Moibanus, Ambrosius – Ein Lobgesang vom Vater unser

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Ach Vater unser, der du bist
Im Himmelreich
Hoch über uns,
Darumb im Geist
Willt angebetet werden,
Dein heilger Nam werd ausgebreit
Gewaltiglich,
Geehrt in uns
Und überall
Im Himmel und auf Erden.
Das Reich der Gnaden komm uns zu
Und thu in uns bekleiden.
Und was dir nicht behäglich ist
In uns, das wöllst austreiben,
Auf daß wir mügen ewiglich
In deinem Reiche bleiben.

Auch billig, Herr, so bitt wir das,
Dein Will geschehe
Auf Erden hie
In aller Maaß
Wie in dem Himmelreiche,
Dahin denn niemand kommen kann
Und mag bestan,
Dann der allein
Den Willen sein
Mit deinem thut vergleichen.
Und gieb uns unser täglich Brod,
Der Seelen ihre Speise,
Ich mein dein heiligs göttlichs Wort,
Daß wir das hörn mit Fleisse,
Darmit du uns zur Seligkeit
Den rechten Weg willt weisen.

Unser Schuld unde Missethat,
Herr, uns erlaß,
Und ob wir dich
Erzürnet han,
Das wöllst uns nicht zumessen.
Dann wir auch unsern Schuldigern
Thun solcher Maaß;
Wormit sie uns
Erzürnet han,
Das wöll wir ganz vergessen.
In kein Versuchung uns einführ,
Darin wir möchten verderben.
Für solchem Uebel uns bewahr,
Darvon die Seel möcht sterben.
Und mach uns allesammt zugleich
In deinem Reich zu Erben.

Mützell – Geistliche Lieder der evangelischen Kirche aus dem sechszehnten Jahrhundert