Hollaz, David – Dieß ist der Rath zur Seligkeit:

Dieß ist der Rath zur Seligkeit:
Sich hin zu Jesu wagen,
Und wenn ihr angenommen seid,
Der Heiligung nachjagen;
Denn ohne solche möcht’t ihr nicht
Des Herren heil’ges Angesicht
Beschauen und ertragen.

Allein wo ist der Weg dahin?
Ruft die gerührte Seele,
Damit ich nicht in meinem Sinn,
Was mich betrügt, erwähle,
Wer zeigt den Pfad zu meiner Ruh?
Wo ist der feste Grund dazu?
Auf daß ich nirgends fehle.

Wenn du dein tiefes Elend spürst
Und dein unreines Wesen,
Und herzliche Begierde führst,
Von solchem zu genesen,
Und glaubst, und wirst in Christi Blut
Vor Gott gerecht, und rein und gut,
Schön, heilig, auserlesen.

Hollaz, David – Von der Armuth des Geistes.

//Mel. Ich liebe Dich herzlich etc.//\\

  1. Mein Heiland, der ruft uns: Kommt zu mir ihr Armen, und lasset mich über euch reichlich erbarmen! Ach möchten wir alle als Arme doch kommen! wir würden zu Gnaden gewiß angenommen.
  1. Wie wenige sind doch wohl Arme zu nennen, die ihren Erbmangel und Schaden recht kennen! wie viele hingegen sind reich in den Dingen, die weder Gewißheit noch Seligkeit bringen.
  1. Wie viele gefall’n sich in eigenen Wegen! die sie doch nicht fördern zum bleibenden Segen! sie sind mit sich selbsten in allem zufrieden, und bleiben vom Glauben und Gnade geschieden.
  1. Die können’s kaum hören, geschweige denn kommen; es sei denn das eigene Gerechtsein benommen. So lange sie immer vom Eigenen träumen, so müssen sie schlafend die Gnade versäumen.
  1. Viel and’re bemüh’n sich mit allerlei Sachen, und pflegen’s bald so, und bald anders zu machen. Sie suchen und denken noch etwas zu finden, um sich aus der Angst und der Unruhe zu winden.
  1. Gelingt’s! so ist wieder was eigenes fertig! dabei sind sie stündlich der Gnade gewärtig.  Das dauert ein wenig, nach einigen Stunden, ist alle gemachte Ruh‘ wieder verschwunden!
  1. Des Armseins und Bettelns pflegt man sich zu schämen, daß man so die Gnade umsonst sollte nehmen. Nur Arme die wagen’s mit Beugung und Flehen, ohn‘ Umweg zum Gnadenstuhl selber zu gehen.
  1. Kein‘ and’re, als Arme begehren zu hören, die Predigt von Jesu, und selige Lehren, die kriegen Vergebung und seliges Leben; es wird ihnen alles umsonsten gegeben!
  1. Die Lahmen, Mühseligen, Kranken und Blinden, und die sich im Herzen so elend befinden, die sollen im Glauben zu Jesu hineilen, Er wird sie mit Freuden aufnehmen und heilen!
  1. Ich Armer, ich hör‘ das, ich seh‘ es von ferne: ich komme zum Heiland mit andern gar gerne! ich höre die Armen von Gnade so singen; ich seh‘ sie so herzlich in’s Himmelreich dringen.
  1. Wer mit will verfluche die Sünden und Träber. Er werde recht arm und so komm er zum Geber! da kriegt man Vergebung, den Himmel, das Leben, das will Er aus bloßem Erbarmen uns geben.

David Hollaz – Es glänzen Immanuels blutige Wunden,

Es glänzen Immanuels blutige Wunden,
es glänzet des Bräutigams goldene Fluth!
darinnen wird’s Siegel des Lebens gefunden!
Den Weg zu der Gnade nur bahnet dies Blut.
O Freude für Sünder!
Blut macht sie zu Kinder;
die erst durch Gesetze des Tod’s sollen sterben,
die machet die Gnade zu göttlichen Erben.

Die Krone und Zierde der seligen Seelen
im Himmel bestehet im blutigen Glanz:
die Gnade geöffneter blutigen Höhlen,
die schenket den Sündern das Himmelreich ganz.
O Freude auf Erden!
was will denn dort werden?
Gibt dieß Blut den Sündern schon hier Seligkeiten;
denkt an das Gejauchze der ewigen Freuden!

Herz denn, ihr Sünder! ihr dürfts nicht bezahlen;
umsonst und aus Gnaden ist alles gethan!
Kommt, laßt eure Herzen mit Blute bemalen,
und zieht diesen Purpur im Glauben frisch an!
Zur Buße bequemen,
im Glauben Gnade nehmen,
das ist eures Jesu begierigster Wille!
Kommt, nehmet, so habt ihr die Fülle!

Glorwürdigster Jesu! Blutsbräut’gam der Frommen!
Gerechtigkeit bist du dem, der sich bekehrt,
laß jeden zu diesem Heilsbrunnen bald kommen,
der sich noch in eigenen Wirken verzehrt!
O Jesu! verkläre
dein Blut! ach! gewähre
uns unsere Bitte für all‘ deine Kinder.
Erhör uns für alle gebeugete Sünder!

So schütte vom Himmel den blutigen Regen
auf deine verderbten Geschöpfte herab;
wir bücken uns nieder, wir bitten um Segen,
daß unser so dürres Holf wieder sich lab‘.
Ach! komm und besprenge
Sünder die Menge
dein theures vollgültiges Gottesblut nieder:
So jauchzet die Erde, der Himmel schallt wieder.

David Hollaz – Wir glauben, daß wir Sünder sind

wie Eines auf das Andere folgt.

Mel. Herr Jesu Christ, dich zu uns wend rc.

 Wir glauben, daß wir Sünder sind,
wir wollen uns nicht länger wehren!
Sünd, Welt, des Frommseins Ruhm und Ehren,
das werf’n wir dir zu Füßen g’schwind.

Wir nehmen Gnad, weil du’s gern gibst;
wir wollen uns nicht länger wehren;
wir danken dir mit Freudenzähren.
Nun glauben wir, daß du uns liebst.

Nun brennet unser ganzer Sinn,
mit Herzens-Lust und Freud zu wallen,
in deinen Liebeswegen allen:
nun ist’s nicht schwer mehr, wie vorhin.

Bei aller Gnade sind wir klein
und bleiben gern des Heiland’s Sünder,
gehören auch zur Zahl der Kinder,
und gehn im Glauben aus und ein.

So stehn wir fest bei Jesu Blut,
bei Seinem Kreuz! Wir kämpfen, siegen,
Sünd, Teufel, Welt muß unterliegen:
so steh’n wir fest und wohlgemuth.

So gehn wir unter Jesu Fahn
mit so viel tausend tausend Frommen,
wir werden ewig aufgenommen.
Seid treu, es geht gen Himmel an!