Adam von Fulda – Ah hilff mich leid, Geistlich

AH hilff mich leid und sehnlich klag!
von tag zu tag solt sich
trewlich mein hertz mit schmertz besagen,
klagen der verlornen zeit,
Die ich so thörlich hab verzert,
beschwert beid leib und seel,
on heil und not für Gott, der rechen,
brechen wil der sunden neid.
Denn ich sein ehr sehr schwer-
lich han an scham verwund,
und kund gemacht nacht tag und stund
grund, mein ubelthat;
gnad bat ich da umb sonst,
gunst, kunst war gar verlorn,
zorn, ungemach,
rach sah ich one ziel,
viel zu verkeren, mehren ungenad.
Gott hat rechtlich mich hie gestrafft;
schafft, als ich mein, sein Göttlich recht,
verschmecht kein knecht, der sich rewlich
mit zehren keren ist zu Gott,
Denn er wil nicht des sunders tod.

Mein kleglich bit bewegen sol
den vol genaden schrein,
allein HERR Christ der ist on gleichen,
weichen mus alls himels heer.
Ich bsorg auch nicht, das sey umbsonst
sein gunst, die er zuns tregt,
bewegt das hertz vol schmertz mit ringen,
dringen nach verlorner ehr. Sein wunden rot, not, spot
und scham dem Vater zeigt,
beigt, neigt und zwingt, dringt das er lieb,
üb barmhertzigkeit,
geit zeit und ware rew, new trew
ins sunders hertz, schmertz, wach und ach,
schmach, rach und kranckheit viel
wil sie bekeren, leren sein gedult.
Die schuld ist mein, sein gnad ich ger:
ker dich zu mir schir, höchster trost,
du hast erlost, für mich schcwerlich
vergossen lassen dein blut rot,
Durch deiner marter angst und not!

All dienst an mir fand Gott gespart,
gar hat in des befilht,
doch hilt sein huld gedult viel jaren
sparen mich für aller not.
Ich lebt im saus nach alter weis,
kein vleis zu Gottes lob,
als ob sein güt mich müht zu leben,
streben wider sein gebot.
damit ich han an scham
sein ehr sehr fast verletzt,
tretzt, setzt mein sinn hin wider Gott,
hat gerewet mich;
ich sih, sein Göttlich krafft hafft, strafft
mein unzucht hie, wie jm gliebt,
betrübt, übt lieb und rach,
nach gantz lieblicher veterlicher art.
Ah Christe mild, bild gnad mir ein,
dein diener ich mich ger zu sein,
in rechtem schein hoff ich frölich
zu wandern, andern verlorn zeit:
Da helffe mir zu Christ, der für uns leid!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer