Ach triumphiere nicht vor’m Siege!
Wo willst du flieh’n, o Seele, hin,
Da frei vom Feind und sicher liege
Dein hart verwirrter Eigensinn?
Suchst du nach Ruh‘ in äußern Dingen:
Ach, glaub‘ es, du erlangst sie nicht!
Wirst du nicht nach dem Innern ringen,
So bleibst du ferne von dem Licht.
Lass dein Verlangen weislich hangen
An jener wahren Einsamkeit,
Die, wenn du aus dir selbst gegangen,
Dich erst von seinem Selbst befreit!
Die Eigensucht muss dich verlassen,
Die Lichtsgedanken müssen dich
In Kraft des Geistes recht erfassen,
Dann geht es recht und seliglich,
Drum bleib‘ nur im Gehorsam stehen!
Vom Posten weicht kein Kriegesmann,
Wenn ihm sein Feldherr ihn ersehen;
Er setzet Blut und Leben dran.
Der Glaube kennt nicht Eigenwillen,
Er sucht sich seinen Weg nicht aus,
Dass Gottes Rat er mög‘ erfüllen
Und kommen aus dem Streit heraus.
Du bist bir selbst die größte Plage,
Trägst deine Strafe selbst in dir;
Begehre keine süßen Tage,
Wenn du willst Ruh‘ genießen hier!
Wer sich auf Traumeslust will legen,
Wird immer mehr nur missvergnügt;
Lass dich die Liebe Christi pflegen,
Die alles Wissen überwiegt!
Lern‘ freu’n dich auf die stille Kammer
Des Grabes, da du wohnen wirst,
Dass dorthin einst aus allem Jammer
Hinführe dich dein Friedefürst!
Hier zeitlich eine Stätte haben,
Das reichet für den Geist nicht hin;
Und drüben kann sich auch nichts laben,
Wenn mit dir zieht dein Eigensinn.
Du kannst nicht in dem Weltgetümmel
Im Geist den Vater beten an.
Wen Er gerufen zu dem Himmel,
Der rechne nicht auf breite Bahn!
Er will durch Welthass hier dich üben,
Dass unter dessen Drängersjoch
Du recht den Himmel lernest üben,
Und sich dein Düstren stille noch.
Dort ist ein Vaterland zu hoffen;
Gott gibt schon dessen Vorschmack hier!
Dies Ziel hat Keiner je getroffen,
Der hier nicht kämpfet nach Gebühr.
Ein Christ nährt sich mit ew’gen Dingen,
Die süß, und doch unsichtbar sind,
Und Christus lässt es ihm gelingen. –
O werd‘ in Einfalt Gottes Kind!