Ist ain bitt, klag und rach Psalm.
ERhör mein gebett, O herr Got,
vernimb mein bitten in der not,
umb deines glaubens willen,
thu mein beger erfüllen;
Umb willen deiner ghrechtigkait
antwurte mir in meinem layd
und geh nit ins gerichte,
mit deinem knecht nit fichte;
Dann kain lebendiger erscheyn,
der vor mir mög rechtfertig seyn;
hilff, Herr, der feynd verfolgt mein seel
und tracht, wie er mirs leen steel,
er tritt mich gar zu boden.
Dann er mich in das finster stellt,
gleych wie die todten auff der welt,
mein gayst ist mir verseret,
mein hertz im leib verstöret;
Ich denck an die vorigen zeyt
unnd tracht nach deinen wercken weyt,
von gschefften deiner henden
will ich mein red vollenden.
Ich braytte auß mein hend zu dir,
mein seel dürstet gantz mit begir
auff erd nach dir, mich bald erhör,
mein gayst vergeht: O mein Gott, wör,
thu dich vor mir nit bergen!
Dein antlitz, Herr, von mir nit weych,
das ich denen nit werde gleych,
die in die gruben faren,
darumb thu mich bewaren;
Laß mich frü dein barmhertzigkait
hören in meiner angst unnd layd,
dann ich auff dich thu hoffen;
mach mir, Herr, den weg offen,
Auf welchem ich gehn sol hinfür,
dann ich heb mein seel auff zu dir,
von meinn feynden errette mich,
zu dir, mein Got, zuflucht hab ich,
leer mich thun deinen willen.
Dann du bist mein Gott und beystand,
dein gayst für mich auff ebnem land
umb deines namens willen,
laß mein leben nit stillen;
Für mein seel auß der not und layd
umb willen deiner ghrechtigkait
und thu mein feynd verstören,
durch dein güte jn wören.
Und bringe umb auch alle, die
mein seel engsten auff erden hie,
dann ich bin dein knecht alle zeyt;
o Herr, erlöß die gfangen leüt,
die dich anrüffen, Amen.
Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer