Schneider, Liepolt – Mein Gott, dich wil ich loben

Ein ander lied hat Liepolt schneider gemacht, Welcher Ann. 28. zu Augspurg enthauptt worden. Im thon, Es wohnet lieb bey liebe, Oder, wie man die tagweiß singt.

1. Mein Gott, dich wil ich loben
in meiner letzten stund,
Im Himmel hoch dort oben,
mit hertzen und mit mundt!
O Herr, du bist der reche zart,
sterck du mir meinen Glauben,
jetzt muß ich auff die fahrt!

2. In gnad thu mein gedencken
in disem letzten streit!
Mein Geist thu ich dir schencken,
zu dir hab ich ein freud!
Christe, hilff mir das creutz bestohn,
vergib inn, Vatter im Himmel,
sie wissen nicht, was sie thun!

3. Dein wort kan ich nicht lassen,
weil ich leb in der zeit,
Darumb thut man miich hassen,
nimpt mir die Seel vom leib:
So schrei ich, Herr, zu dir umb gnad,
in dich thu ich vertrawen,
kein andern tröster hab.

4. Gar klärlich fein geschriben
Marci am letzten staht,
Darwider nichts kan treiben,
es ist sein wunderthat:
Daß, wer da glaubt und wirt getaufft,
derselb sol sehlig werden!
wer es lißt, der merck drauff!

5. Was laßt ihr euch betrüben,
daß man helt Christi brauch?
In Gottes wort euch üben,
so werd ihr sehen auch,
Was Jesus Christus, Gottes Sohn,
uns allen hat befohlen,
was wir dan sollen thun.

6. Ich bitt euch all, ihr lieben,
vertrawet all in Gott!
Laßt euch auch nicht betrüben
allhie mein bittern todt!
Dann Gott wirts uns bezahlen wol,
wir müssen je von hinnen
aus disem jamerthal.

7. Der hie wil lebn in freude,
thut uns die Schrifft fein kundt,
Der wird dort haben leyde,
redt Gott auß seinem mund.
Wir müssen leiden mit gedult!
der Herr mehr uns den glauben,
daß gscheh ohn alle schuldt!

Wer hie sein gab wil legen
auff Christi altar schon,
Mit seinem Nechsten eben
sich soll versöhnen thun:
Der wegen bitt ich dich, O Gott,
wolst gnediglich verzeihen,
die mich geben in todt!

Mein geist und auch mein Seele
befehl ich in dein händt!
Hilff mir auß aller quele,
ach Gott, von mir nit wend!
Nim meinem fleisch sein grosse krafft,
daß ich mög überwinden,
in dir werden sieghafft!