Anna Nitschmann – In den ersten Gnadentagen

1) In den ersten Gnadentagen
wird man von dem Lamm getragen;
endlich muss man lernen wagen,
selber seinen Gang zu gehen.

2) Manchmal geht’s durch Dorn und Hecken,
aber man bleibt doch nicht stecken,
und das meiste ist der Schrecken,
nichts als Sieg steht im Panier.

3) Lasst uns unsern Herzog loben,
wegen der vergang‘nen Proben,
derer, die noch aufgehoben,
und die gegenwärtig sind.

4) Manches ist noch zu erfahren,
aber er weiß zu bewahren
und wird keine Mühe sparen,
bis er uns ans Ziel gebracht.

5) Liebe, da ist unser Wille,
stärke du ihn in der Stille
und gib uns aus deiner Fülle
Gnad und Kraft, soviel man braucht!

6) Mache uns in allem gründlich,
aber auch in allem kindlich,
und darinnen üb uns stündlich,
bis wir lauter Einfalt sind!

7) Hört ihr nicht den Vater preisen,
dass er die verborg‘nen Schleusen
seiner Weisheit denen weisen
dieser Welt nicht aufgetan.

8) Lamm, wir sinken vor dir nieder,
hör die sanften Liebeslieder,
und gib jeglichem der Glieder
einen sonderbaren Blick.

9) Bleibe du nur unabwendlich,
liebe du uns nur unendlich,
werde unserm Geist recht kenntlich,
häng uns an die Gnade an.

10) Soll’n wir länger hier noch wallen,
König, gib uns Mut zu allem;
lass die Losung stets erschallen:
Er mit uns und wir mit ihm!

11) Lass die Seelen, deine Frauen,
dir ein Segenshaus erbauen,
und erhalt sie im Beschauen
des verklärten Königes.

12) Ist doch unsre Kreuzgemeine
elend, unansehnlich, kleine,
mangelhaftig; aber deine:
und das ist genug für sie.

13) Bringe eine jede Pflanze,
durch die kraft von deinem Glanze,
in und äußerlich ins ganze,
bis wir werden, wie du warst.

14) Gib, dass alle deine Reben
fest an dir, dem Weinstock, kleben,
so wird unser Tun und Leben
auch dem deinen ähnlich sein.

Nach der Melodie: „Kommt und lasst uns Christum ehren“ zu singen