Spangenberg, Johannes – Grates nunc omnes

Weihnachtsgesang
A. (1544)

Danksagen wir alle
Gott, unserm Herrn Christo,
Der uns mit seiner Geburt hat erleuchtet
Und uns erlost hat
Mit seinem Blut
Von des Teufels Gewalt.
Dem stehet allein zu,
Daß wir mit den Engeln singen
Allzeit: Preis sei Gott in den Höchsten.

B. (1545)

Danksagen wir alle
Gott unserm Herrn Christo,
Der uns mit seiner Gburt hat erleuchtet
Und uns erlöst hat
Mit seinem Blut
Von des Teufels Gewalt.
Den sollen wir alle
Mit seinen Englen loben mit Schalle,
Singend: Preis sei Gott in dem Höchsten.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Spangenberg, Johannes – Universi populi omnes iam gaudete.

Seid fröhlich, alle Christenleut,
Singt und jubiliret:
Er ist auf Erden kommen heut,
Der alle Ding regieret.

Gleich wie ein Bräutgam hoch von Art
Christ zu uns ist kommen,
Von Maria der Jungfrauen zart
Der ganzen Welt zu Frommen.

Er hat mit seiner heiligen Geburt
Den Teufel überböset
Und uns mit seinem bittern Tod
Vom ewigen Tod erlöset.

Gott Vater, Sohn und heiligem Geist
Lob sei dem heiligen Namen,
Der uns sein Fried und Gnade leist,
Der helf uns fröhlich. Amen.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Spangenberg, Johannes – Ein Dankliedlein für das Leiden Christi.

Ehr sei dir, Christe, der du leidest Noth,
An dem Stamm des Kreuzes für uns den bittern Tod,
Und herrschest mit dem Vater in der Ewigkeit;
Hilf uns armen Sündern zu der Seligkeit,
Kyrieleison.

Nu ist die Werlet alle zu Gott
Worden froh, daß er uns erlöset hat
Von der Helle mit seinem heilgen Blute.
Er leid so große Marter für unser Schulde.
Kyrieleison.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert

Spangenberg, Johannes – Sey gegrüst du heiliger tag,

Das Salve festa dies

1. Sey gegrüst du heiliger tag,
den Gott freudtsam erleuchtet hat,
An welchem frey des Todes art
von Christ uberwunden ward.

2. Nempt war, dis sind gnaden zeichen,
das er ist erstanden auff
Und hat alles herwiederbracht,
das lengst der welt war vorsagt.

3. Darumb frewt sich mit dem kempffer Christ
alles, was geschaffen ist,
Laub, gras, baum und alle blumen,
das Christ vom Tod ist komen.

4. Die gefangen warn im helschen reich
loben Gott all geleich,
Der den himel eröffnet hat,
zerstört des Teuffels hoffart.

5. Gottes son, der da am Creutze hieng,
eher erbieten alle ding,
Son, Mond, Erd, Lufft, Feur und Wasser,
die durch ihn sind geschaffen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Spangenberg, Johannes – Der hailgen leben thut stets nach Gott streben,

Der Hymnus Vita sanctorum

1. Der hailgen leben thut stets nach Gott streben,
unnd alle außerwölten hie auff erden
Solln Christ gleych werden, darumb ist er gstorben,
jn solchs zurwerben.

2. O Christ vom himmel, ernew unns von innen,
inn disen hailgen Osterlichen tagen
Gar zu entsagen aller welte frewden
ernstlich zu meyden.

3. Des todes kempffer, Christ, Gottes Sun schöpffer,
mit preyß erstanden von des todes banden,
Unns erlöset hatt mitt theurbarem lone
also gewonnen.

4. Nun ist erhaben sein gewalt mit lobe,
sitzet zu seines ewigen vatters rechten,
Endtlich zu richten aller menschen boßhait
mit ernstem urtayl.

5. O mensch, gedenck das fleyssig on underlaß,
dein gmüt stättigklich zu jm richt festigklich
Mit gantzem glauben, das du seiner frewden
werdst nit beraubet.

6. Das gib unns vatter durch Christ deinen zarten,
das wir deins willens mögen so erwarten,
In unserm leben deines gaystes wirckung
empfindlich werden.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Spangenberg, Johannes – Ach Herre, die heiden zorniglich

Der LXXIX Psalm
„KIrchengesenge etc. durch Johan Spangenberg, verfasset. 1545“ in folio.

Ach Herre, die heiden zorniglich
dein heilthumb han zerstöret,
Dein erbland und ganz königreich
in grunt verbrant, verheret,
Sie han die leichnam deiner Knecht
des himels voglen dargelegt,
ir fleisch den Thieren im lande.

2. Sie thun rings umb Hierusalem
wie wasser blut vergissen,
Kein grab man siht am selbigen end,
daraus gros schmach erfliesen,
Denn unser nachbarn all zu gleich
dich spotten, Gott im himelreich,
und uns, dein arme Kinder.

3. O Gott vater in ewigkeit,
leg ab dein zorn und grimme,
Erzeig uns dein barmhertzigkeit,
hör unser kleglich stimme!
Schütt auff die Heiden deinen zorn
und auff die völcker umb und umb,
die dich, Herr, nicht erkennen!

4. Sie wollen Jacob fressen auff,
sein Heuser gar verwüsten;
Las uns, Herr, geniessen unser lauff,
hilff, daß wir mögen büssen!
Vergib uns, Gott, all unser sünd,
bescher uns auch ein selige stund
umb deines namens willen!

5. Worumb sind wir der Heyden spot,
die uns teglich belachen,
Und sprechen: wo ist nun ihr Gott?
Herr, wend dich zu der Rache.
Laß für dich komen das groß geschrey
und mach dein volck vom tode frey
und löse die arme gefangen!

6. Vergilt unsern nagkbarn siebenfalt
in ihrem schoss und bosten,
Das sie dein wort so manigfalt
verkern mit falschen glosen;
Wir aber, deiner weide schaff,
tragen mit freud dein Rutt und straff
und dancken dir ewiglichen.

7. O Tröster gut in aller noth,
sey freundlich unns viel Armen!
All unser thun du fürder schon
unnd laß dich das erbarmen:
Deß Teuffels List zzu aller frist
in uns sein werck thut treiben!
hilff, daß wir mögen bleiben
bey dir allein! dein Wort halt rein
im Predigtamt, Weltlichen Stand
darzu im Ehelichen Leben!
Nach dieser Zeit in Ewigkeit
wollst uns den Himmel geben.

Spangenberg, Johannes – HErodes, höchster GOttes feind

Hostis Herodes impic

766 Geistliche Psalmen etc. Nürnberg MDCVII

HErodes, höchster GOttes feind,
was förchst das neugeboren Kind?
Er sucht nicht hie ein Jüdisch Reich,
der im Himmel herrscht ewiglich.

2. Die Kindlein klein mit falschem list
an stat deß neugeboren Christ
Erwürget hast in Unschuld groß,
deß bist du nu des Teuffels gnoß.

3. Die Klugen ferrn von Morgenland,
so bald ihn der Stern ward bekannt,
Suchten Jesum das Kindlein klein,
das alle Welt regiert allein.

4. Sie schenckten Christo reichen Soldt,
Weyrauch, Myrrhen und rotes Gold,
Damit sie jn bekannten frey,
daß Er GOtt, Mensch und Priester sey.

5. Christus, das selige Gotteslamb,
aller Welt Sünde auff sich nam,
Von S. Johannes ist getaufft,
der unns mit seinem Blut erkaufft.

6. Zur Hochzeit auf dem Dörfflein klein
ein Göttlich Wunderwerck erschein:
Das Wasser klar durch Jesum Christ
in süßen Wein verwandelt ist.

7. Lob, Ehr unnd danck sey dir gesagt,
Christ, geboren von der Reinen Magd,
Mit Vatter und dem heiligen Geist
vun nun an biß in Ewigkeit.

Spangenberg, Johannes – Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit

Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit,
Groß ist dein‘ Barmherzigkeit,
Aller Ding‘ ein Schöpfer und Regierer.
Eleison, eleison!

2. Christe, aller Welt Trost
Uns Sünder allein du hast erlöst.
O Jesu, Gottes Sohn,
Unser Mittler bist in dem höchsten Thron;
Zu dir schreien wir aus Herzensbegier:
Eleison, eleison!

3. Kyrie, Gott Heiliger Geist,
Tröst, stärk uns im Glauben allermeist,
Daß wir am letzten End‘
Fröhlich abscheiden aus diesem Elend.
Eleison, eleison! Amen.

Spangenberg, Johannes – Das Kyrie. Auff natinitatis Christi

„Kirchengesenge etc. durch Johan spangenberg, verfasset 1545“ in folio

O Vater almechtiger Gott,
zu dir schreien wir in der not!
Durch dein groß barmhertzigkeit
erbarm dich uber uns,

2. Die sich hertzlich zu dir keren,
gnad und hülff von dir begeren,
Auff das sie deinen willen
stets möchten erfüllen!

3. Wir bitten, Herr, dein erbarmung,
denn on dich haben wir kein hoffnung,
On dich wissen wir kein trost!
Erbarm dich uber uns!

2) Christe Eleison.

4. O Christ, wolst uns erhören,
für uns bistu mensch geboren
von Maria: erbarm dich uber uns!

5. Du hast für uns gelidden:
hilff, daß wir dir danckbar werden
und loben dich, o Herr, in ewigkeit!

6. Vom tod bist aufferstanden,
zum Vater ghen Himel gangen:
o Jhesu Christ, erbarm dich uber uns!

3) Kyrie eleyson

7. O Heilger geist. wolst uns geben
dich alzeit hertzlich lieben
Und nach deim willen streben!
erbarm dich uber uns!

8. Vergib uns all unser sünde,
hilff uns in der letzten stunde,
Las uns von hinnen scheiden,
im glauben bestendiglich!

9. O tröster der betrübten hertzen,
du tilgest der sünden schmertzen:
O du höchste gütigkeit,
erbarm dich uber uns!

Spangenberg, Johannes – Ach Herre Gott vom Himmelreich

Der 90. Psalm

Ach Herre Gott vom Himmelreich,
Wie kurz ist unser Leben!
Der bittre Tod uns all zugleich
Mit Schmerzen hat umgeben!
Du bist der Herr, der Himmel und Erd
Aus nichte hat geschaffen,
Auf dich so woll’n wir hoffen.
Du bist, Herr Gott, unsre Zuflucht,
Fels, Burg und Schloß, Schild, Heil und Schutz.
Auf dich wir ganz vertrauen!
Wenn wir dich han auf dieser Bahn,
Vor wem sollt uns noch grauen?

Du läßt’st durch’s Wort allhie und dort
Der Menschen Kinder sterben,
Und sprichst: Kinder, kommt wieder her!
Das Leben sollt ihr erben!
Denn tausend Jahr sind vor dir zwar
Wie gestern ist vergangen!
Wir dürfen nicht groß prangen,
Sind wie ein Schlaf und ein Nachtwach,
Wie Wasserstrom gehn wir davon,
Wir sind gar bald verirret,
Gleich wie das Heu auf grüner Au
Bald welk wird und verdorret.

Das macht dein Grimm und großer Zorn,
Daß wir sobald verderben!
In Sünden sind wir all gebor’n,
Deß müss’n wir plötzlich sterben.
Die Erbsünd uns den Schaden bringt,
Damit den Tod verdienet,
Wiewohl sie ist versühnet,
Schwebt stets für Dich im hellen Licht:
Darum mit Klag wir unser Tag
Gleich wie ein G’schwätz zubringen,
Vor unserm Ziel der Krankheit viel
Mit Haufen auf uns dringen.

Denn das ist wahr: siebenzig JAhr,
So lang währt unser Leben,
Es kommt auch wohl, daß achtzig voll
Den Menschen wird gegeben.
Ein solche Zeit wir rühmen weit
Und können doch nicht g’nesen:
Wenn’s köstlich ist gewesen,
So ist es Müh beid spät und früh,
Es fährt dahin schnell wie der Wind,
Als flögen wir von hinnen.
Wer aber glaubt’s, daß du so zörnst
Und fürcht‘ sich vor dei’m Grimme?

Lehr uns, Herr Gott, in uns’rer Noth,
Daß wir hie müssen sterben!
Tröst uns mit Fug, mach weis und klug,
Daß wir nicht gar verderben!
Kehr Dich zu uns, gib Huld und Gunst,
Sei gnädig deinen Knechten
Und lehr uns deine Rechte!
Behüt uns, Gott, beid, früh und spat,
Mit deiner Gnad vor allem Schad,
So woll’n wir fröhlich rühmen
All unser Tag! wende unsre Plag
Und laß uns zu dir kommen!

Erfreu uns nun, nachdem uns du
So lange hast geplaget!
Erzeig uns Gnad nach deinem Rath,
Tröst uns in unsrer Klage“
Thue auf, Herr mein, den Gnaden schrein,
Erfreu dein treue Knechte,
Das ganz menschlich Geschlechte!
Zeig ihn‘ dein Werk, Hülf, Trost und Stärk,
Dem nächsten Schatz gib Raum und Platz,
Mit unserm Feind zu fechten
Und zeig dein Ehr ihren Kindern
Und bring sie wohl zu rechte!

O Tröster gut in aller Noth,
Sei freundlich uns viel Armen!
All unser Thun du fürder schon
Und laß dich das erbarmen:
Des Teufels List zu aller Frist
In uns sein Werk thut treiben!
Hilf. daß wir mögen bleiben
Bei dir allein! dein Wort halt rein
Im Predigtamt, weltlichen Stand
Darzu im ehelichen Leben!
Nach dieser Zeit in Ewigkeit
Wollst uns den Himmel geben!