Hailmann, Ludwig – Ein schöner Neüwer Bergrayen (LObt Got jr frommen Christen,)

Getruckt zu Laugingen, durch Emanuel Saltzer, M. D. LXV

Wackernagel vermuthet, daß der von ihm gedruckte Text nach einem kl. Fol. Blatte der Berliner Bibliothek, schon 1517 gleich nach Ausgang der lutherischen Thesen gedruckt sei.

LObt Got jr frommen Christen,
freut euch unnd jubiliert:
Mit Dauid dem Psalmisten,
der vor der Arch hofiert.
Die Harpffen hört man klingen,
in Teutscher Nation,
darumb vil Christen tringen,
zum Euangelion.

Von Mitternacht ist kommen,
ein Euangelisch Mann:
Hat die Schrifft für genommen,
damit gezaiget an.
Das vil der frommen Christen,
bößlich betrogen seind,
durch falsche lehr der Sophisten
und jre Wäschel kindt.

Die jetzund grimig schreyen,
wenns auff d Cantzel stahn:
Mord uber die Ketzereye,
der Glaub will untergahn.
Des geweyhten wassers kraffte,
will niemands achten mehr,
darzu der Priesterschaffte
thut man kein zucht noch Ehr.

Wer glaubt des Luthers lehre,
ist ewigklich verdampt:
Dergleich unnd anders mehre,
schreyen sie unuerschampt.
Damit vil Christen treyben,
vom Euangelion,
die bey dem Scoto bleiben,
und seiner Opinion.

Ir Gsalbeten und Beschornen,
laßt ab vonn solchen thant:
Das recht habt jr verloren,
seyt gewarnet unnd ermannt:
Gott will jetz an euch straffen,
den Mord und grossen NEyd,
den jr mit seinen Schaffen
habt getriben lange zeyt.

Gar bald wirdt niderfallen,
Mammon der ewer Abgot.
Und euch Gottlosen allen,
zu schanden und zu spott.
Im ist durchs Luthers lere
genommen all sein macht,
wolt euch nit bekeren,
jhr werdt mit jhm verjagt.

Herr her jhr lieben Brüder,
all die recht Christen sein.
Zum Fendlein tracht ein jeder,
Ehr wolln wir legen ein.
Die Feind wolln wir angreiffen,
ich man das beschorne gschlecht,
Ich hör die Trummen und pfeyffen,
her her jhr lieben knecht.

Ein jeder soll auch hören,
wer unser Hauptman ist.
Der König aller Ehren,
unser Herr Jhesus Christ.
Der will uns helffen streyten
in aller angst und noth,
yetzt in den letzten zeyten
als er versprochen hat.

In Trummen unnd in pfeiffen
will Gott kein gfallen han
Zun waffen woll wir greiffen,
den harnisch legen an.
Den Paulus hat geschlagen,
in seiner Liberey,
Schilt, Helmm, Bantzer unnd kragen
ein Schwert ist auch darbey.

Laßt sie nun ienherhawen,
das arm Beschorn geschlecht.
Die auff jr werck fast bawen,
und auff jr Geistlich Recht.
Ir Gschütz hat nit woll troffen,
ist vil zu hoch gericht,
noch eins seind sie verhoffen,
es wird sie helffen nicht.

mit dem thund sie sich rüsten,
hab ich vernommen wol:
Der Bapst in Jares fristen,
ein Concilium halten soll.
Darinnen soll man sehen,
ob Luthers lehr sey war,
wie soll aber dem geschehen,
der nit erlebt das Jar.

Auff Christum soll er schawen,
der unser Hauptmann ist:
Auff seine Wort vertrawhen,
kein lug noch arge list.
An jm nie ward erfunden
auch kein betrieglichkeit,
wer Luther uberwunden,
würd mancher Sophist erfrewt.

Nym yetz also für gute,
du gesalbte geschmirbt Sect:
Gott halt in seiner hute,
all die er hat erweckt,
Durch Euangelisch lere,
vom schlaff der Gleyßnerey,
dem Glory, preiß und Ehre,
immer und Ewig sey.

Ihr fürsten und jhr Herren,
habt kein verdrieß daran:
Das wort Got helfft handhaben,
darzu den Christen man.
Gott wirdts euch widergelten,
in seinem höchsten Tron,
wen Seel und Leib sich scheiden
und müssen schnell dauon.

Gödeke, Karl – Elf Bücher deutscher Dichtung