Martin Luther – Der Tag, der ist so freudenreich

von Luther überarbeitete Übersetzung eines lat. Weihnachtsgesanges des Adam von St. Victor im 12. Jahrhundert. 1524

1. Der Tag, der ist so freudenreich
aller Kreature;
Denn Gottes Sohn vom Himmelreich,
über die Nature,
Von einer Jungfrau ist geborn;
Maria, du bist auserkorn,
daß du Mutter wärest. –
Was geschah so wunderlich? –
Gottes Sohn vom Himmelreich,
der ist Mensch geborn.

2. Ein Kindelein so löbelich
ist uns geboren heute
Von einer Jungfrau säuberlich,
zu Trost uns armen Leuten.
Wär uns das Kindlein nicht geborn,
so wärn wir allzumal verlorn;
Das Heil ist unser aller.
Ei, du süßer Jesu Christ,
der du Mensch geboren bist,
behüt uns vor der Hölle.

Martin Luther – Die zehen Gebot Gottes lang.

Die zehen Gebot Gottes lang.
Auf den Ton „In Gottes Namen fahren wir“

1. Dies sind die heilgen zehn Gebot,
Die uns gab unser Herre Gott
Durch Mosen, seinen Diener treu,
Hoch auf dem Berg Sinai.
Kyrioleis.

2. Ich bin allein dein Gott, der Herr,
Kein Götter sollst du haben mehr,
Du sollst mir ganz vertrauen dich,
Von Herzengrund lieben mich.
Kyrioleis.

3. Du sollst nicht führen zu Unehren
Den Namen Gottes, deines Herrn,
Du sollst nicht preisen recht noch gut,
Ohn was Gott selbst redt und tut.
Kyrioleis.

4. Du sollst heilgen den siebent Tag,
Daß du und dein Haus ruhen mag,
Du sollst von deim Tun lassen ab,
Daß Gott sein Werk in dir hab.
Kyrioleis.

5. Du sollst ehren und gehorsam sein
Dem Vater und der Mutter dein,
Und wo dein Hand ihn dienen kann,
So wirst du langes Leben han.
Kyrioleis.

6. Du sollst nicht töten zorniglich,
Nicht hassen noch selbst rächen dich,
Geduld haben und sanften Mut
Und auch dem Feind tun das Gut.
Kyrioleis.

7. Dein Eh sollst du bewahren rein,
Daß auch dein Herz kein ander mein,
Und halten keusch das Leben dein
Mit Zucht und Mäßigkeit fein.
Kyrioleis.

8. Du sollst nicht stehlen Geld noch Gut,
Nicht wuchern jemands Schweiß noch Blut,
Du sollst auftun dein milde Hand
Den Armen in deinem Land.
Kyrioleis.

9. Du sollst kein falscher Zeuge sein,
Nicht lügen auf den Nächsten dein,
Sein Unschuld sollst auch retten du
Und seine Schand decken zu.
Kyrioleis.

10.Du sollst deines Nächsten Weib und Haus
Begehren nicht noch etwas draus,
Du sollst ihm wünschen alles Gut,
Wie dir dein Herz selber tut.
Kyrioleis.

 

 

Dr. Martin Luthers letzter Gesang zum Valet dem Römischen Papst gemacht für die Kinder zu Mitfasten an statt den Tod austreiben, den leidigen Papst damit aus der Kirche zu jagen.

Nun treiben wir den Papst heraus
Aus Christi Kirche, Gottes Haus,
Darinn‘ er mördlich hat regiert,
Unzählich viele Seelen verführt.

Troll dich aus du verdammter Sohn,
Du rothe Braut von Babylon,
Du bist der Greul und Anti-Christ,
Voll Lügen, Mord und arger List.

Dein Ablaß-Brief, Bull und Decret
Liegt nun versiegelt im Secret,
Damit stahlst du der Welt ihr Gut,
Und schändest dadurch Christi Blut.

Der römische Götz ist ausgethan
Den rechten Papst wir nehmen an,
Das ist Gottes Sohn, der Fels und Christ,
Auf den sein Reich erbauet ist.

Er ist der höchste Priester zart,
Am Kreuz er aufgeopfert ward,
Sein Blut für unsere Sünd vergoß
Recht Ablaß aus seinen Wunden floß.

Sein Kirch‘ durch sein Wort regiert,
Gott Vater selbst ihn investirt,
Er ist das Haupt der Christenheit,
Dem sei Lob, Preis in Ewigkeit.

Es geht ein frischer Sommer herzu,
Verleih‘ uns, Christus, Fried und Ruh!
Bescheer‘ uns, Herr, ein selig Jahr –
Vorm Papst und Türken uns bewahr.

Globus
Illustrirte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde
herausgegeben von
Dr. Richard Kiepert.
Dreißigster Band.
Braunschweig,
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn.
1876

auch in:

Deutsche Volksfeste im neunzehnten Jahrhundert.
Herausgegeben von Fr. A. Reimann
Weimar,
im Verlage des Landes- Industrie-Comptoirs.
1839

und in

D. Martin Luthers
Geistliche Lieder
herausgegeben von Julius Leopold Pasig
Leipzig,
Verlag von Gebhardt & Reisland.
1845

Luther, Martin – Jesus Christus, unser Heiland (Abendmahlslied)

Das Lied S. Johannis Hus‘ gebessert

1. Jesus Christus, unser Heiland,
Der von uns den Gottes Zorn wandt,
Durch das bitter Leiden sein,
Half er uns aus der Höllen Pein.

2. Daß wir nimmer des vergessen,
Gab er uns sein Leib zu essen,
Verborgen im Brot so klein,
Und zu trinken sein Blut im Wein.

3. Wer sich will zu dem Tische machen,
Der hab wohl acht auf sein Sachen;
Wer unwürdig hiezu geht,
Für das Leben den Tod empfäht.

4. Du sollst Gott den Vater preisen,
Daß er dich so wohl wollt speisen,
Und für deine Missetat
In den Tod sein Sohn geben hat.

5. Du sollst glauben und nicht wanken,
Daß ein Speise sei den Kranken,
Den ihr Herz von Sünden schwer,
Und vor Angst betrübet, sehr.

6. Solch groß Gnad und Barmherzigkeit
Sucht ein Herz in großer Arbeit;
Ist dir wohl, so bleib davon,
Daß du nicht kriegest bösen Lohn.

7. Er spricht selber:Kommt, ihr Armen,
Laßt mich über euch erbarmen;
Kein Arzt ist dem Starken not,
Sein Kunst wird an ihm gar ein Spott.

8. Hättst dir war kunnt erwerben,
Was durft denn ich für dich sterben?
Dieser Tisch auch dir nicht gilt,
So du selber dir helfen willst.

9. Glaubst du das von Herzensgrunde
Und bekennest mit dem Mund,
So bist du recht wohl geschickt
Und die Speise dein Seel erquickt.

10.Die Frucht soll auch nicht ausbleiben:
Deinen Nächsten sollst du lieben,
Daß er dein genießen kann,
Wie dein Gott an dir getan.

Luther, Martin – Ach Gott, vom Himmel sieh darein

Psalm XII

(Weise: Nun freut euch, lieben Christen gmein)

1. Ach Gott, vom Himmel sieh darein
Und laß dich das erbarmen,
Wie wenig sind der Heiligen dein,
Verlassen sind wir Armen.
Dein Wort man läßt nicht haben wahr,
Der Glaub ist auch verloschen gar
Bei allen Menschenkindern.

2. Sie lehren eitel falsche List,
Was eigen Witz erfindet,
Ihr Herz nicht eines Sinnes ist
In Gottes Wort gegründet.
Der wählet dies, der ander das,
Sie trennen uns ohn alle Maß
Und gleißen schön von außen.

3. Gott wollt ausrotten alle Lahr,
Die falschen Schein uns lehren,
Dazu ihr Zung stolz offenbar
Spricht: Trotz, wer wills uns lehren!
Wir haben Recht und Macht allein,
Was wir setzen, das gilt gemein,
Wer ist, der uns sollt meistern?

4. Darum spricht Gott: Ich muß auf sein,
Die Armen sind verstöret.
Ihr Seufzen dringt zu mir herein,
Ich hab ihr Klag erhöret.
Mein heilsam Wort soll auf den Plan,
Getrost und frisch sie greifen an
Und sein die Kraft der Armen.

5. Das Silber, durchs Feuer siebenmal
Bewähret, wird lauter funden;
Am Gotteswort man warten soll
Desgleichen alle Stunden.
Es will durchs Kreuz bewähret sein,
Da wird sein Kraft erkannt und Schein
Und leucht stark in die Lande.

6. Das wollst du, Gott, bewahren rein
Vor diesem argen Gschlechte
Und laß uns dir befohlen sein,
Daß sichs in uns nicht flechte.
Der gottlos Hauf sich umher findt,
Wo diese lose Leute sind
In deinem Volk erhaben.

Luther, Martin – Aus tiefer Not schrei ich zu dir

Der 130. Psalm: „De profundis clamavi“

1. Aus tiefer Not schrei ich zu dir,
Herr Gott, erhör mein Rufen.
Dein gnädig Ohren kehr zu mir
Und meiner Bitt sie öffen.
Denn so du willst das sehen an,
Was Sünd und Unrecht ist getan,
Wer kann, Herr, vor dir bleiben?

2. Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gonst,
Die Sünden zu vergeben.
Es ist doch unser Tun umsonst
Auch in dem besten Leben.
Vor dir niemand sich rühmen kann,
Des muß dich fürchten jedermann
Und deiner Gnaden leben.

3. Darum auf Gott will hoffen ich
Auf mein Verdienst nicht bauen;
Auf ihn mein Herz soll lassen sich
Und seiner Güte trauen,
Die mir zusagt sein wertes Wort,
Das ist mein Trost und treuer Hort,
Des will ich allzeit harren.

4. Und ob es währt bis in die Nacht
Und wieder an den Morgen,
Doch soll mein Herz an Gottes Macht
Verzweifeln nicht noch sorgen.
So tu Israel rechter Art,
Der aus dem Geist erzeuget ward,
Und seines Gotts erharre.

5. Ob bei uns ist der Sünden viel,
Bei Gott ist viel mehr Gnaden;
Sein Hand zu helfen hat kein Ziel
Wie groß auch sei der Schaden.
Er ist allein der gute Hirt,
Der Israel erlösen wird
Aus seinen Sünden allen.

Luther, Martin – Christum wir sollen loben schon

Der Hymnus „A solis ortus“

1. Christum wir sollen loben schon,
Der reinen Magd Marien Sohn,
So weit die liebe Sonne leucht
Und aller Welt Ende reicht.

2. Der selig Schöpfer aller Ding
Zog an eins Knechtes Leib gering,
Daß er das Fleisch durch Fleisch erwürb
Und sein Geschöpf nicht alls verdürb.

3. Die göttlich Gnad vom Himmel groß
Sich in die keusche Mutter goß,
Ein Maidlin trug ein heimlich Pfand,
Daß der Natur war unbekannt.

4. Das züchtig Haus des Herzens zart
Gar bald ein Tempel Gottes ward.
Die kein Mann rühret noch erkannt,
Von Gottes Wort man sie schwanger fand.

5. Die edle Mutter hat geborn,
Den Gabriel verhieß zuvorn,
Den Sankt Johannes mit Springen zeigt,
Da er noch lag in Mutters Leib.

6. Er lag in Heu mit Armut groß,
Die Krippen hart ihn nicht verdroß,
Es ward ein kleine Milch sein Speis,
Der nie kein Vöglin hungern ließ.

7. Des Himmels Chör sich freuen drob
Und die Engel singen Gott Lob;
Den armen Hirten wird vermeldt
Der Hirt uns Schöpfer aller Welt.

8. Lob, Ehr und Dank sei dir gesagt,
Christ, geborn von der reinen Magd,
Mit Vater und dem heilgen Geist,
Von nun an bis in Ewigkeit.

Luther, Martin – Christ lag in Todesbanden

Der Lobgesang „Christ ist erstanden“ gebessert

1. Christ lag in Todesbanden,
Für unser Sünd gegeben,
Der ist wieder erstanden
Und hat uns bracht das Leben.
Des wir sollen fröhlich sein,
Gott loben und dankbar sein
Und singen Alleluja.

2. Den Tod niemand zwingen kunnt
Bei allen Menschenkindern,
Das macht alles unser Sund,
Kein Unschuld war zu finden.
Davon kam der Tod sobald
Und nahm über uns Gewalt,
Hielt uns in seim Reich gefangen.

3. Jesus Christus, Gottes Sohn,
An unser Statt ist kommen
Und hat die Sünd abgetan
Damit dem Tod genommen
All sein Recht und sein Gewalt,
Da bliebt nichts denn Todgestalt,
Die Stachel hat er verloren.

4. Es war ein wunderlicher Krieg,
Da Tod und Leben rungen,
Das Leben behielt den Sieg,
Es hat den Tod verschlungen.
Die Schrift hat verkündet das,
Wie ein Tod den andern fraß,
Ein Spott aus dem Tod ist worden.

5. Hie ist das rechte Osterlamm,
Davon Gott hat geboten,
Das ist an des Kreuzes Stamm
In heißer Lieb gebroten.
Das Blut zeichnet unser Tür,
Das hält der Glaub dem Tod für,
Der Würger kann uns nicht rühren.

6. So feiern wir dies hoch Fest
Mit Herzensfreud und Wonne,
Das uns der Herr scheinen läßt,
Er selber ist die Sonne,
Der durch seiner Gnaden Glanz
Erleuchtet unser Herzen ganz,
Der Sünden Nacht ist vergangen.

7. Wir essen und leben wohl
In rechten Osterfladen,
Der alte Sauerteig nicht soll
Sein bei dem Wort der Gnaden.
Christus will die Koste sein
Und speisen die Seel allein,
Der Glaub will keins andern leben.

Luther, Martin – Christ, unser Herr, zum Jordan kam

Ein geistlich Lied von unsre heiligen Taufe, darin fein kurz gefasset:
Was sie sei? Wer sie gestiftet habe? Was sie uns nützt? usw.

1. Christ, unser Herr, zum Jordan kam
Nach seines Vaters Willen,
Von Sankt Johannes die Taufe nahm,
Sein Werk und Amt zurfüllen.
Da wollt er stiften uns ein Bad,
Zu waschen uns von Sünden,
Ersäufen uns den bittern Tod
Durch sein selbst Blut und Wunden.
Es galt ein neues Leben.

2. So hört und merket alle wohl,
Was Gott heißt selbst die Taufe,
Und was ein Christen glauben soll,
Zu meiden Ketzerhaufen.
Gott spricht und will, daß Wasser sei,
Doch nicht allein schlecht Wasser,
Sein heilges Wort ist auch dabei
Mit Geist ohn Maßen, reichen
Der ist allhie der Taufer.

3. Solchs hat er uns beweiset klar
Mit Bildern und mit Worten.
Des Vaters Stimm man offenbar
Daselbst am Jordan horte.
Er sprach: Das ist mein lieber Sohn,
An dem hab ich Gefallen,
Den will ich euch befohlen han,
Daß ihr ihn höret alle
Und folget seinen Lehren.

4. Auch Gottes Sohn hie selber steht
In seiner zarten Menschheit.
Der heilig Geist hernieder fährt,
In Taubenbild verkleidet.
Das wir nicht sollen zweifeln dran,
Wenn wir getaufet werden:
All drei Personen getaufet han,
Damit bei uns auf Erden
Zu wohnen sich ergeben.

5. Sein Jünger heißt der Herre Christ:
Geht hin, all Welt zu lehren,
Daß sie verlorn in Sünden ist,
Sich soll zur Buße kehren.
Wer glaubet und sich taufen läßt,
Soll dadurch selig werden,
Ein neugeborner Mensch er heißt,
Der nicht mehr könne sterben,
Das Himmelreich soll erben.

6. Wer nicht glaubt dieser großen Gnad,
Der bleibt in seinen Sünden
Und ist verdammt zum ewigen Tod
Tief in der Höllen Grunde.
Nicht hilft sein eigen Heiligkeit,
All sein Tun ist verloren,
Die Erbsünd machts zur Nichtigkeit,
Darin er ist geboren,
Vermag ihm selbst nichts helfen.

7. Das Aug allein das Wasser sieht,
Wie Menschen Wasser gießen,
Der Glaub im Geist die Kraft versteht
Des Blutes Jesu Christi.
Und ist vor ihm ein rote Flut
Von Christi Blut gefärbet,
Die allen Schaden heilen tut,
Von Adam her geerbet.
Auch von uns selbst gegangen.