Laufenberg, Heinrich von – Dz guot Jor.

Anno 1420.

GOt vatter in der trinität,
der alle ding geschaffen hat,
lob si dir in dim mayestat!
Got, alles gutz ein aneuang,
ein mittel und ein ufgang,
lob sagent wir in dem gesang.
Dz er mit sinem hohen rot
ihesum christum gesendet hat
für unser missetat
Zu einer maget küsch und rein,
die allein
der edel küng hat usserwelt
für alle welt gemein.

Got sun in vaetterlicher kraft
het hie bewist sin meisterschaft
mit sines geistes süssem saft.
Got wz er ie in sinem rich,
der mensch ist worden willenclich,
des fröw du armer sünder dich.
Er lit in einer kripphe hie
und ist doch got, als er wz ie,
on alle froge, wie.
Des singent lob und götlich er
engel her,
ze bethleem frowent sich
des die hirten ser.

Got helger geist, in diner minn
erlüht uns unser hertz und sinn,
din helig für in uns enbrünn.
Got dry person in einer maht,
gib uns in diser helgen naht,
dz diß kindlins werde wol gedaht,
Und marien, der maget gut,
von der es nam sin fleisch und blut,
gar unuersert behüt.
Ein selig jor und ewig rich
uns verlich,
dz wir werdent loben
nun und ewenclich.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Hermann, Nikolaus – Am neuen Jahrstage.

Ev. Lucä 2.

Da Jesus nach jüdischer Art
Am achten Tag beschnitten ward,
Wurd sein Name Jesus genannt,
Denn er war der rechte Heiland.

Ehe denn sein Mutter ihn empfing
Im Leib, und mit ihm schwanger ging,
Gab ihm der Engel diesen Nam,
Den er in der Beschneidung bekam.

Kein Mensch den Namen hat erdacht,
Der Engel ihn vom Himmel bracht,
Gott selbst ihn also heißen wollt,
Denn er sein Volk erlösen sollt.

Nicht aus einer zeitlichen Noth,
Sondern von Sünd, von Höll und Tod,
Und uns durch sein Leiden und Tod
Ein ewigs Reich erwürb bei Gott.

Es ist kein ander Heiland nicht,
Wiewohl der Welt ihr sehr viel dicht,
Allein hilft uns aus aller Noth
Jesus, der wahre Mensch und Gott.

Lob, Ehr und Preis zu aller Zeit,
Sei dir, Heiland der Christenheit,
Hilf, daß der süße Name dein
Am Tod erquick die Seele mein.

Amen.

Hermann, Nikolaus – Hört, ihr liebsten Kinderlein

Das dritte Lied, in welchem das Kindlein Jesus die Kinder vermahnet, daß sie fleißig beten und studiren sollen, so wolle es ihnen bescheren.

Hört, ihr liebsten Kinderlein,
Spricht das Herze Jesulein,
Seid züchtig und lernet fein,
Bett fleißig im Namen mein,
So will ich stets bei euch sein,
Mit mein lieben Engelein,
Euch allezeit behüten fein.

Werdt ihr z morgens gern aufstehn,
Und fleißig zur Schulen gehn,
Und studiren mit ganzem Fleiß,
Daß ihr mir singt Lob und Preis,
Werdet ihr mein Wort gern hören,
So will ich euch alls bescheren,
Was eur Herz nur wird begehren.

Es solln euch mein Engelein
Allzeit gleiten aus und ein,
Daß ihr nicht stoßt an einen Stein,
Auch nicht fallt und brecht ein Bein.
Eur liebsten Mütterlein,
Vater, Bruder und Schwesterlein
Solln sie auch behüten fein.

Euern Eltern will ich geben
Gut Kuckes1) und langes Leben,
Daß sie euch können ernähren,
Und aufziehn zu Gottes Ehren,
Und euch kaufen Kleider und Schuh,
Bücher, und was ihr dürft dazu,
Daß ihr lernt mit guter Ruh.

Drum, o liebsten Kinderlein,
Seid gehorsam und lernet fein,
Eur Emanuel will ich sein,
Hab euch von der Höllen Pein
Erlöst durch mein Blut und Tod.
Drum halt fleißig mein Gebot,
Und ruft zu mir in der Noth,

So sollt ihr dieß neue Jahr
Sicher sein für aller Gefahr,
Kein Krieg, Theurung, Pestilenz
Soll kommen über euer Grenz,
Seid nur fromm und lernet fein,
O ihr liebsten Kinder mein,
So will ich stets bei euch sein.

Amen.

Schmolck, Benjamin – Jesus soll die Loosung sein

Mel. Meinen Jesum laß ich nicht.

Jesus soll die Loosung sein,
Da ein neues Jahr erschienen.
Jesus Name soll allein
Denen zum Paniere dienen,
Die in seinem Bunde stehn
Und auf seinen Wegen gehn.

Jesus Name, Jesus Wort
Soll bei uns in Zion schallen,
Und so oft wir an den Ort,
Der nach ihm genennt ist, wallen,
Mache seines Namens Ruhm
Unser Herz zum Heiligthum.

Unsre Wege wollen wir
Nur in Jesus Namen gehen.
Geht uns dieser Leitstern für,
So wird alles wohl bestehen,
Und durch seinen Gnadenschein
Alles voller Segen sein.

Alle Sorgen, alles Leid
Soll der Name uns versüßen,
So wird alle Bitterkeit
Uns zum Zucker werden müßen.
Jesus Namen, Sonn und Schild,
Welcher allen Kummer stillt.

Ledderhose – Benjamin Schmolcks geistliche Lieder

Rist, Johann – Hilf, Herr Jesu, laß gelingen

1. Hilf, Herr Jesu, laß gelingen,
Hilf, das neue Jahr geht an!
Laß es neue Kräfte bringen,
Daß aufs neu‘ ich wandeln kann!
Neues Heil und neues Leben
Wollest du aus Gnaden geben.

2. Meine Worte, meine Taten,
Was ich treibe fort und fort,
Müße seliglich geraten,
Herr, durch dein lebendig Wort!
Laß mich deinen Geist erfüllen,
Zu vollbringen deinen Willen!

3. Laß dies sein ein Jahr der Gnaden;
Herr, vergib mir meine Schuld;
Was der Seele möchte schaden,
Wende ab nach deiner Huld,
Laß mich wachen, beten, ringen
Und durch dich die Welt bezwingen.

4. Herr, du wollest Gnade geben,
Daß dies Jahr mir heilig sei,
Daß ich christlich könne leben
Ohne Trug und Heuchelei;
Daß dein Pilger noch auf Erden
Möge dir geheiligt werden.

5. Jesu, lenke mein Beginnen
Immerdar nach deinem Sinn!
Jesu, führe all mein Sinnen
Auf die Ewigkeiten hin;
Laß Begierden und Gedanken
Nie von dir ins Ferne wanken!

6. Jesu, laß mich fröhlich enden
Dieses angefangne Jahr;
Trage mich auf deinen Händen,
Halte bei mir in Gefahr.
Freudig will ich dich umfassen,
Wenn ich soll die Welt verlassen!

Reuß zu Köstritz, Eleonore Fürstin – Das Jahr geht still zu Ende,

Das Jahr geht still zu Ende,
nun sei auch still mein Herz.
In Gottes treue Hände
leg ich nun Freud und Schmerz
und was dies Jahr umschlossen,
was Gott der Herr nur weiß,
die Tränen, die geflossen,
die Wunden brennend heiß.

Warum es so viel Leiden,
so kurzes Glück nur gibt?
Warum denn immer scheiden,
wo wir so sehr geliebt?
So manches Aug‘ gebrochen
und mancher Mund nun stumm,
der erst noch hold gesprochen;
du armes Herz warum?

Hier gehen wir und streuen
die Tränensaat ins Feld;
dort werden wir uns freuen
im sel’gen Himmelszelt.
Wir sehnen uns hienieden
dorthin ins Vaterhaus
und wissen’s: die geschieden,
die ruhen dort schon aus.

Daß nicht vergessen werde,
was man so gern vergißt:
daß diese arme Erde
nicht unsere Heimat ist.
Es hat der Herr uns allen,
die wir durch ihn erkauft,
in Zions goldenen Hallen
ein Heimatrecht erkauft.

O, das ist sicheres Gehen
durch diese Erdenzeit;
nur immer vorwärts sehen
mit sel’ger Freudigkeit!
Wird uns durch Grabeshügel
der klare Blick verbaut,
Herr, gib der Seele Flügel,
daß sie hinüberschaut.

Hilf du uns durch die Zeiten
und mache fest das Herz;
geh selber uns zur Seiten
und führ uns heimatwärts.
Und ist es uns hienieden
so öde, so allein,
o laß, in deinem Frieden
uns hier schon selig sein!

Redern, Hedwig von – Der Herr, dem nichts unmöglich

Der Herr, dem nichts unmöglich,
grüßt dich zum neuen Jahr.
Er bietet sich dir selber
zum Schild und Schutze dar.

Er wird dir alles schenken,
was nutz dir ist und gut,
und deine Schritte lenken,
ging’s auch durch Wasserflut.

Du brauchst dich nicht zu fürchten,
du bleibst ja nicht allein,
er selbst will alle Tage
bei seinem Kinde sein.

Er deckt’s mit seinen Flügeln,
er trägt’s in seiner Macht.
Glaub’ du nur ohne Klügeln:
Er sorgt, er liebt, er wacht!

Was dir dann auch begegne
in dieses Jahres Lauf,
es muß zum Besten dienen,
drum nimm es still in Kauf!

Und er will dir begegnen!
O Seele, sage an,
was unter Jesu Segnen
dir je wohl mangeln kann?

Rambach, Johann Jakob – Ein Jahr geht nach dem andern hin

1. Ein Jahr geht nach dem andern hin
der Ewigkeit entgegen.
Ach, möchte doch der träge Sinn
dies fleißiger erwägen.
Ach, brächte doch ein jedes Jahr
viel neue, gute Früchte dar!

2. Allein wo ist, wo ist die Frucht,
die wir bisher getragen?
wie oft hat Gott umsonst gesucht!
wie hat er müssen klagen!
es that ihm weh, wenn seine Hand
anstatt der Frucht nur Blätter fand.

3. Haut ab, sprach er, den kahlen Baum,
der keine Früchte träget.
Was nimmt er andern Saft und Raum?
komm Tod, der alles schläget,
komm, leg‘ die Axt der Wurzel an,
thu‘ einen Streich, so ist’s gethan!

4. Allein der treue Heiland spricht:
„laßt ihn noch dies Jahr stehen.
Trägt er auch jetzo Früchte nicht;
ich hoff‘ sie noch zu sehen.“
Ach! halt‘ des strengen Urtheils Lauf
doch dies Jahr noch, mein Vater, auf.

5. So gieb denn, lieber Heiland! Kraft,
dies Jahr viel Frucht zu bringen.
Ach, laß doch deines Geistes Saft
in unsre Zweige dringen.
Schütt‘ auch auf unsrer Aller Haus
viel Gnade, Kraft und Segen aus!

Geistlicher Liederschatz

Neander, Joachim – Abermal ein Jahr verflossen

1. Abermal ein Jahr verflossen
näher zu der Ewigkeit;
wie ein Pfeil wird abgeschossen,
so vergehet meine Zeit.
O getreuer Zebaoth,
unveränderlicher Gott,
ach was soll, was soll ich bringen,
deiner Langmut Dank zu singen?

2. Ich erschrecke, mächtig Wesen,
Angst und Furcht bedecket mich,
denn mein Beten, Singen, Lesen,
ach das ist so schläferig.
Heilig, heilig, heiliger,
großer Seraphinen Herr,
wehe mir, ich muß vergehen,
denn wer kann vor dir bestehen?

3. Schrecklich ist es ja zu fallen
in die Hand von solchem
Gott, der rechtfertigt allein:
Niemand treibe mit mir Spott;
irret nicht, wo das geschicht,
ich, Jehovah, leid es nicht;
ich bin ein Verzehrend Feuer,
ewig brennend, ungeheuer.

4. Aber du bist auch sanftmütig,
o getreues Vaterherz,
in dem Bürgen bist du gütig,
der gefühlt des Todes Schmerz;
steh ich nicht in deiner Hand
angezeichnet als ein Pfand,
so du ewig willst bewahren
vor des alten Drachen Scharen?

5. Auf, mein Herz, gieb dich nun wieder
ganz dem Friedenfürsten dar;
opfre dem der Seelen Lieder,
welcher krönet Tag und Jahr;
fang ein neues Leben an,
das dich endlich führen kann
mit Verlangen nach dem Sterben,
da du wirst die Kron erwerben.

6. Soll ich denn in dieser Hütten
mich ein Zeit lang plagen noch,
so wirst du mich überschütten
mit Geduld, das Weiß ich doch.
Setze denn dein Herz auf mich;
Jesu Christe, du und ich wollen
ewig treu verbleiben
und von neuem uns verschreiben.

7. An dem Abend und dem Morgen,
o mein Rat, besuche mich;
laß der Heiden Nahrungssorgen
nimmer scheiden mich und dich
Prüf in jedem Augenblick
meine Nieren, und mich schick mich,
daß ich wachend stehe,
ehe denn ich schnell vergehe.

Liscovius, Salomon – Nun freue dich, o Christenheit.

Weise: Ich dank dir schon durch.

Nun freue dich, o Christenheit,
Mit Gott beliebten Weisen,
Jetzt ist die gnadenreiche Zeit,
Da wir Gott billig preisen.

Die ganze Welt ist angefüllt
Mit lauter Himmelsgütern,
Daß süßer Trost und Freude quillt
Den traurigen Gemüthern.

Denn Gott der Herr hat seinen Sohn
In unser Fleisch gesendet,
Und uns durch diesen Gnadenthron
Den Himmel zugewendet.

Hier lässet sich das fromme Kind
Für alle Welt beschneiden,
Daß alle, die wir Sünder sind,
Den Fluch nicht dürfen leiden.

Da wird für uns sein zartes Blut
Zur Ranzion entrichtet,
Dadurch ist uns der Vater gut
Und unsre Schuld geschlichtet.

Es wird ihm auch mit Wohlbedacht
Der Name Jesus geben,
Weil er die Sünder selig macht
Und ist ihr Heil und Leben.

Da blüht uns alle Seligkeit,
Da wächst uns eitel Segen,
Denn dieser Jesus ist bereit,
Uns herzlich zu verpflegen.

Was unser Herze Gut’s begehrt,
Wird uns vollauf geschenket,
Hingegen das, was uns beschwert,
Durch Christum abgelenket.

Drum darf uns auch ein ganzes Jahr
Kein Ungemach erschrecken,
Denn Jesus weiß uns vor Gefahr,
Aufs beste zuzudecken.

Er wacht für uns zu Tag und Nacht;
Wenn Noth und Unglück drauen,
So schützt er uns vor ihrer Macht
Und läßt uns Hülfe schauen.

Nun, Jesu, wir lobsingen dir
Für alle deine Treue;
Gieb, daß uns ferner für und für
Dein Trost und Schutz erfreue.

Nimm an in deine Liebeshand
Uns Große mit den Kleinen.
Hilf uns, und laß auf Stadt und Land
Dein gnädig Antlitz scheinen.

Pasig – M. Salomon Liscovius geistliche Lieder