Joh. Euseb. Schmidt – Es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! vergiss ja nicht
Dies Wort, mein Herz, das Jesus spricht,
Da er am Kreuze für dich stirbet,
und dir die Seligkeit erwirbet,
Da er, der alles, alles wohl gemacht,
Nunmehro spricht: Es ist vollbracht!

Es ist vollbracht am Kreuze dort
Gesetz und der Propheten Wort:
Was wir niemals vollbringen konnten,
Ist nun vollbracht durch Jesu Wunden:
Was Gottes Rat von Ewigkeit bedacht,
Das ist durch seinen Tod vollbracht.

Es ist vollbracht und gnug getan,
Dass man nicht mehr verlangen kann,
Gott ist versöhnt und ganz gestillet,
Weil sein Sohn alles hat erfüllet:
Was ists, dass man in Angst und Sorgen wacht?
Man glaube nur: Es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! Was soll ich nun
Dazu noch, o mein Jesu, tun?
Nichts, nichts: denn was von dir geschehen,
Wird schon als mein Werk angesehen;
Auch das, was ich vollbringe Tag und Nacht,
Wird von dir selbst in mir vollbracht.

Es ist vollbracht! ich bin befreit,
Ich habe schon die Seligkeit:
Weil Sünd und Tod sind weggenommen,
Ist Gnad und Leben wiederkommen:
Darum, wenn auch gleich alles bricht und kracht,
Sag ich getrost: Es ist vollbracht!

Es ist vollbracht: vergiss ja nicht
Dies Wort, mein Herz, das Jesus spricht.
und lass es dir auch dazu dienen,
Dass du vollbringst, was dir will ziemen:
So lang du lebst, lass dies nicht aus der Acht,
Dass Jesus spricht: Es ist vollbracht!

Victor von Strauß – Maria und Johannes am Kreuze.

Seht den Herrn am Kreuze schweben,
Seht, die Mutter steht daneben,
Durch die Seel ihr dringt ein Schwert;
Bluten sieht sie ihn, erblassen:
und ihr Herz ist ganz verlassen,
Da er nun von hinnen fährt.

Bei ihr steht in bitterm Leiden,
Dass er von dem Herrn soll scheiden,
Steht der Jünger, den er liebt,
Und sein Herz ist ganz verlassen:
Wen soll seine Lieb umfassen,
Wenn den Herrn der Tod umgibt?

Treuer Jesu, so in Schmerzen
Denkst du noch der armen Herzen,
Eh‘ ihr ganzer Trost zerrann,
Sprichst vom blutgen Kreuzesthrone:
Mutter, nimm ihn an zum Sohne
Sohn, nimm sie zur Mutter an.

Und von Stund an sind verbunden,
Die sich treu am Kreuz gefunden;
Hör’s, o Herz, das einsam fleht:
Keiner darf auf Lieb verzichten,
Keinem fehlts an teuern Pflichten,
Der bei Jesu Kreuze steht.

Woll‘ uns Alle, Herr, die Deinen
unter deinem Kreuz vereinen
Treugesellt zu Freud und Schmerz,
Mit der Mutter reinem Triebe,
Mit des Kindes frommer Liebe
Lass uns schließen Herz an Herz.

Größre Scheidung ist bezwungen:
Kindschaft hast du uns errungen
Allen, die dein eigen sind.
und dein Blick vom Kreuz erhoben
Weist auf Gott im Himmel droben;
Sieh, das ist dein Vater, Kind.

Herr voll Liebe bis zum Sterben,
Deine Liebe lass uns erben,
Dass sie heilge Herz und Sinn,
Dass du, wenn wir überwunden,
Sagest: Sie sind treu erfunden;
Vater, nimm die Kinder hin!

Gottfr. Wilh. von Leibniz – Zueignung des Leidens Christi.

Jesu, dessen Tod und Leiden
Unsre Freud und Leben ist,
Der du abgeschieden bist,
Auf dass wir nicht von dir scheiden,
Sondern durch des Todes Tür
Zu dem Leben folgen dir!

Als der scharfe Speer gestochen,
Herr, in deine Seite dort,
und dein Blut, des Glaubens Hort,
Aus der Seit hervorgebrochen,
Lässt du sehen uns dein Herz
Voll von Lieb und voll von Schmerz.

Deine Arme, ausgestrecket,
Zeigen deine Freundlichkeit,
zu empfangen die bereit,
So dein Kreuz zur Lieb erwecket;
Wer nicht unempfindlich ist,
Sich in deine Arme schließt.

Als sich, Herr, dein Haupt geneiget,
War es, um zu segnen mich;
Da der Geist von dannen wich,
Noch sich deine Liebe zeiget.
Selig, wer auch Zeichen gibt,
Dass er bis in Tod dich liebt.

Lass die matte Seel empfinden
Deiner Liebe süße Flut;
Wem nicht deines Leidens Glut
Kann sein kaltes Herz entzünden,
Jesu, der muss wie ein Stein,
Ohne Lieb und Leben sein.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Von der Grablegung Christi.

Weise: Der Tag ist hin, mein Jesu, bei mir bleibe.

1. O Lamm, das meine Schuldenlast getragen
Und als ein Fluch ist an das Kreuz geschlagen,
Nun nimmt man noch vor Abends dich herab
Und trägt dich hin in Josephs neues Grab.

2. O tröstlich Bild, o gnadenvolles Zeichen,
Das aber nur der Glaube kann erreichen!
Der Fluch ist weg, die Erde ist nun rein;
Zum Zeugnis des musst du begraben sein.

3. Nun weiß und glaub ich, dass du bist gestorben,
Dass du den Tod geschmeckt und mir erworben
Gerechtigkeit, dass ich bestehen kann
Vor Gott, und dass die Sünde abgetan.

4. Die Schrift konnt nicht an dir gebrochen werden,
Drum muss dein Leib auch ruhen in der Erden;
Was Daniel und Jonas vorgebildt,
Seh ich hierin, mein Heil, an dir erfüllt.

5. Du bist das Weizenkorn, so man verscharret;
Doch wenn man nur drei Tage hat geharret,
Wird man dich aus dem Grabe auferstehn
Und tausendfache Früchte bringen sehn.

6. Indes ist dein Begräbnis selbst ein Siegel
Der Unschuld und der ganzen Welt ein Spiegel,
Worinnen mit Verwundrung jedermann
Ein Vorspiel der Erhöhung spüren kann.

7. Ich darf nun nicht vor meinem Grab erschrecken,
Da du, mein Heil, dich in das Grab lässt strecken;
Dein Grab macht meins zur süßen Lagerstätt,
Zum Schlafgemach, zum stillen Ruhebett.

8. Mein Heiland, ich bin mit dir schon begraben,
Als Seel und Leib die Tauf empfangen haben,
Die Taufe, die auf deinen Tod geschehn:
Nun lass mich auch mit dir stets auferstehn.

Freylinghausen, Johann Anastasius – So traget mich nun immer hin.

Weise: Nun lasst uns den Leib begraben.

1. So traget mich nun immer hin,
Da ich so lang verwahret bin,
Bis Gott, mein Vater und mein Hirt,
Mich wieder auferwecken wird.

2. Da sonst der Mensch wird durch den Tod
Zu Asche, Erde, Staub und Kot,
So wird dies heil‘ge Fleisch und Bein
Vor der Verwesung sicher sein.

3. Mein Leib wird nicht der Würmer Spott,
Die Seele ist bei ihrem Gott,
Der sie, das unschätzbare Pfand,
Verwahret jetzt in seiner Hand.

4. O was für Leiden hab ich nicht
Geschmeckt, zu tilgen eur Gericht!
Die Welt war mir ein Jammertal,
Weil ich musst büßen euren Fall.

5. Doch eh der dritte Tag vorbei,
Werd ich von Todesbanden frei;
Der Leichnam, der zur Ruh jetzt geht,
Alsdenn verkläret aufersteht.

6. Des freuet euch und wartet drauf,
Ich musst so enden meinen Lauf;
Hinfort ist mir nun nichts bewusst,
Als jenes Paradieses Lust.

7. Indes lasst mich in sanfter Ruh,
Der dritte Tag naht bald herzu;
Ein jeder denke Nacht und Tag,
Wie er der Sünd absterben mag.

8. Das hilf uns Christe, unser Trost,
Der du durch dein Blut uns erlöst
Vons Teufels Gwalt und ewger Pein;
Dir sei Lob, Preis und Ehr allein.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Christus das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt.

Weise: Herzliebster Jesu, was hast du verbröchen.

1. O Lamm, das keine Sünde je beflecket,
Das Adams Gift, wie uns, nicht angestecket,
Das schön und reiner als die Seraphinen,
Die dich bedienen.

2. Du bist das Heil‘ge aus dem Geist empfangen,
Das man im Schmuck der Unschuld sahe prangen,
Der Allerschönste unter Menschenkindern,
Nicht aus den Sündern.

3. Wie gehts denn zu, wie soll ich mich drein finden,
Dass es dir geht, als ob du alle Sünden
Verübt, und nichts so schnöd, als du, auf Erden
Könnt funden werden?

4. Nicht nur der Abgrund, sondern auch der Himmel
Stürmt auf dich zu, man siehet ein Getümmel
Der Scharen, die mit hundert tausend Freuden
Dir machen Leiden.

5. Da liegest du in Angst, im Schweiß und Blute;
Wer kanns begreifen, wie dir sei zu Mute?
Man siehet dich vor Gottes Zorngewittern
Und Grimm erzittern.

6. Man fällt dich an, man führet dich gefangen,
Man höhnt, man schlägt, bespeiet deine Wangen,
Man krönt und geißelt dich, macht deinem Herzen
Viel Qual und Schmerzen.

7. Ja, was noch mehr, du wirst zum Fluch gemachet,
Ans Holz geschlagen und dabei verlachet,
Von Gott verlassen und musst endlich schmecken
Den Tod mit Schrecken.

8. Sag an, o Mensch, sind das nicht lauter Plagen,
Womit man sollt den größten Sünder schlagen?
Warum muss denn die Unschuld selbst ohn Maßen
Sich strafen lassen?

9. Das macht, dass sie sich hat für uns verbürget,
Drum hat man sie für mich und dich erwürget;
Gott musste so, sollt er der Schuldner schonen,
Dem Bürgen lohnen.

10. Die Sünde konnt nicht bleiben ungerochen1ungerächt,
Des Todes Urteil war ihr längst gesprochen;
Dies musst einmal auf der verfluchten Erden
Vollzogen werden.

11. Was Sünde sei und was sie längst verdienet,
Hat Gott, eh ihm der Sünder würd versühnet,
Zum Zeugnis seines Ernstes wollen zeigen
Und nicht mehr schweigen.

12. Hab Dank, o Lamm, für deine Wunderliebe,
Darin du dieser Zornart strenge Hiebe
Erduldet und, was über mich sollt kommen,
Auf dich genommen.

13. Fürwahr, du trugest meine Not und Schmerzen,
Die Strafe lag auf dir und deinem Herzen;
Dass du mir könntest Gnad und Fried erteilen,
Wirst du voll Beulen.

14. Ich nehme an, mein Heil, was du erworben,
Und glaube, dass du bist darum gestorben,
Dass mir, der von der Schuld nunmehr entladen,
Kein Tod soll schaden.

15. Ach, stärke nur durch deine Kraft den Glauben,
Dass er sich diesen Schatz nicht lasse rauben,
Der nicht vermag mit allem Gut der Erden
Bezahlet werden.

16. Lass deines Leidens Frucht mich stets genießen,
Lass diesen Quell auf mein Gewissen fließen;
Es müsse sein zu steter Lust und Freude
Des Geistes Weide.

17. Die Sünde, der an dir ihr Recht geschehen,
Die müsse nun mit Schanden untergehen;
Es müsse an mir, ihr forthin zu dienen,
Sich nichts erkühnen.

18. Nur dir, nur dir, mein Lamm, soll sein mein Leben
Zum Eigentum hinwiederum ergeben,
Wozu du mich durch deinen Tod und Wunden
So hoch verbunden.

19. Nichts kann und soll hinfort von dir mich scheiden,
Ich bleibe dein, bis du mich dort wirst weiden,
Wo deine Liebe mit verklärten Zungen
Stets wird besungen.

Johann Franck – Klage unter dem Kreuze Christi.

In seiner eignen Weise.

Traurigkeit, o Herzenssehnen,
O schweres Blei der Sündenlast!
Ach, dass ich doch könnt immer tränen,
Und wär‘ auf Seufzer stets gefasst!
Ach, dass vor meinem Lasterleben
Ich möcht‘ aus großer Furcht erbeben!

2. Komm her, mein Herz, und tritt zum Kreuzen,
Sieh an des Herren schwere Pein.
Was gilt’s? der Lüste stetes Reizen
Wird dir forthin ein Gräuel sein.
Was gilts? Des Fleisches Üppigkeiten
Wirst du aus deinem Herzen reuten.

3. Mein Heiland selber muss hier büßen,
Ich bin — O dass mein Augenbach
Wie eine Flut sich könnt‘ ergießen!
Ich bin ein Anlass seiner Schmach.
Mein Jesus lässt von meinetwegen
Ihm solchen schweren Tod anlegen.

4. Denn meine Sünden sind die Ruten,
Die ihn so kläglich zugericht’t,
Die Wunden, die so strömig bluten,
Sein heilig Haupt, das Angesicht,
Das dichte Todestropfen schwitzet,
Ist so von meiner Schuld durchritzet.

5. Ach, dass der Himmel müsst‘ erschrecken
Vor solcher frechen Grausamkeit,
Und sein gewohntes Licht verdecken,
Ach, dass das Luftland Tränen streut‘!
Ach, dass der Erdball müsst‘ erzittern
Und Feld und Tal und Kluft erschüttern!

6. Was hast du, frommer Herr, verübet?
Du hast kein Übels je erregt,
Du hast ja Niemand je betrübet,
Darum man dir den Tod anlegt.
Ich, ich, nicht du, o Keltertreter,
Ich bin derselbe Missetäter.

7. Ich hätte durch den Sündenhandel
Mein Heil und Wohlfahrt längst verscherzt,
Und durch verfluchten Lasterwandel
Mich mit dem Höllenruß beschwärzt,
Wenn dein‘ Unschuld, was ich beschmutzet,
Nicht hätte sauber ausgeputzet.

8. O Herr, lass mich dies wohl bedenken,
Und hilf, dass meiner Sünden Bann
Nicht mehr mag mein Gewissen kränken,
Noch an das Holz dich heften an,
Dieweil ich dich, so oft ich fehle,
O Herr, mit neuer Marter quäle.

Zinzendorf, Nikolaus Ludwig Graf von – Der Schächer neben Christo.

Kann der arme Schächer glauben,
Dass sein Nachbar Christus sei,
Und der Priester wildes Schnauben
Treibet mit ihm Spötterei?
Ja, für Seine Qualen sorgen
Sie bis an Sein Ende noch.
Ist den Klugen Gott verborgen,
Sehen Ihn die Kinder doch.

Dieser hatte Dich betrachtet
Als das wahre Gotteslamm,
Und indem Du halbverschmachtet
Hingest am verfluchten Stamm,
Wollt er Dich nicht schmähen lassen,
Strafte den Verächter hart,
Wusste Dich so wohl zu fassen,
Dass Dein Herz ihm gnädig ward.

O wie kräftig ist Dein Sterben,
Dass dadurch Dein Höllenkind,
Frei und ledig vom Verderben,
Schnell des Himmels Wonne find’t!
Glaube, welcher mit Vertrauen
In die Vaterarme fällt!
Glaube, du kannst Schlösser bauen,
Du bist stärker, als die Welt!

Wo ist denn der Andre blieben?
Sah er nicht, was da geschah?
Konnt‘ er nicht, wie Jener, lieben?
Hing er Dir nicht auch so nah?
Ja, er hört und sah die Zeichen,
Doch er war und blieb verstockt.
Gnade muss das Herz erweichen,
Wenn das Wort zum Kreuze lockt!

Sünder! die ihr mit dem Schächer
Ach euch in den Himmel denkt:
Meinet ihr, der höchste Rächer
Hab‘ euch euren Lohn geschenkt?
Nein, der Schächer muss verbluten,
Er erträgt der Strafe Last,
Und Gott stäupet noch mit Ruten,
Die er nicht auf ewig hasst.

Gerhardt, Paul – O Welt, sieh hier dein Leben

O Welt, sieh hier dein Leben
am Stamm des Kreuzes schweben,
dein Heil sinkt in den Tod.
Der große Fürst der Ehren
läßt willig sich beschweren
mit Schlägen, Hohn und großem Spott.

Tritt her und schau mit Fleiße,
sein Leib ist ganz mit Schweiße
des Blutes überfüllt;
aus seinem edlen Herzen
vor unerschöpften Schmerzen
ein Seufzer nach dem andern quillt.

Wer hat dich so geschlagen,
mein Heil, und dich mit plagen
so übel zugericht‘t?
Du bist ja nicht ein Sünder,
wie wir und unsre Kinder,
von Übeltaten weißt du nicht.

Ich, ich und meine Sünden,
die sich wie Körnlein finden
des Sandes an dem Meer,
die haben dir erreget
das Elend, das dich schläget,
und das betrübte Marterheer.

Ich bins, ich sollte büßen,
an Händen und an Füßen
gebunden in der Höll;
die Geißeln und die Banden
und was du ausgestanden,
das hat verdienet meine Seel.

Du nimmst auf deinen Rücken
die Lasten, die mich drücken
viel schwerer als ein Stein.
Du wirst ein Fluch, dagegen
Verehrst du mir den Segen;
Dein Schmerzen muss mein Labsal sein.

Du setzest dich zum Bürgen,
ja lässest dich erwürgen
für mich und meine Schuld;
mir lässest du dich krönen,
mit Dornen, die dich höhnen,
und leidest alles mit Geduld.

Du springst ins Todes Rachen,
mich frei und los zu machen
von solchem Ungeheur.
Mein Sterben nimmst du abe,
vergräbst es in dem Grabe,
O unerhörtes Liebesfeur!

Ich bin, mein Heil, verbunden
all Augenblick und Stunden
dir überhoch und hehr;
was Leib und Seel vermögen,
das will ich dankbar legen
allzeit an deinen Dienst und Ehr.

Nun, ich kann nicht viel geben
in diesem armen Leben,
eins aber will ich tun:
es soll dein Tod und Leiden,
bis Leib und Seele scheiden,
mir stets in meinem Herzen ruhn.

Ich wills vor Augen setzen,
mich stets daran ergötzen,
ich sei auch, wo ich sei.
Es soll mir sein ein Spiegel
der Unschuld und ein Siegel
der Lieb und unverfälschten Treu.

Wie heftig unsre Sünden
den frommen Gott entzünden,
wie Rach und Eifer gehen,
wie grausam seine Ruten,
wie zornig seine Fluten,
will ich aus diesem Leiden sehn.

Ich will daraus studieren,
wie ich mein Herz soll zieren
mit stillem, sanftem Mut,
und wie ich die soll lieben,
die mich doch sehr betrüben
mit Werken, so die Bosheit tut.

Wenn böse Zungen stechen,
mir Glimpf und Namen brechen,
so will ich zähmen mich;
das Unrecht will ich dulden,
dem Nächsten seine Schulden
verzeihen gern und williglich.

Ich will ans Kreuz mich schlagen
mit dir und dem absagen,
was meinem Fleisch gefällt;
was deine Augen hassen,
das will ich fliehn und lassen,
gefiel es auch der ganzen Welt.

Dein Seufzen und dein Stöhnen
und die viel tausend Tränen,
die dir geflossen zu,
die sollen mich am Ende
in deinen Schoß und Hände
begleiten zu der ewgen Ruh.

unbekannt – Christus der vns selig macht

Christus der vns selig macht
Kein bös hat begangen
Ward für vns zur Mitternacht
Als ein dieb gefangen
Gefürt vor Gotlose leuth/
Vnd felschlich verklaget/
Verlacht/ verhönt/ vnd verspewt/
Wie die Schrifft das saget.

IN der ersten tages stund/
ward Er vnbescheiden/
Als ein Mörder dar gestelt/
Pilato dem Heiden/
Der jhn vnschuldig befand/
Vnnd on sach des todes
Ihn derhalben von sich sandt
Zum König Herodes.

Vmb drei warde Gottes son
Mit geisseln geschmissen
Vnd sein haupt/ mit einer kron
Von dornen zerrissen
Gekleidet zu hohn vnd spott
Ward auch seer geschlagen
Vnd das Creutz zu seinem tod
Musst er selber tragen.

Vmb sechs ward er nackt vnd blos
an das creutz geschlagen
An dem er sein blut vergos
Bettet mit weetagen/
Die zuseher spotten sein
Auch die bei jm hiengen
Bis die Son auch jren schein
Entzog solchen dingen.

JEsus schrei zur Neunden stund
Klaget sich verlassen
Bald ward gall in seinem mund/
Mit essig gelassen
Da gab er auff seinen geist
Vnnd die Erd erbebet
Des Tempels vorhang zerreis
Mancher fels zerkleubet.

DA man hatt zur Vesper zeit
Die Schächer zerbrochen
Ward JESUS in seine seit
Mit eim speer gestochen
Daraus Blut vnd wasser ran
Die Schrifft zu erfüllen
Wie Johannes zeiget an
Nur vmb vnsert willen.

DA der tag sein ende nam
Der Abent war komen
Ward Jesus vons creutzes stam
Durch Joseph genommen
Herrlich nach Jüdischer art
In ein grab geleget
Alda mit hütern bewart
Wiei Mattheus zeuget.

Hilff Christe Gottes son
Durch dein bitter leiden
Das wir Dir steths vnderthon
All vntugent meiden
Deinen Tod/ vnd sein vrsach
Fruchtbarlich bedencken
Dafür/ wiewol arm vnd schwach
Dir danckopffer schencken.

Amen.