Dachstein, Wolfgang – Der neünde Psalm.

DEr törecht spricht: es ist kain got,
inn seinem gmüt und leben;
Sie sind verderbt in schandt und spot,
nach guttem sie nit streben.
Der Herr lugt auff der menschen kindt,
ob yemant Got sucht und verstund:
da warens all ab gefallen,
Gantz unnütz unnd voll arges muts,
jr kainer würckt etwas guts,
nit einer bey jn allen.

Jr ubelteter alle gmain,
wenn wölt jr euch bekeren?
Die mein volck fressen biß auffs bain,
gleich wie das prot verzeren.
Sie hand got nit gerüffet an,
in grosser forcht sie allweg stan
in jrem argen rechte,
Das stecket vol der bösen list,
macht sündt, da keine sünde ist:
Got ist im frummen geschlechte.

Des armen rath hand jr verletzt,
sein warnen unnd sein leren,
Darumb er hoffnung hat gesetzt
allain in Got den herren.
Wer gibt erlösung unser seel?
das hayl auß Sion Israel,
wann Got wirdt wider bringen,
Das er sein volck auß gefencknüß fürt,
sich Israel erfrewen wirdt
und Jacob sich entspringen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Dachstein, Wolfgang – Psalm CXXXVII

1531 Wackern. K. L. 262 Form und ordnung. 1533

AN wasserflüssen Babilon
da sassen wir mit schmertzen,
Als wir gedachten an Zyon,
da waynten wir von hertzen;
Wir hengten auff mit schwärem mut
die Orglen und die harpfen gut
an jre böm der weyden,
die drinnen seind in jrem land;
da mußten wir vil schmach und schand
täglich von jnen leyden.

Die uns gefangen hielten lang
so hart an selben orten,
Begerten von uns ain gesang
mit gar spötlichen worten,
Und suchten in der traurigkait
ain frölich gsang in unserm layd;
Ach lieber, thund unns singen
ain lobgesang, ain liedlin schon
von den gedichten auß Zion;
das förlich thut erklingen!

Wie sollen wir in solchem zwang
und ellend yetz vor handen
Dem Herren singen sein gesang
so gar in frembden landen?
Hierusalem, vergiß ich dein,
so wölle Gott der ghrechen mein
vergessen in meim leben;
Wann ich nitt dein bleyb ingedenck,
mein zung sich oben ane henck
und bleyb an rachen kleben.

Ja wann ich nit mit gantzem fleyß,
Hierusalem, dich eere,
Im anfang meiner fröden preyß
von yetz und ymmer mere!
Gedenck der kinder Edom sehr
am tag Hierusalem, O Herr,
die inn jr boßhait sprechen:
Reyß ab, reyß ab, zu aller stund!
vertilck sy gar biß auff den grund,
den boden wöll wir brechen!

Du schnöde tochter Babilon,
zerbrochen und zerstöret!
Wol dem, der dir wirt gen den lon
und dir das wider köret,
Dein übermut und schlackhait groß,
und mißt dir auch mit solcher maß,
wie du uns hast gemessen!
Wol dem der deine kinder klain
erfaßt und schlecht sy an den stain,
damit dein werd vergessen!

Gödeke, Karl – Elf Bücher deutscher Dichtung

Dachstein, Wolfgang – Der XV. Psalm. Domine quis

(Das Gros Kirchen Gesangbuoch, Strasburg M.D.LX. Fol. S. lvii. Mit Angabe des Namens.)

O Herr, wer wirt wonunge hon
in deinen zelten kluge,
Auff deinem heilgen berge schon
da ewig han sein ruge?
Der unbefleckten wandel treit
und wircket die gerechtigkeit
warhafftig in seim hertzen.

Und der kein falsche zunge hat,
sein nechsten zu betriegen,
Nachred und schmach er nit gestat
die menschen mit verliegen,
Den schalck hat er für nicht geacht,
die frommen hat er gross gemacht,
die Gott den Herren förchten.

Wer seinem nechsten trewe leist,
mit gferd nicht thut verfüren,
Kein wucher er nit von ihm heischt,
lasst jm die händ nit schmieren:
Wer dise ding recht halten thut,
der bleibt ewig in sichrer hut,
mit Gott wirt er regnieren.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer