Witzel, Georg – Die Heyligen Sieben Wortt unsers Herren,

rechtschaffen gesetzt, wie sie gesungen werden sollen auf die feiertage und sonst.

DA Jhesus an dem Creutze stundt
und ihm sein Leychnam war verwundt
mit bitterlichem schmertzen,
Die Sieben Wort, die er sprach,
betracht in deinem hertzen.

Zu erst sprach er von hertzen grund:
O vatter, vergib ihn diese sund,
die mir mein blutt vergissen;
Sie wissen doch nicht was sie thun,
laß sie der biete geniessen.

Nu merck die groß barmhertzigkeit,
die Jhesus do dem Schecher zeygt
also gahr gütliche:
Vorwar, heut soltu bey mir sein
in meines vatters reyche.

Der Herr auch seiner mutter gedacht,
do er das dritte wort zu ihr sprach:
Weyb, schaw dein Sohn gar eben;
Joannes, nim deiner mutter war,
wolst ihr getreulich pflegen.

Zum vierden sprach er in grosser pein:
ach Gott, ach Gott, Herr vatter mein,
wie hastu mich verlassen!
Die marter, die der Herre leyd,
war peinlich ubermassen.

Zum funfften sprach er in grosser nott:
mich dürst, vergossen ist mein blutt
ann meinem gantzen leybe.
Domit hat er die Schrifft volnbracht,
welch Dauid thut beschreiben.

Zum sechsten redt er ein krefftigs wort,
das manch man bey dem Creutz erhort
auß seim Göttlichen munde:
Es ist volnbracht das Leiden mein
itzundt in dieser stunde.

Zum siebenden redt er vor seinem end
mein geyst befhel ich in dein hend,
so ich jtzund soll sterben.
du wolst den sündern genedig sein
und sie nicht lassen verderben.