Salomon Liscovius – Vom heiligen Geiste.

Weise: Ach Gott und Herr.

1. Gott heilger Geist,
Der du verheißt,
Bei Frommen einzuziehen:
Komm auch zu mir,
Dass ich mit dir
Das Böse möge fliehen.

2. Komm süßer Gast,
Nimm weg die Last
Und Gräulichkeit der Sünden,
Dass deine Gunst
Und Liebesbrunst
Bei mir sich möge finden:

3. Du bist ein Geist,
Der unterweist
Und alle Blöden lehret;
Durch deinen Mund
Wird Gottes Bund
Und Gnadenreich vermehret.

4. Du bist ein Geist
Der nährt und speist
Durch’s Wort und deine Gaben;
Du bist das Brot,
Das in der Not
Mich kräftiglich kann laben.

5. Ich bitte dich:
Beschenke mich
Mit deinen werten Schätzen,
Auch wöllest du
Zur steten Ruh
Dich in mein Herze setzen.

6. Du Lebenssaft,
Lass deine Kraft
Mich trösten und erquicken,
Dass mich die Not
Und auch der Tod
Nicht mögen unterdrücken.

7. Du liebes Pfand,
Lass deine Hand
Mein Kreuz und Leid versüßen,
Auch dort bei dir
Mich für und für
Die Seligkeit genießen.

Franck, Johann – Veni Sancte Spiritus et emitte coelitus,

Nach der Weise des latein. Originals von König Robert von Frankreich.

Heil’ger Geist, komm in dies Tal,
Schick uns von des Himmels Saal
Deines Lichtes hellen Strahl.

2. Komm, der Armen Zuversicht,
Komm, o Schatz, dem nichts gebricht,
Komm, o aller Herzen Licht!

3. Komm, o Tröster, Heil und Mast,
Unsrer Seelen süßer Gast,
Süßes Labsal unsrer Last!

4. In der Angst ein Ruheport,
In der Hitz‘ ein Kühlungsort,
In dem Weinen Trost und Hort.

5. O du selge Himmelskerz‘,
Ach erquicke doch im Schmerz
Deiner Auserwählten Herz.

6. Ohne deines Glanzes Schein
Kann nichts an dem Menschen sein,
Nichts ist hier auf Erden rein.

7. Wasche, was da kotig wird,
4. Netze dieses, was da dürrt,
Leite, was sich hat verirrt.

8. Beuge, was sich harte stellt,
Wärme, was da ist erkält’t,
Heile, was ganz ist zerschellt.

9. Gib du deiner Frommen Schar,
Die sich dir vertrauen gar,
Deine sieben Gaben dar.

10. Gib uns hier der Tugend Kleid,
Gib uns Heil in Sterbenszeit,
Gib und Freud‘ in Ewigkeit.

Zinzendorf, Nikolaus von – Bitte um den heiligen Geist.

Ei, bittet Gott den heiligen Geist,
Der uns auf unsern Versöhner weist,
Dass Er uns verleihe die edlen Gaben,
Die man aus Christi Verdienst kann haben!
Erbarm‘ Dich, HErr!

Du heil’ger Meister! hab‘ ewig Dank
Für den zum Vater gewirkten Gang;
Und was wir vom Sohne im Herzen hören,
Alles das danken wir Deinen Lehren.
Halleluja!

Du warst uns Armen ganz unbekannt,
Eh‘ Du, was Sünde ist, uns genannt;
Nämlich: das Nichtglauben an Jesu Wunden,
Die eine ewige Erlösung funden.
Erbarm Dich, HErr!

Sobald wir diese Not recht gefühlt,
Dass diese Sünd‘ uns das Herz durchwühlt,
Und um Gnad‘ und Glauben mit Tränen baten,
Hast Du uns gnädig damit beraten.
Halleluja.

So bleiben wir nun in Deiner Schul‘
Bis vor des Vaters und Christi Stuhl:
Zeug‘ in unsrem Geiste und in der Seele,
Und unsre Leiber zu Tempeln wähle!
Erbarm‘ Dich, HErr!

Ruf‘: „Abba, Vater!“ im Herzensgrund!
Denn wer sonst säng Ihm mit Herz und Mund?
Füll‘ die ganze Seele mit Gott dem Sohne,
Und in die Glieder komm Du und wohne!
Erbarm‘ Dich, HErr!

Johann Franck – Verlangen nach dem Heiligen Geiste.

In seiner eignen Weise.
Oder: Zeuch ein zu deinen Toren.

Komm, komm, o Himmelstaube,
Komm, komm, o werter Geist,
Komm, komm, dieweil mein Glaube
Dich schon willkommen heißt.
Komm kehre bei mir ein,
Es ist, wie sich’s gebühret,
Mein Herz schon ausgezieret,
Das soll Dein Lusthaus sein.

2. Mein Jesus hat die Maie
Des Glaubens drein gepflanzt,
Und es mit Buß‘ und Reue.
Als einem Zaun umschanzt;
Er hat es zubereit’t
Gleich einen hohen Throne,
In welchen nunmehr wohne
Selbst die Dreifaltigkeit.

3. Komm, komm, du güldner Regen,
Befeuchte meinen Sinn,
Komm, schütt‘ auch deinen Segen
Auf alle Frommen hin.
Lass deinen Liebesbach
Mit reichen Strömen fließen,
Und derer Herz begießen,
Die da sind matt und schwach.

4. Du bist ein Mund der Blöden,
Der Armen Schatz und Gut,
Ein Gasthof in der Öden,
Der hart Erschreckten Mut;
Ein Weg dem, der da irrt,
Der Blinden Licht und Sonne,
Der Herzbetrübten Wonne,
Der Kranken Arzt und Wirt.

5. Du kannst die Herzen lenken
In einem Blick und Nu,
Wenn Menschen Arges denken,
So spricht du Nein dazu,
Machst ihren Rat zu Spott,
Kannst ihren Hochmut schwächen,
Das Jeber drauf muss sprechen:
Seht, das tut unser Gott.

6. Du bist ein Glanz der Trüben,
Der Müden Ruh‘ und Stab,
Der Sehnenden Belieben,
Treibst allen Kummer ab.
Du hebest auf den Stuhl,
Doch wer in hohen Sachen
Sich allzu groß will machen,
Den wirfst du in den Pfuhl.

7. Oft, wenn es mit den Deinen
Jetzt scheinet aus zu sein,
Und die Tyrannen meinen:
Sie wären es allein,
Die Niemand steuern kann:
Da pflegest du ein Schrecken
In ihnen zu erwecken,
Und stürzest Ross und Mann.

8. Will Pharao gleich denken
Durch unerhörte Tat
Dein Israel zu kränken:
So weißt du doch schon Rat.
Wenn er der Frommen Schar
Die Arbeit heißt verdoppeln
und Stroh zusammenstoppeln,
Schickst du den Mosen dar.

9. Nun wohl, auch ich will trauen,
Du werdest bei mir stehn
Und alles Unglücks Drauen
Vorüber lassen gehn.
Wenn vor der Welt mit mir
Es scheinet wie geschehen,
Lässt du dein‘ Allmacht sehen
Und ziehest mich herfür.

10. Drum komm, o Trost, von oben,
Komm, kehre bei mir ein,
So kann im größten Toben
Ich still und mutig sein.
Dir ist mein‘ Angst bekannt,
Im ärgsten Ungewitter
Guckst du schon durch’s Gegitter
Hart hinter meiner Wand.

Bartholomäus Ringwaldt – Ein Gebet zum heilgen Geist.

Im Ton: Nun freut euch, liebe Christen gmein.

1. Gott heilger Geist, hilf uns mit Grund
Auf Jesum Christ zu schauen,
Damit wir in der letzten Stund
Auf seine Wunden bauen,
Die er für uns nach Gottes Rat
Am‘ heilgen Kreuz empfangen hat
Zu Tilgung unsrer Sünde.

2. Durchs Wort in unsre Herzen schein
Und tu uns neu gebären,
Dass wir als Gottes Kinder rein
Vom bösen Wandel kehren
Und in dir bringen Früchte gut
So viel, als unser blöder Mut
In diesem Fleisch kann tragen.

3. In Sterbensnöten bei uns steh
Und hilf uns wohl verscheiden,
Dass wir fein sanft aus allem Weh
Hinfahren zu der Freuden,
Die uns der fromme Vater wert
Aus lauter Gnaden hat beschert
In Christo, seinem Sohne. Amen.

Bartholomäus Ringwaldt – Ein Gebet zum heiligen Geist.

Im Ton: Es ist das Heil uns kommen her.

1. O heilger Geist, du höchstes Gut,
In Gott die dritt Persone,
Der du ausgehst in gleichem Mut
Vom Vater und dem Sohne,
Bist wahrer Gott von Ewigkeit
Und wirst von aller Christenheit
Geehrt und angebetet.

2. Wir bitten dich, zeig uns doch an
Durch dein‘ gesalbten Knechte,
Was Gott der Vater hat getan
Beim menschlichen Geschlechte
In Jesu Christo, deinem Sohn,
Den er aus Lieb vom Himmelsthron
Uns Armen hat gesendet.

3. Mach uns dasselb Gehemnis klar,
Erleucht Herz, Mut und Sinne.
Dass wir den Schatz erfinden gar,
Der heimlich steckt darinne,
Und dessen uns getrösten fein,
Wenn wir in großen Ängsten sein,
Im Leben oder Sterben.

4. Bring uns die Weisheit in Verstand,
So uns sonst ist verborgen,
Dass wir getrauen Gottes Hand,
Den lassen für uns sorgen
Und ihn vollbringen, was er hat
In uns nach seinem guten Rat
Zu wirken angefangen.

5. Versiegel uns in seiner Gnad,
Dass wir sie recht erkennen,
Und Jesum Christum früh und spat
Ein HERRN des Lebens nennen,
So wohl ihn herzlich rufen an
Und seine Lehr vor jedermann
Bis in den Tod bezeugen.

6. Führ uns mit deiner Kraft gewiss
In einem neuen Leben,
Auf dass wir ja kein Ärgernis
Empfangen oder geben,
Weder mit Lehr, noch bösem Rat,
Sondern den Glauben mit der Chat
Vor aller Welt beweisen.

7. Teil uns dein Gnad all Stunden mit,
Salb uns mit deinem Öle,
Dazu mit Seufzen uns vertritt
Und tröst die arme Seele
Im Kreuz mit deiner süßen Gunst
Und gib uns wahre Gottesbrunst,
Einander recht zu lieben.

8. Verleih uns auch ein frischen Mut
Und hilf uns ernstlich kämpfen,
Dass wir die Welt und unser Blut
Mit ihrer Reizung dämpfen,
Und endlich selig schlafen ein,
Wenn unsre Stund wird kommen sein
Von hinnen abzuscheiden. Amen.

Arnold, Gottfried – An den heiligen Geist.

Süßer Tröster, liebster Gast,
Unsrer Seelen einzig Leben!
Sanfte Kühlung, süße Rast,
Die uns Trost in Noth kann geben;
Selges Licht, erfüll‘ die Sinnen
Derer, die dein Lob beginnen!

Ohne deine Majestät
Ist im Leben nichts, denn Sünde;
Wasch‘ mich, wenn ich zu Dir tret‘,
Und benetz‘ die dürren Gründe;
Heile mir die wunden Glieder,
Wärme das Erstarrte wieder!

Arndt, Ernst Moritz – Ruf an den Geist.

Dich, Geist der Wahrheit, Geist der Kraft,
Dich, Hort der Christusritterschaft,
Der alle Blöden trösten kann,
Dich starken Tröster ruf‘ ich an.

Dich, Licht der Höhe, milden Stern,
Dich freundlich frommen Geist vom Herrn,
Der alles Dunkel lichten kann,
Dich, Licht der Höhe, ruf‘ ich an.

Tief sitz‘ ich in der dunkeln Nacht,
Wo mich die Sünd‘ hineingebracht,
Tief sitz‘ ich in der Finsterniß,
Wohin Verzweiflung mich verstieß.

Mein Jammer brauset wie ein Meer
Mit allen Stürmen um mich her,
Es saust und brauset immerzu
Und läßt mir Tag und Nacht nicht Ruh.

Drum komm, mein Hort, und rette mich,
Mein Tröster, komm, und tröste mich,
Mein Licht geh‘ auf mit deinem Schein
Und funkle durch die Nacht herein.

Komm, Helfer in dem Sündengraus,
Und sprich mir zu, und leg‘ mir’s aus,
Was ich nicht mehr begreifen mag,
Was Christus zu den Sündern sprach.

Sprich mir das Wort der Liebe zu,
Den rechten Klang verstehst nur du,
Das rechte Wort, den rechten Klang,
Des Glaubens Hoffnung und Empfang.

O Geist der Liebe, Geist des Herrn!
O Himmelslicht und Gnadenstern!
Geh‘ auf in mir mit deinem Schein!
So kann ich wieder fröhlich sein.

 

Carl Johann Philipp Spitta – Geist des Glaubens, Geist der Stärke

Geist des Glaubens, Geist der Stärke,
Des Gehorsams und der Zucht,
Schöpfer aller Gotteswerke,
Träger aller Himmelsfrucht!
Geist, der einst der heil’gen Männer,
Kön’ge und Prophetenschar,
Der Apostel und Bekenner
Trieb und Kraft und Zeugniß war!

2. Rüste Du mit Deinen Gaben
Auch uns schwache Kinder aus,
Kraft und Glaubensmuth zu haben,
Eifer für des Herren Haus;
Eine Welt mit ihren Schätzen,
Menschengunst und gute Zeit,
Leib und Leben d’ran zu setzen
In dem großen, heil’gen Streit!

3. Gib uns Abraham’s gewisse,
Feste Glaubenszuversicht,
Die durch alle Hindernisse,
Alle Zweifel siegend bricht;
Die nicht bloß dem Gnadenbunde
Trauet froh und unbewegt,
Auch das Liebste jede Stunde
Gott zu Füßen niederlegt.

4. Gib uns Joseph’s keusche Sitten,
Wenn die Welt ohn‘ Scham und Zucht
Uns durch Dräuen, uns durch Bitten
In ihr Garn zu ziehen sucht.
Lehr‘ uns fliehen, lehr‘ uns meiden
Diese üppige Potiphar,
Ihren Haß geduldig leiden,
Gott getreu sein immerdar.

5. Gib uns Moses brünstiges Beten
Um Erbarmung und Geduld,
Wenn durch freches Uebertreten
Unser Volk häuft Schuld auf Schuld.
Laß uns nicht mit kaltem Herzen
Unter den Verdorb’nen steh’n,
Rein, mit Moses heil’gen Schmerzen
für sie seufzen, weinen, fleh’n,

6. Gib uns David’s Muth, zu streiten
Mit den Feinden Israel’s,
Sein Vertrau’n in Leidenszeiten sin,
Auf den Herren, seinen Fels;
Feindeslieb und Freundestreue,
Seinen königlichen Geist,
Und ein Herz, das voller Neue
Gottes Gnade sucht und preis’t.

7. Gib Elias Heil’ge Strenge,
Wenn den Götzen dieser Zeit
Die verführte blinde Menge
Tempel und Altäre weiht.
Daß wir nie vor ihnen beugen
Haupt und Knie, auch nicht zum Schein,
Sondern fest als Deine Zeugen
Dasteh’n, wenn auch ganz allein.

8. Gib uns der Apostel hohen,
Ungebeugten Zeugenmuth,
Aller Welt trotz Spott und Drohen
Zu verkünden Christi Blut;
Laß die Wahrheit uns bekennen,
Die uns froh und frei gemacht;
Gib, daß wir’s nicht lassen können,
Habe Du die Uebermacht!

9. Schenk‘ uns gleich dem Stephan Frieden
Mitten in der Angst der Welt,
Wenn das Los, das uns beschieden,
In den schwersten Kampf uns stellt.
In dem rasenden Getümmel
Schenk‘ uns Glaubensheiterkeit,
Oeffn‘ im Sterben uns den Himmel,
Zeig‘ uns Jesu Herrlichkeit!

10. Geist des Glaubens, Geist der Stärke,
Des Gehorsams und der Zucht,
Schöpfer aller Gotteswerke,
Träger aller Himmelsfrucht,
Geist, Du Geist der heiligen Männer,
Kön’ge und Prophetenschar,
Der Apostel und Bekenner
Auch bei uns werd‘ offenbar!

Carl Bernhard Garve – Geist Gottes, unerschaff’ner Geist

Geist Gottes, unerschaff’ner Geist!
Du, den kein Seraph würdig preist –
Licht, Leben, Kraft, Dir ewig gleich,
An Gaben unermeßlich reich!

2. Du füllst mit Leben Erd‘ und Meer,
Mit Geist und Kraft des Himmels Heer,
Glanz Gottes, dessen ew’ges Licht
In tausendfachen Strahlen bricht!

3. Licht, Weisheit, Feuer flößtest Du
Und Kraft der Sehern Gottes zu,
Der Wahrheit Zeugen Heldenmuth,
Den Assaphsliedern Himmelsgluth.

4. Vor allem liebst Du, göttlich rein
Kraft heil’ger Lieb‘ in uns zu sein,
Und kamst zu uns, aus Gott gesandt,
Der ew’gen Liebe Bundespfand.

5. Preis Dir und Dank, o Heil’ger Geist,
Der Gottes Weg uns Sündern weis’t,
Der Gottes Bild in uns erneut
Nach Jesu Christi Aehnlichkeit!

6. Du, dessen stiller Unterricht
An’s stille Herz vernehmlich spricht,
Und, wo der Sünder sich versteckt,
Sein Herz mit Donnerstimme schreckt:

7. Gib Du uns selbst zu aller Zeit
Ein leises Ohr und Sorgsamkeit!
Denn Heiligtreu ist dein Bemühn,
Uns Gott zu Kindern zu erziehn.

8. O würden wir dein lauter Preis
Für deiner Pflege treuen Fleiß!
O möchten wir Dich, Groß und Klein,
An Geistesfrüchten reich, erfreun!