Sachs, Hans – Das lied: Ach Jupiter hetst duß gewalt, Christlich verendert.

Sünder.

O Got vater! du hast gewalt
on end gezalt
im Hymel vnd auf erden kreyß.
MEnschlich geschlecht wurdt gefalt,
von dir gespalt
durch vnghorsam im Paradeyß:
Dein güt würdt nüt von jn gewendt,
behendt verhiestu jn den trost,
da du sprachst zu Eua, Adam:
der sam des weybes euch erlost!
Ach herr, vernymm mein kläglich stymm,
straff mich auch nicht in deinem grymm!

Das hertz in mir ist hardt versert
vnd gar beschwert
mit aygner lieb vnd flaysches lust;
Gmüt, syn, vernunfft ist gantz verkert,
das marck verzert
Gottes gesetz, das üben ist;
Kain lab ich hab, die mich enthalt,
erkalt ist das gewissen mir:
vmb hilff ich gilff zu dir, Christe,
hilff, ee das ich verzweyffel schir,
seyt du bist der ist kummen her,
zu erquicken von ängsten schwer!

Christus.

Sünder, dein wort erhör ich nicht!
du thust mitt icht
Gottes willen nacht vnde tag!
Dein hertz ist gantz in sünd verpflicht:
bey böser frücht
ain faulen baum man kennen mag.
Die welt gefelt dir mit jr lust,
vmb sust, so bistu nit auß Gott!
dein lieb vnd trieb ist flaisch, verston:
der lon der sünde ist der todt:
der gerecht, herr, wirdt bhalten schwer,
wa will erscheynen der sünder?

Sünder.

Ainiger herr, ich hof, dein gut
vrtail mich nüt
so streng nach der gerechtigkait,
Seyt du kamest völler senft mit,
du sun Dauid,
zu seligen vns sündig leüt,
Sprachst vnd: der gsund kains Artztes darff!
wie scharpff halffst am Creütz dem schächer!
on dich warlich kain fürsprech ist,
du bist ye der ainig mittler,
du Gottes lam, das zu vns kam
vnd der gantzen welt sünd hin nam!

Christus.

Sünder, des hertzen ich beger,
sunst nichtzen mer,
kain süsse wort oder person!
Wann warlich ye nicht ain yeder,
der spricht Herr herr,
wirdt in das Reych der hymel gan:
Ir mundt all stundt mich eren ist,
doch rist jr hertz von mir gar weyt!
Judas der was mit worten gut,
sein mut vnd hertz vol haß vnd neydt,
des lyt er ach vnd vngemach,
als auch Simon dem zaubrer gschach.

Sünder.

Ob ist, mein herr, dich weytter bitt
vnd laß ab nitt,
als dz Cananisch weyblin thet,
Seyt dein hertz ist voller senfft mit,
dau du halffst mit
Paulum, der dich veruolget het!
Ach herr, beker mein hertz zu dir,
kumm schir, in dir steet all mein hayl!
on dich kan ich nit keren vmb:
herr kumb, ich wirdt dem todt zu tayl!
in sünden not ließ Caim Got
vnd Künig Saul, die storben todt!

Christus.

Sünder, dich truckt der sünden last
vnd hast kain rast,
ain rauschent plat dich jagen thut!
Mit Gott du nit zurechten hast,
ob er dich stost
mit dem teüfel in helle glut!
Der web vnd steg zur hell ist weyt,
vil leüt geent jn gantz vngezelt;
on zil jr vil beruffen seind,
am end jr weng sind außerwelt,
wann Got spricht: ich erbarme mich,
wes ich mich erbarm ewigklich.

Sünder.

Freündtlicher hort: Gott spricht, der herr,
bald der sünder
seüfftzt, er sein sündt nit dencken wöl!
Wann Got will nit den tode schwer
des sünders mer,
sonder sich ker vnd leben sol:
Sich nun: der sun verloren war,
kumbt her, bekent sein missethat;
sich: hie ist die Eebrecherin:
tryb hin jr freynd vnnd sy begnad!
du sprachst: klopfft an, euch wirdt auffthan:
auff dein selbs wort ich mich verlan!

Christus.

Sünder, meyn gnad wer dir geneygt,
wenn sich ereygt
ain gantzer Glaub auff meine wortt;
Mein güttig gnad wirdt dir erzygt,
dann wirdt geschwaygt
das gwissen vnd der selen mort.
Sünder, noch leer dein lampen ist,
dir brist noch des gelaubens öl;
glaubstu mir nu, das ich dir kund
gesund machen dein arme seel,
so mag es sein, Got wirckt allain,
durch den glauben das hertz wirdt rain.

Sünder.

Ach herr, ich glaub auff dein zusag,
yedoch ich klag:
hilf meinem vnglauben schwer!
Ain brochen ror nit gar zerschlag,
von tag zu tag
mir meinen schwachen glauben mer!
Herr nu, wiltu, so wird ich heyl,
die weyl sunst nyemant helfen kund!
Herr, sprich in mich ain gnedigs wort,
wirdt fort mein krancke seel gesundt!
erbarm dich mein, mein seel leyt pein,
wirdt quelt von ainem gayst vnreyn!

Christus.

O Christ, groß ist deins glaubens krafft
auß gnaden safft,
dir gschech nach deinem glauben frey!
Acht nicht, was menschen leer stets klafft,
sy ist lüghaft,
voller betrug vnd gleyßnerey!
Ker vmb, ich kumb! leb nach meim wort,
lieb fort vor all ding Gottes gut,
vnd yeb die lieb des nächsten dein,
sey rein von sündt! gee hyn im frid,
vnd sündt nit mer, sunst wirt erger
deyn letstes dann das erste wer!

Sünder.

Lob sey Got in der höch ewich,
das er hat mich
erlöset vom ewigen todt!
Mein gayst der ist gantz willigklich,
das flaisch ist sich
vnnd widerstreyttet deim gebot:
Ich bitt, nymm nitt dein gayst von mir,
sunst wird dein senffte joch mir schwer!
O Christ, all frist im wort verhar,
meyd gar all menschen gsetz vnd leer!
herr vnd Got mein, das worte dein
soll meiner füsse lucern sein!

Quelle: Quellangabe Glaubensstimme

Klepper, Jochen – Wir taten Unrecht, fielen tief

Wir taten Unrecht, fielen tief
und haben uns von dir gewandt.
Wir hörten dich nicht, der uns rief,
und rissen uns von deiner Hand.
Gott, wirst du uns die Gnade nehmen?
Herr, Herr, wes müssen wir uns schämen!
Ach, wo ist noch ein treuer Knecht?
Du aber, Höchster, bist gerecht!
Herr, erbarme dich unser!

Wir hörten nicht auf dein Gebot,
das die Propheten offenbart.
Du fragtest nur nach unsrer Not,
als unsre Schuld untilgbar ward.
Den Heiland hast du selbst erkoren.
0 Jesus Christ, der uns geboren:
du hast uns Gott als den gezeigt,
der sich barmherzig zu uns neigt!
Christe, erbarme dich unser!

Wir liegen vor dir im Gebet.
Herr, sieh nicht auf Gerechtigkeit!
Wir wissen, unser Heil besteht
in dir, Gott der Barmherzigkeit!
Ach, höre, Herr! Ach Herr, sei gnädig!
Herr, merke auf! Sprich du uns ledig!
Herr, tue es! Verziehe nicht!
Sei du der Retter im Gericht!
Herr, erbarme dich unser!

Böhmische Brüder – Lehrgesang

SIng heut vnd frew dich, Christenheyt,
lob Gott mit grosser innigkeyt,
Denn ein Heylandt ist dir gesandt,
der Jesus Christus wird genannt.

Der nimbt sich deines kommers an
vnd waget sein leben daran,
Nimpt auff sich deine missethat
das er dir hülff aus aller not.

Ey nimm jn auch mit freuden an
vnd trit frölich auf seine ban,
Würff all deine gerechtigkeyt
zun füssen seiner heyligkeyt.

Erkenn vor jm dein sünd vnd schuld
vnd bitt jn, das er dir auch wolt
Als ein heylandt vnd milter Gott
ableschen deine missethat.

Ergieb dich jm mit seel vnd leyb,
auff das er dir inn dein hertz schreyb
Sein new gesetz, da durch du jn
erkenst vnd habst inn deinem sihn.

Nim an sein wort vnd trewe leer:
das ist die recht vnd höchste ehr,
Die Gott der Herr von vns begert:
o selig, wer inn der gewert!

Der mag getrost vnd wol gemut
trotzen wider der Hellen glut
Vnd dancken Gott on vnterlaß
für seine gab vnd wolthat groß.

Ey, sintemal wir Christen sein,
so last vns nu alle gemeyn
Regieren hie nach dieser leer,
Gott vnsrem Herrn zu lob vnd ehr.

O Herre Gott, nu steh vns bey
mit deiner genad, vnd verley,
Das wir durch dich werden regiert,
dich loben in Heyliger zierd!

Quelle

Heermann, Johannes – Buß- und Sterbegesänglein.

Aus S. Bernhardi Vermahnung.

Im Ton: Hie lieg ich armes Würmelein.

O Mensch, bedenke stets dein End,
der Tod doch Leib und Seele trennt.
Gehorche Gott und dich bekehr,
mit Sünden nicht dein Herz beschwer.
Hier bleibst du nicht, du mußt davon,
wie du hier lebst, ist dort der Lohn.

Wo sind die Kinder dieser Welt
mit ihrer Wollust, Pracht und Geld?
Wo sind die noch vor wenig Zeit
bei uns stolzierten voller Freud?
Sie sind dahin, all ihre Hab
ist nichts denn Stank und Staub im Grab.

Hieran gedenk, o Menschenkind,
bedenke, was sie worden sind.
Sie waren Menschen, gleich wie du,
die meiste Zeit sie brachten zu
In Wollust, aber ach, wie schnell
sind sie gefahren zu der Höll.

Hier wird ihr Leib der Würmer Kost,
die Seel dort leidet Hitz und Frost,
Bis sie der HERR am jüngsten Tag
zusammen bringen wird mit Klag
Und stürzen in das Schwefelfeur
zu allen Teufeln ungeheur.

Denn weil sie hier mit Üppigkeit
gedient dem Satan haben beid,
An ihre Buße nie gedacht
und an die finstre Todes-Nacht,
So ists auch recht, daß sie zugleich
dort leiden Qual ins Teufels Reich.

Was hilft sie nun ihr Ehr und Gut,
ihr Wollust, Macht und Uebermuth?
Wo ist ihr Lachen, Spiel und Scherz,
wo ist ihr Stolz und freches Herz?
Diß alles ist in lauter Pein
verwandelt, der kein End wird sein.

Was Gott an ihnen hat gethan,
bezeugt, daß er auch solches kann
An dir erweisen. Du bist Erd,
trittst Erd und wirst von Erd genährt,
zu Erden wirst du nach dem Tod
auch werden, gleichwie Mott und Koth.

Merk und behalt diß, was ich sag,
vergiß nicht deinen Todestag,
Wie schnell er brechen wird herein:
vielleicht möcht es noch heute sein.
Der Tod mit dir macht keinen Bund:
wie, wann er käm jetzt diese Stund?

Gewis ists, daß du sterben mußt:
wann, wie und wo ist unbewußt.
An allem Ort, all Augenblick
wirft aus der Tod sein Netz und Strick:
Bist du nun klug, so sei bereit
und warte sein zu jeder Zeit.

Trau nicht auf deinen stolzen Leib,
das Sündenrad nicht weiter treib:
Wirst du in Bosheit fahren fort,
so fährest du zur Höllen Pfort.
Gott ist gerecht: Er straft die Sünd,
er straft dort, wie er dich hier findt.

Denn wer die Welt mehr liebt als Gott,
mit Frömmigkeit nur treibt ein’n Spott,
Lebt täglich, wie der reiche Mann,
in Völlerei, aufs best er kann:
Dem Teufel dienet er auf Erd,
wird mit ihm gleicher Straf gewährt.

O Jesu Christe, der du mich
aus Finsternis so gnädiglich
Berufen hast zu deinem Licht,
hilf, daß ich mich gleich stelle nicht
Dem Wesen dieser argen Welt,
die ganz mit Bosheit ist vergällt.

Verleih, daß ich aus aller Macht
die Welt mit ihrer Lust veracht,
Und trachte stets nach deinem Reich,
da ich werd sein den Engeln gleich,
Da man dein auserwählten Kind
in höchster Freud beisammen sindt.

Philipp Wackernackel – Johann Heermanns Geistliche Lieder

Heermann, Johannes – Treue Vermahnung aus dem h. Augustino daß man die Buße nicht aufschieben soll.

Im Ton: Vater unser im Himmelreich.

SO wahr ich lebe, spricht dein Gott,
mir ist nicht lieb des Sünders Tod,
Vielmehr ist diß mein Wunsch und Will,
daß er von Sünden halte still,
Von seiner Bosheit kehre sich
und lebe mit mir ewiglich.

Diß Wort bedenk, o Menschenkind,
verzweifle nicht in deiner Sünd:
Hier findest du Trost, Heil und Gnad,
die Gott dir zugesaget hat,
Und zwar mit einem teuren Eid;
o selig, dem die Sünd ist leid!

Doch hüte dich vor Sicherheit:
denk nicht, zur Buß ist noch wol Zeit,
Ich will erst fröhlich sein auf Erd:
wann ich des Lebens müde werd,
Alsdann will ich bekehren mich,
Gott wird wol mein erbarmen sich.

Wahr ists: Gott ist wol stets bereit
dem Sünder mit Barmherzigkeit,
Doch wer auf Gnade sündigt hin,
fährt fort in seinem bösen Sinn
Und seiner Seelen selbst nicht schon,
dem wird mit Ungnad abgelohnt.

Gnad hat dir zugesaget Gott
von wegen Christi Blut und Tod:
Zusagen hat er nicht gewollt,
ob du bis morgen leben sollt;
Daß du mußt sterben ist dir kund:
verborgen ist des Todes Stund.

Heut lebst du, heut bekehre dich,
eh morgen kommt kanns ändern sich;
Wer heut ist frisch, gesund und roth,
ist morgen krank, ja wol gar todt:
So du nun stirbest ohne Buß,
dein Seel und Leib dort brennen muß.

Hilf, ob HErr Jesu! hilf du mir,
daß ich noch heute komm zu dir
Und Buße thu den Augenblick,
eh mich der schnelle Tod hinrück,
Auf daß ich heut und jederzeit
zu meiner Heimfahrt sei bereit.

Philipp Wackernackel – Johann Heermanns Geistliche Lieder

Thilo, Valentin – Mit Ernst, ihr Menschenkinder

Mit Ernst, ihr Menschenkinder
das Herz in euch bestellt,
damit das Heil der Sünder,
der große Wunderheld,
den Gott aus Gnad allein
der Welt zum Licht und Leben
gesendet und gegeben,
bei allen kehre ein.

Bereitet doch fein tüchtig
den Weg dem großen Gast,
macht seine Steige richtig,
laßt alles, was er haßt;
macht alle Bahnen recht,
die Thal‘ laßt sein erhöhet,
macht niedrig, was hoch stehet,
was krumm ist, gleich und schlecht.

Ein Herz, das Demuth liebet,
bei Gott am höchsten steht;
ein Herz, das Hochmuth übet,
mit Angst zu Grunde geht.
Ein Herz, das richtig ist,
und folget Gottes Leiten,
das kann sich recht bereiten,
zu dem kommt Jesus Christ.

Ach, mache du mich Armen
in dieser Gnadenzeit
aus Güte und Erbarmen,
Herr Jesu, selbst bereit!
Zeuch in mein Herz hinein
vom Stall und von der Krippen,
so werden Herz und Lippen
dir ewig dankbar sein.

Unbekannt – Mich rewt und klag

Im thon, Ich rew und klag.

Gedruckt zu Nürnberg, durch Friderich Gutknecht

MIch rewt und klag meine junge tag,
so ich unnutz hab verzeret
In üppigkeit, das ist mir leid,
Gottes wort nicht baß hab geleret,
In welchem wort mein trost und hort
ligt gantz und gar verborgen,
derhalb will lehrn, zum Wort mich kern,
es hilfft auß allen sorgen.

Das wort ist war, hell, lauter, klar,
es kan noch mag nicht liegen.
Wer jm fast glaubt, ist Gott sein haupt,
der Tod kan jn nicht trieben.
Erfürt auß pein zu Christo hinein,
der für uns hat geliten,
auch selbst verheist durch seinen Geist,
so wir im glauben biten.

On unterlaß will bitten baß,
biß Gott mich thut erhören,
Denn er ist trew, gibt gnad und rew,
das thu ich täglich spüren.
Wens ubel gat, beger ich gnad,
und laß jn mit mir walten,
obs fleisch wol felt, den Geist erhelt,
last er nicht gar erkalten.

Wirtenberg, Graf Jörg von – DAs ich nit kan sünd lan

Ein klaglied wider fleisch und bluot, das Gott helffen und raaten wöll.

(„Nüw gsangbüchle rc. Getruckt zuo Zürych by Christoffel Froschauer, Im JAr D.M.XL.“ in 8°. Seite CCXXXIIII)

DAs ich nit kan sünd lan,
ist mir ein last, krenckt vast
beid lyb und seel, darumb ich wil
mim Gott die schwachheit klagen,
Als minem Herrn, hilfft gern,
gibt gnad und gunst – – –
daruff ich truw und endlich buw,
wie kü+nd ich dann verzagen?
Der gloub erhelt und stelt
mir Christum dar klar uffs best, gantz vest,
daruff wil ich mich lassen,
uff solcher ban styff stan,
den alten Adam massen.

Sey du nit feer, min Herr!
das werck ist din, nit min!
ich bin zu schwach, du mich starck mach,
mit nicht kan ich sunst enden.
Du mit mir teil din heil
unnd ewigs wort, min hort,
ouch das es läb und widersträb,
was sich von dir wil wenden,
Uff das din pryß mit flyß
in mir din leer, eer groß werd uff erd
und nimmermer thu wancken:
darzu mich leit, bereit,
so wil ich dir, Herr, dancken.

Min Gott, erhalt, tröst bald!
erzeig mir gnad, hilff, raat!
leer mich die wält, jr gut und gält,
umb dint willn übergeben.
Die stund bringts end, behend
volgt bald der tod mit not,
fallt hin wies loub, zergadt wie stoub:
was ist min fleischlich läben?
O JEsu Christ, du bist
des läbens wär, stäg: hilff mir zu dir!
der für mich hast gelitten,
verrert din blut, mir zgut,
tod, tüfel überstritten.

Selneccer, Nikolaus – Ach Gott, wie bin ich so unwert

1. Ach Gott, wie bin ich so unwert
im Himmel und auch auf der Erd!
Kein’ Menschen ich ansehen darf,
das macht, o Gott, dein Rute scharf.

2. Wo soll ich dann hin kehren mich?
wer will doch mein erbarmen sich?
Es ist zu groß mein’ Missetat,
bei keinem Menschen ist kein Rat.

3. Und ob ich will die Augen mein
hoch heben in den Himmel ’nein,
hab ich doch gegen dir, o Herr,
o lieber Gott, gesündigt sehr.

4. An mir ist alles Sünd und Spott,
ich bin und leb stets wider Gott,
ich bin ein Ärgernis gewest;
was tu ich, das mir sei das Best?

5. Soll ich verzweifeln, Jesu Christ,
weil du allein der Heiland bist,
und ist bei dir Barmherzigkeit,
Leben und wahre Seligkeit?

6. Sei weit von mir! Das will ich nicht,
zu dir ist all mein Zuversicht,
bei dir mein arme Seel’ jetzt sucht
Trost, Rat, Hilf, Rettung und Zuflucht.

7. Dein Kreatur, hoff ich gewiß,
veracht’st du nicht und dein Bildnis.
Gar traurig, reuig, doch nicht genug,
komm ich zu dir, o mein Hoffnung.

8. Ach lieber Gott, was ich doch soll
jetzt vorbringen, weiß ich nicht wohl,
weil ich nicht darf mit kühnem Herz
mein’ Augen heben auf vor Schmerz.

9. Mein’ Zunge führt klägliche Wort,
mein Trost, mein Hilf, mein höchster Hort,
erbarm dich mein, denn es ist Zeit,
nach deiner groß’n Barmherzigkeit!

10. Sei gnädig, nach der Güte dein,
lösch aus die Übertretung mein,
wasch ab, tilg aus im Herzensgrund
mein Missetat zu aller Stund.

11. Mach du mich rein, denn ich, o Herr,
erschrick und zag von Herzen sehr,
ich seh mein Ungerechtigkeit,
mein Sünd’ mir vor den Augen liegt.

12. An dir allein, mein Gott, ich han
unzählig viel der Sünd’ getan,
die ich erkenn’, und sind mir leid:
ach Gott, erzeig Barmherzigkeit.

13. Ob du schon richtest mich und ihn,
bleibt doch dein Wort recht stets bestehn.
Du bist wahrhaft, gerecht und fromm,
mit mir ist’s Sünd’ als um und um.

14. Sieh, Herr, mein’ Mutter mich empfing
in Sünden, da ich von ihr ging
war ich voll Arg’s und Missetat,
in Sünden sie mich herbracht hat.

15. Du, Herr, die Wahrheit allzeit liebst,
die Heimlichkeit und Weisheit gibst,
und was verborgen machst du mir
ganz offenbar: ich dank nun dir.

16. Für deine Güt’ und groß Wohltat,
die mir dein Gnad erzeiget hat.
bespreng mich, Herr, mit Ysop schon,
mit Blut dein’s allerliebsten Sohn,

17. das aus sein’ heilgen Wunden floß,
dadurch werd ich der Sünden los.
Wasch mich, daß ich bald werd schneeweiß,
gib in mein Herz dein’ heilgen Geist,

18. laß Freud und Wonne meine Ohren
Vergebung meiner Sünde hören,
daß frohlocken mein’ matt’ Gebein
und wieder stark und fröhlich sein.

19. Verbirg dein Antlitz vor der Schuld,
die ich gemacht, gib mir dein Huld;
tilg aus in diesem Jammertal,
ehe ich verzag, mein’ Sünde all.

20. Schaff mir ein rein’ und züchtig Herz,
von Unzucht frei und bösem Scherz,
ein rechten Geist in mir erneu,
Glaub’, Lieb’, Trost, Demut, wahre Reu.

21. O Herr, von deinem Angesicht
verstoß ja und verwirf mich nicht,
dein heilgen Geist von mir nicht nimm
und straf mich nicht in deinem Grimm.

22. Denn niemand ist der mag bestehn
vor dei’m Zorn, er muß gar vergehn.
Gib mir wieder, o mein Heiland,
die Freud, das teur’ und werte Pfand

23. Das Pfand der Gnad’, und mir bescher
ein willigen Geist, damit ich lehr
die Ungerechten deine Weg,
und wandel stets auf rechtem Steg.

24. Dein Wort ich lehr, auf daß sie sich
zu dir bekehr’n beständiglich.
Von Blutschulden und großer Not
errette mich, meins Heils o Gott.

25. Auf daß fröhlich zu aller Zeit
mein Zung dein Ehr und Ruhm ausbreit.
Eröffne auch die Lefzen mein,
auf daß mein Mund dich lobe fein

26. Dein Lob ich preis und rühme das
herzlich, getrost ohn alle Maß.
Kein Opfer hast du je begehrt,
du würd’st von mir sonst des gewährt.

27. Dein Gnad acht’t kein Brandopfer nicht,
zerknirscht ein Herz, das nieder sinkt,
ein geängst’ter Geist, von Leid gekränkt,
mit Christi teurem Blut besprengt,

28. Ein Herz voll Glaub, Lieb und Geduld
ist dir gar lieb und hat kein Schuld.
Ein solch Herz nicht verachten willst,
du bist sein Leben, Schutz und Schild.

29. Tu wohl, o Herr Gott, an Zion
von wegen deines lieben Sohns,
daß werd erbaut Jerusalem
und du gar reiche Opfer nehm’,

30. Opfer des Lobs aus unserm Mund,
daß unser Herz täglich all Stund
dich lob und preis durch Jesum Christ,
der unser aller Heiland ist.

31. Der Tröster auch, der heilig Geist,
mach unser Herzen allermeist
geschickt zu tun dein Will’n und Wort,
welch’s ist der Frommen Trost und Hort.

32. Auf daß wir nun erfüllen das
und wandeln nach dein’s Worts geheiß,
so hilf durch deines Namens Ehr:
Amen, Amen, o Gott und Herr.

Selneccer, Nikolaus – Herr Gott, mein Hort, mein Heil, mein Trost

Herr Gott, mein Hort, mein Heil, mein Trost,
ich komm zu dir alleine.
Mein Sünd drückt mich wund, ängst’t mich groß,
ich traur’ in mir und weine.
Ich bekenn, o Herr, dir meine Schuld,
mein Herz voll Unflats stecket,
ich flieh aber zu deiner Huld,
dein Gnad all’s Unrein’s decket.

2. Ach Herr, straf mich nicht in dei’m Zorn,
den niemand kann erleiden.
Wer ist jemals so rein gebor’n,
der den hätt’ können meiden?
Ach, züchtig mich nicht in dei’m Grimm,
Herr, sei gnädig mir Armen,
ich bin ja elend, schwach und schlimm,
tue dich, Herr, mein erbarmen.

3. Heil’ mich, mein’ Bein’ erschrocken sind,
mein’ Seel’ ist zag vor Schmerzen.
In mir ist alles worden blind,
kein Leben ist im Herzen.
Ach, wie lang willst du zürnen doch?
wie lang willst du mich kränken?
dein’ Barmherzigkeit lebet noch,
tu mich ja nicht versenken.

4. Wend’ dich, Herr, wend’ dich jetzt zu mir,
errett’ mein’ Seel’ behende.
Zu dir stehen all’ mein’ Begier,
dein’ Güt’ hat ja kein Ende.
Um deiner Güt’ willen allein
hilf mir durch Gnaden große,
im Tod gedenkt man zwar nicht dein,
es ist all’s blind und lose.

5. Im Leben tun dich loben all,
die dich als Gott erkennen,
und preisen dich mit großem Schall,
tun dich ein’n Vater nennen.
Im Tod ist nichts denn Finsternis,
die Höll’ tut dir nicht danken,
wend, Herr, von mir das Ärgernis
und laß mich doch nicht wanken.

6. Ach Gott, mein Herr, von Seufzen groß
bin ich ganz müd und weine,
ich schwemm’ mein Bett ohn’ Unterlaß
die ganze Nacht unreine,
im Schweiß lieg ich, mein Lager klein
netz ich mit Tränen klagend,
mein’ Sünd’ liegt auf mir wie ein Stein,
mein Herz und Bein zernaget.

7. Mein G’stalt die ist verfallen gar,
für trauen alt und bloße,
denn ich bin allenthalben zwar
geängst’t mit Bürden große.
Schweig doch, schweig doch, mein Seel und Sinn,
sei g’duldig, harr’ des Herren:
das Unglück wird bald gehn dahin,
die Hilf ist nicht mehr fern.

8. Ihr übeltäter, weicht von mir,
der Herr hat g’hört mein Weinen.
mein Flehen ist des Herren Gier,
sein Lust hat er an Kleinen.
Ein kleiner Geist Gott’s Huld erlangt,
betrübte Leut’ die besten,
ein großer Geist sich selber fängt
und bleibt alsdann am letzten.

9. Es müssen alle meine Feind
zuschanden werden balde,
erschrecken, wie sie sich vereint,
zertrennet mannigfalte,
zurück müssen sie fallen doch,
plötzlich zuschanden werden,
denn mein Herr Gott lebt jetzund noch
im Himmel und auf Erden.

10. Dank Gott, wenn du nur regen magst
dein Mund, Herz, Sinn und Kräften,
dir ist g’holfen von aller Last
aus Sünd, Not, Teufels G’schäften.
Ich bin in Gnad: trotz, wer das schilt,
mein Sünd ist nun gewaschen,
nun fehlt nichts denn daß ich zumal
vorhin werd zu ei’m Aschen.

11. Was ist es doch? Ich bin ein Kind
des großen Herren Gottes:
Laß her gehn Teufel, Welt und Sünd,
wer will mir bieten Trotzes?
O Jesu Christ, du bist ja mein
und ich dein bin und bleibe,
Sünd, geh hinweg, du bist unrein,
laß mir jetzt stehn mein Leibe.

12. Mein Seel du nicht anfechten sollst,
wenn du noch so groß wärest,
wenn du gleich hin und wieder trollst,
laß sehn, was du begehrest.
Ach Christ, du mein Erlöser heiß’t,
und bist mein Retter worden:
du mir Hilf, Stärk und Beistand leist,
sei mein Trost auserkoren.