1. Ein Jahr geht nach dem andern hin
der Ewigkeit entgegen.
Ach, möchte doch der träge Sinn
dies fleißiger erwägen.
Ach, brächte doch ein jedes Jahr
viel neue, gute Früchte dar!
2. Allein wo ist, wo ist die Frucht,
die wir bisher getragen?
wie oft hat Gott umsonst gesucht!
wie hat er müssen klagen!
es that ihm weh, wenn seine Hand
anstatt der Frucht nur Blätter fand.
3. Haut ab, sprach er, den kahlen Baum,
der keine Früchte träget.
Was nimmt er andern Saft und Raum?
komm Tod, der alles schläget,
komm, leg‘ die Axt der Wurzel an,
thu‘ einen Streich, so ist’s gethan!
4. Allein der treue Heiland spricht:
„laßt ihn noch dies Jahr stehen.
Trägt er auch jetzo Früchte nicht;
ich hoff‘ sie noch zu sehen.“
Ach! halt‘ des strengen Urtheils Lauf
doch dies Jahr noch, mein Vater, auf.
5. So gieb denn, lieber Heiland! Kraft,
dies Jahr viel Frucht zu bringen.
Ach, laß doch deines Geistes Saft
in unsre Zweige dringen.
Schütt‘ auch auf unsrer Aller Haus
viel Gnade, Kraft und Segen aus!