Tersteegen, Gerhard – Stilles Gotteswesen, du

1.) Stilles Gotteswesen, du,
Einzig meines Geistes Ruh,
Ach, wann wird mein Geist auf Erden
Recht in dir gestillet werden?
Lass mich nicht so jämmerlich
In der Unruh quälen mich!

2.) O du stille Ewigkeit,
Süßes Reich der Seligkeit,
Nimm mich ein in deinen Frieden,
Mach mich innig abgeschieden!
Ach, ich bin noch so verirrt,
Sammle mich, mein treuer Hirt!

3.) Schau, wie ich in mancherlei
Meinen Sinn so leicht zertreu,
Darum leb ich in Beschwerden.
Lass mich in dir Eines werden!
Einzig, innig, du allein
Musst des Geistes Ruhe sein.

4.) In der Welt und Kreatur
Wird mein Geist geängstet nur.
Könnt ich allem mich verschließen,
Deinen Frieden zu genießen,
Los und bloß und ungestört,
Jesu, ganz in dich gekehrt!

5.) Schließe Herz und Sinne zu,
Und was stört des Geistes Ruh,
Die Vernunft und eignen Willen
Samt Affekten wollst du stillen.
Deine Liebe stille mich
Unverrückt und wesentlich!

6.) Du und ich in Einsamkeit
Innig außer Ort und Zeit,
Da ich an mich selbst nicht denke,
Dich nur schau, in dich mich senke:
Ach, wie ist es da so gut,
Wenn man so im Herzen ruht!

7.) In der Unruh bleibe du
Heimlich meine tiefe Ruh.
Du, Herr, und dein süßer Wille
Sei in allem meine Stille!
Ach, ich achte keinen Schmerz,
Gib mir nur ein stilles Herz!

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