Friedr. von Hardenberg – Wenn ich Ihn nur habe.

Wenn ich Ihn nur habe,
Wenn er mein nur ist,
Wenn mein Herz bis hin zum Grabe
Seine Treue nie vergisst:
Weiß ich nichts von Leide,
Fühle nichts als Andacht, Lieb und Freude.
Wenn ich Ihn nur habe,
Lass ich alles gern,
Folg an meinem Wanderstabe
Treugesinnt nur meinem Herrn;
Lasse still die andern
Breite, lichte, volle Straßen wandern.
Wo ich Ihn nur habe,
Ist mein Vaterland,
und es fällt mir jede Gabe
Wie ein Erbteil in die Hand.
Längst vermisste Brüder
Find ich nun in seinen Jüngern wieder.

Hardenberg, Georg Philipp Friedrich Freiherr von – Wenn alle untreu werden

Wenn alle untreu werden,
So bleib ich Dir doch treu,
Daß Dankbarkeit auf Erden
Nicht ausgestorben sei.
Für mich umfing Dich Leiden
Und bittrer Todesschmerz;
Drum geb ich Dir mit Freuden
Auf ewig dieses Herz!

Oft möcht ich bitter weinen,
Daß Du gestorben bist,
Und mancher von den Deinen
Dich lebenslang vergißt.
Von Liebe nur durchdrungen,
Hast Du so viel gethan;
Und doch bist Du verklungen,
Und keiner denkt daran.

Du stehst voll treuer Liebe
Noch immer jedem bei;
Wenn keiner treu Dir bliebe,
So bleibst Du dennoch treu.
Die treuste Liebe sieget;
Am Ende fühlt man sie,
Weint bitterlich und schmieget
Sich kindlich an Dein Knie.

Ich habe Dich empfunden;
O lasse nicht von mir!
Laß innig mich verbunden
Auf ewig sein mit Dir!
Einst schauen meine Brüder
Auch wieder himmelwärts,
Und sinken liebend nieder,
Und fallen Dir an’s Herz.

Schaff – Deutsches Gesangbuch