Agricola, Johann – De Ander Psalm,

Quare fremuerunt gentes.

ACh Here Godt, wo hebben sick
wedder dy so hardt gesettet,
vorsammelt ock eintrechtichlick,
eren wreuel an dy gewettet
Heiden, Jüden vnde ere genaten!
wowol se gruwelick dauen,
vorgeues ys gescheen dat:
dyn gewalt ys hoch darbauen,
du bist vor en wol seker.

Vorredet, vorknüppet gar törnichlick
hebben sick de Köninge der erden,
wreuelick gelegert wedder dick
vnde den du heffst gegeuen,
Gesaluet mit dem geiste dyn,
vp dem dyn wyßheit rowet:
dem willen de Tyrannen tho weddern syn,
an dem ydt en wol vöget,
vnde delgen van der erden.

Mordt! sla dodt, sla dodt! scrien se,
scholde der lüde lere vns vangen??
Wolde Godt, se weren gebaren nu,
se möthen alle nu hangen.
Strick, band leuent, lere vnde dadt
moth vpgehauen werden:
wat wedder vns gestreuet hat
schal nümmer leuen vp erden,
dat jock könne wy nicht liden.

Desser mörder stolten modt
kanstu, Here, yo nicht dulden;
Du syst, lachest, spottest eres auermodes,
straffest wat se hyr vorschulden.
Du sprickst ein wordt, so sint se dodt
vnde weten nergent tho bliuen;
dyn torn drenget, swenget, bringet se ynn nodt,
dyn torn wert se towriuen:
so gelinget en er drouwen.

Du sprickst: Dewile se nu liggen gar,
so wil ick einen Köning welen,
De ewiglick vnde yümmerdar
vlitig waren schal der Seelen;
Tho Zion schal syne waninge syn,
mynen radt wert he erfaren
vp dem leuesten orde myn,
myn wordt wert he bewaren
vnde myne tidt vorkündigen.

De HERE sprack: Höre, wat ick dy sage,
so schal de Köning schallen,
Du bist myn Söne, daran nicht tzage,
an dy drag ick gefallen;
Gebarn hebbe ick dy dardorch den geist.
dyne herlicheit ys anbraken
na dem dode aldermeist,
hüden ys dorch dy gewraken
der Jöden vnd Heyden wöten.

Bidde van my, so geue ick dy
de Heyden dy thom erue,
dartho der gantzen werlde tzyr
schenck ick dy tho besitting vnde erue:
Richte se mit der ysern rode
dorcht wordt van dyner güde,
towriff se als men den scheruen doth,
dat se leren kennen dyns rode,
wo truwlick du se meinest.

Ere kranckheit swar vorswig erer nen,
mynen torn lath stede vth scrien;
Thobreken möth flesch, marck vnd been,
wor myn Wordt schal wol dyen;
Mynes mundes swerdt sleit frisch darynn,
nen stückelken leth ydt blieuen,
wat das öuet Adams schyn,
böse lüste kan ydt vordriuen:
so meret sick mynes Söns Rike.

De vor van juw gecrütziget ward,
ys nu juwe richter worden:
Seth tho, früchtet juw, gy Vörsten tzart,
he wil juw wedder morden;
Sith wyß vnde klick, hebbet acht vp en,
de gy regern de erden:
juwe gelücke, gudt, eere ys gantz darhen,
gy möthen vorneddert werden:
früchtet juw vnd latet juw wisen.

Geuet juw yn dysses Köninges handt,
sweret truw vnde holdt tho werden,
Süs werde gy steruen altho handt,
juwe leuent ys nicht vp erden:
Gy können nicht lyden synen thorn,
wen he vp dat sachteste törnet.
salich ys vnde nye gebarn,
dem so söte wert gekörnet,
salich ys de em vortruwet.

Quelle

Johannes Agricola – Ein schön Begrep der Tein Gebade Gades.

GAdes recht vnde wunderdadt
wil vns her Moses tögen,
Dat wy erkennen Gades radt,
dat herte tho em negen;
He yuert starck, straffent lett he nicht,
he lydt nen Gades genoten,
vortruwen, hertlick thouorsicht
geualt em auer alle maten.

Hillicheit ys de name syn,
wol en anröpt de wert leuen;
Mißbruck straffet de helsche pyn,
dorch en werden sünde vorgeuen:
Entfla dy aller dyner wercke,
wuld du den Sabbath holden,
wacht allene vp Gades stercke,
lath en yn dy recht wölden.

Eeren schaltu de öldern dyn,
wult du lang vp erden leuen;
Do en dyner hülpe schyn,
Gades willen drepestu euen;
Des herten grul, der tungen vorgyfft,
der hende gruwlick döden,
vorbaden ys des hates stifft,
dynem viende help vth nöden.

Vndüchtige wordt, radt vnde dadt
wil Godt vp erden nicht lyden;
Gedancken teken öueldadt,
freten, supen schaltu myden;
Styl nicht süluer, goldt noch gudt,
de armen schaltu redden,
beger nicht ander swedt vnde blodt,
nen woker lath yn steden.

Beware mundt vnde herte rein
vam legen vp dynen negesten,
Holdt en als den leuesten dyn,
legge alle vth thom besten.
Wyff, hus, hoff vnde wat he hefft
schaltu yo nichtbegeren;
godt wil dy ane synen schaden
süs ricklich wol erneren.

Wol weten wil, wat yn em so,
de merck vp desse sprake:
Se töget an so mennigerley,
wo böse sy vnse sake.
Gades kinder don dith allene,
henweg ys vnse römen,
minschen dandt ys ydel schyn,
Godt straffet vnde wil vordömen.

Ach, HERE Godt, dewile wy syn
dorch dyne wordt geslagen,
Giff vns, Here, dynen Christ alleine,
süs möthe wy vortzagen;
Denn du vns geuen heffst
ein heil vnde trost der armen,
he ys dyner eeren glantz:
HERE, lath dy vns erbarmen.

Quelle

 

Agricola, Johann – Der CXVII. Psalm Psalmus Laudate dominum omnes gentes

Frolich wollen wyr Alleluia singen,
aus hitziger gyr unsers hertzen springen,
Seyn gnad vertilget hat alle unser sunden,
in yhm haben wyr reuche schetze funden.

Alls was lebt auff erden sollen Got loben,
reichlich ist seyn gnad uber uns erhoben,
Gnad, leben, sterk und krafft haben wyr ererbet,
hell, todt, des teuffels macht ist durch uhn verterbet.

Gott sagt gnade zu alln, die yhm vertrawen,
trost, hilff, schickt er zu den, so auff yhn bawen,
Fest, stedt, trewlich helt, one list und triegen,
wye seyn wort vormelt, dan ehr kan nicht liegen.

Got sey lob gesagt und seym eynige sone,
heyligem geyst, Gott von art, mechtig in eym throne,
Von anbegyn er war, bleybt auch bis ans ende,
all welt sihet yhn klar. Herr, von uns nicht wende.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer
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Weitere Texte des Autors in der „Glaubensstimme“

Agricola, Johann – Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ

Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ,
ich bitt, erhör mein Klagen;
Verleih mir Gnad zu dieser Frist,
laß mich doch nicht verzagen;
den rechten Glauben, Herr, ich mein,
den wollest du mir geben,
dir zu leben,
dem Nächsten nütz zu sein,
dein Wort zu halten eben.

Ich bitt noch mehr, o Herre Gott,
du kannst es mir wohl geben,
daß ich nicht wieder werd zu Spott;
die Hoffnung gib daneben,
voraus wenn ich muß die haben,
daß ich dir mög vertrauen
und nicht bauen
auf all mein eigen Tun,
sonst wirds mich ewig reuen.

Verleih, daß ich aus Herzensgrund
mein Feinden mög vergeben;
verzeih mir auch zu dieser Stund,
schaff mir ein neues Leben;
dein Wort mein Speis laß allweg sein,
damit mein Seel zu nähren
mich zu wehren,
wenn Unglück geht herein,
das mich bald möcht verkehren.

Laß mich kein Lust noch Furcht von dir
in dieser Welt abwenden;
Beständig sein ans End gib mir,
du hasts allein in Händen;
und wem dus gibst, der hats umsonst,
es mag niemand erwerben
noch ererben
durch Werke deine Gunst,
die uns errett vom Sterben.

Ich lieg im Streit und widerstreb;
hilf, o Herr Christ, dem Schwachen.
An deiner Gnad allein ich kleb,
du kannst mich stärker machen.
Kommt nun Anfechtung her,
so wehr
daß sie mich nicht umstoße;
du kannst machen, daß mirs nicht bringt Gefahr:
Ich weiß, du wirsts nicht lassen.

Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Kirche im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
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Nach anderen Quellen gilt der Verfasser als unbekannt.