Unbekannter Autor – Philipp. 1. V. 21.

Christus der ist mein Leben,
Sterben ist mein Gewinn;
Dem tu ich mich ergeben,
Mit Fried fahr ich dahin.

Mit Freud fahr ich von dannen
Zu Christ, dem Bruder mein,
Auf dass ich zu ihm komme
und ewig bei ihm sei.

Ich hab nun überwunden
Kreuz, Leiden, Angst und Not:
Durch sein heilig fünf Wunden
Bin ich versöhnt mit Gott.

Wenn meine Kräfte brechen,
Mein Atem geht schwer aus,
und kann kein Wort mehr sprechen:
Herr, nimm mein Seufzen auf!

Wenn mein Herz und Gedanken
Zergeh‘n als wie ein Licht,
Das hin und her tut wanken,
Wenn ihm die Flamm‘ gebricht:

Alsdann fein sanft und stille,
Herr, lass mich schlafen ein
Nach deinem Rat und Willen,
Wenn kommt mein Stündelein;

und lass mich an dir kleben,
Wie eine Klett am Kleid,
und ewig bei dir leben
In himmlisch‘r Wonn und Freud!

unbekannt – Täglicher Morgen- und Abendsegen.

Des Morgens wenn ich früh aufsteh,
und des Abends zu Bette geh,
Sehn meine Augen, Herr, auf dich,
Herr Jesu! Dir befehl ich mich.

In den heilgen fünf Wunden dein
Da kann ich ruhn und sicher sein
Mit Leib und Seele, Hab und Gut:
Mein Schatz ist nur dein heilges Blut.

Denn, o Herr Christ! am Kreuzesstamm
Dein heilges Blut die Sünd hinnahm;
Drum ich wach oder schlafe ein,
Wollst du, Herr, allzeit bei mir sein.

Dein Engel mir stets halte Wacht;
Drum ich Tod, Teufel, Höll nicht acht,
Denn wo ich bin, bist du bei mir:
Mein Glück und Kreuz kommt alls von dir.

Ich leb odr sterb, so bin ich dein;
Darum ich dir die Seele mein
Befehl jetzund und auch im Tod:
Nimm sie zu dir, o treuer Gott!

unbekannt – Frühling.

Der kühle Maien,
Der mein Aug und Gmüt
Erquickt durch Gottes Güt,
Soll mich erfreuen.
Die Nachtigall
Lässt ihren Schall
Durch Berg und Tal erklingen;
Was lebt und schwebt,
Die Stimm erhebt,
Will Gottes Lob besingen.

Die Sonne blicket
uns an mit holdem Schein;
Manch kühles Lüftelein
Das Herz erquicket.
Die Bächlein schön
Hinrauschend gehn
und uns viel Freude machen;
Gras, Laub und Blüt
Sind froh bemüht,
uns freundlich anzulachen.

Drum lasst uns singen
Zu dieser frohen Zeit
Des Schöpfers Mildigkeit,
Das Herz aufschwingen;
Denn kann auch nur
Die Kreatur
Zu solcher Lust gedeihen:
Denkt, wie einmal
Des Himmels Saal
Uns ewig werd erfreuen.

unbekannt – Am Anfang des Jahres.

Das alte Jahr ist nun dahin:
Erneure, Jesu, Herz und Sinn,
Zu fliehen aller Laster Schar
In diesem lieben neuen Jahr.

Gib neuen Segen, Glück und Heil;
Hilf, dass wir sämtlich haben Teil
An dem, was uns, du höchstes Gut,
Erworben hat dein teures Blut.

Gedenke nicht der Missetat,
Damit wir, Jesu, früh und spat
So oft gehandelt wider dich:
Vergib und gib genädiglich.

Vergib uns alle Sünd und Schuld;
Gib in der strengen Not Geduld:
Dein guter Geist uns wohne bei,
Sein Hilf und Trost stets bei uns sei.

Gleich wie das güldne Sonnenlicht
Die Strahlen wieder zu uns richt:
So richte deinen Gnadenschein
Auf uns kraftlose Würmelein.

Lass deine Hilfe ‚allezeit,
Du Menschenfreund, uns sein bereit,
Beschere Nahrung, Korn und Most,
und segne reichlich Trank und Kost.

Gib auch, Herr Jesu, dies dabei,
Dass ich dir stets ergeben sei,
Dir dien in wahrer Frömmigkeit
und stets zum Tode sei bereit.

Verhüte schweren Unglücksfall,
Durchsüße wohl des Kreuzes Gall;
Ein Christ der muss doch insgemein
Allhier im Kreuz und Unglück sein.

Indessen gib zu aller Frist,
Gott, was uns ersprießlich ist,
Bis wir einmal nach dieser Zeit
Eingehen in die Ewigkeit.

Verf. unbekannt.

unbekannt – Meine Hoffnung steht auf Gott!

Meine Hoffnung steht auf Gott,
Gott, mein Heiland, mein Erretter,
Stiller aller Kreuzeswetter,
Steht bei mir bis in den Tod.
Meine Hoffnung steht auf Gott!

Meine Hoffnung steht auf Gott!
Der mir Leib und Seel gegeben
und mich durch mein ganzes Leben
Hat erhalten in der Not.
Meine Hoffnung steht auf Gott!

Meine Hoffnung steht auf Gott!
Gott, mein Heiland, hilft mir Armen,
Kann und will sich mein erbarmen,
Stehet bei bis in den Tod.
Meine Hoffnung steht auf Gott!

Meine Hoffnung steht auf Gott!
Hoffnung lässt mich nicht verderben,
Hoffnung lässt mich selig sterben,
Machet mich niemals schamrot.
Meine Hoffnung steht auf Gott!

unbekannt – An Gottes Segen ist alles gelegen.

Alles ist an Gottes Segen
und an seiner Gnad gelegen
Über alles Geld und Gut.
Wer auf Gott sein Hoffnung setzet,
Der behält ganz unverletzet
Einen freien Heldenmut.

Der mich hat bisher ernähret
Und so manches Glück bescheret,
Ist und bleibet ewig mein.
Der mich wunderlich geführet
Und noch leitet und regieret,
Wird forthin mein Helfer sein.

Viel bemühen sich um Sachen,
Die nur Sorg und Unruh machen.
Und ganz unbeständig sind:
Ich begehr nach dem zu ringen,
Was Vergnügen pflegt zu bringen,
und man jetzt gar selten findt.

Hoffnung kann das Herz erquicken:
Was ich wünsche, wird sich schicken,
So es anders Gott gefällt.
Meine Seele, Leib und Leben
Hab ich seiner Gnad ergeben
und ihm alles heimgestellt.

Er weiß schon nach seinem Willen
Mein Verlangen zu erfüllen;
Es hat alles seine Zeit.
Ich hab ihm nichts vorzuschreiben:
Wie Gott will, so muss es bleiben:
Wann Gott will, bin ich bereit.

Soll ich hier noch länger leben,
Will ich ihm nicht widerstreben;
Ich verlasse mich auf ihn:
Ist doch nichts, das lang bestehet;
Alles Irdische vergehet
und fährt wie ein Strom dahin.

Aus dem 17. Jahrh.

unbekannt – Fange Alles mit Jesu an!

Fang dein Werk mit Jesu an:
Jesus hats in Händen;
Jesum ruf zum Beistand an:
Jesus wirds wohl enden.
Steh mit Jesu morgens auf,
Geh mit Jesu schlafen;
Führ mit Jesu deinen Lauf,
Lasse Jesum schaffen.

Morgens soll der Anfang sein,
Jesum anzubeten,
Dass er woll dein Helfer sein
Stets in allen Nöten.
Morgens, Abends und bei Nacht
Will er stehn zur Seiten,
Wenn des Satans List und Macht
Dich sucht zu bestreiten.

Wenn dein Jesus mit dir ist,
Lass die Feinde wüten:
Er wird dich vor ihrer List
Schützen und behüten.
Setz nur das Vertrauen dein
In sein Allmachtshände
und glaub sicher, dass allein
Er dein Unglück wende.

Wenn denn deine Sach also
Mit Gott angefangen:
Ei, so hat es keine Not,
Wirst den Zweck erlangen;
Es wird folgen Glück und Heil
Hier in diesem Leben,
Endlich wird dir Gott dein Teil
Auch im Himmel geben.

Nun Herr Jesu, all mein Sach
Sei dir übergeben:
Es nach deinem Willen mach
Auch im Tod und Leben.
All mein Werk greif ich jetzt an,
Jesu, in dei’m Namen;
Lass es doch sein wohlgetan!
Ich sprech darauf Amen.

unbekannt – Sehnsucht nach dem Himmel.

O heilig Stadt,
Die Gott uns hat
Im Himmel oben gebauen,
Nun steht zu dir
All mein Begier,
Mein Hoffnung und Vertrauen.

Brunnenquell,
Daraus gar hell
Die Seligkeit tut fließen,
Ach, dass mein Mund
Allein ein Stund
Sein Lust in dir könnt büßen.

O güldnes Haus,
Lieblich durchaus,
Dem, der dich nur betrachtet;
Ein solcher hie
Ohn alle Müh
Die ganze Welt verachtet.

Wenn du so schön
und angenehm
Bist dem, dem von dir träumet:
Wie muss dem sein,
Der gar hinein
Zu deiner Glorie kömmet.

Was kein Aug hie
Gesehen nie,
Kein Ohr hat können hören,
Ist alls in dir,
Was ich nur mir
Kann wünschen und begehren.

Darum ich mir
Steif nehme für,
All Wollust zu verlassen,
Dass ich in Freud
Ohn alles Leid
Empfang ohn alle Maßen.

Mein Gott und Herr,
Was ich begehr,
Das kannst allein du geben,
Gib mir Geduld,
Dass ich dein Huld
Erwerb in jenem Leben.

Verf. unbekannt – Altes Wallfahrts- und Pilgerlied.

Schönster Herr Jesu,
Herrscher aller Erden,
Gottes und Mariä Sohn:
Dich will ich lieben,
Dich will ich ehren,
Du meiner Seelen Freud und Kron!

Schön sind die Felder,
Noch schöner sind die Wälder
In der schönen Frühlingszeit;
Jesus ist schöner,
Jesus ist reiner,
Der unser traurig Herz erfreut.

Schön leucht die Sonne,
Noch schöner leucht der Monden
und die Sternlein allzumal:
Jesus leucht schöner,
Jesus leucht reiner
Als all die Engel im Himmelssaal.

Aus dem 12. Jahrhundert