Albert Zeller – Liebe höret nimmer auf

Liebe höret nimmer auf,
Fort und fort zu sorgen;
Sorgen ist ihr Lebenslauf
Heute so wie morgen.

Wie es wohl den Lieben geht
In der weiten Ferne?
Alle Wolken fraget sie,
Sonne, Mond und Sterne.

Wie ihr Leben Sorgen ist,
Ist es auch Vertrauen;
Denn sie liebt es immerdar,
Auf den Herrn zu schauen.

Der ein Herz zu lieben gab,
Muss gewisslich lieben,
Und er sorget fort und fort,
Hüben so wie drüben.

Darum fürcht und hoffe nur,
Aber mit Vertrauen!
Hoffen, Glauben wandelt sich
Leise dann in Schauen.

Grafe, Hermann Heinrich – O lasset uns ihn lieben

1
O lasset uns Ihn lieben,
der uns zuerst geliebt,
und nicht den Geist betrüben,
den uns der Heiland gibt!
Nach Ihm sei das Verlangen,
der Sich uns nahgebracht,
die Liebe zu empfangen,
die uns so selig macht!

2
O lasset uns Ihn lieben,
der uns zuerst geliebt!
Am Kreuze steht’s geschrieben,
was Er für Liebe übt:
Er ist für uns gestorben,
bedeckt mit unsrer Schuld;
so hat Er uns erworben
des Vaters Herz und Huld.

3
O lasset uns Ihn lieben,
der uns zuerst geliebt,
uns in der Liebe üben,
die andern gern vergibt,
die in dem Bruder ehret
des Heilands Ebenbild,
zu dienen nur begehret,
von Christi Sinn erfüllt.

4
Ja, lasset uns Ihn lieben,
der uns zuerst geliebt!
Von Seinem Geist getrieben,
es keine Schranken gibt.
So sehr wir an Ihm hangen,
der uns zuerst geliebt,
so sehr wir auch verlangen,
dass unser Herz Ihn liebt.

Gottfried Arnold – Um ewige Liebe zu Jesu

Ich hab‘ Ihn dennoch lieb,
Und bleibe an Ihm hangen;
Er nur ist meine Lust,
Er einzig mein Verlangen!
Fall‘ ich auch öfters noch
Aus meiner Liebespflicht,
So trennet solches doch
Die treue Liebe nicht.

O hätt‘ ich stets die Kraft,
Die ich mir wünschen wollte,
Dass ich nur stets in Ihm
Erfunden werden sollte!
Gewiss, ich bliebe treu,
Er sollte noch an mir
Erleben seine Luft
Und seines Namens Zier!

Das Wollen und der Mut
Sind da, wenn gleich zu Zeiten und
Mir das Vollbringen fehlt;
Ich sehe täglich streiten,
In mir mit Fleisch und Blut
Den stillen Jesussinn,
Weil ich annoch ein Kind
In seiner Liebe bin.

Doch werd‘ ich dermaleinst
Zu meiner Mannheit kommen
Wie will ich Ihm so treu
Verbleiben, meinem Frommen,
Dem König meines Heils!
Ach, gegen Ihn allein
Soll dann von ew’ger Glut
Mein Herz entzündet sein!

Komm, Jesu, zünde an
Den Willen, die Gedanken
Und Alles, was in mir!
Dann werd‘ ich nimmer wanken.
Hilf mir zu meiner Pflicht,
Entflamme gegen Dich
Mein Herz, so bleib‘ ich treu
Dir, liebster, ewiglich!

Arnold, Gottfried – Um völlige Liebe Gottes.

Gott ist ganz mein, und ich bin Sein;
Den Einen lieb‘ ich ganz allein;
Und was ich also liebe,
Das liebt auch unaussprechlich mich,
Und zieht mich mit Gewalt in sich,
Wie wenn ein Strom mich triebe.
Ja, was mich also ziehet hin,
Des bin ich mehr, als ich mein bin.

Drum, wer von Gott die Lieb‘ erlangt,
Dass er Ihm wesentlich anhangt,
Der wird ein Kind der liebe
Durch Ihn, der selbst die Liebe heißt
Und ihn mit seinem Leben speist;
Was ist’s, das den betrübe?
Er ist ja mein, sobald ich Ihn
Erwähl‘, und nicht mein eigen bin!

Ach, wer hat wahre Seligkeit,
Als, den die Liebe zubereit’t
Und göttlich überwunden;
Wo Liebe von der Liebe Stärk
Erobert ist, und Gottes Werk
Die Seel‘ in sich gefunden?
O reine, wesentliche Lieb‘,
Ich fleh‘ um deinen ew’gen Trieb!

Da wird nichts mehr, als lieb‘ allein
Und Herz mit Herz vereinigt sein
In stolzer Gottesruhe.
Da wird nur Jesus in der Brust
Gebieten, dass Sein Geist mit Lust
Mir Gut’s um Gutes tue.
O Jesu! möchten Alle dein,
Und Du in Allen Alles sein!

Zinzendorf, Nikolaus von – Liebe zu Jesu und Sehnsucht nach Ihm.

Jesu! Deiner zu gedenken,
Kann dem Herzen Freude schenken;
Doch mit welchen Himmelstränken,
Labt uns Deine Gegenwart!

Lieblicher hat Nichts geklungen,
Holder ist noch Nichts gesungen,
Sanfter Nichts in’s Herz gedrungen,
Als mein Jesus, Gottes Sohn;

Tröstlich, wenn man reuig stehet,
Herzlich, wenn man vor Dir flehet,
Lieblich, wenn man zu Dir gebet,
Unaussprechlich, wenn Du da!

Du erquickst das Herz von innen,
Lebensquell und Licht der Sinnen!
Freude muss vor Dir zerrinnen;
Niemand sehnt sich gnug nach Dir!

Schweigt, ihr ungeübten Zungen!
Welches Lied hat Ihn besungen?
Niemand weiß, als Der’s errungen,
Was die Liebe Christi sei.

Mit Maria will ich flehen,
Ich will früh zum Grabe gehen,
Und Ihm nach dem Herzen sehen
Mit den Augen des Gemüts.

Ich erfüll‘ das Grab mit Tränen,
Und den Ort mit Ach und Stöhnen;
Hingebückt mit heißem Sehnen,
Wind‘ ich mich um Seinen Fuß.

Jesu, wunderbarer König,
Dem die Völker untertänig!
Alles ist vor Dir zu wenig:
Du allein bist liebenswert!

Lieber HErr! bleib‘ in der Nähe,
Dass Dein Licht im Geist entstehe,
Und die Finsternis vergebe,
Und wir schmecken Deine Kraft!

Wenn Du uns trittst vor’s Gesichte,
Wird es in dem Herzen lichte,
Alles Eitle wird zunichte,
Und die Liebe glühet auf.

Ach, Du hast für uns gelitten,
Wolltest all Dein Blut ausschütten,
Hast vom Tod uns losgestritten
Und zur Gottesschau gebracht!

Guter Jesu, lass mir’s glücken!
Deine Fülle mich erquicken;
Und die Glorie mich erblicken,
HErr, durch Deine Gegenwart!

Sich in Deine Liebe hüllen,
Kann die Seel‘ auf ewig stillen,
Sonder allem Ekel füllen,
Und doch hungert sie nach Dir!

Hunger kriegen, die Dich schmecken;
Dein Genuss pflegt Durst zu wecken,
Sehnsucht, sich nach Nichts zu strecken,
Als nach Dem, den’s Herze meint.

Tausendmal geht mein Verlangen,
HErr, nach Dir, Dich zu empfangen:
Aber wann kommst Du gegangen,
Und ersättigst mich mit Dir?

Deine Liebe ist unendlich,
Meine Sehnsucht unabwendlich;
Süßer Freund, Du bist mir kenntlich
Als der ew’ge Lebensbaum.

Jesu, Deine Wundergüte
Ist zu hoch für mein Geblüte:
Aber Kraft für mein Gemüte.
Deine Liebe binde mich!

An Dein Berz sich zu gewöhnen,
Macht der Seel ein ewig Sehnen,
Aus den Augen presst es Tränen,
Aus dem Herzen: Kyrie!

Wo ich lebe auf der Erde,
Such‘ ich Dich, o Hirt der Herde:
Fröhlich, wenn ich finden werde,
Selig, wenn ich Dich erhalt‘.

Dann will ich Dich recht genießen,
Und Dein Arm wird mich umschließen:
Innig will ich Dich dann küssen!
Aber, ach! wie lange währt’s?

Jetzt erst seh‘ ich, was ich sollte,
Jetzt empfang‘ ich, was ich wollte,
Da mir Trän‘ um Träne rollte,
Und mein Herz erzitterte!

Kann man Jesum also fühlen,
Wird die Liebe nicht erfühlen,
Oder je zum Ende zielen,
Sondern wächst und flammet auf.

O du seligstes Erglühen,
O du feuriges Bemühen,
Gottes Sohn in’s Herz zu ziehen!
Süßes Seelen-Abendmahl!

König! würdig aller Kränze,
Quell der Klarheit ohne Grenze,
Komm der Seele näher, glänze!
Komm, Du längst Erwarteter!

Durch Dich wird das Herz erquicket,
Und zur Liebe hingezücket,
Und die Welt dem Fluch entrücket.
Du bist meiner Seele Ruhm!

Jesu, Glorie der Zeiten!
Gehst Du? ich will Dich begleiten!
Bleibt mein Herz nur Dir zur Seiten,
O so raubt Dich Niemand mir!

Du, den ich in’s Herz mir hefte,
Der nach Seinem Siegsgeschäfte
Sitzt zur rechten Hand der Kräfte:
Komm, geneuß des Freudenreichs!

Himmelsbürger, kommt gezogen!
Öffnet eurer Tore Bogen,
Ruft, von Freuden überwogen:
„Holder König, sei gegrüßt!“

„Brunnen der Barmherzigkeiten,
Licht der unumschränkten Weiten,
Treibe weg die Dunkelheiten,
Gib uns Deiner Klarheit Blick! “

„Dich erhöh’n des Himmels Heere,
Dich besingen unsre Chöre:
Du bist unsre Macht und Ehre,
Du hast uns mit Gott versöhnt!“

Jesus herrscht in großem Frieden;
Er bewahrt Sein Volk hienieden,
Dass, bis es Ihm nachgeschieden,
Es hier selig warten kann.

Jesus ist zum Vater gangen,
Hat den vorigen Glanz empfangen;
Über meines Geist’s Verlangen
Ist Ihm dorthin nachgeeilt.

Jesus, den wir jetzt mit Loben
Und mit Psalmen hoch erhoben,
Jesus hält aus Gnaden droben
Uns die Stätte schon bereit.

(1730; nach dem Jubilus Bernhardi.)

Gottfried Arnold – Macht der Gottesliebe.

Ich kann von Dir nicht schweigend sein,
O Liebe, die Du mich hinein
In Gott gezogen hast,
Auch immer stärker in mich bringst,
Bis Du in Dir mich völlig bringst,
Zur ew’gen Sabbatsrast!

Die Liebe, die vom Schöpfer fließt,
Und wieder ihre Wellen gießt
Zu ihrem Quell hinein,
Ist ihrem Ursprung ähnlich ganz,
Und zeigt der Kräfte hohen Glanz,
Die göttlichstark und rein.

Wo Liebe baut des Herzens Haus,
Da treibt sie falsche Neigung aus,
Die sonst unbändig ist.
Die Weisheit in der Liebe Reich
Hat männlich und doch sanft zugleich,
Ein Ernst, mit Lust versüßt.

Natur, und wär‘ sie noch so mild,
Bis obenan mit Lieb erfüllt,
Mag hier nicht gültig sein,
Noch wen’ger selbstgemachte Lieb‘,
Wo sich bei falschem Wort und Trieb
Verstellung menget ein.

Was kein Gesetz, kein Regiment
Der eignen Kräfte bringt zum End‘,
Der Seel zu schaffen Ruh‘:
Das wirket Gott durch seinen Sohn,
Wenn diesem Er den Liebesthron
Im Herzen rüstet zu.

Sein Thron ist Liebe, sanft und hehr;
Was Gott hier nicht selbst tät und wär‘,
Das müsst‘ verbannet sein.
Die Stoppeln werden ganz verzehrt,
Das laut‘re Gold allein bleibt wert,
Das Herz wird völlig rein.

Die Seele sucht in Gott nun sich,
Und in sich Gott ganz wunderlich,
Weil beide Eines sind.
Wer trennt, was Gott vereinigt hat?
Wer scheidet, wenn Er in der Tat
Sich selbst mit uns verbind’t?

Wie hungert, Liebe, mich nach Dir!
Wie schäm‘ ich mich, dass ich in mir
Dir noch so ferne bin!
Ach, lass mich diesem Himmelreich
Gewalt antun, und ziehe gleich
Mich ewig in Dich hin!

Gottfried Arnold – Triumph der ewigen Liebe.

Holdsel’ges Gotteslamm,
Sieh hoch gebenedeiet,
Dass du die Lieb erneuet
Als unser Bräutigam!
Die Lieb‘ wird triumphieren,
Und uns mit Kronen zieren,
Weil sie vom Himmel kam,
Holdsel’ges Gotteslamm!

Vereinte Liebe siegt,
Schwebt über alle Höhen,
Wird überwunden sehen
Den Feind, der sie bekriegt.
Die Siegespsalmen klingen,
Dem König Dank zu bringen,
Vor dem die Welt erliegt!
Vereinte Liebe siegt!

Nach wohl vollbrachtem Streit
Rechtfertigt sich das leben,
Das uns die Lieb‘ gegeben,
In ew’ger Jubelfreud‘.
Steh‘ auf, du Fürst der Deinen,
Siegprächtig zu erscheinen
In deiner Lieblichkeit,
Nach lang geführtem Streit!

Du nur bist liebenswert!
Man wird Dich ewig müssen
In sel’ger Liebe grüßen,
So lang die Liebe währt!
Die Liebe wird bestehen,
Wann Alles wird vergehen,
Wie uns dein Mund gelehrt.
Du nur bist liebenswert

Ein festes Liebesband
Ist uns von dir gebunden,
Sobald uns aufgefunden
Des treuen Hirten Hand.
Komm, lass in deinen Armen
Uns, edler Hirt, erwarmen!
Wir sind Dir nah‘ verwandt
Durch festes Liebesband!

Mit einem Herz und Mund
Soll in uns unser Meister
Dich, Vater aller Geister,
Hoch preisen alle Stund,
Frohlocken, jubilieren,
In Liebe triumphieren.
Sei Du der neue Bund
Zu einem Herz und Mund!

Der heil’gen Engel Chor
Verkündigt deine Taten,
O Held, voll Kraft und Raten,
Und hebt dein Lob empor!
Zeuch her in deiner Stärke,
Lass deine Liebeswerke
Siegprächtig ge’hn hervor,
So tönt der Himmel Chor!

Der Ält‘sten ganze Schar,
Die vor dem Throne wohnen,
Die werfen ihre Kronen
Zu deinen Füßen dar.
Wir fall’n mit ihnen nieder,
und singen Lobeslieder;
„Heil Ihm, der ist und war!“
So ruft der Ält‘sten Schar.

Die Liebesharmonie
Soll immer süßer spielen,
Je mehr sie Kraft wird fühlen,
Ohn Ende dort und hie.
Dein Reich muss in uns bleiben,
Vermischte Kraft vertreiben
Der eiteln Phantasie
Durch Liebesharmonie.

So wächst dein Leben mehr
Zur vollen Mannesstärke,
Wenn alle deine Werke
Dir bringen Preis und Ehr.
Lieb‘ ist’s, die Engel machet;
Lieb‘ ist’s, die still verlachet
Der Feinde ganzes Heer,
Denn ihre Zier ist Er!

Dank, Weisheit, Stärk‘ und Pracht,
Lob, Herrlichkeit und Leben
Sei unserm Gott gegeben,
Der uns zur Lieb‘ gebracht!
Das Lamm, das uns befreiet,
Sei hoch gebenedeiet,
Ihm sei Lob, Preis und Macht
Dank, Weisheit, Stärk‘ und Pracht!

Gottfried Arnold – Die allein selig führende Liebe.

O mein Herz, zeuch dein Begehren
Tief in die Verborgenheit,
Außer Ort, Person und Zeit
Alle Liebe zu verzehren
In dem Quell, der ewig bleibt,
Dem du ganz bist einverleibt!

Sprich: wo hast du Ruh‘ gefunden?
Was hat, außer Gottes Bild
Deinen Hunger ganz gestillt?
Hat dich Etwas überwunden,
Was nicht Jesus selber ist,
Der Geist, Seel‘ und Leib durchsüßt?

Niemand kann sein Lieben stehlen;
Es bat allzutiefen Grund,
Wird durch keine Schlange wund.
Bei’m Versöhnen unsrer Seelen
Kann die Seele sicher sein,
Wenn sie in Ihn dringet ein.

Dieser reinen Liebe Kräfte
Bringen jedes and’re Band
Auch zu einem reinen Stand,
Töten fleischliche Geschäfte,
Zieh’n den liebedurst’gen Sinn
In das Leben Gottes hin.

Lass Vernunft und Heuchelwesen
Tadeln den Gehorsamsweg:
G’nug, dass ich dies Zeugnis heg‘:
Uns hat Christus auserlesen,
Dass kein Herz sich mehr verirrt,
Wenn sein Herr ihm alles wird!

Jesu Geist bleibt unser Führer,
Dessen Aug‘ auf’s Wesen schaut;
Wem er dieses Licht vertraut,
Der bleibt nicht sein Selbstregierer.
Was Sein Wort verleiht und spricht,
Hindert seine Liebe nicht.

O, wie frei kann ein Gemüte
Bei der Weisheit Führung sein!
Spricht die Kreatur auch drein,
Herrscht doch Gottes stille Güte!
Menschenurteil fällt schon hin,
Denn ist nicht Gottessinn!

Treuste Weisheit, meine Lieder
Sollen Dir stets klingen fort!
Denn nur Dein untrüglich Wort
Bringet das Verlorne wieder.
Nimm von deinem Eigentum
Weisheit, Stärke, Dank und Ruhm!

Gottfried Arnold – Sieg der ewigen Liebe.

Nun muss ich Ihn lieben, nun muss ich allein
Der göttlichen Liebe Verbundener sein.
Ihn lieben ist Freude und Seligkeit g’nug,
Drum folg‘ ich mit Wonne dem Heiligen Zug!

Was bringet die irdische Liebe, als Tod?
Was wirken die Lüste des Fleisches, als Not?
Wie bald ist ein Schimmer der Freude vorbei!
Da sieht man, wie flüchtig die Eitelkeit sei.

Der göttliche Funke kann nimmermehr ruh’n,
Als wenn er zum Urquell sich wieder kann tun;
Da findet er Freude, da gibt er sich ein,
Da wächset sein Leuchten vom lieblichsten Schein.

Und wenn er nun wächset, so mehrt sich die Kraft,
Die Gottes erquickende Liebe verschafft;
Dann stirbet das Fleisch, dann erstehet der Geist,
Den Christus sein Kind und sein Eigentum heißt!

Hier öffnet sich die paradiesische Lust,
Dabei den Erwählten nur Reinheit bewusst.
Da kämpfet und sieget vereinigte Stärk,
Und gürtet sich fröhlich zum göttlichen Werk.

Bewegst du, o Jesu, den innersten Grund,
So öffne des Glaubens erweiterten Grund;
Erfülle das Herz mit Liebe zu Dir,
Und bleibe in Schmerz und Freude bei mir!

Du hast ja die Fülle der Liebe für mich!
Drum such‘ ich bei Dir und bei Andern nicht;
Und kann ich unmöglich mehr ohne Dich sein,
Dann sink‘ ich in Deine Vollkommenheit ein!

Rinkart, Martin – O Jesu, meine Lieb!

1. O Jesu, meine Lieb!
Wie soll ich dir vergelten!
Du könntest billig mich
Verdammen, strafen, schelten,
So machest du mich los
Von Sünde, Höll und Tod!
Und warnest über das
Mich noch vor solcher Not.

2. O Jesu, meine Lieb!
Wie soll ich dir bezahlen,
Was von Schreckbildern du
Mir lässest nur vormalen!
Ach bild‘ und schreibe sie
Selbst meinem Herzen ein;
Und laß die Lieb an mir
Ja nicht verloren sein.

3. O Jesu, meine Lieb!
Wie soll ich dir verdanken
Der Liebe Wissenschaft,
Erlösung und Gedanken!
Laß alle Kreatur
Mir schreiben in mein Herz:
Daß Himmel, Höll und Tod
Kein Kinderspiel noch Scherz.