Liebe, die den Himmel hat zerrissen,
Die sich zu mir ins Elend niederließ,
Was für ein Trieb hat dich bewegen müssen,
Der dich zu mir ins Jammertal verwies?
Die Liebe hat es selbst getan,
Sie schaut als Mutter mich in meinem Jammer an.
Die Liebe ist so groß in deinem Herzen,
Dass du für mich das größte Wunder tust;
Die Liebe macht dir meinetwegen Schmerzen,
Dass du bei mir nur unter Dornen ruhst.
O unerhörter Liebesgrad,
Der selbst des Vaters Wort ins Fleisch gesenket hat!
Die Liebe ist mein Anverwandter worden:
Mein Bruder ist selbst die Barmherzigkeit.
Der Gottheit Quell lebt nun in meinem Orden:
Die Ewigkeit vermählt sich mit der Zeit.
Das Leben selbst ist Mensch geborn,
Der Glanz der Herrlichkeit, das Licht, das wir verlorn.
In ihm wird nun die Menschheit ausgesöhnet,
Die Reinigkeit der Seelen wiederbracht;
Sie wird als Braut der Gottheit nun gekrönet,
Da sie der Himmel selbst so angelacht.
Die Menschheit wird nun ganz erneut
und als ein reiner Thron der Gottheit eingeweiht.
Die Weisheit spielt nun wieder auf der Erden,
Dadurch das Paradies im Menschen grünt.
Nun können wir aus Gott geboren werden,
Weil die Geburt des Herren dazu dient.
Die wohl geborne Seele spürt,
Dass sie ein andrer Geist aus ihrem Ursprung rührt.
Kein Elend kann nun unser Herz besiegen:
Immanuel ist bei uns in der Not.
Ich darf ja nur die Gnadenquelle rügen,
So dient mir selbst das Elend und der Tod.
Der Jammer hängt mir nur noch an,
Der mir in Christo doch nicht schädlich werden kann.
Die Sünde kann mich auch nicht mehr verdammen,
Dieweil sie selbst durch ihn verdammet ist.
Was schaden nun der Seelen ihre Flammen,
Weil Christi Blut und Wasser in sie fließt?
Immanuel löscht ihren Trieb:
Er lässt die Seele nicht, er hat sie viel zu lieb.
Ich habe nun ein ewig Leben funden,
Viel Reichtum, Ehr und Wollust schenkt er mir:
Ich bin mit ihm, er ist mit mir verbunden,
Den ich in mir mit Liebeswirkung spür.
Ich bin vergnügt und ganz gestillt,
Weil mich der lautre Strom der Herrlichkeit erfüllt.
Auf, auf, mein Geist! vergiss die Trauerlieder,
Erfreue dich in dieser Liebesmacht!
Des Himmels Kraft und Glanz bestrahlt dich wieder,
Und der Verlust ist völlig wiederbracht.
O ewig, ewig wohl ist mir,
Dass ich in Christo nun ein Wohlgefallen spür!