Johann Sigismund Kunth. – Die Ruhe des Volkes Gottes. (Hebr. 4, 9. )

Es ist noch eine Ruh vorhanden:
Auf, müdes Herz, und werde Licht!
Du seufzest hier in deinen Banden,
und deine Sonne scheinet nicht:
Sieh auf das Lamm, das dich mit Freuden
Dort wird vor seinem Stuhle weiden;
Wirf hin die Last, und eil herzu.
Bald ist der schöne Kampf geendet,
Bald, bald der saure Lauf vollendet:
So gehst du ein zu deiner Ruh.

Die Ruhe hat Gott auserkoren,
Die Ruhe, die kein Ende nimmt.
Es hat, da noch kein Mensch geboren,
Die Liebe sie uns so bestimmt.
Das Lämmlein wollte darum sterben,
Uns diese Ruhe zu erwerben;
Es ruft, es locket weit und breit:
Ihr müden Seelen und ihr Frommen,
Versäumet nicht, heut einzukommen
Zu meiner Ruhe Lieblichkeit.

So kommet denn, ihr matten Seelen,
Die manche Last und Bürde drückt:
Eilt, eilt aus euren Kummerhöhlen,
Geht nicht mehr krumm und sehr gebückt.
Ihr habt des Tages Last getragen;
Dafür lässt euch das Lämmlein sagen:
Ich selbst will eure Ruhstatt sein.
Ihr seid sein Volk, ihr Jacobiten;
Ob Sünde, Welt und Teufel wüten:
Seid nur getrost und gehet ein.

Was mag wohl einen Kranken laben
und einen müden Wandersmann?
Wo jener nur ein Bettlein haben.
und sanfte darauf ruhen kann;
Wenn dieser sich darf niedersetzen,
An einem frischen Trunk ergötzen:
Wie sind sie beide so vergnügt!
Doch dies sind kurze Ruhestunden:
Es ist noch eine Ruh erfunden,
Da man auf ewig stille liegt.

Da wird man Freudengarben bringen;
Denn unsre Tränensaat ist aus;
Welch ein Jubel wird erklingen
Und süßer Ton ins Vaters Haus!
Schmerz, Seufzen, Leid, Tod und dergleichen,
Wird müssen fliehn und von uns weichen.
Wir werden auch das Lämmlein sehn;
Es wird beim Brünnlein uns erfrischen,
Die Tränen von den Augen wischen:
Wer weiß, was sonst noch soll geschehn?

Kein Durst noch Hunger wird uns schwächen;
Denn die Erquickungszeit ist da.
Die Sonne wird uns nicht mehr stechen:
Das Lamm ist seinem Volke nah.
Es will selbst über ihnen wohnen
und ihre Treue wohl belohnen
Mit Licht und Trost, mit Ehr und Preis.
Es werden die Gebeine grünen.
Der große Sabbath ist erschienen,
Da man von keiner Arbeit weiß.

Da ruhen wir, und sind im Frieden,
Und leben ewig sorgenlos.
Ach fasset dieses Wort, ihr Müden,
Legt euch dem Lamm in seinen Schoß!
Ach! Flügel her, wir müssen eilen:
und uns nicht länger hier verweilen:
Dort wartet schon die frohe Schar.
Fort, fort, mein Geist, zum Jubilieren!
Begürte dich zum Triumphiren!
Auf, auf, es kommt das Ruhejahr!

Benjamin Schmolck – Die Ruhe nach der Unruhe. (Aus Psalm 4, 9.)

Mel. Gottlob, es geht nunmehr zu Ende.

1. Ich lieg und schlafe ganz mit Frieden,
Denn du allein, Herr, hilfest mir.
Die Wohnung, die mir nun beschieden,
Stellt eine sichre Kammer für.
Mein Grab muss mir ein Bette sein,
O wie so süße schlaf ich ein!

2. Ich lieg und schlaf in Jesu Armen,
Er drücket mir die Augen zu.
Mich überschattet sein Erbarmen,
Und seine Lieb ist meine Ruh.
Wär auch mein Grab wie Jakobs Stein,
So schlaf ich dennoch lieblich ein.

3. Ich lieg und schlaf, mein Herze wachet,
Die Seele schauet Jesum an,
Der meine Beine grünend machet,
Sobald er schwenkt die Lebensfahn.
Dann wird mein Glaube Schauen sein,
Indessen schlaf ich fröhlich ein.

4. Ich lieg und schlafe nun im Stillen,
Stört mich mit euren Tränen nicht.
Beruhigt euch in Gottes Willen,
Ihr, denen jetzund weh geschicht.
Dort werden wir vereinigt sein.
Nun, gute Nacht! So schlaf ich ein.

Blaul, Georg Friedrich – Ruhe in Christo.

Mel. Wer ist wohl wie du rc.

Ach! aus tiefer Not
Und betrübt zum Tod,
Rief ich oft nach Ruh‘ und Frieden,
Doch in wem sie mir beschieden,
Hab‘ ich nicht gefragt,
Hab‘ nur laut geklagt.

Und viel schwerer noch
Ward des Elends Joch.
Seit ich Jesum dich erkenne,
Meinen Herrn und Heiland nenne,
Nehmen Fried‘ und Ruh‘
Stündlich wieder zu.

Ja, du bester Freund,
Nur mit dir vereint
Bin ich frei von allen Lasten,
Darum will ich ruh’n und rasten,
Jesu, nur bei dir,
Komm! ach, komm zu mir!

Jesu, ohne dich
Ist kein Friede da für mich.
Welt, du machst mich matt und müde,
Mein Erlöser nur bringt Friede,
Und wenn er mich hält,
Trotz‘ ich dir, o Welt.

Send‘ mir deinen Geist,
Den du mir verheißt,
Dass sein Odem mich berühre,
Mich den Weg des Lebens führe;
Nur durch ihn allein
Bist du mein, ich dein.

Ja, Herr Jesu, komm!
Mach‘ mich rein und fromm.
Nimm hinweg, was mich noch drücket,
Gib, was ewig mich beglücket,
Meine Last nimm du,
Mir gib deine Ruh‘!

Tersteegen, Gerhard – Stilles Gotteswesen, du

1.) Stilles Gotteswesen, du,
Einzig meines Geistes Ruh,
Ach, wann wird mein Geist auf Erden
Recht in dir gestillet werden?
Lass mich nicht so jämmerlich
In der Unruh quälen mich!

2.) O du stille Ewigkeit,
Süßes Reich der Seligkeit,
Nimm mich ein in deinen Frieden,
Mach mich innig abgeschieden!
Ach, ich bin noch so verirrt,
Sammle mich, mein treuer Hirt!

3.) Schau, wie ich in mancherlei
Meinen Sinn so leicht zertreu,
Darum leb ich in Beschwerden.
Lass mich in dir Eines werden!
Einzig, innig, du allein
Musst des Geistes Ruhe sein.

4.) In der Welt und Kreatur
Wird mein Geist geängstet nur.
Könnt ich allem mich verschließen,
Deinen Frieden zu genießen,
Los und bloß und ungestört,
Jesu, ganz in dich gekehrt!

5.) Schließe Herz und Sinne zu,
Und was stört des Geistes Ruh,
Die Vernunft und eignen Willen
Samt Affekten wollst du stillen.
Deine Liebe stille mich
Unverrückt und wesentlich!

6.) Du und ich in Einsamkeit
Innig außer Ort und Zeit,
Da ich an mich selbst nicht denke,
Dich nur schau, in dich mich senke:
Ach, wie ist es da so gut,
Wenn man so im Herzen ruht!

7.) In der Unruh bleibe du
Heimlich meine tiefe Ruh.
Du, Herr, und dein süßer Wille
Sei in allem meine Stille!
Ach, ich achte keinen Schmerz,
Gib mir nur ein stilles Herz!

Reuß zu Köstritz, Eleonore Fürstin – Ruhe

Ich bin durch die Welt gegangen,
Und die Welt ist schön und groß,
Und doch zieht mein Verlangen,
Mich weit von der Erde los.

Ich habe die Menschen gesehen,
Und sie suchen spät und früh;
Sie schaffen, kommen und gehen,
Und ihr Leben ist Arbeit und Müh.

Sie suchen, was sie nicht finden
In Liebe und Ehre und Glück,
Und sie kommen belastet mit Sünden
Und unbefriedigt zurück.

Es ist eine Ruhe vorhanden
Für das arme, müde Herz;
Sagt es laut in allen Landen:
Hier, hier ist gestillet der Schmerz!

Es ist eine Ruhe gefunden
Für alle fern und nah,
In des Gotteslammes Wunden,
Am Kreuze auf Golgatha!

Rappard – Durch Leid zur Herrlichkeit

Franck, Salomo – Mein Jesu, wahre Ruh der Frommen.

Mel. Wer nur den lieben Gott.
Gedruckt 1711

Mein Jesu, wahre Ruh der Frommen,
Ach, hilf durch deine große Treu,
Daß ich mir selber ganz genommen,
Daß ich dir ganz gelassen sei!
Ach Jesu, laß in Freud und Pein
Mein Herz, dein Herz ein Herze sein!

Herr Jesu, senke meinen Willen
In deinen Willen jederzeit!
Laß mich nichts denken, nichts erfüllen,
Als was dein Wille mir gebeut!
Ach Jesu, laß in Freud und Pein
Mein Herz, dein Herz ein Herze sein!

Hilf, daß ich dir alleine lebe,
Mir aber ganz verstorben sei,
Daß ich mich dir ganz übergebe,
Und bis in Tod dir bleibe treu!
Ach Jesu, laß in Freud und Pein
Mein Herz, dein Herz ein Herze sein!

So schwelge dann in Liebesflammen,
Du höchstes Licht, du süße Gluth,
Dein und mein Herze ganz zusammen
Und gib dich mir, du höchstes Gut
Ach Jesu, laß in Freud und Pein
Mein Herz, dein Herz ein Herze sein!

Mein Herz ist von mir ausgegangen,
Und du mein Heiland ein zu mir!
Laß es an deinem Herzen hangen,
So hab ich schon den Himmel hier!
Ach Jesu, laß in Freud und Pein
Mein Herz, dein Herz ein Herze sein!

Schauer – Salomo Francks geistliche Lieder