(Offenes Blatt in groß Querfolio; oben vier Reihen Noten für die vier Stimmen, unter jeder Reihe die erste Strophe des Liedes als Text; unten die vier anderen Strophen. Am Schluß das Datum: „Wittenberg freytag nach Epiphanie im 1524 Jar: Erhart Hegenwalt.“ Königl. Bibliothek zu Berlin.)
1. ERbarm dich meyn, o herre got,
nach deyner grossn barmhertzigkayt.
Wäsch ab, mach rain mein missetat,
ich kenn mein sünd und ist mir leid.
Allain ich dir gesundet han,
das ist wider mich stetigklich;
das böß vor dir mag nit bestan,
du bleybst grecht, ob du urtailst mich.
2. Sych her, in sünd bin ich geborn,
in sünd empfing mich mein muter;
Die warheit liebst, tust offenbarn
deiner weyßheit heimlich guter.
Bespreng mich, herr, mit Isopo,
reyn wird ich, wo du wäschest mich,
weysser dann schne, mein ghör wirt fro,
als mein gebein wirt frewen sich.
3. Herr, sich nit an die sünde mein,
thun ab all mein ungrechtikait
Und mach in mir das hertze reyn,
ain newen gaist in mir berayt.
Verwürff mich nit von deim angesicht,
dein heylig geyst wend nit von mir,
die freud deins heyls her zu mir richt,
der willig geist enthalt mich dir.
4. Die gotlosen wil ich deine weg
und die sünder auch thun leren,
Das sy von bösen, falschen steg
zu dir durch dich sich bekeren.
Beschirm mich, herr, meins heyls ain got,
vor deim urteil, durchs blut behut!
mein zung verkünd dein rechts gebot,
schaf, dz mein mund dein lob außbreit.
5. Kain leyplich opffer von mir heyschst,
ich hete dir das auch geben;
so nymm nu den zerknirschten geist,
betrübts und traurigs hertz darneben.
Verschmech nit, got, das opffer dein,
thun wol in deiner gütikait
dem berg sion, da christen sein,
die opffern dir gerechtigkayt.