unbekannt – Christus, Lehrer und Vorbild der Genügsamkeit.

O Mensche, wollst bedenken
Mein bitter Leiden groß!
Ich will dir wieder schenken
Das Leben für den Tod.
Bey mir so sollt du bleiben;
Ich hab‘ dir durch mein Leiden
Den Himmel aufgethan.

Ich hab‘ sich nicht erlöset
Durch Silber noch durch Gold;
Hat mich mein Blut gekostet:
Wie bist du denn so stolz?
Auf Erden Schätz‘ zu ‚rwerben
In deiner Seel Verderben,
Gab ich dir auch die Lehr‘?

Wer zeitlich Gut begehret
für meine Gütigkeit,
Das dann der Rost verzehret,
Dem wird es ewig leid.
Wohl in des Himmels Throne
Da find’st du also schone
Den Schatz der Seligkeit.

Die Lilien auf dem Felde,
Wie zierlich sie da stahn!
Bezahlen nicht mit Gelde
Die Schönheit, die sie han.
Salomon in seinem Gewade
War nicht gleich einem Blade
Derselben Lilien eins.

Die Vöglein in den Lüften
Sich freuen ihrer Nest‘;
Die Füchs‘ in ihren Klüften
Haben von mir die Vest‘.
Ich hab‘ gar nichtes eigen,
Drauf ich mein Haupt mogt‘ neigen;
Was Gebrechen habt ihr denn?

Ist mein doch Himmel und Erde,
Und all’s was drinnen ist.
Mein Volk zu Fuß und Pferde
Hab‘ ich geführt ohn‘ List
Wohl aus Aegypten-Lande
In Starkheit meiner Hande
In das gelobte Land.

Es sollen nicht auf morgen
Die treuen Diener mein
für Speis und Kleider sorgen;
Die Sorg‘ ist mein allein.
Ich will euch all‘ ernähren,
Vor’m Hunger euch erwehren;
Fürwahr, ihr’s glauben sollt.

Darum laßt euch begnügen
Am selben, was ihr han;
Ich will euch wohl zufügen
Eur‘ Nothdurft sonder Wahn.
Ihr sollt gar nicht verzagen,
Wenn ihr am jüngsten Tage
Vor’m Sohn des Menschen stahn.

Weiße, Michael – Verlangen nach Jesu

O Herre Jesu Christ,
Der du ganz freundlich bist,
Ein Arzt von Gott gesandt,
Der sehr wohl hat erkannt,
Was unser Siechthum sey
Und was noth für Arzney,
Sieh heut an unser Dürftigkeit;
Und thu‘ mit uns Barmherzigkeit!

Adam bracht‘ uns den Tod,
Und Mose dein Gebot;
Aber du, Jesu Christ,
Bringest was besser ist,
Gnad‘ und Gerechtigkeit,
Leben und Seligkeit!
O wohl dem, der deß die geneußt,
Und dich mit seinem Wandel preist!

Wer mag seiner Seelen
Was bessers erwählen
Denn dich, o Jesu Christ,
Der du sehr tröstlich bist,
Den Seelen allermeist,
Die du durch deinen Geist
Verneuest, und aus Gnad‘ und Gunst
Entzündest mit heiliger Brunst?

Du bist heilig und rein,
Wir aber ingemein
Seynd voller Eitelkeit
Und Ungerechtigkeit.
Unser‘ Werk gelten nicht
Vor deinem Angesicht,
Es sey denn, daß du sie vorhin
Rechtfertigest nach deinem Sinn.

So bitten wir dich nu,
O gütiger Jesu,
Wolltest uns dir allein
Verfügen all‘ in Ein,
Waschen mit deinem Blut,
Unser Werk machen gut,
Daß wir mögten vor deinem Thron
Finden ein’n unvergänglich Lohn. (al. Kron)

O werther Gottes Sohn,
Denk was du hast gethan,
Wie du all unser‘ Schuld
Nicht mit Silber noch Gold,
Sonder mit bessrem Gut,
Mit deinem reinen Blut
Aus großer Lieb‘ bezahlet hast,
Und sey unser Arzt, Heil und Trost!

Thu mit uns deinen Fleiß,
Nach eines Arztes Weis‘,
Und hilf, daß wir gesund
Und stark in deinem Bund,
In Lieb‘ und Einigkeit
Zu unsrer Seligkeit
Deinem Namen gebenedeyt
Lob und Preis singen allezeit.

Arndt, Ernst Moritz – Jesus mein Licht

Wann ich traurig wanke
Und auch der Gedanke
Blind wird wie die Nacht,
Wann ich nichts kann finden,
Tappend unter Blinden,
Was mir’s helle macht,
Wer zündt dann
Das Licht mir an?

Das thust du, o Wonne
Meines Glaubens, Sonne
In der dunkeln Nacht;
Durch dich muß verschwinden,
Was im Thal der Sünden
Alles düster macht:
Du zündst an,
Was leuchten kann.

Das thust du, mein Leben,
Der das dumpfe Beben
Mit der Nacht verscheucht:
Alle Nebel fliehen,
Erd‘ und Himmel blühen
Und der Trug entweicht.
Du machst fest,
Du tröstest best.

Helles Licht der Herzen,
Sichrer Trost der Schmerzen,
Süßer Jesu Christ,
Das kannst du alleine,
Der vom Himmelscheine
Niederkommen ist:
Hort und Held
Und Licht der Welt.

Das kannst du alleine,
Der die Gnadenscheine
In uns niederstrahlt,
Daß sich selbst in Sünden
In den düstern Gründen
Goldne Hoffnung malt:
Du allein
Kannst Tröster jern.

O so bleibe, bleibe
Ewig in mir! schreibe
Mir es fest ins Herz!
Alles mag verschwinden,
Der Gedank‘ erblinden
In dem dunkeln Schmerz
Süßes Licht,
Du dunkelst nicht.

Simon Dach – Christi rede, da er vor die sünde der gantzen welt sterben sollte.

Die Zeit ist hie, das grosse leiden
Ist länger nun nicht zu vermeiden,
Die centner-schwere sündenlast,
So je die sterblichen auff erden
Begangen und begehen werden,
Lest mir nun länger keine rast.

Was war es groß, den himmel lassen,
Der hohen Gottheit aller massen
Sich eussern, und erniedrigt gehn?
Was war es grosses, sich nicht schämen
Des menschen wesen anzunehmen,
Mit fleisch und blut bekleidet stehn?

In sein selbst eigenthumb zu kommen
Und doch nicht werden auffgenommen,
In tieffster armut immerdar
Vernichtet und verachtet leben,
Sich müssen auff die Aucht begeben,
Erdulden kummer und gefahr?

Ietzt werden erst die grossen plagen
Recht über mich zusammenschlagen,
Gott, deines eiffers wilde flut
Wird seinen abgrundt auff mich stürtzen
Und meinen athem mir verkürtzen,
Mehr, als der winde wütten thut.

Ich seh‘ es kommen schon gezogen,
Herr, alle deine wasserwogen,
Wie stürmt dein eiffer doch so sehr!
Die grosse flut wil mich erseuffen,
Die ungezämbte wellen heuffen
Und stärcken sich je mehr und mehr.

Das strenge wütten deiner nasen
Wil wider mich ein feur auffblasen,
So alle meine lebens-krafft
Wird gar außdörren und außsaugen,
Biß meine glieder nicht mehr taugen,
Und ich werd‘ in den staub gerafft.

Es schärffen löwen ihre klauen
Und lassen wieder mich sich schauen,
Viel ochsen sind auff mich ergrimmt,
Ich seh‘ einhörner auff mich rennen,
Die zahl der feind‘ ist nicht zu nennen,
Die wieder mich zusammenstimmt.

Das ungeheure reich der hellen
Gedenckt am meisten mich zu fellen,
Der alte drache nimmt sein gifft,
Mir einen mordstreich beyzubringen,
Sein gantzes heer wil mich verschlingen,
Durch alles, was die seele trifft.

Sie wollen mich wie weitzen sichten,
Die pfeile, so sie auff mich richten,
Sind alle gifftig zugespitzt,
Gefiedert nur mit list und triegen,
Sie meinen stracks mir obzuliegen,
So sehr sind sie auff mich erhitzt.

Sie suchen ihre krafft zusammen,
Die eusserste gefahr der flammen,
Das allerärgste seelenweh‘
Als je gewest, sol mich versencken,
Man hoffet ganz mich zu ertrencken
Im tiefsten schlam der höllen-see.

Ich werde wie ein hirsch geplaget,
Der von den hunden wird gejaget,
Leufft schnell und furchtsam durch den wald,
Schreyt jämmerlich und suchet hecken,
Sich vor den winden zu verstecken,
Und find doch nirgends auffenthalt.

Die hunde wollen nicht ablassen
Und meinen jetzt nur anzufassen,
Das arme wild ist über das
Auch von der schlangen wund gebissen
Und sehnet sich nach kühlen füssen,
Biß daß es fellet müd‘ und laß.

Ierusalem, du wirst zu dancke
Mir werden meine marterbande,
Wie sehr hast du mir nachgestellt
Und deine zähn‘ auff mich gewetzet?
Ich werde darumb auch erhetzet
Und jämmerlich in dir gefellt.

Hie werd ich durch den stich der schlangen
Am holtze werden auffgehangen,
Hie wird das opffer abgethan,
Das alle welt von ihren sünden
Sol ledig machen und entbinden,
Hie stirbt der rechte pelican.

Der hohepriester wird sein leben
Hie selber zum schuldopffer geben,
In allerheiligst einzugehn,
Hie wird man mich am creutze tödten,
Doch wil ich, todt, auß deinen nöthen
Nach dreyen tagen anfferstehn.

Nun weistu, Gott, wie ich gewandelt,
Und ob ich wieder dich gehandelt;
Ich bin mir keiner schuld bewust,
Man such‘ in meine lehr‘ und worte,
Man forsche meines hertzens pforte,
Wie du, geliebter vater, thust.

Wird etwas nur in den gedancken
Von des gesetzes richtschnur wancken,
So wil ich ewig sein ein raub;
Es werde meiner gantz vergessen,
Der feind sol meine seele fressen,
Man mache mich zu spreu und staub.

Doch wil ich alles gerne dulden,
Ich wil bezahlen frembde schulden,
Man mag, mein leben und mein blut
Zu rauben, mich zur schlachtbanck führen,
Ich wil auch meinen mund nicht rühren,
Recht wie ein stummes lämblein thut.

Sie mögen fälschlich mich verklagen
Und eitel lügen auff mich sagen,
Sie gehen wieder mich zu rath,
Sie bringen auff mich falsche zeugen,
Ich aber wil zu allem schweigen,
Als der kein wiederreden hat.

Ich lasse mich mit dornen krönen,
Verspeyen, geisseln und verhönen,
Mit mördern gleich geschätzet stehn,
Ich wil mich auch zur erden bücken,
Mein creutz zu tragen auff dem rücken
Und so zu meiner wahlstat gehn.

Diß thu ich, vater, deinen willen
In allen stücken zu erfüllen;
Es schreibt dein weises buch von mir,
Ich hab‘ auch in den todes-schmertzen,
Herr, dein gesetz in meinem hertzen,
Und wil es halten für und für.

Nur las hiedurch dein grosses toben
Und heissen zorn sein auffgehoben,
Nim meine schafe wieder an,
Denn daß ich so geplaget werde,
Macht einig diese meine herde,
Von der ich gantz nicht lassen kan.

Was böses je von ihr geschehen,
Was sie verseumet und versehen,
Das bring‘ ich richtig wieder ein,
Und was bey ihr nicht wird gefunden,
Das schöpffet sie auß meinen wunden,
Die ihr zu gut geschlagen seyn.

Ich wil ertragen alle straffe,
Nur schone meiner armen schaffe,
Ich trette zwischen dich und sie,
Und wil sie vor den grossen blitzen
Und donnern deines wetters schützen,
Als ein sehr schwaches, zartes vieh,

Ein volck, das gentzlich mich verstehet,
Wie tieff es in dem irrthumnb gehet,
Ein hauffe, der sich selbst nicht kennt,
Der zu dem guten ist erstorben,
An leib‘ und seele gantz verdorben,
Der willig zu der hellen rennt.

Ihr aber, die ich vom verderben
Erlöse durch mein blut und sterben,
Ihr menschen, seht, wo meiner noth
Der höchste jammer was wird schencken,
So sol der kelch mich zweymal trencken,
Den Gott mir giebt auff meinem todt.

Wo wird gehöret und gelesen,
Daß jemand so geplagt gewesen
Und so verhönt, als ich muß seyn?
Nichts, was da lebt, hat solche wunden
An seiner seel‘, als ich, empfunden,
Nichts wird verglichen meiner pein.

Hiezu hat mich sonst nichts getrieben,
Als daß ich euch so sehr muß lieben;
Ich seh‘ in was für noth ihr seid,
Ich seh‘ euch ewiglich verlohren,
Die ihr zum leben seid erkohren,
Es sey, daß jemand euch befreyt.

So kompt nun her, in meinen banden
Sol eure freyheit sein vorhanden,
Von meiner scheuflichen gestalt
Solt ihr den besten ziehraht nehmen,
In meinem höchsten spott und schämen
Steht euer bester auffenthalt.

Mein grosser durst sol euren stillen,
Und euch mit lebens-wasser füllen,
Das rohr, die spitze dornen-krohn‘,
In der ich muß verächtlich sterben,
Macht euch zu meines reiches erben,
Mein staub gedeyet euch zum lohn.

Mein trauren dienet euch zur freuden,
Und meine blösse sol euch kleiden,
Mein darben ist eur höchstes gut,
Mein niedriggehn sol euch erheben,
Mein herber todt ist euer leben,
Und eure reinigung mein blut.

Ich schwer‘ euch bey dem falschen küssen,
Bey meinen durchgebohrten füssen,
Und was man kläglichs an mir schaut,
Bey meinem kümmerlichen heulen,
Und blutig unterlauffnen beulen,
Bey meiner ausgedehnten haut,

Ich schwer euch bey dem todesstreiten,
Bey meiner auffgespaltnen seiten,
Und dem, wodurch die böse rott‘
Ietzt wieder mich sich hat empöret,
Bey allem, welches mich unehret,
Bey meinem grossen hohn und spott,

Ich kan euch hertzlicher nicht lieben,
Noch euch zu gut was mehr verüben;
Nur kompt zu mir, damit ich euch
Durch meinen reichen trost erquicke,
Und dann gewünschet nach mir zücke
In Gottes, meines vatern, reich.

Wer aber auff mein freundlich locken
Nicht kömpt, und wil sein hertz verstocken,
Wer sich an mein verdienst nicht helt,
Den lass‘ ich in des sathans ketten,
Dieweil euch anders zu erretten
Es meinem vater nicht gefellt.

Franz Härter – Der Zug nach oben

Heimat meiner Liebe,
Ziel der heilgen Triebe,
Ort der sel’gen Ruh,
Wo mein Jesus weilet,
Friedenstadt, es eilet
Dir mein Sehnen zu!

Herr, wie lang
Werd‘ ich noch bang
an die Erdennot gebunden
Zählen Tag und Stunden?

Zwar sollt‘ ich nicht zählen,
Sollte mich nicht quälen,
Denn die Zeit entflieht;
Und ich kann mit Freuden
Sehn wie durch das Leiden
Mich mein Jesus zieht.

Näher stets
Zur Heimat geht’s; –
Folg‘ ich nur dem Liebeszuge
Auch im Liebesfluge!

Doch ich geh so träge
Auf dem Lebenswege
Meinem Jesu nach,
Dankend halb, halb zagend,
Nach dem Ausgang fragend
Und mit manchen Ach!

O, wie schwer
Ward mir’s bisher
Ganz mir selber abzusagen
Und mein Kreuz zu tragen!

Lehr‘ mich stiller gehen,
Treuer auf dich sehen,
Den ich oft betrübt!
Jesu, voll Erbarmen
Hast du ja mich Armen
Je und je geliebt!

Lauter Güt
Ist’s die mich zieht
Hin zum Ziel der heil’gen Triebe,
Zu dir, meine Liebe!

Arndt, Ernst Moritz – Noch ein Jesusgebet

Ich glaub‘ an dich, du höchster Geist,
Der Liebe ist und Liebe heißt,
Der ganz aus Gott geboren ist –
Ich glaub‘ an dich, Herr Jesus Christ.

Du Gottesglanz des hellsten Lichts,
O leuchte durch die Nacht des Nichts,
Durch Millionenlügenschein,
Mir himmelwärts und himmelein.

Was ich gewesen, sein soll, bin,
Mein Wie und Wann Woher Wohin
Das leuchte mir mit süßem Schein
Mein Licht, in Herz und Sinn hinein.

Dann bin ich bei dir und in dir,
Dann hab‘ ich schon den Himmel hier:
Denn Frieden hat und Lust und Licht,
Wer Jesus Christ im Glauben spricht.

Arndt, Ernst Moritz – Jesusgebet

Herr, du mein Licht, mein Heil, mein Leben!
Du süßer Heiland Jesus Christ!
Hilf Herr! hilf! laß mich nicht entschweben
Von dir, wo Seelenfreude ist,
Wo Einfalt ist, wo Frieden ist,
Bei dir, bei dir, Herr Jesus Christ!

Hilf! laß mich nicht im Schein verwildern
Der Welt, die tausendfarbig gleißt,
Die lockt die Wesen durchzubildern,
So weit das All die Bahnen kreist –
O gib mir deinen stillen Geist,
Deß Namen Lieb‘ und Demuth heißt!

O könnt‘ ich schaun aus deinem Bilde
Der Welten Ziel, der Menschen Seyn
Mit voller Klarheit, voller Milde,
Dann wäre schon der Himmel mein,
Dann täuschte mich kein Schein vom Schein,
Das Licht der Lichter wäre mein.

O Licht der Lichter! Bild der Bilder!
Du Gottesglanz, du Liebesglanz!
Du Stiller Treuer Frommer Milder,
Erleuchte mir die Seele ganz!
Dein Bild dies bilde ganz mir ein!
Und werde, bleibe ewig mein!

Max von Schenkendorf – Immer muß ich wieder lesen

Immer muß ich wieder lesen,
In dem alten Heil’gen Buch
Wie mein Herr so sanft gewesen,
Ohne List und ohne Trug;

2. Wie Er hieß die Kindlein kommen,
Wie Er hold sie angeblickt,
Und sie auf den Arm genommen,
Und sie an sein Herz gedrückt;

3. Wie Er Hülfe und Erbarmen,
Allen Kranken gern erwies,
Und die Blöden und die Armen
Seine lieben Brüder hieß,

4. Wie Er keinem Sünder wehrte,
Der bekümmert zu ihm kam;
Wie Er freundlich ihn belehrte,
Ihm den Tod vom Herzen nahm.

5. Immer muß ich wieder lesen,
Les‘ und freue mich nicht satt,
Wie Er ist so treu gewesen,
Wie Er uns geliebet hat.

6. Hat die Herde sanft geleitet,
Die sein Vater ihm verlieh’n.
Hat die Arme ausgebreitet,
Alle an sein Herz zu ziehn.

7. Laß mich knien zu Deinen Füßen,
Herr, die Liebe bricht mein Herz!
Laß in Thränen mich zerfließen,
Selig sein in Wonn‘ und Schmerz!

In manchen Liederbüchern wird dieses Lied Luise Hensel zugeschrieben – ich habe hier die Benennung aus Julius Köbners „Glaubemsstimme“ übernommen

Gottfried Arnold – Heiligster Jesus

Heiligster Jesus, Heiligungsquelle,
Mehr als Krystall rein, klar und helle,
Du laut’rer Strom der Heiligkeit!
Aller Glanz der Cherubinen,
Die Heiligkeit der Seraphinen
Ist gegen Dich nur Dunkelheit.
Ein Vorbild bist Du mir,
Ach, bilde mich nach Dir,
Du mein Alles!
Jesus, hilf Du!
Hilf mir dazu,
Daß ich auch heilig sei, wie Du.

2. O stiller Jesus! wie Dein Wille
Dem Willen Deines Vaters stille
Und bis zum Tod gehorsam war,
Also mach‘ auch gleichermaßen
Mein Herz und Willen Dir gelassen,
Ach, stille meinen Willen gar!
Mach mich Dir gleich gesinnt,
Wie ein gehorsam Kind,
Stille, stille.
Jesus, hilf Du!
Hilf mir dazu,
Daß ich fein stille sei, wie Du.

3. Wachsamer Jesus! ohne Schlummer,
In großer Arbeit, Müh‘ und Kummer
Bist Du gewesen Tag und Nacht;
Du mußtest täglich viel ausstehen,
Des Nachts lagst Du vor Gott mit Flehen,
Und hast gebetet und gewacht.
Gib mir auch Wachsamkeit,
Daß ich zu Dir allzeit
Mach‘ und bete.
Jesus, hilf Du!
Hilf mir dazu,
Das ich stets wachsam sei, wie Du.

4. Gütigster Jesus! ach wie gnädig,
Wie liebreich, freundlich und gutthätig
Bist Du doch gegen Freund und Feind!
Dein Sonnenglanz, der scheinet Allen,
Dein Regen muß auf Alle fallen,
Ob sie Dir gleich undankbar sind.
Mein Gott, ach lehre mich,
Damit hierinnen ich
Dir nacharte!
Jesus hilf Du!
Hilf mir dazu,
Daß ich auch gütig sei, wie Du.

5. Du sanfter Jesus, warst unschuldig,
Und littest alle Schmach geduldig,
Vergabst und ließ’st nicht Rachgier aus;
Niemand kann Deine Sanftmuth messen,
Bei der kein Eifer Dich gefressen,
Als der um Deines Vaters Haus.
Mein Heiland, ach, verleih‘
Mir Sanftmuth und dabei
Guten Eifer.
Jesus, hilf Du!
Hilf mir dazu,
Daß ich sanftmüthig sei, wie Du.

6. Würdigster Jesus, Ehrenkönig!
Du suchtest Deine Ehre wenig,
Und wurdest niedrig und gering;
Du wandeltst ganz vertieft auf Erden
In Demuth und in Knechtsgebärden,
Erhubst Dich selbst in keinem Ding.
Herr, solche Demuth lehr‘
Mich auch, je mehr und mehr
Stetig üben!
Jesus hilf Du!
Hilf mir dazu,
Daß ich demüthig sei, wie Du.

7. O keuscher Jesus, all‘ Dein Wesen
War züchtig, keusch und auserlesen,
Voll ungefärbter Sittsamkeit;
Gedanken, Reden, Glieder, Sinnen,
Gebärden, Kleidung und Beginnen
War voller lautrer Züchtigkeit.
O, mein Immanuel!
Mach‘ mir Geist, Leib und Seel
Keusch und züchtig
Jesus, hilf Du!
Hilf mir dazu,
So keusch und rein zu sein, wie Du.

8. Mäßiger Jesus, deine Weise
Im Trinken und Genuß der Speise
Lehrt uns die rechte Mäßigkeit.
Den Durst und Hunger Dir zu stillen,
War, statt der Kost, des Vaters Willen
Und Werk vollenden, Dir bereit‘.
Herr, hilf mir, meinen Leib
Stets zähmen, daß ich bleib‘
Dir stets nüchtern.
Jesus, hilf Du!
Hilf mir dazu,
Daß ich stets nüchtern sei, wie Du.

9. Nun, liebster Jesus, liebstes Leben!
Mach‘ mich in Allem Dir ergeben,
Und deinem heil‘gen Vorbild gleich.
Dein Geist und Kraft mich ganz durchdringe,
Daß ich viel Glaubensfrüchte bringe,
Und tüchtig werd‘ zu deinem Reich.
Ach, zeuch mich ganz zu Dir,
Behalt mich für und für,
Treuer Heiland!
Jesus, hilf Du,
Laß mich, wie Du,
Und wo Du bist, einst finden Ruh‘.

Garve, Carl Bernhard – O Du, der Völker Heil

O Du, der Völker Heil,
Der Menschheit Ehr‘ und Sonne,
Des Bergens schönstes Theil,
Des Geistes Kraft und Wonne!
Welch‘ Werk der Engel malt,
Mit Himmelsfarbenlicht
Dein Bild, das Gottheit strahlt
Im Menschenangesicht!

2. Reiz vor jedem Reiz,
Das Aug‘ an Dir zu weiden,
Vom Stalle bis an’s Kreuz,
Im Leben, Wirken, Leiden!
Wie fromm, wie gut und mild,
Wie machtvoll, hehr und groß
Steht da vor mir Dein Bild,
Wie rein und fleckenlos!

3. Hier seh‘ ich Dich als Kind;
Wer kann’s nach Würden preisen?
So himmlisch treu gesinnt,
Ein Wunder selbst den Weisen.
Doch ruhst Du still daheim
In Demuth sanft und treu,
Und pflegst noch jeden Keim,
Bis er Baum Gottes sei.

4. Der Himmel öffnet sich.
Was sagt der Taube Schweben?
Geist Gottes kommt auf Dich
Und salbt dein Amt und Leben.
Und wie in Bußgestalt
Du schwörst den heil‘gen Bund
Welch‘ hehre Stimm‘ erschallt?
Sohn grüßt Dich Gottes Mund!

5. Schon seh‘ ich Dich in Kraft
Der heil’gen Taufe gehen,
Und, durch kein Weh‘ erschlafft,
Den langen Kampf bestehen.
Schon tönt dein Gotteswort,
Ein Wort voll Seligkeit,
Und tönt gewaltig fort
Bis an das Grab der Zeit.

6. Kommt, rufst Du, folget mir!
Und Vätern, Netzen, Schiffen
Enteilt man, folget Dir,
Vom Himmelswort ergriffen.
Verachtet, arm, gering
Tritt jetzt dein Schüler ein.
Bald wird, der Fische fing,
Ein Menschenfischer sein.

7. Der Satan eilt in Flucht
Vor deinem Gottheitsstempel;
Voll Eifers übst Du Zucht
In deines Vaters Tempel.
Doch o! wie lächelst Du
Mit namenloser Huld
Verzagten Sündern zu!
Und weg ist ihre Schuld.

8. Wie sinkt Dir jene dort
In heißem Dank zu Füßen!
Ihr Herz möcht ohne Wort
Zum Thränenbach zerfließen.
Und Du, wie sanft und lind
Nimmst Du Dich ihrer an!
Und Satans schnödes Kind,
Ist Gottes Ruhm fortan.

9. In Armuth wandelst Du,
So reich an tausend Segen;
Hast nicht, wohin zur Ruh‘
Dein müdes Haupt zu legen;
Doch welchem Menschenheer
Brichst Du dein Segensbrod!
Dir bleibt von Hülfe leer
Kein Elend, keine Noth.

10. Was wallt aus Nain her?
Schmerz glüht in Thränen nieder,
Du winkst: er glüht nicht mehr,
Der Jüngling lebet wieder.
Dort deckt Verwesungsgruft
Den Freund – dein Wort gebeut
Er athmet Lebensluft,
Er steht, in Kraft erneut!

11. Des Blinden Auge sieht,
Dank reden stumme Zungen,
Das schwerste Siechthum flieht,
Durch Blick und Wort bezwungen.
Wie jauchzen tief erregt
Dir Meng‘ um Menge zu!
Und jeder Busen schlägt:
Preis Dir! wer ist wie Du?

12. Dort beugst Du, wie ein Knecht,
Dich zu der Jünger Füßen,
Du, den mit höchstem Recht
Sie Herrn und Meister grüßen,
Du, dessen Majestät
Der Gottesglanz bezeugt,
Vor dem sich der Prophet,
Vor dem sich Moses beugt.

13. Laut schaut es: Welch ein Mann,
Dem Sturm und Wetter schweigen,
Der Todte wecken kann,
Dem sich die Geister neigen!
Und o! wie sinkst Du nun
So kraftlos in den Staub,
Und noch im Wunderthun
Bist Du der Bande Raub.

14. Du Fels der Aergerniß,
Kraft Gottes, Gotteswahrheit,
Dem Klügling nie gewiß,
Dem Glauben Himmelsklarheit,
Und doch, wer faßt Dich ganz,
Held reinster Liebe,
Der, wund vom Dornenkranz,
Am Schächerkreuz erblich?