Gottfried Arnold – Bußklage.

Ach, Herr! wo ist nun meine vorige Kraft?
Kann ich mehr, wie vormals, ein und aus
Vor Dir so gehen, was hat mich daraus
Gebracht, und mir verzehrt den Lebenssaft?

Einst war ich wie ein schnelles, muntres Reh,
Voll Geistesstärke, Leben voller Lieb,
Frei, unverstrickt, geführt von deinem Trieb,
Nichts wissend von der Leidenschaften Weh.

Nun aber ist die Herrlichkeit fast hin,
Der tapf’re Mut, das männlich-wack’re Herz,
Voll Glaubenslicht in Ohnmacht und in Schmerz;
Nun seh‘ ich erst; ich bin nicht, wer ich bin!

Elisa von der Recke – Bußlied

Du den meine Seele liebt,
Vater aller Gnaden!
Sieh! zu dir, der gern vergibt,
Komm ich Schuld beladen;
Ja, du nimmst die Sünder an,
Wann mit frohen Zähren
Wahrer Reu sie dir sich nahn,
Und zu dir bekehren.

Herr, ich hab den Weg verfehlt,
Den dein Sohn gewandelt,
Oft und viel hab‘ ich gefehlt,
Nicht wie er gehandelt.
Ich erkenne meine Schuld;
Voll der tiefsten Reuen
Fleh ich auf zu deiner Huld,
Vater, ach, verzeihe!

Leite mich nach deinem Rat,
Lass mich deinen Willen,
So wie’s unser, Heiland tat,
Treu, und froh erfüllen:
Regt sich Schwachheit noch in mir,
Stärke meine Seele!
Alsdann leb‘ ich ewig dir,
Schöpfer meiner Seele.

Doch, was kann ich ohne dich,
Auch beim besten Willen?
Ach! ach! viel zu schwach bin ich
Ganz ihn zu erfüllen!
Drum lass deines Geistes Kraft
Stets mein Herz regieren;
Und er, der den Willen schafft,
Helf ihn auch vollführen!

Franck, Johann – Herr, ich habe missgehandelt.

In seiner eignen Weise.

Herr ich habe missgehandelt,
Ja, mich drückt der Sünden Last,
Ich bin nicht den Weg gewandelt,
Den du mir gezeiget hast;
Und jetzt wollt‘ ich gern aus Schrecken
Mich vor deinem Zorn verstecken.

2. Doch wie könnt‘ ich dir entfliehen?
Du wirst allenthalben sein.
Wollt ich über See gleich ziehen,
Stieg‘ ich in die Gruft hinein,
Hätt‘ ich Flügel gleich den Winden,
Gleichwohl würdest du mich finden.

3. Drum, ich muss es nur bekennen,
Herr, ich habe missgetan,
Darf mich nicht dein Kind mehr nennen;
Ach, nimm mich zu Gnaden an!
Lass die Menge meiner Sünden
Deinen Zorn nicht gar entzünden.

4. Könnt‘ ein Mensch den Sand gleich zählen
An dem weiten Mittelmeer,
Dennoch würd‘ es ihm wohl fehlen,
Dass er meiner Sünden Heer,
Dass er alle mein‘ Gebrechen
Sollte wissen auszusprechen.

5. Wein‘, ach, wein‘ jetzt um die Wette,
Meiner beiden Augen Bach,
O dass ich gnug Zähren hätte,
Zu betrauern meine Schmach.
O Dass aus dem Tränenbronnen
Käm‘ ein starker Strom geronnen!

6. Ach, dass doch die strengen Fluten
Überschwemmten mein Gesicht,
Und die Augen möchten bluten,
Weil mir Wasser sonst gebricht!
Ach, dass sie wie Meereswellen
Möchten in die Höhe schwellen.

7. Jedoch, Christe, deine Beulen,
Ja, ein einzig Tröpflein Blut,
Das kann meine Wunden heilen,
Löschen meiner Sünden Glut.
Drum will ich, mein‘ Angst zu stillen,
Mich in deine Wunden hüllen.

8. Dir will ich die Last aufbinden,
Wirf sie in die tiefste See;
Wasche mich von meinen Sünden,
Mache mich so weiß als Schnee.
Lass den guten Geist mich treiben,
Einzig stets bei dir zu bleiben.

unbekannt – Ermunterung zur Buße.

Waket up, gy (d. i. ihr) Christen alle,
Waket up mit ganzem Flyth
In dessem Yammerdale!
Waket up! Ydt ys mehr denn Tydt.
De Here werd bald kamen,
De Dach will ein’n Avendt ban.
De Sünder werd he vordämen;
Wol (d. i. Wer) mach vor em bestan?

Geld, Gudt kann uns nicht baten (bessern);
Uns helpt noch hoge Modt.
Du moßt ydt forts vorlaten,
Wente dar kummt de bitter‘ Dodt.
All bist du schon van Farwen,
All bist du junck und ryck:
Godt kann dy bald vorderven
In einem Ogenblick (Tydt).

Darum gy Christen alle,
De hyr thosamen syth,
Latet juwen Homodt fallen,
Und wachtet (wartet) up de Tydt.
Will go by Gade leven,
So söket dat ewige Gut;
He werd juw (euch) rycklick geven,
Und helpen uth aller Nodt.

Gades Wort ys uns gegeven
Uth groter Barmherticheit,
Dat wy darna schöln leven
Und maken uns bereit.
So lat uns dar nu faten
Und kleven vast daran;
Will wy dat nu vorlaten,
So ys et mit uns gedan.

Och! weer‘ he nicht gebaren,
De Gades Wort voracht’t!
Ydt ys mit em vorlaren,
De wandert all in der Nacht.
Vull Laster und vull Schande,
Und spottet mit Gades Wort.
O weh dem groten Elende!
Syn‘ Seel werd ewig vormordt.

De Armen, by juw wahnen,
Will dar juw Ogen up slan;
Se werden juw vorklagen,
Wenn gy vor dem strengen Ordel stan.
Dat werde gy wol wethen,
Dat Gott nicht tho vorgelden steit;
Und de den Armen heft Gudt gedan,
De werd syn’n Lohn entfahn.

Herman, Nikolaus – Ein Lied vom Amt der Schlüssel und Kraft der heiligen Absolution.

Für die Kinder im Jochimsthal.

1. So wahr ich leb, spricht Gott der Herr,
Des Sünders Tod ich nicht begehr,
Sondern daß er bekehre sich,
Thu Buß und leb auch ewiglich.

2. Drum Christ, der Berr, sein Jüngr aussandt,
Geht hin, predigt in alle Land,
Vergebung der Sünd Jedermann,
Dems leid ist, glaubt und will ablan.

3. Wem ihr die Sünd vergeben werd,
Soll ihr los fein auf dieser Erd,
Wem ihr sie bhalt im Namen mein.
Dem sollen sie behalten sein.

4. was ihr bindt, soll gebunden sein,
Was ihr auflöst, das soll los sein.
Die Schlüssel zu dem Himmelreich
Hiemit ich euch geb allen gleich.

5. Wenn ihr verkündigt diesen Trost,
Daß er durch mein Blut sei erlöst;
Bhält dieß Zeugniß im Herzen sein,
Derselb ist los von Schuld und Pein.

6. Wenn uns der Priester absolvirt,
Sein Amt der Herr Christ durch ihn führt,
Und spricht uns selbst von Sünden rein,
Sein Werkzeug ist der Diener allein.

7. Und wenn die Sünd wär noch so groß,
So werden wir derselben los
Durch Kraft der Absolution,
Die verordnet hat Gottes Sohn.

8. Wem der Priester auflegt sein Hand,
Dem löst Christ auf der Sünden Band,
Und absolvirt ihn durch sein Blut,
Wers gläubt, aus Gnad hat solches Gut.

9. Das ist der heilgen Schlüssel Kraft,
Sie bindt und wieder ledig macht,
Die Kirch trägt sie an ihrer Seit,
Die Hausmutter der Christenheit.

10. Wen nun sein Gwissen beißt und nagt,
Die Sünd quält, daß er schier verzagt,
Der halt sich zu dem Gnadenthron,
Zum Wort der Absolution.

11. Lob sei dir, wahrer Gottessohn,
Für die heilig Absolution,
Drin du uns zeigst dein Gnad und Güt;
Für Ablaßbrief, Herr, uns behüt.

Hecker, Heinrich Cornelius – Ach Herr, dir ist bewußt

Ach Herr, dir ist bewußt
Die inn’re böse Lust,
Die Quelle meiner Sünden,
Die niemals zu ergründen,
Der Samen, der stets bleibet
Und böse Früchte treibet.

Des Fleisches Werk wird gar
Auch öfters offenbar;
Der Zunder wird zu Flammen,
Die ewiglich verdammen.
Ich seh an mir und merke
Des alten Adams Werke.

Des bösen Herzens Grund
Regiert den Leib, den Mund,
Die Augen, Füß‘ und Hände,
Daß ich sein Werk vollende.
Das Dichten und das Trachten
Der Seel‘ ist, Gott verachten.

Mein Schöpfer, wider dich,
Den Nächsten und auch mich
Hab‘ ich oft gemißhandelt,
Bin oft den Weg gewandelt,
Der mich von dir gewendet,
Der in der Qual sich endet.

Doch wie will ich die Zahl
Der Sünden allzumal
In meinem Fleisch und Blute
Und das versäumte Gute
Nach jeder Art erzählen?
Wer weiß, wie oft wir fehlen?

Ein jegliches Gebot
Verklaget, flucht und droht,
Dieweil gar oft dawider
Mein Geist und meine Glieder
Gedacht, gethan, gesprochen
Und deinen Bund gebrochen.

Ach Herr, vergieb du mir,
Ich wende mich zu dir.
Ich kann die Schuld nicht zählen,
Doch will ich nichts verhehlen,
Denn du kannst auch erkennen,
Was wir verborgen nennen.

Doch du, mein Jesu, hast
Die mir zu schwere Last
Der Schuld auf dich genommen,
Du bist für mich gekommen.
So komm‘ ich nun beladen
Zur Fülle deiner Gnaden.

Ist denn der Sünden Joch
Gleich mächtig, so ist doch
Die Gnade, die mich liebet,
Und Christi Fülle giebet,
Weit mächtiger, das Leben
Durch Christi Kraft zu geben.

Wie nun des Fleisches Macht
Zuvor ihr Werk vollbracht,
So soll des Geistes Stärke,
In mir die guten Werke
Auch wirklich zu vollbringen,
Des Fleisches Macht bezwingen.

Herr, gieb mir deinen Geist,
Der sich in Früchten weist,
Der niemals müssig bleibet,
Der mich zum Guten treibet,
Den Jesus mir gesendet,
Der anfängt und vollendet.

Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Freylinghausen, Johann Anastasius – O du majestätisch Wesen

O du majestätisch Wesen,
Das ein unzugänglich Licht
Sich zum Sitz und Thron erlesen,
O wie schnöde bin ich nicht,
Wenn ich mich, mich Kind der Hölle,
Neben deine Klarheit stelle!
Ach, wie finster, arm und klein
Schein‘ ich mir dann selbst zu sein!

Du hast niemals angefangen,
Du bist Gott von Ewigkeit;
Ich bin gestern aufgegangen
Und vergeh‘ vielleicht schon heut‘.
Deine Macht hat keine Schranken,
Meine Kraft will immer wanken;
Du bist selbst die Quell‘ des Lichts,
Ich bin ein lebendig Nichts.

Nichts von Wahrheit, Nichts von Güte
Wohnet in mir von Natur,
Wo ist jetzt in dem Gemüthe
Jener ersten Schönheit Spur?
Ach, dein Bild ist ganz verblichen,
Alle Kräfte sind entwichen,
Und mein Körpber fällt dahin
Wie die Blumen, die verblüh’n.

Fluch und Elend, Zorn und Sünde
Ist nunmehr mein Element,
Wo ich meine Nahrung finde,
Wo mein Fuß zur Hölle rennt.
Tausend Wunden, tausend Flecken
Schänden mich an allen Enden,
Und in der verderbten Brust
Grünt die Wurzel böser Lust.

Was ich Gutes an mir habe,
Ist ein Denkmal deiner Hand,
Deine Wirkung, deine Gabe,
Die du, Herr, mir zugewandt.
Deine freie milde Gnade
Schmückt mich armen Wurm und Made;
Nähmest du zurück, was dein,
Ach, was würde übrig sein?

Doch auch deiner Gaben Menge
Klaget meinen Undank an;
Seel‘ und Herz kommt ins Gedränge,
Weil ich gar nicht leugnen kann,
Daß dein Eifer billig rauchet,
Weil ich sie nicht recht gebrauchet.
Ach, wie häuf ich meine Schuld
Durch Verachtung der Geduld.

Herr, die Wunder deiner Liebe
Machen mich beschämt vor dir;
Ach, wie zart sind deine Triebe,
Wenn dein Herz sich neigt zu mir!
Daß sich so ein herrlich Wesen
Einen Wurm zur Lust erlesen,
Der so nackend und so klein,
Das mag, das mag Gnade sein!

Herr, hier lieg‘ ich in dem Staube,
Unter deinen Fuß gekrümmt;
Doch mein demuthsvoller Glaube,
Der im Staub und Asche glimmt,
Freut sich heimlich deiner Güte,
Und mein tiefgebeugt Gemüthe
Hebt sich aus des Todes Thor
Voller Zuversicht empor.

Meine Kräfte, meine Glieder
Stehn zu deinem Dienst bereit;
Sieh‘ hier sink‘ ich vor dir nieder
Voller Ehrerbietigkeit.
Deinen Willen thun und leiden,
Sei der Gipfel meiner Freuden.
Du Beherrscher aller Welt,
Thu‘ mit mir, was dir gefällt.

Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Gerhardt, Paul – Herr, du erforschest meinen Sinn

  1. HErr, du erforschest meinen Sinn
    und kennest, was ich hab und bin,
    Ja, was mir selbst verborgen ist,
    das weißt du, der du alles bist.
  2. Ich sitz hier oder stehe auf,
    ich lieg, ich geh auch oder lauf:
    So bist du um und neben mir,
    und ich bin allzeit hart bei dir.
  3. All die Gedanken meiner Seel,
    und was sich in der Herzenshöhl
    Hier reget, hast du schon betracht,
    eh ich einmal daran gedacht.
  4. Auf meiner Zungen ist kein Wort,
    das du nicht hörtest allsofort,
    Du schaffests, was ich red und tu,
    und siehst all meinem Leben zu.
  5. Das ist mir kund. Und bleibet doch
    mir solch Erkenntnis viel zu hoch,
    Es ist die Weisheit, die kein Mann
    recht aus dem Grunde wissen kann.
  6. Wo soll ich, der du alles weißt,
    mich wenden hin vor deiner Geist?
    Wo soll ich deinem Angesicht
    entgehen, daß mich sehe nicht?
  7. Führ ich gleich an des Himmels Dach,
    so bist du da, hältst Hut und Wach,
    Steig ich zur Höll und wollte mir
    da betten, find ich dich auch hier.
  8. Wollt ich der Morgenröten gleich
    geflügelt ziehn, so weit das Reich
    Der wilden Fluten netzt das Land,
    käm ich doch nie aus deiner Hand.
  9. Rief ich zu Hilf die finstre Nacht,
    hätt ich doch damit nichts verbracht;
    Denn laß die Nacht sein wie sie mag,
    so ist sie bei dir heller Tag.
  10. Dich blendt der dunkle Schatten nicht,
    die Finsternis ist dir ein Licht,
    Dein Augenglanz ist klar und rein,
    darf weder Sonn noch Mondenschein.
  11. Mein Eingeweid ist die bekannt,
    es liegt frei da in deiner Hand,
    Der du von Mutterleibe an
    mir lauter Lieb und Guts getan.
  12. Du bists, der Fleisch, Gebein und Haut
    so künstlich in mir aufgebaut;
    All deine Werk sind Wunder voll,
    und das weiß meine Seele wohl.
  13. Du sahest mich, da ich noch gar
    fast nichts und unbereiter war,
    Warst selbst mein Meister über mir
    und zogst mich aus der tief herfür.
  14. Auch meiner Tag und Jahre Zahl,
    Minuten, Stunden allzumal
    Hast du, als meiner Zeitenlauf,
    Vor meiner Zeit geschrieben auf.
  15. Wie köstlich, herrlich, süß und schön
    seh ich, mein GOtt, da vor mir stehn
    Dein weises Denken, was du denkst,
    wenn du uns deine Güter schenkst!
  16. Wie ist doch das so trefflich viel!
    Wenn ich bisweilen zählen will,
    So find ich da bei weitem mehr
    als Staub im Feld und Sand am Meer.
  17. Was macht denn nun die wüste Rott,
    die dich, o großer Wundergott,
    so schändlich lästert und mit Schwach
    Dir so viel Übels redet nach?
  18. Ach, stopfe ihren schnöden Mund!
    Steh auf und stürze sie zu Grund!
    Denn weil sie deine Feinde sind,
    bin ich auch ihnen herzlich Feind.
  19. Ob sie nun gleich hinwieder sehr
    mich hassen, tu ich doch nicht mehr,
    Als daß ich wider ihren Trutz
    mich leg in deinen Schoß und Schutz.
  20. Erforsch, HErr, all mein Herz und Mut,
    sieh, ob mein Weg sei recht und gut,
    Und führe mich bald himmelan
    den ewigen Weg, die Freudenbahn.

Johann Heermann – Es gingen zween Menschen hin,

Es gingen zween Menschen hin,
die hatten beide einen Sinn,
im Tempel anzubeten.

Der erste war ein Ordensmann,
der fing für Gott zu prahlen an
und kam mit Stolz getreten.
Ich danke dir, sprach er zu Gott,
daß ich mein Herz durch Sündennot
gleich andern nicht beflecket.
Dort steht ein Zöllner bei der Tür,
er darf wie ich nicht gehn herfür,
sein’ eigne Sünd’ ihn schrecket.
ln Ehbruch hab ich nicht gelebt,
dem Raub und Unrecht widerstrebt,
ganz rein ist mein Gewissen.
Was dein Gesetze schreibet für,
hab’ ich getan: drum kannst du mir
den Himmel nicht zuschließen.

Der ander’ aus der Zöllner Schar
im Herzen sehr betrübet war,
mit lauter Angst umgeben.
Er fürcht’te Gottes Zorngericht,
darum wollt’ er die Augen nicht
hinauf gen Himmel heben.
Er schlug mit Reu’ an seine Brust
und sprach: O Gott, dir ist bewußt
der Greuel meiner Sünden!
Es ist mir alles herzlich leid:
erzeige mir Barmherzigkeit,
laß deinen Zorn bald schwinden!

Ist gleich des Zöllners Bosheit groß,
spricht ihn doch Christus frei und los.
Der Pharisäer bleibet
in seinen Sünden, weil er sich
vor Gott aufbläst so trotziglich
und alles ihm zuschreibet.
Denn wer sich selbst hoch setzen will,
mit seinen Werken prangen viel,
der muß zugrunde gehen.
Wer aber sich fein niedrig setzt
und schlecht mit Gottes Gnad’ ergetzt,
den will Gott selbst erhöhen.

Pfeil, Christian Karl Ludwig von – Besser ist kein Tag zur Buße

1.) Besser ist kein Tag zur Buße,
Mensch, für dich, als eben heut‘.
Kehre wieder auf dem Fuße,
Heut‘ ist noch die Gnadenzeit.
Morgen kommt vielleicht der Tod.
Heut‘ ist dir die Buße Not.
Heute lass‘ dich noch erretten!
Wirf von dir dein Übertreten.

2.) Heute bietet Gottes Güte
Dir und mir und Jedermann
Ein neu‘ Herz und neu‘ Gemüte,
Einen neuen Geist uns an.
Mache, dass der heut’ge Tag
Dein Geburtsfest werden mag!
‚Wie soll ich dies Machen fassen?‘
Du sollst Gott nur machen lassen!