Friedr. von Hardenberg – Wenn ich Ihn nur habe.

Wenn ich Ihn nur habe,
Wenn er mein nur ist,
Wenn mein Herz bis hin zum Grabe
Seine Treue nie vergisst:
Weiß ich nichts von Leide,
Fühle nichts als Andacht, Lieb und Freude.
Wenn ich Ihn nur habe,
Lass ich alles gern,
Folg an meinem Wanderstabe
Treugesinnt nur meinem Herrn;
Lasse still die andern
Breite, lichte, volle Straßen wandern.
Wo ich Ihn nur habe,
Ist mein Vaterland,
und es fällt mir jede Gabe
Wie ein Erbteil in die Hand.
Längst vermisste Brüder
Find ich nun in seinen Jüngern wieder.

Hardenberg, Georg Philipp Friedrich Freiherr von – Was wär ich ohne dich gewesen?

1. Was wär ich ohne dich gewesen?
Was würd ich ohne dich noch sein?
Zu Furcht und Ängsten auserlesen,
Stand ich in weiter Welt allein;
Nichts wüßt ich sicher, was ich liebte,
Die Zukunft war ein dunkler Schlund;
Und wenn mein Herz sich tief betrübte,
Wem tät ich meine Sorge kund?

2. Hast aber du dich kund gegeben,
Ist ein Gemüt erst dein gewiss:
Wie schnell verzehrt dein Licht und Leben
Dann jede öde Finsternis!
Mit dir bin ich auf’s Neu‘ geboren,
Die Welt wird mir verklärt durch dich;
Das Paradies, das wir verloren,
Blüht herrlich wieder auf für mich.

3. Ja, du mein Heiland, mein Befreier,
Du Menschensohn voll Lieb und Macht,
Du hast ein allbelebend Feuer
In meinem Innern angefacht:
Durch dich seh‘ ich den Himmel offen,
Als meiner Seele Vaterland;
Ich kann nun glauben, freudig hoffen,
Und fühle mich mit Gott verwandt.

4. O gehet aus auf allen Wegen,
Und ruft die Irrenden herein;
Streckt Allen eure Hand entgegen,
Und ladet froh sie zu uns ein!
Der Himmel ist bei uns auf Erden,
Das kündigt ihnen freudig an
Und wenn sie unsers Glaubens werden,
Ist er auch ihnen aufgetan.

Hardenberg, Georg Philipp Friedrich Freiherr von – Wenn alle untreu werden

Wenn alle untreu werden,
So bleib ich Dir doch treu,
Daß Dankbarkeit auf Erden
Nicht ausgestorben sei.
Für mich umfing Dich Leiden
Und bittrer Todesschmerz;
Drum geb ich Dir mit Freuden
Auf ewig dieses Herz!

Oft möcht ich bitter weinen,
Daß Du gestorben bist,
Und mancher von den Deinen
Dich lebenslang vergißt.
Von Liebe nur durchdrungen,
Hast Du so viel gethan;
Und doch bist Du verklungen,
Und keiner denkt daran.

Du stehst voll treuer Liebe
Noch immer jedem bei;
Wenn keiner treu Dir bliebe,
So bleibst Du dennoch treu.
Die treuste Liebe sieget;
Am Ende fühlt man sie,
Weint bitterlich und schmieget
Sich kindlich an Dein Knie.

Ich habe Dich empfunden;
O lasse nicht von mir!
Laß innig mich verbunden
Auf ewig sein mit Dir!
Einst schauen meine Brüder
Auch wieder himmelwärts,
Und sinken liebend nieder,
Und fallen Dir an’s Herz.

Schaff – Deutsches Gesangbuch