sein Vertraun belohnet;
Die zu der kalten Todesgruft –
Nein! – zu dem bessern Leben ruft,
Wie froh kann er entschlummern!

Ja, dieser Stunde harr auch ich
Mit hoffnungsvoller Seele;
Sie führt zu einer Wonne mich,
Von der sich meine Seele
Nur schwach das Glück hier denken kann,
Das meiner wartet, und mir dann
Ein ewig Erbteil bleibet.

Blaul, Georg Friedrich – Freudigkeit im Sterben.

Mel. Wenn mein Stündlein vorhanden ist

Du hast mein Ziel mir nah gerückt,
Herr über Tod und Leben!
Ich fühl’s, und fühl mich ganz beglückt,
Und will darob nicht beben;
Nein, alles was ich von dir hab‘,
Leib, Seel und jede gute Gab‘
Sei dir zurückgegeben!

Nimm’s hin, mein Gott! ich bin bereit,
Sei’s heute oder morgen,
Bei dir ist’s ja vor allem Leid
Und Schaden wohl geborgen.
Und wer auch hier zurücke bleib‘,
Sei’s Vater, Mutter, Kind und Weib,
Du, Herr, wirst sie versorgen.

Fahr‘ hin denn, Erdenherrlichkeit!
Wer mag an dir noch hangen?
Komm, letztes Leiden dieser Zeit!
Mir soll vor dir nicht bangen.
Mit Freuden hör‘ ich deinen Ruf,
Mein Gott und Herr, der mich erschuf,
Nach dir steht mein Verlangen.

Mit Freuden, Herr, fahr‘ ich dahin,
Verlasse diese Erde,
Wo ich nur Gast und Pilger bin
Voll Kummer und Beschwerde.
Mit Freuden, Herr, fahr ich dahin
Weil ich durch dich erlöset bin,
Mit dir vereinet werde.

Herman, Nikolaus – Ein geistlich Lied, darin man bittet um ein seliges Stündlein

Aus dem Spruch Augustini: Turbabor, sed non perturbabor,
Quia vulnerum Christi recordabor.

Im Ton: Wie von der Sündflut,
Oder: Es ist das Heil uns kommen her.

Wenn mein Stündlein fürhanden ist
Und soll hinfahrn mein Straße,
So gleit du mich, Herr Jesu Christ,
Mit Hilf mich nicht verlasse.
Mein Seel an meinem letzten End
Befehl ich dir in deine Händ,
Du wollst sie mir bewahren.

2. Mein Sünd mich werden kränken sehr,
Mein Gwissen wird mich nagen.
Denn ihr sind viel, wie Sand am Meer,
Doch will ich nicht verzagen;
Gedenken will ich an dein Tod,
Herr Jesu, und dein Wunden rot,
Die werden mich erhalten:

3. Ich bin ein Glied an deinem Leib;
Des tröst ich mich von Herzen.
Von dir ich ungescheiden bleib
In Todes Nöten und Schmerzen.
Wenn ich gleich sterb, so sterb ich dir,
Ein ewigs Leben hast du mir
Mit deinem Tod erworben.

4. Weil du vom Tod erstanden bist,
Werd ich im Grab nicht bleiben.
Mein höchster Trost dein Auffahrt ist,
Todsfurcht kann sie vertreiben;
Denn wo du bist, da komm ich hin,
Dass ich stets bei dir leb und bin;
Drum fahr ich hin mit Freuden.

Amen.