Es ist noch eine Ruh vorhanden:
Auf, müdes Herz, und werde Licht!
Du seufzest hier in deinen Banden,
und deine Sonne scheinet nicht:
Sieh auf das Lamm, das dich mit Freuden
Dort wird vor seinem Stuhle weiden;
Wirf hin die Last, und eil herzu.
Bald ist der schöne Kampf geendet,
Bald, bald der saure Lauf vollendet:
So gehst du ein zu deiner Ruh.
Die Ruhe hat Gott auserkoren,
Die Ruhe, die kein Ende nimmt.
Es hat, da noch kein Mensch geboren,
Die Liebe sie uns so bestimmt.
Das Lämmlein wollte darum sterben,
Uns diese Ruhe zu erwerben;
Es ruft, es locket weit und breit:
Ihr müden Seelen und ihr Frommen,
Versäumet nicht, heut einzukommen
Zu meiner Ruhe Lieblichkeit.
So kommet denn, ihr matten Seelen,
Die manche Last und Bürde drückt:
Eilt, eilt aus euren Kummerhöhlen,
Geht nicht mehr krumm und sehr gebückt.
Ihr habt des Tages Last getragen;
Dafür lässt euch das Lämmlein sagen:
Ich selbst will eure Ruhstatt sein.
Ihr seid sein Volk, ihr Jacobiten;
Ob Sünde, Welt und Teufel wüten:
Seid nur getrost und gehet ein.
Was mag wohl einen Kranken laben
und einen müden Wandersmann?
Wo jener nur ein Bettlein haben.
und sanfte darauf ruhen kann;
Wenn dieser sich darf niedersetzen,
An einem frischen Trunk ergötzen:
Wie sind sie beide so vergnügt!
Doch dies sind kurze Ruhestunden:
Es ist noch eine Ruh erfunden,
Da man auf ewig stille liegt.
Da wird man Freudengarben bringen;
Denn unsre Tränensaat ist aus;
Welch ein Jubel wird erklingen
Und süßer Ton ins Vaters Haus!
Schmerz, Seufzen, Leid, Tod und dergleichen,
Wird müssen fliehn und von uns weichen.
Wir werden auch das Lämmlein sehn;
Es wird beim Brünnlein uns erfrischen,
Die Tränen von den Augen wischen:
Wer weiß, was sonst noch soll geschehn?
Kein Durst noch Hunger wird uns schwächen;
Denn die Erquickungszeit ist da.
Die Sonne wird uns nicht mehr stechen:
Das Lamm ist seinem Volke nah.
Es will selbst über ihnen wohnen
und ihre Treue wohl belohnen
Mit Licht und Trost, mit Ehr und Preis.
Es werden die Gebeine grünen.
Der große Sabbath ist erschienen,
Da man von keiner Arbeit weiß.
Da ruhen wir, und sind im Frieden,
Und leben ewig sorgenlos.
Ach fasset dieses Wort, ihr Müden,
Legt euch dem Lamm in seinen Schoß!
Ach! Flügel her, wir müssen eilen:
und uns nicht länger hier verweilen:
Dort wartet schon die frohe Schar.
Fort, fort, mein Geist, zum Jubilieren!
Begürte dich zum Triumphiren!
Auf, auf, es kommt das Ruhejahr!