Freylinghausen, Johann Anastasius – Abendlied.

Eigene Weise.

1. Unerschaffne Lebenssonne,
Licht vom unerschaffnen Licht,
Das die Finsternis durchbricht,
Gehe auf zu meiner Wonne
Und bestrahle meinen Sinn,
Da man spricht: Der Tag ist hin.

2. Finster ist mein ganzes Wesen,
Und Ägyptens dunkle Nacht,
Die die Höll hervorgebracht,
Macht, dass ich nicht kann genesen,
Wo nicht deiner Klarheit Schein
Meine Kräfte nimmet ein.

3. Ach, drum dringet meine Seele
Aus der Sünden Dunkelheit
Hin zu deiner Heiterkeit,
Die ich mir zum Trost erwähle,
Wenn der Finsternis Verdruss
Ich mit Schmerzen leiden muss.

4. Denn die Sünde bringt uns Leiden
Als die aus dem Abgrund ist
Von dem, der durch seine List
Uns geführet in ein Scheiden
Von der Liebe, die so zart
Sich ehmals mit uns gepaart.

5. Aber dein Licht ist das Leben,
Das die Toten wecket auf
Und befördert ihren Lauf;
O was Freude kann es geben!
Nichts als lauter Wollust ist,
Wo du Licht und Leben bist.

6. Lass mich diese Wollust schmecken,
Die so keusch und sauber macht,
Dass ich Fremdes gar nicht acht;
Reiße weg die Sündendecken,
Welche machen, dass dein Glanz
Mein Herz nicht erfüllet ganz.

7. O dass doch der Abend käme,
Da es soll so lichte sein,
Und des Geistes heller Schein
Uns dir machte recht bequeme!
Ja, was mehr, dass ich im Sinn
Hören möcht: Die Nacht ist hin!

8. Nunmehr ist der Tag erschienen,
Der nicht seines Gleichen hat,
Da der güldnen Gottesstadt
Soll zur Sonn und Leuchte dienen
Das Lamm Gottes; Gloria,
Auf, Triumph, der Tag ist da!

Freylinghausen, Johann Anastasius – Abendsegen.

Weise: Mein Jesu, der du mich.

1. So ist nun abermal
Von meiner Tage Zahl
Ein Tag verstrichen;
O wie mit schnellem Schritt
Und unvermerktem Tritt
Ist er gewichen!

2. Kaum war der Morgen nah,
Nun ist die Nacht schon da
Mit ihrem Schatten.
Wer kann der Zeiten Lauf
Und Eilen halten auf,
Sie abzumatten?

3. Nein, nein, sie säumt sich nicht,
Sie kehret ihr Gesicht
Niemals zurücke.
Ihr Fuß steht nimmer still,
Drum, wer ihr brauchen will,
Sich in sie schicke.

4. Sie fleugt gleich wie ein Pfeil
Zum Ziel in schneller Eil;
Eh mans gedenket
Und sichs versehen mag,
Hat uns der letzte Tag
Ins Grab versenket.

5. Was träumest du denn noch?
Mein Geist, erwecke doch
Die trägen Sinnen,
Um von der schnellen Zeit
Auf jene Ewigkeit
Was zu gewinnen.

6. Wie mancher Tag ist nicht
Vor deiner Augen Licht
Nun schon vergangen,
Da du zu jenem Zweck
Zu laufen deinen Weg
Kaum angefangen?

7. O Herr der Ewigkeit,
Der du vor aller Zeit
All meine Tage,
Eh sie noch worden sein
Ins Buch geschrieben ein,
Hör, was ich sage.

8. Vergib nach deiner Huld,
Wie du bisher Geduld
An mir geübet,
Dass mein Unachtsamkeit
Dich in verwichner Zeit
So oft betrübet.

9. Gib aber Wackerheit,
Den Rest der Lebenszeit
So anzuwenden,
Dass ich den letzten Tag
Einst fröhlich schließen mag
Und selig enden.

10. Hilf auch durch diese Nacht
Und habe auf mich Acht;
Sei mir zur Wonne,
Zum hellen Tag und Licht,
Wenn mir das Licht gebricht,
Israels Sonne!

Freylinghausen, Johann Anastasius – Abendopfer.

Weise: O du Liebe meiner Liebe.

1. Herr und Gott der Tag und Nächte,
Der du schläfst noch schlummerst nicht,
Schaue, wie dein arm Gemächte
Jetzt nach seiner Kindespflicht,
Da der Abend ist geworden
Und der Tag sich hat geneigt,
Samt der Deinen ganzem Orden
Sich vor deinem Throne beugt.

2. Vater, ich bin zu geringe
Aller Treu und Gütigkeit,
Die du, Wesen aller Dinge,
Mir in meiner Lebenszeit
Und auch heute hast erwiesen;
O dass ich recht dankbar wär!
Herr, dein Nam sei hoch gepriesen,
Dein Herz ferner zu mir kehr.

3. Siehe nicht an mein Verbrechen,
Ach, gedenke nicht der Schuld,
Die dein strenges Recht könnt rächen,
Habe doch mit mir Geduld;
Schaue an des Sohnes Wunden,
Dadurch ich versöhnet bin,
Dadurch ich Erlösung finden
Und das Leben zum Gewinn.

4. Ich verlange frei zu werden
Durch das reine Lammesblut
Von der Sündenlust Beschwerden,
Von der finstern Schlangenbrut.
Ach, Herr, reinge mein Gewissen,
Leib und Seel dir heilig sei,
Dein Geist mache mich geflissen,
Dir zu dienen ohne Scheu.

5. Lass mich nicht dahinten bleiben,
Lass mich nicht zurücke sehn;
Dein Geist müsse mich stets treiben,
Unverzüglich fortzugehn,
Ja, mit schnellem Schritt zu laufen
Zu dem Kleinod, das das Lamm
Uns mit Blute zu erkaufen
Ist gebracht ans Kreuzes Stamm.

6. Drauf will ich mich schlafen legen,
Lass mich dir empfohlen sein;
Vater, gönne mir den Segen,
Der am Leib und Geiste rein
Mich auch in der Nacht bewahre;
Deine Gnade sei mein Schild,
Bis ich meinem Schatz nachfahre
Und erwach nach seinem Bild.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Der Tag ist hin

1. Der Tag ist hin,
Mein Geist uns Sinn
Sehnt sich nach jenem Tage,
Der uns völlig machen wird
Frei von aller Plage.

2. Die Nacht ist da,
Sei du mir nah,
Jesu, mit hellen Kerzen;
Treib der Sünden Dunkelheit
Weg aus meinem Herzen.

3. Der Sonnen Licht
Uns jetzt gebricht:
O unerschaffne Sonne,
Brich mit deinem Licht hervor,
Mir zur Freud und Wonne.

4. Des Mondes Schein
Fällt nun herein,
Die Finsternis zu mindern:
Ach, dass nichts veränderlichs
Meinen Lauf möcht hindern!

5. Das Sternenheer
Zu Gottes Ehr
Am blauen Himmel wimmert:
Wohl dem, der in jener Welt
Gleich den Sternen schimmert!

6. Was sich geregt
Und vor bewegt,
Ruht jetzt von seinen Werken:
Lass mich, Herr, in stiller Ruh
Dein Werk in mir merken.

7. Ein jeder will
Bei solcher Still
Der süßen Ruhe pflegen:
Lass die Unruh dieser Zeit,
Jesu, bald sich legen.

8. Ich selbst will auch
Nach meinem Brauch
Nun in mein Bettlein steigen:
Lass mein Herz zu deinem sich
Als zum Bettlein neigen.

9. Halt du die Wach,
Damit kein Ach
Und Schmerz den Geist berühre;
Sende deiner Engel Schar
Die mein Bettlein ziere.

10. Wann aber soll
Der Wechsel wohl
Der Tag und Nächte weichen?
Wenn der Tag anbrechen wird,
Dem kein Tag zu gleichen.

11. In jene Welt,
Da diese fällt,
Die Zion noch macht weinen,
Soll noch heller siebenmal
Mond und Sterne scheinen.

12. Alsdann wird nicht
Der Sonnen Licht
Jerusalem verlieren;
Denn das Lamm ist selbst das Licht,
Das die Stadt wird zieren.

13. Hallelujah,
Ei wär ich da,
Da alles lieblich klinget,
Da man ohn Abwechselung
Heilig, heilig singet!

14. O JEsu, du
Mein Hilf und Ruh,
Lass mich dahin dahin gelangen,
Dass ich mög in deinem Glanz
Vor dir ewig prangen.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Morgensegen.

Weise: Dir, dir Jehovah, will ich singen.

1. Der frohe Morgen kommt gegangen,
Das schöne Licht am Himmel bricht herfür;
Man spüret schon der Sonnen Prangen,
Das Dunkle weicht, der Tag ist vor der Tür,
Und was vorhin erstarrt und schlafend lag,
Das reget sich, ist munter frisch und wach.

2. Du auch, mein Geist, und meine Kräfte,
Ermuntert euch, gebt keiner Schlafsucht Platz;
Gott loben sei jetzt eur Geschäfte,
Gott, der Israels einger Schutz und Schatz,
Des Auge schläft noch schlummert nimmer nicht,
Weil es der Gottheit nie an Kraft gebricht.

3. Er ist der Herr der Tag und Nächte,
Er sprach: Es werde Licht, und es ward Licht.
Des Himmels Bau ist sein Gemächte,
Und was daran sich zeiget dem Gesicht,
Die Sonn, der Mond, das ganze Sternenheer
Erzählet dieses großen Schöpfers Ehr.

4. Die Luft und was darinnen schwebet,
Das Meer und alles, was es in sich hält,
Was auf dem Rund der Erden lebet,
Mit Einem Wort: Die ganze weite Welt
Ist schuldig, diesen Herrn mit Preis und Ruhm
Stets zu erhöhn in seinem Heiligtum.

5. Drum will ich auch jetzund nicht schweigen
Und, ob ichs gleich für mich nicht würdig bin,
Vor seiner Majestät mich beugen,
Dass ich ihr opfre Dank im Geist und Sinn;
Ja, ich will ihm mich selbsten ganz und gar,
So gut ich kann, zum Opfer stellen dar.

6. Er ist mein Vater, Gott und Schöpfer,
Von dem ich Leib und Seel und alles hab;
Ich bin sein Ton, er ist mein Töpfer,
Was gut an mir, ist alles seine Gab;
Er nährt, er pflegt, er schützt, er träget mich,
Und was noch mehr, er gibet selbst mir sich.

7. Zwar ging ich irr in finstern Wegen,
Er aber zeigte mir sein Angesicht;
Ich spürte seines Geistes Segen,
Ich kam zu seinem wunderbaren Licht,
Mir war, als wär ich aus dem Schlaf erwacht,
Wenn bei uns Abschied nimmt die finstre Nacht.

8. In Christo hat er mich geliebet,
Durch dessen Tod bin ich ihm ausgesöhnt;
Die Schuld der Sünden er vergibet,
Und wär er dadurch noch so hoch verhöhnt.
Ja, durch den Sohn bin ich sein Erb und Kind,
Das ewig vor ihm Gnad um Gnade findt.

9. Er hat mir seinen Geist geschenket
Zum Führer, Siegel, Licht und Unterpfand;
Der ists, der meinen Willen lenket
Und untertänig machet seiner Hand,
Der, wenn ich schwach, bedrückt und elend bin,
Mit Fried und Trost erquickt den blöden Sinn.

10. Nun, Vater, sei gebenedeiet,
Sei hoch gerühmt von mir in Ewigkeit
Für alles, womit mich erfreuet
Die Fülle deiner Güt hier in der Zeit,
Und was sie Guts mir dort hat zugedacht,
Wo uns die frohe Ewigkeit anlacht.

11. Dir will ich ferner mich ergeben
Und deiner Treu auf ewig anvertraun;
Ich heilge dir mein ganzes Leben,
Mein Auge lass beständig auf dich schaun,
Dass dieser Tag, mit dem ich bin erwacht,
Von mir durch dich in dir werd zugebracht.

12. Ja, segne, Vater, und behüte
Den ganzen1Tag mich und alles, was nur dein;
Das Antlitz deiner Lieb und Güte
Erleuchte mich mit seiner Klarheit Schein.
Ach, richt auf mich dein gnädigs Angesicht
Und gönne mir dein göttlich Friedenslicht.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Morgenopfer

Weise: Fürwahr, mein Gott, du bist verborgen.
Oder: Weil ich nun seh die güldnen Wangen.

1. Gottlob, nun ist die Nacht verschwunden,
Die Finsternis ist überwunden,
Das Licht des Himmels triumphiert;
Das Erdreich, so die dunklen Schatten
Mit ihrer Macht umgeben hatten,
Der güldnen Sonnen Klarheit ziert.

2. Wach auf, wach auf, mein Geist, und singe!
Dem Vater aller Geister bringe
Preis, Lob, Ehr, Ruhm, Dank, Kraft und Macht.
Erkenne seine Huld und Treue,
Die alle Morgen sich aufs neue
Ausbreitet und dich stets bewacht.

3. O dass doch mit der äußern Erden
Mein Innerstes auch Licht möcht werden!
O dass mein Herz ein Himmel wär!
Ein Firmament, daran die Sonne,
Mein Jesus, meines Geistes Wonne,
Möcht scheinen zu des Schöpfers Ehr!

4. O dass der finstern Nacht Geschäfte
Durch dieser Sonnen neue Kräfte
Zerstreuet würden, und mein Sinn
Zu ihrem Licht sich stets erhübe!
O dass ihr Einfluss starker Triebe
Mich führte zu ihr selber hin!

5. Dies ist mein Wunsch und mein Begehren,
Du, Vater, wollst mich des gewähren,
Sprich Amen selbst und Ja dazu;
So werd ich auch nach diesen Tagen
Und überstandnem Leid und Plagen
Genießen dort des Lichtes Ruh.

Freylinghausen, Johann Anastasius – Die Nacht ist hin.

Weise: O Traurigkeit, o Herzeleid.
Oder: Der Tag ist hin, mein Geist und Sinn.

1. Die Nacht ist hin:
Mein Geist und Sinn
Sehnt sich nach jenem Tage,
Vor dem völlig weichen muss
Finsternis und Plage.

2. Der Tag ist da,
Das Licht ist nah,
Das Dunkle zu vertreiben:
Vor dir, Jesu, schönes Licht,
Kann nichts dunkel bleiben.

3. Der Sonnen Licht
Aufs neu anbricht:
O unerschaffne Sonne,
Brich mit deinem Licht hervor,
Mir zur Freud und Wonne.

4. Des Mondes Glanz
Verliert sich ganz,
Er muss dem größern weichen:
Mit dir, Glanz der Herrlichkeit,
Ist nichts zu vergleichen.

5. Der Sternen Pracht
Muss mit der Nacht
Vom Himmel Abschied nehmen:
Unsers Morgensternes Pracht
Darf sich niemals schämen.

6. Der Menschen Schar,
Die als tot war,
Greift jetzt zu ihren Werken:
Lass mich, Herr, bei meinem Werk
Dein Werk in mir merken.

7. Ein jeder will
Der süßen Stil
Und Ruhe Urlaub geben:
Jesu, deine stille Ruh
Sei des Geistes Leben.

Johann Anastasius Freylinghausen – Geduld ist not

Weise: Es kostet viel, ein Christ zu sein.

1. Geduld ist not, wenns übel geht
Und uns das schwere Joch des Kreuzes drücket.
Nicht jedermann da in der Prob besteht,
Wenn er geht unter dieser Last gebücket;
Drum mag das Kreuz mit Recht zu nennen sein
Ein Prüfestein.

2. So frech und trotzig unser Mut,
Wenns geht nach unsers Fleisches Lust und Willen
So sehr erschrickt man vor der Kreuzesrut,
Es lässt die Zagheit schwerlich sich verhüllen;
Wie kleinlaut macht der unverhoffte Schmerz
Das blöde Herz!

3. Kaum rührt uns Gottes Finger an,
So fangen wir schon an mit Macht zu schreien:
Herr, schone, schone mein! die Kreuzesbahn
Scheint uns sobald den Untergang zu dräuen.
Vernunft denkt, wenn sie hört ein Lüftlein wehn:
Nun ists geschehn.

4. Ach, dass doch Gott ein Wunder tat!
Spricht man, so bald das erste Weh sich reget,
Ein Wunder, dadurch das, was früh und spät
Mich quält, zu Boden würde stracks geleget.
Das Fleisch erzittert stets vor seinem Tod,
Drum scheuts die Not.

5. Gott aber fraget viel danach,
Was unsre Zärtlichkeit von ihm begehret.
Er mehrt die Glut und presst aus manches Ach,
Anstatt dass er uns unser Bitt gewähret.
Dürft er uns doch auch, wenns nach uns sollt gehn
Kaum scheel ansehn.

6. Der Eigenwill wollt zwar ins Reich
Mit andern treuen Kämpfern gern eingehen;
Dass aber er mit ihren hier zugleich
Erst leiden soll, das will ihm nicht anstehen.
Wie gern wollt er doch mit gekrönet sein,
Nur ohne Pein.

7. Dadurch wird aber Gott sein Spiel
Verderbt, das er mit uns, den Seinen, treibet.
Man kehrt die Ordnung um, die uns zum Ziel
Der Glorie führt und ihr uns einverleibet;
Es wird der weise Rat, den er bedacht,
Zunicht gemacht.

8. Drum tut Gott wohl, dass er sich nicht
An seine zarte Heiligen groß kehret,
Dass er uns ungefragt ein Bleigewicht
Der Zentnernot anhängt und also wehret,
Dass nicht sein Schluss an uns allhier auf Erd
Vereitelt werd.

9. Indessen bleibt er fromm und treu,
Lässt uns nicht ohne Maß geängstet werden;
Sein Gnadenlicht wird bei uns täglich neu,
Dadurch er uns erleichtert die Beschwerden;
Ja, endlich bricht, wenn sein Will ist vollbracht,
Die Kreuzesmacht.

10. Erkenne dies, du armer Staub,
Und lerne dich in Gottes Wege schicken.
Sei nicht stracks wie ein leicht und bebend Laub,
Wenn dich die Not- und Trübsalspressen drücken.
Schau auf die treu und süße Vaterhand
In solchem Stand.

11. Sie will dadurch zu deinem Heil
Nur deine Treu, Geduld und Demut üben.
Drum ehre ihn in solchem deinem Teil,
Sei still und lass dich nichts zu sehr betrüben.
Nur unverzagt! halt einen kleinen Strauß
Ohn Murren aus.

12. Sei männlich und steh felsenfest,
Lass keinen Sturm zum Unmut dich bewegen,
Und wenn er dich ein wenig zappeln lässt,
Getrost! so wird das Wetter sich bald legen.
Denk, wenn er dich führt mitten in den Tod:
Geduld ist not.

Johann Anastasius Freylinghausen – Der Christen Verborgenheit in Gott und zukünftige Herrlichkeit.

Weise: Mein Herzens-Jesu, meine Luft.

1. O Licht vom Licht, o Vaters Glanz,
O Wahrheit und das Leben,
Der du als Gott und Mensch dich ganz
Zum Opfer hingegeben
Für uns, und darauf deine Macht
Aus deines großen Vaters Kraft
Wie ein Held angenommen.

2. Als Hoherpriester stirbest du,
Als König hast du wieder
Verlassen deine Todesruh
Und mit dir deine Glieder
Der Höll entführt, hast deinen Lauf
Nach ausgestandner Kreuzestauf
Zum Vater fortgesetzet.

3. Derselbe hat dich, seinen Sohn,
Gesetzt zu seiner Rechten,
Dass du auf deinem Ehrenthron
Für deine Braut sollst fechten
Und ihrer Feinde List und Werk
Durch deine große Löwenstärk
Zu Spott und Schanden machen.

4. So hat durch Todesleiden dich
Mit Preis und Schmuck gekrönet,
O Gott, dein Gott und wunderlich
Den Stein, so da verhöhnet,
Zum Eckstein seiner Kirch gewählt,
Zum Ehrenhaupt, das da beseelt
Die Glieder seines Leibes.

5. Er hat dir alles untertan
Und dir das Reich beschieden;
Doch dieses niemand leugnen kann,
Dass wir, so da hienieden,
Dein Reich und deine Herrlichkeit
Nicht recht erkennen, bis zur Zeit
Der siebenten Posaune.

6. Da wird das Leben, das noch jetzt
In Gott sehr tief verborgen,
Ausbrechen wie ein heller Blitz,
Wenn jener liebe Morgen
Nach vorgegangnem Abendlicht1Sachar. 14, 7.
Wird sein, und jener Bösewicht
Zum Abgrund stark versiegelt.2Offenb. 20, 1 ff.

7. So gehts auch uns, die wir erbaut
Aus deinem Fleisch und Beinen,
Die du dir als dein Weib vertraut
Und die du als die Deinen
Alleine kennest und in dir,
O unbefleckte Gotteszier,
Gezeichnet und geschrieben.

8. Wir sind in deinen Tod getauft
Und samt dir auch begraben;
Da hast du uns, die du erkauft,
Mit Licht, mit Heil und Gaben,
Mit Ehr und Herrlichkeit erfüllt;
Doch ist dies alles noch umhüllt
Mit Sünd und Schwachheitswindeln.

9. Wir sind wohl selig und von dir
Inwendig schön geschmücket;
Doch sind wir uns verborgen schier,
Weil uns noch täglich drücket
Versuchung, Schwachheit, Furcht und Not,
Und dieser Leib zu Staub und Kot
Noch dermaleinst muss werden.

10. Ich selbst sag oft mit jener Braut,
Die du doch dir ernennet:
Ich bin sehr schwarz, auf mich nicht schaut,
Die Sonn hat mich verbrennet;
Mein Jakob und Immanuel,
Ich bin Lea und nicht Rahel,
Wie soll ichs dir verhehlen.

11. Viel weniger will mich die Welt
Erkennen und groß achten,
Weil ich mich schäm, nach Ehr und Geld
Und ihrer Lust zu trachten.
Nenn ich in Demut mich dein Kind,
So wird sie rasend, toll und blind,
Wie Kaiphas, der Heuchler.

12. Also bin ich, Herr Jesu Christ,
Mit dir in Gott verborgen,
So lange bis du kommen wirst
Und vollends von den Sorgen
Dein Zion, die geliebte Braut,
Darauf dein freundlich Auge schaut,
Erlösen und befreien.

13. Dann will ich dir, o Gotteslamm,
Mit Pracht entgegen gehen,
Wie eine Braut dem Bräutigam,
Und dir zur Rechten stehen;
Da soll dein Esther frei vor dir
Am gläsern Meere für und für
Auf ihrer Harfe spielen.3Offenb. 15, 2.

14. Hier ist des Königs Tochter zwar
Inwendig schön gezieret,
Dort aber wird sie ganz und gar
Auswendig sein polieret
Mit schön gestickter Kleider Schein,
Es wird kein Fleck noch Makel sein
An ihrem klaren Leibe.

15. Ach, drum brich auf, mein liebstes Heil,
Damit ich dich bald sehe,
Wenn ich dereinst in meinem Teil
Mit Daniel aufstehe. 4Daniel 12, 13.
Hier bleib ich doch verborgen mir
Und andern, bis du mich zu dir
Ins Paradies wirst führen.

Johann Anastasius Freylinghausen – Der 34. Psalm.

Weise: Folget mir, ruft uns das Leben.

1. Mein Herz soll den Herren loben
Und mein Geist soll stets erhoben
Rühmen seine Güt und Macht,
Die er an mir hat vollbracht.
Meine Seele soll ihn preisen,
Mein Mund soll ihm Dank erweisen,
Dass mein Lob auch tröstlich werd
Allen, die das Kreuz beschwert.

2. Kommt nur her und helft mir singen,
Helft mir ihm Dankopfer bringen,
Dass er mein Gebet und Flehn
Hat so gnädig angesehn.
Da mich große Furcht umfangen,
Ist sein Licht mir aufgegangen;
Da ich dacht, wie wirds noch gehn,
Ließ er Hilfe mir geschehn.

3. Dies ist unsers Gottes Weise;
Sagts nur nach zu seinem Preise,
Dass er keinen hilflos lässt,
Der ihn anschaut und hält fest,
Der wie Jakob mit ihm ringet
Und im Glauben ihn bezwinget;
Deckt ihn gleich die finstre Nacht,
Gott ists, der sie lichte macht.

4. Ich kann selbst nebst vielen andern,
Die durchs Tal des Kreuzes wandern,
Auch hievon ein Zeuge sein,
Dass, wenn uns drückt Not und Pein
Und wir um Errettung schreien,
Er uns Hilfe lässt gedeien;
Eh wir sollten untergehn,
Muss sein Engel für uns stehn.

5. Schmeckt und sehet doch die Liebe,
Die mit freiem, süßem Triebe
Aus dem Herzen Gottes fleußt
Und so reichlich sich ergeußt.
Wohl dem, der sich ihr vertrauet!
Der kann, wenn dem Bösen grauet,
Ruhig und gelassen sein,
Fiel auch gleich der Himmel ein.

6. Denn wer Gott im Glauben ehret,
Seinen Fuß von Sünden kehret,
Dessen Gut bleibt doch bestehn,
Sollt die Welt auch untergehn.
Wenn die Reichen darben müssen,
Hat, wer sich auf Gott beflissen,
Aus des höchsten Gnadenguss
Reichtum, Füll und Überfluss.

7. Drum kommt her und lasst euch lehren,
Wie man soll den Herrn verehren,
Dass man gute Tage seh
Und dem Fluch der Welt entgeh.
Lernet euch vor Gott recht beugen
Und, wenns übel gehet, schweigen;
Tut das Gute, übt nicht Rach,
Suchet Fried und jagt ihm nach.

8. Selig, wer sich lässt so finden!
Wahrlich, man kann nicht ergründen,
Mit wie zarter Liebesbrunst
Gott auf ihn wirft seine Gunst.
Aug und Ohr des Herrn steht offen,
Wenn ihn eine Not betroffen;
Dahingegen Gottes Rach
Andre trifft mit Weh und Ach.

9. Denn Gott liebet nur die Frommen
Und wer bös ist, muss umkommen;
Wer ein niedrig Herze hat,
Wird aus seiner Fülle satt.
Ein zerschlagner Geist empfindet,
Wie sich Gott mit ihm verbindet;
Scheints oft, Gott sei ihm nicht nah,
Eh mans meint, so ist er da.

10. Hier sind noch die Kreuzesstunden,
Sind wir darin treu erfunden,
So kommt eine andre Zeit,
Die nichts weiß vom Tod noch Leid.
Dort wirds erst recht besser werden,
Wenn uns Gott von dieser Erden
Dahin führt, wo er regiert
Und die Liebe triumphiert.

11. Hallelujah sei gegeben
Unserm Gott, der unser Leben
Von so mancher Not macht frei,
Unsre Banden reißt entzwei.
Er helf uns und allen Frommen,
Auch dahin, wo er ist, kommen,
Wo man immer frisch und froh;
Amen, es gescheh also.