Johann Anastasius Freylinghausen – Schaff in mir Gott ein reines Herz.

Psalm 51,12-14.
Weise: Nun lasst uns den Leib begraben.

1. Schaff in mir, Gott, ein reines Herz,
Ein Herz, das sich stets himmelwärts
Aufschwinge und, von Sünden frei,
Mit Lust dir diene ohne Scheu.

2. Erneure, was verblichen ist
In mir durch Satans Trug und List;
Befestige den schwachen Sinn,
Dass nicht der Feind ihn reiße hin.

3. Dein Auge hat es wohl gesehn,
Was durch Betrug der Lust geschehn;
Ich bin nicht wert, dein Angesicht
Zu sehen; doch, Herr, zürne nicht.

4. Den Geist, das teure Liebespfand,
Durch deine Gunst mir zugewandt,
Nimm nicht, wie ichs verdient, von mir,
Weil ich gesündigt hab an dir.

5. Lass aber seiner Gnaden Kraft,
Die Fried und Freude in uns schafft,
Den Trost einflößen meinem Geist,
Darauf dein Wort uns hoffen heißt.

6. So werd ich auch ohn Furcht und Zwang
Mit Freuden richten meinen Gang
Zu deiner Ehr, nach deinem Wort,
Und selig sein so hier als dort.

7. Dem Vater, Sohn und heilgen Geist,
Der aller Blöden Tröster heißt,
Sei Preis, Dank, Ruhm und Herrlichkeit
Von nun an bis in Ewigkeit.

Johann Anastasius Freylinghausen – Es ist in keinem andern Heil.

Weise: Mein Herzens-Jesu, meine Lust.

1. Wir Menschen sind in Adam schon
Gefallen und verdorben,
Dadurch wir den gerechten Lohn
Des Todes uns erworben;
Das macht, dass man uns Sünder nennt,
Die sich aus eigner Schuld getrennt
Von Gott, dem wahren Leben.

2. Dies ist der Name, der uns macht
Vor Gott zu Spott und Schande,
Der uns um unsern Schmuck gebracht,
Gelegt in Strick und Bande,
Mit Fluch und Finsternis bedeckt
Und uns mit Tod und Hölle schreckt;
O jammervoller Name!

3. Niemand war in der ganzen Welt,
Der uns durch seinen Namen
Befreien konnt, denn nur der Held,
Der als des Weibes Samen
Sich bei uns in der Füll der Zeit
Aus der verborgnen Ewigkeit
Im Fleisch hat eingestellet.

4 Sein Name heißet Jesus Christ,
Von Gott selbst so genennet,
Der mir und dir und wer es ist
Dies große Heil gegönnet.
Ach, nimm es ungesäumet an,
Es freue sich, wer immer kann,
Des freudevollen Namen.

5. Dies ist der Name, der uns bringt
Vor Gott aufs neu zu Ehren;
Der, wie der Chor der Engel singt,
Uns Freude kann bescheren;
Der uns in Fried und Freiheit setzt,
Mit Gnad und Gaben uns ergetzt
Und in den Himmel hebet.

6. Denn Jesus ists, der unsre Schuld
Samt aller Straf und Plagen,.
O unerhörte Lieb und Huld!
Hat willig wollen tragen.
Er war gerecht und ließ doch sich
Zur Sünde machen, dass du dich
In ihm gerecht könntst nennen.

7. So heißt er denn nicht Jesus nur,
Er ist auch was er heißet,
Indem er unsere Natur
Aus allem Jammer reißet;
Die Tat stimmt mit dem Namen ein,
Wies billig auch bei uns soll sein,
Er heißt und ist auch Jesus.

8. Er ist der rechte Josua,
Der uns zur Ruhe bringet;
Er als der Priester ist nun da,
Dem es so wohl gelinget,
Dass er des Herren Tempel baut,
An welchem man ihn selbsten schaut
Als Grund und Eckstein liegen.

9. Drum ist in keinem andern Heil,
Ist auch kein Nam gegeben,
Daran wir könnten nehmen Teil
Zur Seligkeit und Leben.
Nur Jesus ist derselbe Mann,
Der uns das Leben schenken kann;
Gelobet sei sein Name!

10. O Name, werde doch in mir
Durch Gottes Geist verkläret!
Denn was verborgen liegt in dir,
Kein menschlich Herz erfähret.
Vernunft kann es begreifen nicht,
Ohn Gottes Glanz und Gnadenlicht
Bleibt es unaufgeschlossen.

11. Lass mich empfinden deine Kraft
Und innre Süßigkeiten;
Und was er sonsten Gutes schafft,
Lass sich in mir ausbreiten;
So wird der Sünden Not gewehrt,
So wird die Last in Lust verkehrt,
So bin ich selig. Amen.

Johann Anastasius Freylinghausen – Zugang zu Gott durch Christum.

Weise: Dir, dir Jehovah will ich fingen.

1. Wer ist wohl würdig, sich zu nahen
Zu Gott, dem unveränderlichen Licht?
Will sichs, was finster, unterfahen,
So wird der Frevel ihm gelingen nicht.
Kein Sünder darf die Heiligkeit berührn,
Den Heiligen will solches nur gebührn.

2. Der Mensch, dieweil er ist gefallen
Und sich an seines Schöpfers Majestät
Vergriffen, muss zurücke prallen,
Wenn er zu ihm zu gehn sich untersteht.
Er ist für sich gar keiner Gabe wert,
Nur Fluch und Mangel ists, was ihm gehört.

3. Doch was ihn kann mit Recht ausschließen
Vom Eingang in des Vaters Heiligtum,
Und was ihn Gottes zu genießen
Unwürdig macht und ihm benimmt den Ruhm,
Das ist bei dem durch Christum abgetan,
Der ihn im Glauben hat gezogen an.

4. Der ist es, der uns ausgesühnet
Durch sein selbst eignes teures Opferblut,
Der hat uns Gnad und Gab verdienet
Und uns zum Freund gemacht das höchste Gut;
Drum wir durch ihn uns dürfen unterstehn,
Ins Heilige zu Gott ohn Furcht zu gehn.

5. Der Himmel ist uns aufgeschlossen,
Der Weg dahin ist uns durchs Blut gebahnt,
Das unser Bürge hat vergossen,
Als unser Unrecht an ihm ward geahnt.
Nur frisch hinzu, der Vorhang ist entzwei,
Nun steht uns Gnad um Gnad zu nehmen frei.

6. Er selbst ist hin zu Gott gegangen,
Da er als unser Mittler uns vertritt.
Seht, wie er brennet vor Verlangen,
Zu tun, was von ihm heischet unsre Bitt.
Der Reichtum, den er hegt in seinem Schoß
Für uns, ist teur und unaussprechlich groß.

7. Nun kann und darf ich nimmer zagen,
Mein Sündenelend machet mich nicht scheu;
Im Glauben will ichs fröhlich wagen,
Dadurch ich „Abba, lieber Vater,“ schrei,
Und weiß, weil ich im Namen Jesu Christ
Ihn bitte, dass es ihm gefällig ist.

8. Herr, lehre mich nur recht so beten,
Denn es ist deines Geistes Gnadengab;
Lass mich nie anders vor dich treten,
Als dass ich deinen Sohn im Herzen hab.
Ach, mache mich nur von mir selbsten frei,
Dass Christus alles mir in allem sei.

9. Sein Nam sei mir ins Herz geschrieben,
Mein Werk sei nichts, nur seins allein sei groß.
In Christi Schmuck musst du mich lieben,
Ohn ihn steh ich beschämet, nackt und bloß.
Bring ihn ich mit, steht offen mir dein Haus,
Ohn ihn werd ich von dir gestoßen aus.

10. Nun, Vater, fülle meine Hände,
So oft ich sie in Christo hebe auf.
Aus seiner Fülle mir zusende,
Was mächtig ist zu fördern meinen Lauf
Dahin, wo man ohn End Hallelujah
Dir und dem Lamme singet. Das sei Ja.

Johann Anastasius Freylinghausen – Durch Adams Fall und Freveltaten.

Weise: Wo ist der Schönste, den ich liebe.

1. Durch Adams Fall und Freveltaten,
Die er an seinem besten Freund,
Gott selbst, verübet als ein Feind,
Ists leider bald dahin geraten,
dass er und seine schnöden Kinder,
Die wie er selbst es arg gemacht,
Den Todeslohn boshafter Sünder
An Seel und Leib davon gebracht.

2. Wo ist doch hin das schöne Wesen,
Der Glanz, die Pracht und Lieblichkeit,
Die aus des Schöpfers Gütigkeit
Am Menschen war so klar zu lesen?
Wo sind die immer grünen Kräfte,
Des Lebensbaumes edler Saft,
Der Trieb zu göttlichem Geschäfte,
Ist es nicht alles weggerafft?

3. Da liege ich in meinem Blute,
Ganz blutig, krank und jämmerlich;
Mir grauet anzuschauen mich,
Ich Unflat bin vom höchsten Gute,
Wie Satan selbst, frech abgewichen,
Das stürzet mich in solche Not;
Nun ist in Leib und Seel geschlichen
Die Krankheit, ja selbst gar der Tod.

4. Wo ist der Arzt, der mich kann heilen?
Mein Schade ist verzweifelt groß;
Wer kann mich davon machen los?
Lasst Öl und Salben nicht verweilen
Gießt Wein in die vergiften Wunden,
Wer kann, der lege Hand mit an,
Bringt her, was man bewährt gefunden:
Ach, alles ist umsonst getan!

5. Es hilft kein Heften, Heilen, Schmieren,
Kein Kraut noch Pflaster nutzet hier;
Es ist vergeblich, glaubt es mir,
Es schadet mehr das Balsamieren.
Weg, weg mit allen Künsteleien,
Die Menschenwitz erfunden hat;
Nichts kann davon mir angedeien,
Nur Eins ist, das hier findet statt.

6. Dein Blut, mein Arzt und Samariter,
Das du aus unerhörter Huld,
Zu tilgen aller Menschheit Schuld,
Vergossen und dadurch die Güter,
Die wir verscherzet, uns erworben,
Das ist es, das mich heilen kann,
Ob ich gleich durch und durch verdorben;
Ach nun, so nimm dich meiner an!

7. Das Wasser, das aus deinem Herzen
Als einer heilungsvollen Quell
Geflossen ist so klar und hell,
Das lindert meiner Krankheit Schmerzen.
O lass es denn mein Herz durchfließen,
So werd ich heil, gesund und rein,
So wird mein Innerstes genießen
Kraft, Stärk und Ruh von aller Pein.

8. Die Wunden, die man dir geschlagen,
Die Beulen, so man dir gemacht,
Da du verhöhnt, verschmäht, verlacht
Für mich empfunden so viel Plagen,
Die lass zur Arzenei mir dienen,
Lass ihre Kraft durchdringen mich,
Indem ich schmecke dein Versühnen;
Ach, hilf mir, so genese ich.

9. Lass dich die Macht der heißen Liebe,
Die dich, den Arzt selbst, krank gemacht,
Ja, in des Todes Staub gebracht,
Bewegen, dass mit vollem Triebe
Du zu mir eilest, mir zu geben
Dein Öl und Wein mit sanftem Guss
Sprich: Du, ja du sollt wieder leben,
So weicht die Qual, so fleucht Verdruss.

10. So muss der Jammer sich verschleichen;
Was matt und siech und kränklich war,
Was mir stets dräuete Gefahr,
Kann seinen Zweck nicht mehr erreichen.
Der Geist vermerket neue Stärke,
Es dringt ein neues Leben ein,
Dadurch man wieder Gottes Werke
Kann merken ohne Heuchelschein.

11. Ich fasse dich deinem Worte,
Da du gesagt: Ich bin dein Heil,
Dein Arzt, dein Leben und dein Teil;
Dies Wort dient mir zur Lebenspforte.
Ich weiß, dass du den Tod verschlungen,
Da du den Tod geschmeckt für mich,
Und hast das Leben mir errungen,
Dass ich nun lebe ewiglich.

12. Denn ob gleich noch zu Staub und Erden
Dies Fleisch der Sünde werden wird,
So wird mein Goel1Heiland, Arzt und Hirt
Mich lassen wieder lebend werden,
Und diese Asche so verklären,
Dass nicht ein Stäubchen übrig sei
Von dem, was jetzt auspresset Zähren;
Dann bin ich ganz von Krankheit frei.

13. Hallelujah, du Arzt der Sünder,
Preis, Ruhm, Lob, Ehre, Dank und Macht
Sei von uns allen dir gebracht,
Wir ehren dich, den Überwinder
So groß und unheilbarer Plagen;
Denn bin ich tödlich gleich verwundt,
Darf ich dennoch auf Hoffnung wagen,
Zu sagen: Ich bin ganz gesund.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Durch Adams Fall und Missetat.

Weise: Herr Jesu Christ, meins Lebens Licht.

1. Durch Adams Fall und Missetat,
Die er ehmals verübet hat,
Ist auf uns kommen Sünd und Tod
Samt andrer überhäufter Not.

2. Wo ist des edlen Bildes Glanz?
Wo ist der reinen Unschuld Kranz?
Wo ist des Lebensbaumes Saft?
Ist es nicht alles weggerafft?

3. Da lieg ich nun in meinem Blut,
Muss fühlen Gottes Zornesrut,
Vom Fuß bis an das Haupt verwundt,
An Seel und Leib ist nichts gesund.

4. Wo ist der Arzt, der helfen kann?
Ist niemand, der sich mein nimmt an?
Wo ist die Salb, wo ist das Öl,
Das heilet meine kranke Seel?

5. Ach, aber ach, nichts hilfet mir!
Kein Kraut noch Pflaster nützet hier
Und was die Kunst erfunden hat;
Nur Eins ist, das hier findet statt.

6. Dein Blut, das, Jesu, deine Huld
Vergossen hat für meine Schuld,
Das ist es, das mich heilen kann;
Ach nun, so nimm dich meiner an.

7. Das Wasser, das so klar und hell
Aus deines Herzens Lebensquell
Geflossen, macht mich hell und rein,
Macht ruhig und stillt alle Pein.

8. Die Wunden, die man dir gemacht,
Da man dich hat ans Kreuz gebracht,
Die dienen mir zur Arzenei
Und machen mich vom Tode frei.

9. Ei nun, so eile doch herzu,
Schaff meiner Seelen Hilf und Ruh,
Gib Öl und Wein mit mildem Guss,
So weicht die Qual, so fleucht Verdruss.

10. So spür ich neue Geisteskraft,
Die Gottes Werke in mir schafft,
So dringt ein neues Leben ein,
Zu dienen dir ohn Heuchelschein.

11. Ich fasse dich bei deinem Wort,
O starker Fels und Lebenspfort,
Da du gesagt: Ich bin dein Heil,
Dein Arzt, dein Leben und dein Teil.

12. Drum leb ich durch dich ewiglich,
Und ob ich sterb, so glaube ich,
Dass ich doch wieder leben werd
Ganz frisch, gesund und ohn Beschwerd.

13. Hallelujah, Dank, Kraft und Macht
Sei von uns allen dir gebracht,
O Arzt, jetzt und zu aller Stund;
Mach uns doch durch und durch gesund.

Freylinghausen, Johann Anastasius – O reines Wesen, lautre Quelle.

Weise: Mein Jesu, dem die Seraphinen.

1. O reines Wesen, lautre Quelle,
O Licht ohn alle Dunkelheit,
Vor deinen Augen, die so helle,
Ja heller als die Heiterkeit
Des großen Weltlichts, ist entdecket
Des Herzens angeborner Wust,
Und wie so manche schnöde Lust
Den edlen Geist bisher beflecket.

2. Wenn nur ein reines Herz zu schauen
Gewürdigt wird dein Angesicht,
So kommt mir billig an ein Grauen,
Wenn ich auf mich mein Auge richt.
Mit Wehmut seh ich mein Verderben,
Doch aber schrei ich Herr zu dir:

Ein reines Herze schaff in mir,
Das Böse lass in mir ersterben.

3. Gnug, dass es ist dem Feind gelungen,
Von dir, mein Gott, mich abzuziehn;
Von nun an lass mich unbezwungen
Dagegen seiner List entfliehn
Und wappne mich mit Kraft und Stärke
Durch den gewissen neuen Geist,
Darum dein Wort uns bitten heißt,
In dir zu tun all meine Werke.

4. Hat meine Schuld und Übertreten
Mich unwert deiner Gunst gemacht,
So tret ich doch zu dir mit Beten
Und sage: Ach, Herr, hab nicht Acht
Auf das, was ich gesündigt habe,
Im Zorn verwirf, verwirf mich nicht
Von dir und deinem Angesicht,
Ein Blick von deiner Huld mich labe.

5. Den Geist, den du mir hast geschenket,
Das edle teure Liebespfand,
Das unsern Geist mit Wollust tränket
Und fliehen heißt des Fleisches Tand,
Lass nicht von mir genommen werden,
Vielmehr damit versiegelt sein
Mein Herz, bis dieser Bau fällt ein,
Und du mich nimmst von dieser Erden.

6. Weil sich auch noch in mir befindet
Das Zagen, das die Sünde bringt,
Wenn sie im Kampf uns überwindet
Und unter ihre Macht uns zwingt,
So wollst du, Herr, mit Trost der Freuden,
Der aus dem Brunn des Lebens fleußt,
Verbinden den verwundten Geist
Und so beschließen dieses Leiden.

7. Ich bleib an deiner Gnade hangen
Und senke mich in ihren Bund;
Des Innern heimlichstes Verlangen
Ist dir, dem Herzenskündger, kund.
Du wirst auch, solches zu vollbringen,
Den Geist der Freud und Willigkeit
Mir mitzuteilen sein bereit;
Dafür will ich Loblieder singen.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Zu dir, Herr Jesu, komme ich

Weise: Herzlich lieb hab ich dich, o Herr.

1. Zu dir, Herr Jesu, komme ich,
Nachdem du mich so süßiglich
Zu dir hast heißen kommen.
Mich drücket meiner Sünden Last,
Sie lässt mir keine Ruh noch Rast;
Würd sie mir nicht benommen,
So müsst darunter ich vergehn,
Ich könnte vor Gott nicht bestehn,
Vor dem die Himmel selbst nicht rein,
Ich müsst ein Kind des Todes sein.
Herr Jesu Christ, mein Trost und Licht,
Erquicke mich und lass mich nicht.

2. Das Sündenjoch ist mir zu schwer,
Es drückt den Geist nur allzusehr,
Du, Herr, wollst es zerbrechen.
Gedenke, dass du diese Last
Darum für mich getragen hast,
Damit nicht möchte rächen
Der Vater, was ich hab verschuldt;
Vielmehr dass seine Gnad und Huld
Mir Armen wieder würd zu Teil;
Mach mich durch deine Wunden heil,
Herr Jesu Christ, und für mich bitt,
Wenn Satan wider mich auftritt.

3. Zu dir steht meine Zuversicht,
Ich weiß von keinem Helfer nicht
Ohn dich, o Arzt der Sünder.
All andre Helfer sind zu schlecht,
Du bist allein vor Gott gerecht,
Des Todes Überwinder,
Die Freistadt und der sichre Ort,
Das feste Schloss, der Schild und Hort,
Der Mittler und der Gnadenthron,
Des Vaters Herz und liebster Sohn.
Herr Jesu Christ, das glaube ich,
Ach, stärk in solchem Glauben mich.

4. Hinfort will ich nun jederzeit
Auf mich zu nehmen sein bereit
Dein Joch, die sanfte Bürde;
Darunter sind ich Fried und Ruh,
Ich wachs und nehm im Guten zu,
Und ob ich drunter würde
Aus Schwachheit, die dir ist bekannt,
Ermüden, wird doch deine Hand
Mir immer wieder helfen auf,
Um zu vollenden meinen Lauf.
Herr Jesu Christ, durch dich allein
Kann ich hier und dort selig sein.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Jesus über alles

Weise: Zerfließ, mein Geist, in Jesu Blut und Wunden.

1. Sag an, o Mensch, wer ist wohl wert zu schätzen,
Dass man ihn liebe nur allein,
Dass Aug und Herz an ihm sich stets ergötzen
Und immer in ihm fröhlich sein?
Der ist es, den man Christus heißt
Und der sich selber uns anpreist,
Dass über alles hier auf Erden
Er würdig sei, geliebt zu werden.

2. Ach ja, der ists, ihm müssen alle weichen
Im Rang der Liebe: Vater, Sohn,
Auch Bruder, Mutter, Tochter und desgleichen,
Des Liebe sonst hat großen Lohn.
Selbst unser Leben ist zu schlecht,
Wenn man es nur bedenket recht,
Dass wir es wollten lieber haben,
Wärs auch geschmückt mit tausend Gaben.

3. Ist er nicht Gott, des Vaters Bild und Spiegel,
Der Glanz der ewgen Herrlichkeit,
Der bei ihm war, eh alle Berg und Hügel
Geschaffen sind hier in der Zeit?
Ach ja, er ist das schönste Licht,
Das selbst des Vaters Angesicht
Mit höchster Luft und Freud erblicket
Und sich an ihm ohn End erquicket.

4. Er ist ein Meer voll aller Trefflichkeiten,
Ein Quell, der ohn Aufhören fleußt;
Niemand vermag die Fülle auszudeuten,
Die seine Gottheit in sich schleußt.
Schau, wie das ganze Engelheer,
Und was im Himmel sonst noch mehr
Von frommen Geistern wird gezählet,
Ihn hat zur eingen Lust erwählet.

5. Er ist es, der uns hat zuerst geliebet,
Da du und ich nur Zorn verdient.
Fragst du, worin er solches hab geübet?
Darin, dass er uns Gott versühnt,
Gott, der von uns war hoch entehrt,
Da wir uns von ihm abgekehrt,
Der uns darum hätt lassen können
In jenen Flammen ewig brennen.

6. Abgrund, der sich hier dem Aug entdecket!
Tiefe der Barmherzigkeit,
Durch deren Trieb er hat das Werk vollstrecket,
Dadurch gewehrt ist unserm Leid!
Er ward ein Mensch, o Menschenkind,
Uns Sündern gleich, doch ohne Sünd,
Ließ auf die höchste Marterzinnen
Sich stellen, um dich zu gewinnen.

7. Dass er dir wiederbringen möcht den Segen,
Wird er ein Fluch am Kreuzesstanm,
Lässt alle deinen Jammer auf sich legen,
Wird zum Brandopfer selbst das Lamm.
Nicht Gold und Silber legt er dar,
Weil dieses zu unkostbar war,
Dich und mich wieder frei zu machen;
Er stürzt sich selbst ins Todes Rachen.

8. Dadurch wird er dein Hirt, dein Arzt, dein Leben,
Das Heil und die Gerechtigkeit,
Dein Bräutigam, der sich hat hingegeben
Für dich, dein Schmuck und Ehrenkleid.
Er ist dir alles, was ist not,
Er ist der Freund, der weiß und rot;
Mein, sollt er nicht sein wert zu lieben?
Ja wohl, dies Eine ist zu üben.

9. Mit höchstem Recht kann jedermann den schätzen;
Anathema, der ihn nicht liebt!
Er selbst, der Herr, wird tödlich ihn verletzen,
Wenn er einst sein Gericht verübt.
Wohl aber allen, deren Sinn
Sich neigt zur Liebe Christi hin;
Denn er wird ihrer ewig schonen
Und ihrer Lieb mit Liebe lohnen.

10. Hilf, Jesu, hilf, dass ich mit reinem Herzen
Dich über alles lieben mag.
Die Welt und eigne Lieb macht lauter Schmerzen,
Dein Lieben weiß von keiner Plag.
Lass mich empfinden mehr und mehr,
Wie du mich liebst so hoch und sehr,
Damit aus solchen reinen Flammen
Die Funken meiner Lieb herstammen.

11. Man hörte ehmals dich wohl dreimal fragen
Den Simon, ob er dich lieb hätt;
Hilf, dass wie er ich könn aufrichtig sagen,
Falls dein Mund gleiche Frage tät:
Ach Herr, du weißest alle Ding,
Du weißt, dass ich, was wahr, vorbring,
Und ich dich als die höchste Gabe
Im Herzen lieb gewonnen habe.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Wer ist wohl wie du

1. Wer ist wohl wie du,
Jesu, süße Ruh?
Unter vielen auserkoren,
Leben derer, die verloren,
Und ihr Licht dazu,
Jesu, süße Ruh.

2. Leben, das den Tod,
Mich aus aller Not
Zu erlösen, hat geschmecket,
Meine Schulden zugedecket
Und mich aus der Not
Hat geführt zu Gott.

3. Glanz der Herrlichkeit,
Du bist vor der Zeit
Zum Erlöser uns geschenket
Und in unser Fleisch versenket
In der Füll der Zeit,
Glanz der Herrlichkeit.

4. Großer Siegesheld,
Tod, Sünd, Höll und Welt,
Alle Kraft des großen Drachen
Hast du wolln zu Schanden machen
Durch das Lösegeld
Deines Bluts, o Held.

5. Höchste Majestät,
König und Prophet,
Deinen Zepter will ich küssen,
Ich will sitzen dir zu Füßen,
Wie Maria tat,
Höchste Majestät.

6. Lass mich deinen Ruhm
Als dein Eigentum
Durch des Geistes Licht erkennen,
Stets in deiner Liebe brennen
Als dein Eigentum,
Allerschönster Ruhm.

7. Zeuch mich ganz in dich,
Dass vor Liebe ich
Ganz zerrinne und zerschmelze
Und auf dich mein Elend wälze,
Das stets drücket mich;
Zeuch mich ganz in dich.

8. Deiner Sanftmut Schild,
Deiner Demut Bild
Mir anlege, in mich präge,
Dass kein Zorn noch Stolz sich rege;
Vor dir sonst nichts gilt,
Als dein eigen Bild.

9. Steure meinen Sinn,
Der zur Welt will hin,
Dass ich nicht mög von dir wanken,
Sondern bleiben in den Schranken;
Sei du mein Gewinn,
Gib mir deinen Sinn.

10. Wecke mich recht auf,
Dass ich meinen Lauf
Unverrückt zu dir fortsetze,
Und mich nicht in seinem Netze
Satan halte auf;
Fördre meinen Lauf.

11. Deines Geistes Trieb
In die Seele gib,
Dass ich wachen mög und beten,
Freudig vor dein Antlitz treten;
Ungefärbte Lieb
In die Seele gib.

12. Wenn der Wellen Macht
In der trüben Nacht
Will des Herzens Schifflein decken,
Wollst du deine Hand ausstrecken;
Habe auch mich acht,
Hüter in der Nacht.

13. Einen Heldenmut,
Der da Gut und Blut
Gern um deinetwillen lasse
Und des Fleisches Lüste hasse,
Gib mir, höchstes Gut,
Durch dein teures Blut-

14. Solls zum Sterben gehn,
Wollst du bei mir stehn,
Mich durchs Todestal begleiten
Und zur Herrlichkeit bereiten,
Dass ich einst mag sehn
Mich zur Rechten stehn.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Gelobet sei Jehovah der Heerscharen (Himmelfahrt).

Weise: Zerfließ, mein Geist, in Jesu Blut und Wunden.

1. Gelobet sei Jehovah der Heerscharen,
Der heute sein Triumphfest hält;
Man siehet ihn mit großer Macht auffahren
Und Abschied nehmen aus der Welt.
Er fährt dahin, wo er sonst war,
Eh man noch zählte Tag und Jahr,
Zum Vater, der ihn auf die Erden
Gesandt, ein Opferlamm zu werden.

2. Du kamst zu uns und wurdest unsers Gleichen,
Ein Mensch in armer Knechtsgestalt;
Man sahe dich am Kreuzesholz erbleichen
Und unterliegen der Gewalt,
Die sich an dir aus höherm Rat
So grausam hart vergriffen hat;
Du schienest ganz verspielt zu haben,
Als man darauf dich sah begraben.

3. Da liegt er nun, sprach deiner Feinde Rotte,
Nun soll er nimmer auferstehn;
Wir haben ihn gemacht zu Schand und Spotte,
Sein Werk wird nun ganz untergehn.
Ei, siehe aber, was geschicht?
So bald der dritte Tag anbricht,
Erwachest du, o meine Sonne,
Dem Feind zum Hohn, dem Freund zur Wonne.

4. Du brichst hervor und zeigest dich den Deinen,
Dein Antlitz ihren Geist erquickt;
Du ließest ihnen Friedensblicke scheinen,
Sie sind darüber als entzückt.
Ja, was noch mehr, du lässt sie sehn,
Da sie dir an der Seite stehn,
Wie du dich in die Höhe schwingest
Und durch der Himmel Himmel dringest.

5. So muss es gehn, so hat es vor bezeuget
Die heilige Prophetenschar;
Des Vaters Wort in Ewigkeit nicht treuget1betrügt,
So sollte werden offenbar,
Dass du der Feinde Macht besiegt,
Dass alles dir zu Füßen liegt,
Womit du, Gottes Zorn zu dämpfen,
Bis auf den Tod hast wollen kämpfen.

6. Man sieht den Feind von seiner Macht entblößet,
Sein Raub ist ihm genommen ab;
Womit er sich sonst wider uns getröstet,
Ist nun verscharret in dein Grab.
Du führst ihn in Triumph mit dir,
Er darf sich nun nicht regen schier,
Er ist durch deinen Tod bezwungen,
wohl dem Held, dems so gelungen!

7. Nunmehro hat, o Gott, dein Gott gekrönet
Dein Haupt mit Ehre, Preis und Ruhm;
Es steht beschämt, was dich vorhin verhöhnet,
Als du kamst in dein Eigentum.
Ja, du bist selbst zum Haupt erhöht,
Dein Name über alles geht,
Was in dem Himmel und auf Erden
Nur herrlich mag genennet werden.

8. Du bist erhaben über alle Thronen
Der Cherubim und Seraphim; –
Sie werfen sammt den Alten ihre Kronen
Zu deinen heilgen Füßen hin.
Dein Regiment erstreckt sich weit;
So weit der Lauf der Sonnen reicht,
Hast du, o Herrscher, die dich kennen
Und ihren Herrn und König nennen.

9. Es ist dir nun des Geistes Füll geschenket,
Du bist gesalbt mit Freudenöl;
Der lautre Strom der Wollust dich nun tränket
Und labet dich nach Leib und Seel.
Doch gönnt auch uns dein Überfluss,
Was uns zur Heilgung dienen muss;
Du lässt nicht unbesucht die Glieder,
Was dir gegeben, gibst du wieder.

10. Hast du uns gleich dein Angesicht entzogen,
Sehn wir gleich nicht dich, unser Licht,
So bleibst du doch aufs beste uns gewogen,
Vergissest unser nimmer nicht.
Du trägest uns auf deiner Brust
Und Schultern, es ist deine Lust,
Uns zu vertreten alle Stunden
Durch deinen Tod und Liebeswunden.

11. Drum ist es gut, dass du bist hingegangen,
Dein Hingang schaffet große Frucht;
Wer an dir bleibt durchs Glaubensband behangen,
Der findet bei dir, was er sucht.
Der Eingang ist ihm nicht verwehrt
Ins Heiligtum, wo man dich ehrt;
Ist doch der Vorhang längst zerrissen,
Wer will, kann deiner wohl genießen.

12. Die Hoffnung bleibt ohndem im Geist fest stehen,
Dass wir nach wohlvollbrachtem Lauf
Auch deine Majestät mit Augen sehen
Und zu dir sollen fahren auf.
Die Stätte ist uns schon bereit,
Darin uns jene Herrlichkeit
Soll wie ein voller Strom bedecken
Und über alles sich erstrecken.

13. Drum sei gelobt, Jehovah der Heerscharen,
Dass du so siegreich triumphiert.
Zeuch uns dir nach zu hundert tausend Paaren,
Damit wir tun, was uns gebührt.
Ach, reiß uns los von Zeit und Welt
Und was uns noch gefangen hält,
Damit wir, wenn wir von der Erden
Uns scheiden, Himmelsbürger werden.