Behm, Martin – Wie schwach sind doch die Menschenkind

Im Ton: Wenn wir in höchsten Nöten sein.

Wie schwach sind doch die Menschenkind,
Sie fallen leicht in schwere Sünd;
Doch wird so übels nicht getan,
Man sieht, wie mans bemänteln kann.

2. Bewahr mich, mein Herr Jesu Christ,
Dass ich nicht fall durchs Teufels List
und nicht groß Übeltat begeh,
Dadurch ich brächt mein Seel in Weh.

3. Doch so mir Satan gäb ein Stoß.
Dass ich beging ein Fall gar groß;
So hilf, dass ich mein Sünd bekenn,
Nicht zum Verderb mit Leugnen renn.

4. Du bists allein, der niemals fiel,
Der Menschen Torheit ist kein Ziel;
Wenn gleich ein Mensch der herrlichst wär,
So kann er doch bald fallen schwer.

5. Drum Hilf, dass ich mir selbst nicht trau
Und nicht auf all mein Kräften bau,
Vielmehr mich halt an dich allein,
Damit ich werd von Sünden rein.

6. Doch so ich fiel, mir Gnad verleih,
Auf dass ich sei von Strafen frei,
Und lass mich deiner Gütigkeit
Genießen in all Ewigkeit.

Amen.

Ringwald, Bartholomäus – Um beständigen Glauben und um ein seliges Ende.

Im Ton: Wenn mein Stündlein vorhanden ist.

1. HErr Jesu Christ, ich weiß gar wohl,
Dass ich einmal muss sterben;
Wenn aber das geschehen soll,
Und wie ich werd verderben
Dem Leibe nach, das weiß ich nicht,
Es steht allein in deim Gericht,
Du siehst mein letztes Ende.

2. Und weil ich denn, als dir bewusst,
Zwar durch deins Geistes Gaben
An dir allein die beste Lust
In meinem Herzen habe
Und gwisslich glaub, dass du allein
Mich habst von Sünd gewaschen rein
Und mir dein Reich erworben:

3. So bitt ich dich, HErr Jesu Christ,
Halt mich bei den Gedanken,
Und laß mich ja zu keiner Frist
Von dieser Meinung wanken,
Sondern dabei verharren fest,
Bis dass die Seel aus ihrem Nest
Wird in den Himmel fahren.

4. Kanns sein, so gib durch deine Hand
Mir ein vernünftig Ende,
Dass ich mein Seel fein mit Verstand
Befehl in deine Hände,
Und so im Glauben sanft und froh
Auf meinem Bettlein oder Stroh
Aus diesem Elend fahre.

5. Wo aber du mich in dem Feld,
Durch Rach auf fremder Grenze,
In Wassersnot, Hitz oder Kält,
Oder durch Pestilenze
Nach deinem Rat wolltst nehmen hin,
So richt mich, HErr, nach meinem Sinn,
Den ich in Leben führe.

6. So wohl wo ich aus Schwachheit groß
Mich nicht rechtschaffen hätte,
Ging etwan oder läge bloß
Und unbescheiden redte,
So laß michs, HErr, entgelten nicht
Weils wider mein Bewusst geschicht
Und mich nicht kann besinnen.

7. O HErr, gib mir in Todespein
Ein‘ säuberlich Gebärde,
Und hilf, dass mir das Herze mein
Fein sanft gebrochen werde,
Und wie ein Licht ohn übrig Weh
Auf dein unschuldig Blut hergeh,
Das du für mich vergossen.

8. Jedoch ich dich nicht lehren will,
Noch dir mein End beschreiben,
Sondern dir allweg halten still,
Bei deinem Wort verbleiben
Und glauben, dass du als ein Fürst
Des Lebens mich erhalten wirst,
Ich sterb gleich, wie ich wolle

9. Derhalben ich in meinem Sinn
Mich dir tu ganz ergeben;
Denn sieh, der Tod ist mein Gewinn,
Du aber bist mein Leben
Und wirst mein Leib ohn alle Klag,
Dass weiß ich gewiss, am jüngsten Tag
Zum Leben auferwecken. Amen.

Ringwald, Bartholomäus – Eine Danksagung für diejenigen, so Gott vor der Pestilenz bewahrt oder errettet.

Im Ton: Durch Adams Fall ist ganz verderbt.

1. Lobet Gott den HErrn aus Herzensgrund,
Ihr werten Christen alle,
Und preist ihn hoch zu aller Stund
Mit freudenreichem Schalle;
Denn sein Wort ist
Zu aller Frist
Wahrhaftig, fest und reine.
Was er verspricht,
Entfällt er nicht,
Es sei groß oder kleine.

2. Als ich zur Zeit in großer Fahr1Gefahr
Leibes und Lebens schwebte
Und mit Ängsten umgeben war,
Dass mir der Körper bebte,
Ruft ich zu ihm
Mit lauter Stimm,
Und bat, er wollt mich retten;
Denn mich gar dick
Des Todes Strick
Schrecklich umfangen hätten.

3. Da ich also von Herzen tief
In meinem schweren Zagen
Zu meinem Gott im Himmel rief,
Jammert ihn meiner Klagen,
Und half mir fein
In meiner Pein
Täglich gar sanft und leise,
Bis ich empfand
Sein‘ starke Hand
Und merkte seine Weise.

4. Der HErr ist fromm, getreu und gut,
Hält seine Ohren offen
Denen, so mit geängstem Mut
Ohn Wanken auf ihn hoffen
Und jederzeit
In ihrem Leid
Auf seinen Namen trauen;
Den fehlet nicht
Ihr Zuversicht,
Warum sollt uns denn grauen?

5. O Gott, es hat dein‘ milde Hand
Der Gnaden nicht gesparet,
Hast mir ein Engel zugesandt,
Der mich vor Gift bewahret,
Dadurch ich bin
In Herz und Sinn
Erfreuet und erquicket;
Das dank ich dir,
Denn du hast mir
Hülf, Rat und Trost geschicket.

6. Ich dank dir auch, dass du mich hast
Als ein Kind aufgenommen,
Und auf mich deiner Ruten Last
Genädig lassen kommen,
Dadurch ich dich,
Sowohl auch mich
Hab lernen recht erkennen.
Nun kann mein Mund
Von Herzensgrund
Dich allzeit Vater nennen.

7. Fürwahr, ich wollt in meinem Sinn
Der Strafe meines Herren,
Derer ich jetzt benommen bin,
Für groß Gut nicht entbehren;
Denn ich weiß nu
Mich immerzu,
Wenn Unfall kömmt, zu stärken,
Welchs Fleisch und Blut
Ohn Gottes Rut
Nicht wissen kann, noch merken.

8. Wohl dem, den Gott in dieser Welt
Mit Kreuz oft tut belegen,
Des Schaden in ein Frommen fällt,
Erlanget Gunst und Segen,
Wird klug und weis
Und fleucht mit Fleiß
Der Welt tolles Vermessen,
Und wie ein Kind
Gott lieb gewinnt
Und kann sein nicht vergessen.

9. Darum, ihr Christen, sträubt euch nicht,
Wie Roß und wilde Tiere,
Wenn euch die Hand des HErren richt,
Denn er will euch probieren,
Ob ihr auch wollt
Wie reines Gold
Im Feur beständig bleiben
Und auf sein Macht
Fest geben Acht,
Die Böses kann vertreiben.

10. Hofft auf den HErrn, ihr lieben Leut,
Halt fest an seinem Worte,
Und fürcht ihn kindlich allezeit,
Dringt nach der engen Pforte,
Betet und wacht
Zu Tag und Nacht
Und habt Geduld im Leiden.
Es kann kein Not,
Gewalt noch Tod
Uns von dem HErren scheiden. Amen.

Rinkart, Martin – Ich heb in Angst und Not

1. Ich heb in Angst und Not
Mein Augen auf zum Herren,
Von Bergen Israel
Ist Hilf und Heil nicht ferren:
Der Himmel, Erden, See
Und alles hat gemacht,
Der schläft noch schlummert nicht,
Hält Scharwacht Tag und Nacht.

2. Er wird dir deinen Fuß
Auf recht gebahnten Straßen,
Den breiten Glaubens-Fuß
Mit nichten gleiten lassen.
Der Hüter Israel
Lenkt Glück und Unglücks-Schein,
Daß sie ihm lobesam
Und dir erbaulich sein.

3. Der Herr behüte dich!
Dich und dein Leib und Seele,
Daß weder Sonn noch Mond
In Hitz und Kält‘ dich quäle.
Er führ‘ und leite dich
Gewahrsam ein und aus,
Und bringe dich zuletzt
Ins sichre Wohnungs-Haus.

Herman, Nikolaus – Ein geistliches Lied wider die Sicherheit und von des Teufels List und Geschwindigkeit.

Man kann es auch singen im Ton:
Kommt her zu mir rc.
Oder: Ich hab mein Sach zu Gott rc

Wer steht, der schau, daß er nicht fall,
Der Teufel thut uns allzumal
Mit seinen Stricken stellen.
Vertrau nur Niemand auf sein Macht,
Und hab sein Sach in guter Acht,
Der Feind wird ihn sonst fällen.

2. Hilf Gott, wie ist sein Macht so groß,
Dagegen sind wir nackt und bloß,
Sein könn wir uns nicht wehren,
Wo du, Herr, nicht mit deiner Macht
Dich selbst in deines Geistes Kraft
Mit Hilf zu uns wirst kehren.

3. Er setzt uns so gar gwaltig zu,
Kein Stund lässt er uns Fried noch Ruh,
Kein Anstand will er machen.
O Herr Gott, Vater, steh uns bei,
Und mit dein Engeln bei uns sei,
Ah, laß sie für uns machen.

4. In Sünd und Schand er uns bald bringt,
Wo dein Hand nur ein Kleins verhängt,
In das Sieb er uns setzet.
Er rädert uns und panzerfeigt 1(mit einem Stück vom Panzer die Geschirre reinigen, mit harten Worten züchtigen)
Und stift Jammer und Herzenleid,
Leib und Seel er verletzet.

5. Sein Pfeil sind scharf,
sein List sind schwind,
Welt, Fleisch und Blut, sein Hofgesind
Mit ihm wider uns kämpfen.
Drum bittn wir dich, o heilger Geist,
An deiner Gnad liegt uns am meist,
Hilf uns die Feinde dämpfen.

6. Hast du doch, o Herr Christ, sein Macht
Zerstöret durch deins Todes Kraft
Und hast den Sieg behalten.
Den theil uns mit, o Gottes Lamm,
Stärk uns damit in unserm Kampf.
Du wollest unser walten.

7. Einst, da ich mit dem Teufel rang,
Da er mir macht fast weh und bang,
Mußt ich das Liedlein singen.
Gott half, der Böswicht schaffet nicht,
Denn mein Herr Christ hat ihn gericht,
Drum wollts ihm nicht gelingen.

8. Drum dank ich dir, Herr Jesu Christ,
Daß du mein Trost und Beistand bist
In allen meinen Nöthen.
Hilf mir forthin zu aller Zeit
In solchem Kampf und harten Streit
Den alten Adam tödten.

Amen.

Franz-Heinrich Härter – Der Abend

Luc. 24,29. „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und ader Tag hat sich geneiget.“

Ach bleib‘ bei uns, Herr Jesu Christ
Weil es nun Abend worden ist!
Dein göttlich Wort, das helle Licht,
Erlösch‘ in unsern Seelen nicht.

Mit Nacht umhüllet uns die Zeit;
gib uns, Herr, Beständigkeit,
Dass wir auf Dich im Glauben sehn
Und folgsam Deine Wege gehn.

Steh‘ Deiner Kirche mächtig bei,
Mach alle Christen fromm und treu,
Gib Deiner Lehre Glück und Heil,
Gib uns an Deiner Gnade Teil!

Auf dieser Erd‘ ist keine Ruh,
Es geht nicht wie es sollte zu:
Der Geist des Bösen waltet frei
Durch Zwietracht, und durch Schwärmerei;

Der freche Spott fährt hoch einher,
Der Wahn verfälschet Jesu Lehr,
Die Menge sucht das Neue nur,
Und folget nicht des Wortes Spur.

Herr Jesu, hilf! Dein Werk erhalt‘!
Wir sind gar sicher, faul und kalt.
Verteidige Dein Heiligtum,
Dein ewig Evangelium.

Laut werde durch der Boten Mund
Den Völkern Deine Gnade kund,
Und allen Heiden nah und fern
Geh auf, ein heller Morgenstern.

Durchleuchte so die Erdennacht,
Bis einst der große Tag erwacht,
Wo Du, Weltheiland, Jesu Christ,
Der ganzen Menschheit Sonne bist.

Hiller, Philipp Friedrich – Schutzgott, dessen starke Rechte

Schutzgott, dessen starke Rechte
Zuflucht, Schirm und Schatten giebt,
Der das menschliche Geschlechte
Wie ein treuer Vater liebt,
Der in dieser großen Welt,
Alles, was er schuf, erhält,
Der als Herr der Engelschaaren
Alles kann und will bewahren.

Viele heil’ge Seraphinen
Singen dir ein Heilig für;
Zehnmal hunderttausend dienen,
Viele tausend jauchzen dir.
Was bekannt und unbekannt,
Ist ein Werk von deiner Hand.
Die Herrschaften und die Thronen
Loben Gott in lichten Kronen.

Herr, was sind wir, daß du Engel
Uns zu unsern Wächtern giebst?
Menschen sind wir vollen Mängel,
Menschen, die du dennoch liebst.
Engel, die dich allzeit seh’n,
sollen uns zu Diensten steh’n;
Engel hüten uns als Kinder,
Heil’ge Engel schützen Sünder.

Engel sind’s, die nach den Proben
Nun beständig Gutes thun,
Die dich unaufhörlich loben,
Die in deinem Himmel ruh’n.
Die gehorsam, keusch und rein,
Die der Menschen Freunde sein,
Die ihr Antlitz ohne Flecken
Doch vor dir in Demuth decken.

Heere, welche die bewachen,
Die dich fürchten, großer Gott,
Die ein schrecklich Lager machen
Gegen aller Feinde Rott;
Diese sehn in deinem Licht,
Vater, stets dein Angesicht;
Diener, die zu deinen Füßen
Dir in Ehrfurcht dienen müssen.

Gott der Engel, Herr der Helden,
Ach, was sind wir Menschen doch,
Daß wir so viel vor dir gelten?
O wie hältst du uns so hoch!
Deine Engel dienen uns,
sind die Zeugen unsers Thuns.
Laß uns auch mit diesen Chören
Ewig dich im Himmel ehren.

Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Schmolck, Benjamin – Du Herr der Seraphinen

Du Herr der Seraphinen,
Dem tausend Engel dienen
Und zu Gebote steh’n,
Du übergroßer Meister
Der wunderschönen Geister,
Mein Mund soll deinen Ruhm erhöh’n.

Die engelischen Thronen,
Die in dem Himmel wohnen,
Giebst du zu meiner Wacht;
Sie seh’n dein Angesichte
In höchst vollkommnem Lichte
Doch nehmen sie mich auch in Acht.

Das sind die starken Helden,
Die deinen Rath vermelden,
Du Großfürst Michael;
Das sind die Feuerflammen,
Die schlagen stets zusammen
Um frommer Christen Leib und Seel‘.

Ich preise deine Güte
Mit dankbarem Gemüthe
Für diese Wunderschaar;
Ich rühme deine Rechte
Für diese Gnadenknechte
Bei denen ich ganz sicher war.

Gieb ferner diese Wache,
Daß sie zu einem Dache
Mir wider Alles sei;
Laß sie auf meinen Wegen
Die Hand mir unterlegen,
So ist mein Fuß vor’m Stoßen frei.

Den Feind laß sie erschrecken
Und mich beständig decken,
Wie dort den Gnadenthron;
Es sei mein ganzes Leben
Mit ihnen stet umgeben,
als wie das Bette Salomon.

Doch, sollen sie nicht weichen,
So laß mich ihnen gleichen
In wahrer Heiligkeit;
Wie sich die Kinder lieben
Und sich in Demuth üben,
So mach‘ auch mich dazu bereit.

Sie thun ja deinen Willen
Den laß mich auch erfüllen;
Sie leben keusch und rein,
O laß mich Nichts beflecken
Und mich an allen Ecken
Vor diesen reinen Geistern scheu’n.

Verhaue Händ‘ und Füße
Und was zum Aergernisse
Mir hier gereichen kann.
Wer ärgert diese Kleine,
Dem hangen schwere Steine
Zur ewigen Versenkung an.

Und endlich, wenn ich scheide,
So führe mich zur Freude
Auf ihren Armen ein;
Da werd‘ ich dich erst loben,
Und in dem Himmel droben
Dir und den Engeln gleiche sein.

Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Gersdorff, Henriette Katharina von – Gott, der an allen Enden

Gott der an allen Enden
Viel große Wunder thut,
In dessen treuen Händen
Mein ganzes Leben ruht,
Der meiner Monden Zahl
Und meines Lebens Tage
Mit ihrem Glück und Plage
Verordnet allzumal.

Da ich noch tief verborgen
Im Mutterleibe lag,
Da wachte schon dein Sorgen
Für mich, und wie vermag
Mein menschlicher Verstand
Die Weisheit auszubreiten,
Mit der du zu bereiten
Uns pflegst durch deine Hand.

Du fängst uns an zu lieben,
Noch eh‘ wir sind, und hast
Schon in dein Buch geschrieben
Der Tage Meng‘ und Last.
Dein Herz, das Liebens voll,
Denkt schon, wie du willst lindern
Die Bürde deinen Kindern,
Die sie erst treffen soll.

Läßt du mich Angst empfinden,
So tröst‘ ich dessen mich,
Daß du weißt Rath zu finden,
Und daß ich ja auf dich,
Mein Gott, geworfen bin;
Drum werf‘ ich, was zu tragen
Mir schwer deucht, ohne Zagen
Noch täglich auf dich hin.

Es hat in meinem Leben
Mir diese Zuversicht
Stets neue Kraft gegeben
Und fehlt noch heute nicht.
Wenn ich bekümmer war,
So seufzt‘ ich, und war stille,
Bis mich dein guter Wille
Entriß aus der Gefahr.

Nun hat mein stilles Hoffen,
Das sich auf dich verließ,
Mir reichlich eingetroffen,
Wie mirs dein Wort verhieß.
Du hast mir wohlgethan;
Denn deine Gnad ist größer
Und machts mit mir viel besser,
Als ichs ersinnen kann.

Dein Name sei gepriesen,
Der jederzeit an mir
Sich herrlich hat erwiesen,
Herz, Zung‘ und Mund soll dir,
Du Retter aus Gefahr,
Mein schuldig Opfer bringen,
Von deiner Güte singen
Jetzund und immerdar.

Du hast mir wohl gerathen
Und lauter Gut’s gethan,
Daß deine Liebesthaten
Ich nicht g’nug rühmen kann.
Hilf, daß ich ewig dort,
Verklärt und ganz vollkommen,
Dir danke mit den Frommen
An deinem Freudenort.

Daß ich dahin gelange,
Und daß, mein Jesu, dich
Ich ewig da umfange,
So sieh doch stets auf mich.
Dein Leiden ist ja mein,
Daß laß mich, Herr, genießen,
Denk an dein Blutvergießen,
So muß ich selig sein.

Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Gerhardt, Paul – Das ist mir lieb, daß Gott mein Hort

  1. Das ist mir lieb, daß GOtt, mein Hort,
    So treulich bei mir stehet;
    Wenn ich bitte, wird kein Wort
    In meiner Bitt verschmähet.
    Des schwarzen Todeshand
    Samt der Höllenband
    Umfingen überall
    Mein Herz mit Angst und Qual;
    Doch hat mir GOtt geholfen.
  2. Ich kam in Jammer und in Not
    Und sank fast gar zugrunde,
    Und da sank, rief ich zu GOtt
    Mit Herzen und mit Munde:
    O HErr, ich weiß, du wirst
    Als des Lebensfürst
    Schon führen meine Sach!
    Und wie ich bat und sprach,
    So ists auch nun geschenket.
  3. Sei wieder froh und gutes Muts.
    Mein Herze, sei zufrieden,
    Der HErr, der tut dir alles Guts,
    durch ihn ist nun geschieden
    Und ferne weggebracht,
    Was mich traurig macht;
    Er hat mich aus dem Lach
    Und schwarzen Todesfach
    Mit seiner Hand gerissen.
  4. Mein Aug ist nun von Tränen frei,
    Mein Fuß von seinem Gleiten;
    Das will ich sagen ohne Scheu
    Und rühmen bei den Leuten.
    Was gar kein Mensch nicht kann,
    Das hat GOtt getan.
    Der Mensch ist Lügen voll,
    GOtt aber weiß gar wohl,
    Wie sein Wort soll halten.
  5. Ich glaube fest in meinem Sinn,
    Und was mein Herze glaubet,
    Das redt mein Mund in Einfalt hin:
    Wer GOtt vertraut, der bleibet.
    Die Welt und böse Rott
    Lacht des, mir zum Spott,
    Ja plagt mich noch dazu;
    Ich aber mein steh und ruh
    Auf dir, mein GOtt und Helfer.
  6. Du stürzest meiner Feinde Rat
    Und segnest, wenn sie schelten,
    Die soll ich doch die große Gnad
    Dir immer mehr vergelten?
    Ich will, HErr, meines Teils
    Den Kelch deines Heils,
    Der voller Bitterkeit,
    Doch mir zu Nutz gedeiht,
    Gehorsamlich annehmen.
  7. Was du mir zugemessen hast,
    Das will ich gerne leiden;
    Wer fröhlich trägt des Kreuzes Last,
    Dem hilft du aus mit Freuden.
    Du weißt der Deinen Not
    Und hältest ihren Tod
    Sehr hoch, sehr lieb und wert,
    Auch läßt du auf der Erd
    Ihr Blut nicht ungerochen.
  8. So zürne nun gleich alle Welt
    Mit mir, HErr, deinen Knechte:
    Du, du deckst mich in deinem Zelt
    Und reichst mir deine Rechte.
    Darüber will ich dich
    Allstets inniglich,
    So gut ich immer kann
    Mit Dank vor jedermann
    In deinem Hause preisen.