Gottfried Arnold – Seligkeit in der Sündenvergebung.

Wie wohl ist mir, dass ich nunmehr entbunden
Von aller Schuld durch Christi Blut und Wunden!
Was ich gesucht so lange mit Begier,
Das ist mir nun durch Christi Tod gegeben,
Weil der Unsterbliche selbst worden ist mein Leben,
Dass mich hinfort kein Tod berühr‘.
Wie wohl ist mir!

Er ist mein Hirt, er weidet meine Seele
Mit Lebensbrot, mit Freudenwein und Öle;
Auf grüner Au‘ werd‘ ich von ihm geführt;
Mich kann kein Unfall, keine Not erschrecken,
Denn Jesus ist bei mir, mich treulich zu bedecken.
Ich weiß, dass mir nichts mangeln wird!
Er ist mein Hirt!

Mein Speis‘ und Trank ist stets mit Dank gemischet,
Und mein Gemüt wird täglich neu erfrischet
Von seiner Kraft, dass ich nicht werde krank.
Ich sorge nicht; Er weiß wohl, was auf Erden
Mir täglich nötig ist; das lässt Er reichlich werden,
Und so genieß‘ ich auch mit Dank
Mein‘ Speis und Trank!

Ich sterbe nicht, nein, nein, ich werde leben,
Und deine Werke preisen und erheben!
Ich glaub‘ an Dich, und komm‘ nicht in’s Gericht.
Und weil Du hast den Tod für mich verschlungen,
So bin ich gleich falls auch zum Leben durchgedrungen:
Ich leb‘ und glaub‘ an Dich, mein Licht!
Ich sterbe nicht!

Bonnus, Hermann – Christi Versöhnungs-Tod (Ach wy armen Sünders)

Ach wy armen Sünders! Unse Missedadt,
Dar wy in entfangen und gebaren synt,
Hefft gebracht uns alle In fülcke grothe Nodt,
Dath wy underworpen synt Dem ewigen Dodt.
Kyrieleison, Christeleison, Kyrieleison.

Uth dem Dodt wy konnden Dorch unse egen Werk
Nimmer werden gereddet; De Sünde was tho stark,
Dat wy, wörden erlöset. So kondt‘ nicht anders syn,
Denn Gades Son möste lyden. Des Dodes bitter Pyn.
Kyrieleison rc.

So nicht weer‘ gekamen Christus in de Welt
Und an sick genamen Unse arme Gestalt,
Und vor unse Sünde Gestorven willichlick:
So hedde wy möthen wesen (d. i. seyn) Verdömet ewichlick.
Kyrieleison rc.

Sülcke grothe Gnade Und vederlicke Gunst
Hefft uns Gott ertöget (d. i. erzeiget) Lutter ummesunst
In Christo synem Sdne, De sick gegeven hefft
In den Dodt des Krüzes Tho unser Salicheit. –
Kyrieleison rc.

Des schile wy uns trösten Yegen Sünd und Dodt,
Und ock nicht vorzogen Vor der Hellen Glodt;
Went (d. i. Denn) wy synt gereddet Uth aller Färlicheit
Dorch Christum unsen Heren, Benedyet in Ewicheit.
Kyrieleison rc.

Darümme wille wy laven Und danken alle Tydt
Dem Vader und dem Sone Und ock dem hilligen Geist,
Und bidden, dat se willen Behöden uns vor Quadt, (d. i. Uebel)
Und dat wy stedes bliven By synem hilligen Wordt.
Kyrieleison rc.

Pfeil Christian Karl Ludwig von – So wahr ich lebe

„So wahr Ich lebe, spricht der Mann,
Der nichts als Wahrheit sagen kann,
Ich habe ein Gefallen nicht
Am Todesurteil und Gericht.

Die Sünde wirkt des Sünders Tod,
Mich aber freut nicht seine Not.
Ich wollte lieber, dass er sich
Bekehr und lebe ewiglich.

Wird nun ein Sünder todeswert
Von diesem großen Schwur belehrt,
Die Rache schreit nach Seinem Blut,
Wie wird ihm wohl dabei zu Mut?

Die Blutschuld drückt ihn hart und schwer,
Und er hat keine Hoffnung mehr,
Der Stab ist über ihm entzwei,
Gott spricht’s einmal und lässt’s dabei.

Der Sünder macht mit seinem Blut
Dazu bei Gott noch gar nichts gut,
Und würd er tausendmal gericht’t,
Das löschte Gottes Zorn noch nicht.

Das macht den armen Sünder arm,
Er schreit: „Ach, dass es Gott erbarm!
Ist denn für mich kein Retter mehr?
Ich hörte doch, dass Einer wär!

Weh mir, ich komm um Leib und Seel!
Wo ist denn der Imanuel,
Von dem man sagt: Er nehm sich’s für,
Dass Er die Seelen nicht verlier‘?

Der Teufel führt mich hin am Strick,
Wie ein im Spiel gewonn’nes Glück
Und legt mir seine Fesseln an,
Dass ich ihm nicht entkommen kann.

Mit Ketten großer Finsternis
Sind mir gebunden Händ‘ und Füß‘,
Weil ich so unbarmherzig war,
So ist’s mit mir auch aus und gar.

O, wäre doch ein Retter da!“
Bald ist das Lämmlein Gottes nah,
Und fragt den Satanas: „Wohin
Mit diesem Raube und Gewinn?“

Der spricht: „Ich schlepp‘ ihn mit mir fort
An meinen und an seinen Ort;
Denn er ist mein leibeig’ner Knecht,
Den ich erwarb mit allem Recht.“

„Mit was für Recht?“ fragt Jesus Christ.
Der Satan spricht: „Mit Lust und List.“
„Was? sagt der Heiland, weiche du!
Ich hab ein größ’res Recht dazu.

Die Seelen, die gehören Mir,
Nicht Eine davon lass Ich dir.
Wenn sie mich um Erlösung flehn,
Den Augenblick lass diese gehn!“

Bald zeigt Er ihm des Blutes Preis,
Den ausgetropften heil’gen Schweiß.
Da ist’s um Satans Macht getan,
Den Sünder aber fasst Er an

Und spricht: „Du armer Sünder du,
Komm, sag Mir deine Seele zu;
Sie kostet Mich Mein teures Blut,
Was macht sie in der ew’gen Glut?

Davon hab‘ ich dich los gemacht,
Als man Mich an das Kreuz geschlacht’t,
Und dass man Mich getötet hat,
Geschahe Mir an deiner Statt.

Gott sah Mich als den Sünder an,
Der alle deine Sünd‘ getan;
Das Blut, das du vergossen hast,
Lag auch auf Mir wie eine Last.

Dafür vergoss ich auch mein Blut,
Und machte Gott dir wieder gut,
Denn ich, dein Bürge, nahm auf Mich
Die Mörderstrafe auch für dich.

Mein Blut, das um Barmherzigkeit
Auch jetzt für deine Seele schreit,
Das mach‘ dir doch dein Herze gleich
Um Gottes Liebe willen weich.

Wenn du nicht gern des Satans bist,
So bin Ich dir der heilge Christ.
Hier kannst du Meine Wunden sehn,
Und ew’ger Pein dadurch entgeh’n.

So viel hab ich getan für dich,
Was tust du wiederum für Mich?
Geh‘, mach mir und den Engeln doch
Mit deiner Buße Freude noch!

Wenn du mit deiner Sünde fast
Die ganze Welt geärgert hast,
So freut ob deiner Buße sich
Der ganze Himmel über dich.

So schenk, Gottes einig’s Kind,
Ermordet für all deine Sünd‘
Dir einen ewigen Pardon,
Und du gehst absolviert davon.

Dass du nicht Menschenblut verschont,
Wird dir hier mit dem Schwert gelohnt,
Eh‘ aber Gott dich ewig richt’t,
Schont Er viel lieber Meiner nicht.

Wenn dich die Welt von sich ausspeit
Und „weg mit diesem Menschen“ schreit,
So schwing ich über dich die Fahn‘
Und nehme dich mit Freuden an.

Man stößt dich aus der Welt hinaus,
Und ich führ dich in’s Vaterhaus.
Da sehet diese Mörderin,
Sprech ich, ist Mir ein Blutgewinn.
Und stell‘ dich da zum Schächer hin,
Als Meinen neuen Kreuzgewinn.“

O Seele! wie ist dir zu Mut?
Das Lämmlein Gottes ist so gut,
Dass wenn du ihm nur glauben wilt,
Dir alle diese Wahrheit gilt!

Behm, Martin – Ich weiß, daß Gott ein Eifrer ist

Ich weiß, daß Gott ein Eifrer ist,
Sein Zorn wie Feuer die Kinder frißt,
Wird auch an Kindern ausgeschütt
Wohl bis ins dritt und vierte Glied,
Wenn Eltern Sünd und Schanden treiben,
Darin ohn Buß halsstarrib bleiben.

Nun bin ich auch durch Sünd befleckt,
Drum mich der göttlich Eifer schreckt,
Mein Sünden kann ich nicht verhehln,
Die mich bei Tag und Nacht sehr quäln,
Wenn ich sie gleich verschweigen will,
So ist nicht mein Gewissen still.

Mein Sünd rauscht wie ein Wasserflut
Und brennt doch wie ein Feuersglut.
Sie klagt mich an vor Gotts Gericht
Und über mich das Urtheil spricht,
Dringt drauf, ich sei verdammt zur Höll,
Zu leiden Pein an Leib und Seel.

Sollt mirs nicht großen Schmerzen bringen
Und manche heiße Zähr auszwingen?
Freilich ists mir die größte Plag,
Kein größern Kummer ich sonst trag:
Ich kann nicht still noch ruhig sein
Vor meines Herzens Angst und Pein.

Nun ist mirs ja von Herzen leid,
Weil ich durch Sünd von Gott bin weit.
Wo soll ich armer Sünder hin,
Weil ich so hoch geängstet bin?
Wer will mich armen Menschen schützn,
Wenn Gottes Zorn thut gräulich blitzn?

Herr Jesu Christ, du bist der Mann,
Zu dem die Sünder Zuflucht han,
Weil du für uns getragen hast
Des Kreuzes Pein und Todeslast,
Die Sünd gedämpft und Gott versühnt
Und uns das Himmelreich verdient.

Du rufst den Sündern allzumal,
Ihn Hülf zu thun vom Sündenfall;
Du reichst ihn freundlich beide Händ
Beim Wort und theuern Sacrament,
Sagst, wer an dich gläubt, der soll lebn,
Ihm sind sein Sünden all vergebn.

Drum komm ich auch, o Herr, vor dich:
Ich bitt, schau mich an gnädiglich,
Vernimm mein Noth, gewähr mein Bitt,
Weil ich vor dir mein Herz ausschütt.
Zu dir allein in dieser Welt
Hab ich mein Hoffnung ganz gestellt.

Gleichwie ein Hirsch nachm Schlangenstreit
Nach frischem Wasser gellt und schreit,
So ruft mein arme Seel nach dir,
Nach deim Trost steht all mein Begier:
Vor Gottes Grimm und Zorn mich deck,
Und tröst mich, daß ich nicht erschreck.

Mein Sünd hat zwar kein Maß noch Ziel,
Doch ist bei Gott der Gnaden viel;
Du hast mir Heil und Hülf erworben,
Mach gut, was an mir ist verdorben.
Vom Unflath mach mich schön und rein,
Daß ich mög Gott gefällig sein.

Das Zornfeuer dämpf, daß michs nicht brenn,
Daß ich nicht ins Verderben renn;
Errett mich, daß ich nicht versink,
Noch in der Sünden Pfuhl ertrink;
Versühn den Grimm, nur Frieden schaff,
Daß mich der Satan nicht hinraff.

Mein Kräfte stärk, mein Seel mir lab,
Daß ich durch dich Erquickung hab;
Dein Gnad all mein Gebrechen heil,
Daß mich der Tod nicht übereil;
Im Tod mein Glauben stärk und mehr,
Daß ich dich mit mein Sterben ehr.

Wenn du wirst kommen zum Gericht,
So weis mich nicht von deim Gesicht,
Bedeck und dämpf mein Sünden gar,
Daß sie nicht werden offenbar,
Laß all mein Sünd verborgen sein
Vor Engeln und Erzengelein.

Sprich mich von allen Sünden frei,
Daß ich gerecht und selig sei.
In deim Gericht mich nicht verdamm,
Verstoß mich nicht zur höllschen Flamm;
Mein Leib und Seel in Himmel heb,
Daß ich bei dir in Freuden leb.

Amen.

Hecker, Heinrich Cornelius – Ach Herr, dir ist bewußt

Ach Herr, dir ist bewußt
Die inn’re böse Lust,
Die Quelle meiner Sünden,
Die niemals zu ergründen,
Der Samen, der stets bleibet
Und böse Früchte treibet.

Des Fleisches Werk wird gar
Auch öfters offenbar;
Der Zunder wird zu Flammen,
Die ewiglich verdammen.
Ich seh an mir und merke
Des alten Adams Werke.

Des bösen Herzens Grund
Regiert den Leib, den Mund,
Die Augen, Füß‘ und Hände,
Daß ich sein Werk vollende.
Das Dichten und das Trachten
Der Seel‘ ist, Gott verachten.

Mein Schöpfer, wider dich,
Den Nächsten und auch mich
Hab‘ ich oft gemißhandelt,
Bin oft den Weg gewandelt,
Der mich von dir gewendet,
Der in der Qual sich endet.

Doch wie will ich die Zahl
Der Sünden allzumal
In meinem Fleisch und Blute
Und das versäumte Gute
Nach jeder Art erzählen?
Wer weiß, wie oft wir fehlen?

Ein jegliches Gebot
Verklaget, flucht und droht,
Dieweil gar oft dawider
Mein Geist und meine Glieder
Gedacht, gethan, gesprochen
Und deinen Bund gebrochen.

Ach Herr, vergieb du mir,
Ich wende mich zu dir.
Ich kann die Schuld nicht zählen,
Doch will ich nichts verhehlen,
Denn du kannst auch erkennen,
Was wir verborgen nennen.

Doch du, mein Jesu, hast
Die mir zu schwere Last
Der Schuld auf dich genommen,
Du bist für mich gekommen.
So komm‘ ich nun beladen
Zur Fülle deiner Gnaden.

Ist denn der Sünden Joch
Gleich mächtig, so ist doch
Die Gnade, die mich liebet,
Und Christi Fülle giebet,
Weit mächtiger, das Leben
Durch Christi Kraft zu geben.

Wie nun des Fleisches Macht
Zuvor ihr Werk vollbracht,
So soll des Geistes Stärke,
In mir die guten Werke
Auch wirklich zu vollbringen,
Des Fleisches Macht bezwingen.

Herr, gieb mir deinen Geist,
Der sich in Früchten weist,
Der niemals müssig bleibet,
Der mich zum Guten treibet,
Den Jesus mir gesendet,
Der anfängt und vollendet.

Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Gerhardt, Paul – Herr, der du vormals hast dein Land

  1. Herr, der du vormals hast dein Land
    mit Gnaden angeblicket
    und des gefangnen Volkes Band
    gelöst und es erquicket,
    der du die Sünd und Missetat,
    die es zuvor begangen hat,
    hast väterlich verziehen:
  2. Herr, der du deines Eifers Glut
    Zuvor oft abgewendet
    Und nach dem Zorn das süße Gut
    Der Lieb und Huld gesendet.
    Ach, frommes Herz, ach unser Heil,
    Nimm weg und heb auf in der Eil,
    Was uns betrübt und kränket!
  3. Lösch aus, Herr, deinen großen Grimm
    Im Brunnen deiner Gnaden,
    Erfreu und tröst uns wiederüm
    Nach ausgestandnem Schaden!
    Willst du denn zürnen ewiglich,
    Und sollen deine Fluten sich
    Ohn alles End ergießen?
  4. Willst du, o Vater, uns denn nicht
    nun einmal wieder laben?
    Und sollen wir an deinem Licht
    nicht wieder Freude haben?
    Ach gieß aus deines Himmels Haus,
    Herr, deine Güt und Segen aus
    auf uns und unsre Häuser.
  5. Ach, daß ich hören sollt das Wort
    erschallen bald auf Erden,
    daß Friede sollt an allem Ort,
    wo Christen wohnen, werden!
    Ach daß uns doch Gott sagte zu
    des Krieges Schluß, der Waffen Ruh
    und alles Unglücks Ende!
  6. Ach daß doch diese böse Zeit
    bald wiche guten Tagen,
    damit wir in dem großen Leid
    nicht möchten ganz verzagen.
    Doch ist ja Gottes Hilfe nah,
    und seine Gnade stehet da
    all denen, die ihn fürchten.
  7. Wenn wir nur fromm sind, wird sich Gott
    schon wieder zu uns wenden,
    den Krieg und alle andre Not
    nach Wunsch und also enden,
    daß seine Ehr in unserm Land
    und allenthalben werd erkannt,
    ja stetig bei uns wohne.
  8. Die Güt und Treue werden schön
    einander grüßen müssen;
    Gerechtigkeit wird einhergehn,
    und Friede wird sie küssen;
    die Treue wird mit Lust und Freud
    auf Erden blühn, Gerechtigkeit
    wird von dem Himmel schauen.
  9. Der Herr wird uns viel Gutes tun,
    das Land wird Früchte geben,
    und die in seinem Schoße ruhn,
    die werden davon leben;
    Gerechtigkeit wird dennoch stehn
    und stets in vollem Schwange gehn
    zur Ehre seines Namens.

Gerhardt, Paul – Wir singen dir, Immanuel

Wir singen dir, Immanuel,
du Lebensfürst und Gnadenquell,
du Himmelsblum und Morgenstern,
du Jungfraunsohn, Herr aller Herrn!
Halleluja!

Wir singen dir in deinem Heer
aus aller Kraft Lob, Preis und Ehr,
daß du, o lang gewünschter Gast,
dich nunmehr eingestellet hast.
Halleluja!

Von Anfang, da die Welt gemacht,
hat so manch Herz nach dir gewacht,
dich hat gehofft so lange Jahr
der Väter und Propheten Schar.
Halleluja!

Vor andern hat dein hoch begehrt
der Hirt und König deiner Herd,
der Mann, der dir so wohl gefiel,
wann er dir sang auf Saitenspiel.
Halleluja!

„Ach, daß der Herr aus Zion käm
und unsre Bande von uns nähm!
Ach, daß die Hülfe bräch herein,
so würde Jakob fröhlich sein!“
Halleluja!

Nun, du bist hier, da liegest du,
hältst in dem Kripplein deine Ruh,
bist klein und machst doch alles groß,
bekleidst die Welt und kommst doch bloß.
Halleluja!

Du kehrst in fremder Hausung ein,
und sind doch alle Himmel dein;
du liegst an deiner Mutter Brust
und bist doch selbst der Engel Lust.
Halleluja!

Du hast dem Meer sein Ziel gesteckt
und wirst mit Windeln zugedeckt;
bist Gott und liegst auf Heu und Stroh,
wirst Mensch und bist doch A und O.
Halleluja!

Du bist der Ursprung aller Freud
und duldest so viel Herzeleid;
bist aller Heiden Trost und Licht,
suchst selber Trost und findst ihn nicht.
Halleluja!

Du bist der größte Menschenfreund,
doch sind dir so viel Menschen feind;
Herodes achtet dich für Greul
und bist doch nichts als lauter Heil.
Halleluja!

Ich aber, dein geringster Knecht,
ich sag es frei und mein es recht:
ich liebe dich, doch nicht so viel,
als ich dich gerne lieben will.
Halleluja!

Der Will ist da, die Kraft ist klein,
doch wird dir nicht zuwider sein
mein armes Herz, und was es kann,
wirst du in Gnaden nehmen an.
Halleluja!

Hast du doch selbst dich schwach gemacht,
erwähltest, was die Welt veracht’t;
warst arm und dürftig, nahmst vorlieb
da, wo der Mangel dich hintrieb.
Halleluja!

Du schliefst ja auf der Erden Schoß;
so war das Kripplein auch nicht groß;
der Stall, das Heu, das dich umfing,
war alles schlecht und sehr gering.
Halleluja!

Darum so hab ich guten Mut;
du wirst auch halten mich für gut.
O Jesulein, dein frommer sinn
macht, daß ich so voll Trostes bin.
Halleluja!

Und bin ich gleich der Sünde voll,
hab ich gelebt nicht, wie ich soll:
ei, kommst du doch deswegen her,
daß sich der Sünder zu dir kehr.
Halleluja!

Hätt ich nicht auf mir Sündenschuld,
hätt ich kein Teil an deiner Huld;
vergeblich wärst du mir geborn,
wenn ich nicht wär in Gottes Zorn.
Halleluja!

So faß ich dich nun ohne Scheu,
du machst mich alles Jammers frei,
du trägst den Zorn, du würgst den Tod,
verkehrst in Freud all Angst und Not.
Halleluja!

Du bist mein Haupt, hinwiederum
bin ich dein Glied und Eigentum
und will, so viel dein Geist mir gibt,
stets dienen dir, wie dirs beliebt.
Halleluja!

Ich will dein Halleluja hier
mit Freuden singen für und für
und dort in deinem Ehrensaal
solls schallen ohne Zeit und Zahl.
Halleluja!

Gerhardt, Paul – Warum willst du draußen stehen

Warum willst du draußen stehen,
du Gesegneter des Herrn?
Laß dir bei mir einzugehen
wohlgefallen, du mein Stern!
Du mein Jesus, meine Freud,
Helfer in der rechten Zeit,
hilf, o Heiland, meinem Herzen,
von den Wunden, die mich schmerzen.

Meine Wunden sind der Jammer,
Welchen oftmals Tag und Nacht
Des Gesetzes starker Hammer
Mir mit seinem Schrecken macht.
O der schweren Donnerstimm,
Die mit Gottes Zorn und Grimm
Also tief ins Herze schläget,
Daß sich all mein Blut beweget.

Dazu kommt des Teufels Lügen,
Der mir alle Gnad absagt,
Als müßt ich nun ewig liegen
In der Höllen, die ihn plagt:
Ja auch, was noch ärger ist,
So zermartert und zerfrißt
Mich mein eigenes Gewissen
Mit vergift’ten Schlangenbissen.

Will ich denn mein Elend lindern
und erleichtern meine Not
bei der Welt und ihren Kindern,
fall ich nur in neue Not:
da ist Trost, der mich betrübt,
Freude, die mein Unglück liebt,
Helfer, die mir Herzleid machen,
gute Freunde, die mein lachen.

In der Welt ist alles nichtig,
nichts ist, das nicht kraftlos wär.
Hab ich Hoheit, die ist flüchtig;
Hab ich Reichtum, was ists mehr
als ein Stücklein armer Erd?
Hab ich Lust, was ist sie wert?
was ists, das mich heut erfreuet,
das mich morgen nicht gereuet?

Aller Trost und alle Freude
ruht in dir, Herr Jesus Christ:
dein Erfreuen ist die Weide,
da man immer fröhlich ist.
Leuchte mir, o Freudenlicht,
ehe mir mein Herze bricht,
laß mich, Herr, an dir erquicken,
Jesus, komm, laß dich erblicken.

Freu dich, Herz, du bist erhöret,
jetzo zeucht er bei dir ein;
sein Gang ist zu dir gekehret,
heiß ihn nur willkommen fein
und bereite dich ihm zu,
gib dich ganz zu seiner Ruh,
öffne dein Gemüt und Seele,
klag ihm, was dich drück und quäle.

Siehest du, wie sich alles setzet,
Was dir vor zuwider stund?
Hörst du, wie er dich ergötzet
Mit dem zuckersüßen Mund?
Ei, wie läßt der große Drach
All sein Tun und Toben nach!
Er muß aus dem Vorteil ziehen
Und in seinen Abgrund fliehen.

Nun, du hast ein süßes Leben;
Alles, was du willst, ist dein.
Christus, der sich dir ergeben,
Legt sein Reichtum bei dir ein.
Seine Gnad ist deine Kron
Und du bist sein Hütt‘ und Thron.
er hat dich in sich geschlossen,
Nennt dich seinen Hausgenossen.

Seines Himmels güldne Decke
Spannt er um dich ringsherum,
Daß dich fort nicht mehr erschrecke
Deines Feindes Ungestüm.
Seine Engel stellen sich
Dir zur Seiten, wann du dich
Hier willst oder dorthin wenden,
Tragen sie dich auf den Händen.

Was du Böses hast begangen,
das ist alles abgeschafft;
Gottes Liebe nimmt gefangen
deiner Sünden Macht und Kraft.
Christi Sieg behält das Feld,
und was Böses in der Welt
sich will wider dich erregen,
wird zu lauter Glück und Segen.

Alles dient zu deinem Frommen,
was dir bös und schädlich scheint,
weil dich Christus angenommen
und es treulich mit dir meint.
Bleibst du dem nur wieder treu,
ists gewiß und bleibt dabei,
daß du mit den Engeln droben
ihn dort ewig werdest loben.

Johann Heermann – Es gingen zween Menschen hin,

Es gingen zween Menschen hin,
die hatten beide einen Sinn,
im Tempel anzubeten.

Der erste war ein Ordensmann,
der fing für Gott zu prahlen an
und kam mit Stolz getreten.
Ich danke dir, sprach er zu Gott,
daß ich mein Herz durch Sündennot
gleich andern nicht beflecket.
Dort steht ein Zöllner bei der Tür,
er darf wie ich nicht gehn herfür,
sein’ eigne Sünd’ ihn schrecket.
ln Ehbruch hab ich nicht gelebt,
dem Raub und Unrecht widerstrebt,
ganz rein ist mein Gewissen.
Was dein Gesetze schreibet für,
hab’ ich getan: drum kannst du mir
den Himmel nicht zuschließen.

Der ander’ aus der Zöllner Schar
im Herzen sehr betrübet war,
mit lauter Angst umgeben.
Er fürcht’te Gottes Zorngericht,
darum wollt’ er die Augen nicht
hinauf gen Himmel heben.
Er schlug mit Reu’ an seine Brust
und sprach: O Gott, dir ist bewußt
der Greuel meiner Sünden!
Es ist mir alles herzlich leid:
erzeige mir Barmherzigkeit,
laß deinen Zorn bald schwinden!

Ist gleich des Zöllners Bosheit groß,
spricht ihn doch Christus frei und los.
Der Pharisäer bleibet
in seinen Sünden, weil er sich
vor Gott aufbläst so trotziglich
und alles ihm zuschreibet.
Denn wer sich selbst hoch setzen will,
mit seinen Werken prangen viel,
der muß zugrunde gehen.
Wer aber sich fein niedrig setzt
und schlecht mit Gottes Gnad’ ergetzt,
den will Gott selbst erhöhen.

Christoph Fischer – Wir danken dir, Herr Jesu Christ

1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
Daß du für uns gestorben bist
Und hast uns durch dein teures Blut
Gemacht vor Gott gerecht und gut,

2. Und bitten dich, wahr Mensch und Gott,
Durch dein heilig fünf Wunden rot,
Erlös uns von dem ewgen Tod
Und tröst uns in der letzten Not!

3. Behüt uns auch vor Sünd und Schand,
Reich uns dein allmächtige Hand,
Daß wir im Kreuz geduldig sein
Uns trösten deiner schweren Pein

4. Und draus schöpfen die Zuversicht,
Daß du uns werdst verlassen nicht,
Sondern ganz treulich bei uns stehn,
Bis wir durchs Kreuz ins Leben gehn.

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States